Beste Spielerin will nicht spielen

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Servus Trainer,


    Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass meine beste Spielerin in meinem B-Juniorinnen Team vor ein paar Wochen verletzt wurde und seitdem in den Spielen total ängstlich ist. Jetzt habe ich sie darauf angesprochen und dann hat sie gemeint, dass sie weiter trainieren will aber bis nächstes Jahr kein Spiel mehr spielen will. ?(


    Schmerzen hat sie von der Verletzung aber keine mehr und ist auch so wieder 100% fit. Ich werde daraus nicht schlau, setze sie dann aber in unseren letzten beiden Punktspielen auch nicht ein. So bekommen andere Spielerinnen mehr Spielzeit was auch ganz gut ist. Im Winter haben wir dann auch noch ein Hallenturnier, wo wir an zwei Wochenendtagen hinfahren müssen und gegen einige wirklich sehr gute Mannschaften spielen werden. Da will sie umbedingt mit der Mannschaft mit, aber eben nicht spielen ?(


    Erklär mir das mal einer :D


    Besten Gruß,
    Danny

  • Hallo CoachDanny,


    Mädchen sind in dem Alter nicht so wehleidig wie die Jungen, "Schwalben" sind ihnen fremd. Wenn sich ein Mädchen gefoult erst mal liegen bleibt, dann hat sie sich auch tatsächlich verletzt. Da ist es normal, das man erst mal vorsichtiger wird, statt sich gleich wieder was auf die "Socken" hauen zu lassen.


    Gib ihr also etwas Zeit und dränge sie nicht, agressiver in die Zweikämpfe zu gehen. Wenn du in Mädchenteams etwas verlangst, was sie nicht wollen, sagen sie das nicht unbedingt sofort. Aber sie zeigen es durch deutlich geringere Trainings- und Spielteilnahme.


    Wenn ich deine Beschreibung aber richtig interpretiere, dann möchtest du auch gerne, das deine beste Spielerin wieder wie zuvor, den Gegner quasi im "Alleingang" besiegt? Sieh es mal so: nun bekommst du die Chance, deiner Mannschaft mehr Elemente des Fussballspiel zu vermitteln, damit die anderen Spielerinnen mehr Anteile am (erfolgreichen) Spiel haben. Dazu gehört auch das Passspiel und die Ballzirkulation. Denn wer das gut kann, der braucht sich nicht in unnötige Zweikämpfe beim Spielaufbau einlassen und bekommt auch weniger "auf die Socken"!
    Spätestens, wenn ihr aufsteigt, kommen stärkere Gegner, die es auch im Zweikampfverhalten mit deinen besten Spielerinnen aufnehmen können. Da ist es von Vorteil, wenn man auch schon ein bißchen was anderes trainiert hat.

  • Hallo CoachDanny,

    Mädchen sind in dem Alter nicht so wehleidig wie die Jungen, "Schwalben" sind ihnen fremd. Wenn sich ein Mädchen gefoult erst mal liegen bleibt, dann hat sie sich auch tatsächlich verletzt. Da ist es normal, das man erst mal vorsichtiger wird, statt sich gleich wieder was auf die "Socken" hauen zu lassen.

    Danke für die ausführliche Antwort! Du scheinst ja im Training von Mädchen-Mannschaften auch schon erfahren zu sein. Für mich ist das noch Neuland: Vieles ist gleich wie bei den Jungs, manches aber auch sehr anders.


    Sie ist zwar eine sehr gute Fußballerin und Sportlerin, aber ich würde sie schon als ein bisschen wehleidig einschätzen, was mir auch schon bei so einigen Situationen im Training aufgefallen ist. Insgesamt kann man das aber nicht am Geschlecht festmachen glaub ich, es gibt sowohl bei den Jungs als auch bei den Mädels die Rambos die trotz Platzwunde weiterspielen wollen und fast vom Feld gezerrt werden müssen und die etwas weicheren Spieler/innen, das ist auch ok so. Aber Schwalben ist bei Mädchen echt ein Fremdwort und es wird im Großen und Ganzen auch fairer gespielt, das finde ich sehr angenehm.

    Gib ihr also etwas Zeit und dränge sie nicht, agressiver in die Zweikämpfe zu gehen. Wenn du in Mädchenteams etwas verlangst, was sie nicht wollen, sagen sie das nicht unbedingt sofort. Aber sie zeigen es durch deutlich geringere Trainings- und Spielteilnahme.

    Du hast recht, ich gebe ihr so viel Zeit wie sie braucht. Wenn sie halt dieses Jahr gar nicht mehr spielen will wäre es schon ein bisschen Schade aber ich werde es natürlich akzeptieren und sie nicht unter Druck setzen.

    Wenn ich deine Beschreibung aber richtig interpretiere, dann möchtest du auch gerne, das deine beste Spielerin wieder wie zuvor, den Gegner quasi im "Alleingang" besiegt? Sieh es mal so: nun bekommst du die Chance, deiner Mannschaft mehr Elemente des Fussballspiel zu vermitteln, damit die anderen Spielerinnen mehr Anteile am (erfolgreichen) Spiel haben. Dazu gehört auch das Passspiel und die Ballzirkulation. Denn wer das gut kann, der braucht sich nicht in unnötige Zweikämpfe beim Spielaufbau einlassen und bekommt auch weniger "auf die Socken"!
    Spätestens, wenn ihr aufsteigt, kommen stärkere Gegner, die es auch im Zweikampfverhalten mit deinen besten Spielerinnen aufnehmen können. Da ist es von Vorteil, wenn man auch schon ein bißchen was anderes trainiert hat.

    Wir spielen halt jetzt noch gegen zwei Mannschaften, die auch um den Aufstieg mitkämpfen, somit sind es schon sehr wichtige Spiele wo ich rein vom sportlichen Aspekt eine schnelle, technisch-begabte Spielmacherin super gebrauchen könnte. Und beim Hallenturnier spielen die meisten Teams sogar eine Liga höher, für einen hoffentlichen Aufstieg sind die Spiele dort also eine super Probe. Aber für die anderen ist es tatsächlich auch ein Lerneffekt, sie müssen so selber mehr gute Pässe in die Spitze spielen. Bin da mal gespannt wie es übermorgen im Spiel gegen unserer ärgsten Verfolger klappen wird.

  • ...dass sie weiter trainieren will aber bis nächstes Jahr kein Spiel mehr spielen will. ?(
    Schmerzen hat sie von der Verletzung aber keine mehr und ist auch so wieder 100% fit. Ich werde daraus nicht schlau, ...


    Bedenke halt das eine Verletzung auch immer einen psychischen Knacks verursacht. Schneid dich einfach mal an nem Messer, beim nächsten mal wirst du das gleiche Messer ganz anders anpacken, weil du denkst "nee, nicht noch mal". Das ganz normal. Oder wenn du mal nen schönen schmerzhaften Pressschlag hattest, wirst beim nächsten Mal auch überlegen ob du den Ball schlägst wenn der Gegner angesprungen kommt.


    Hier hilft nur Praxis sammeln. Beim dritten oder vierten Mal wirst du z.B. das Messer auch wieder ganz normal, ohne dir Gedanken darüber zu machen, benutzen. Vielleicht kannst du sie ja zu Kurzeinsätzen in den letzten 10-15 Minuten überreden. Dabei soll sie aber einfach locker ihr Spiel machen ohne irgendwelche Auflagen.


    Ich hab momentan eine Spielerin, die sich seit einem Jahr mit einer Knieverletzung rumplagt. Körperlich ist sie 100% fit. Problem ist einfach ihr Kopf. Sie hat Angst das Bein zu belasten oder das sie in Zweikämpfen einen drauf bekommt.


    es wird im Großen und Ganzen auch fairer gespielt


    Na dann komm mal zu uns. Hab schon öfters gesehen, wie Spielerinnen malträtiert wurden, weil sie zu gut waren. Oft mals liegt es aber auch am Schiedsrichter, welche Intensität ein Spiel annimmt. Und wenn ich mir manchmal so die Blessuren meiner Spielerinnen nach einem Spiel anschaue, frage ich mich schon ob das fairer abläuft.


    Wenn ich deine Beschreibung aber richtig interpretiere, dann möchtest du auch gerne, das deine beste Spielerin wieder wie zuvor, den Gegner quasi im "Alleingang" besiegt? Sieh es mal so: nun bekommst du die Chance, deiner Mannschaft mehr Elemente des Fussballspiel zu vermitteln, damit die anderen Spielerinnen mehr Anteile am (erfolgreichen) Spiel haben.


    Wird leider viel zu wenig gemacht, besonders in den unteren Ligen. Wenn ich mir so unsere Ligagegner anschaue, sind da so grob 4, 5 Mannschaften deren Erfolg sich alleine durch eine einzelne Ausnahmespielerin begründet. Das komplette System und Spielverhalten der Mannschaft ist auf diese eine Spielerin ausgelegt. Fehlt diese Spielerin geht die Mannschaft den Bach hinunter. Hier wird einfach der kurzfristige Erfolg gesucht. Das das ganze nicht optimal ist, merken die meißten erst wenn sie den Erfolg hatten und aufgestiegen sind oder die Spielerin nicht mehr spielen kann (Beruf, Studium, Schwangerschaft etc.). Zumindest hier sind dermaßen große Unterschiede in der Spielstärke zwischen den Klassen, dass du mit deiner One-Woman-Show in der höheren Liga direkt wieder einpacken kannst.

  • Bedenke halt das eine Verletzung auch immer einen psychischen Knacks verursacht. Schneid dich einfach mal an nem Messer, beim nächsten mal wirst du das gleiche Messer ganz anders anpacken, weil du denkst "nee, nicht noch mal". Das ganz normal. Oder wenn du mal nen schönen schmerzhaften Pressschlag hattest, wirst beim nächsten Mal auch überlegen ob du den Ball schlägst wenn der Gegner angesprungen kommt.

    Der Vergleich ist gut und es ist sicher normal, wenn Spieler/innen nach einer Verletzung vorsichtiger sind. Trotzdem was es mit den Jungs fast immer so, dass sie auch gleich wieder voll spielen wollten selbst wenn es eigentlich noch zu früh war und in den Spielen dann gleich richtig brannten um zu zeigen, dass sie wieder fit und so gut wie vor der Verletzung sind. Da sind Mädchen und Jungs wohl doch anders und diese Unterschiede muss ich nach vielen Jahren Jungs-Trainer erst noch kennenlernen.

    Hier hilft nur Praxis sammeln. Beim dritten oder vierten Mal wirst du z.B. das Messer auch wieder ganz normal, ohne dir Gedanken darüber zu machen, benutzen. Vielleicht kannst du sie ja zu Kurzeinsätzen in den letzten 10-15 Minuten überreden. Dabei soll sie aber einfach locker ihr Spiel machen ohne irgendwelche Auflagen.

    Gute Idee, ich werde sie morgen einfach mal fragen ob sie die letzten 10 Minuten spielen will, da soll sie dann völlig unabhängig vom Spielstand ganz entspannt ihr Spiel machen.

    Ich hab momentan eine Spielerin, die sich seit einem Jahr mit einer Knieverletzung rumplagt. Körperlich ist sie 100% fit. Problem ist einfach ihr Kopf. Sie hat Angst das Bein zu belasten oder das sie in Zweikämpfen einen drauf bekommt.

    Ja so ein Problem ist nicht körperlich, sondern ganz allein im Kopf. Ich musste die letzten Wochen feststellen, dass Spielerinnen die umgerannt werden, sich weh tun oder einfach nur ein schlechtes Spiel machen doch viel emotionaler mit der Sache umgehen.

    Na dann komm mal zu uns. Hab schon öfters gesehen, wie Spielerinnen malträtiert wurden, weil sie zu gut waren. Oft mals liegt es aber auch am Schiedsrichter, welche Intensität ein Spiel annimmt. Und wenn ich mir manchmal so die Blessuren meiner Spielerinnen nach einem Spiel anschaue, frage ich mich schon ob das fairer abläuft.

    Das mag bei den Damen wirklich anders sein, vor allem wenn ihr in einer recht hohen Liga kickt. Aber bei den B-Juniorinnen ist es mir im Vergleich zu den B-Junioren der Jungs schon aufgefallen, dass viel fairer gespielt wird. Es wird allgemein viel weniger gefoult und Schwalben gibt es überhaupt gar nicht, selbst im Strafraum nicht. Auch hatten wir bis jetzt zum Glück nur diese eine Verletzung, während ich gerade bei den B-Junioren zu diesem Zeitpunkt meistens schon vier bis fünf lädierte Spieler hatte. Zumindest in der Jugend scheint es im Mädchenfussball schon sehr viel fairer zuzugehen, was ich wirklich sehr angenehm finde. Viele Jungs könnten sich an diesem Fairplay-Gedanken echt ein Beispiel nehmen!


    Zitat von »TW-Trainer«




    Wenn ich deine Beschreibung aber richtig interpretiere, dann möchtest du auch gerne, das deine beste Spielerin wieder wie zuvor, den Gegner quasi im "Alleingang" besiegt? Sieh es mal so: nun bekommst du die Chance, deiner Mannschaft mehr Elemente des Fussballspiel zu vermitteln, damit die anderen Spielerinnen mehr Anteile am (erfolgreichen) Spiel haben.

    Wird leider viel zu wenig gemacht, besonders in den unteren Ligen. Wenn ich mir so unsere Ligagegner anschaue, sind da so grob 4, 5 Mannschaften deren Erfolg sich alleine durch eine einzelne Ausnahmespielerin begründet. Das komplette System und Spielverhalten der Mannschaft ist auf diese eine Spielerin ausgelegt. Fehlt diese Spielerin geht die Mannschaft den Bach hinunter. Hier wird einfach der kurzfristige Erfolg gesucht. Das das ganze nicht optimal ist, merken die meißten erst wenn sie den Erfolg hatten und aufgestiegen sind oder die Spielerin nicht mehr spielen kann (Beruf, Studium, Schwangerschaft etc.). Zumindest hier sind dermaßen große Unterschiede in der Spielstärke zwischen den Klassen, dass du mit deiner One-Woman-Show in der höheren Liga direkt wieder einpacken kannst.

    Es ist aber auch gerade bei Mädchenmannschaften so, dass das Leistungsspektrum selbst innerhalb einer Mannschaft oft stark variert. Das merke ich auch immer bei unseren Gegnern, nach zehn Minuten kann ich genau sagen welche Spielerinnen uns gefährlich werden könnten und welche nicht. Bei mir ist es so, dass die eine Spielerin schon ein ganzes Stück besser ist als alle anderen, danach kommen aber noch so drei oder vier die auch ganz gut sind. Dann haben wir aber auch welche, die erst diesen Sommer richtig mit dem Fußball angefangen haben und natürlich noch nicht so das Ballgefühl und Spielverständnis haben. Dennoch lasse ich natürlich durchrotieren, da ich alle zum Einsatz kommen lassen will.

  • Hallo,
    vielleicht liegt es einfach nicht an ihrer physischen Einstellung sondern eher an der psychischen. Vielleicht blockiert sie etwas, das bisher unerwähnt geblieben ist?! Es ist nun eine Herausforderung ihres Umfeldes herauszufinden, welche Größe denn der Stein hat, der ihr im Weg liegt. Aus der Ferne ist es nicht möglich, diese Ursachen herauszufinden, ich schlage dennoch vor, dass sich die Trainerin erst mal mit den Eltern unterhält, um dann daraus Schlüsse zu ziehen. Es könnte sein, dass sie sich im Team nicht mehr wohlfühlt, dass ihre Eltern nicht mehr voll hinter ihrem Sport stehen, dass die Schule höhere Anforderungen stellt, dass sie einfach keine Lust mehr hat, dass ihre Interessen in eine andere Richtung gehen, dass sie schlichtweg Angst hat.... Du siehst, es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um das "Warum" zu erklären. Du kannst Dich gern an mich wenden, wenn Du selbst nicht weiterkommst. Versuche es mit einigen Übungen aus dem Mentaltraining, um ihren Kopf wieder frei zu machen, wenn sie es will.