Ein bisschen sportlicher
Erfolg tut mir als Trainer auch sehr gut, auch wenn es nicht im
Vordergrund stehen sollte. Man arbeitet an einem guten Unterbau für
den Herrenbereich. Aber ist das wirklich so?
…...
Ich schaue mich bei Kollegen im
Landkreis um und sehe, dass Vereinstreue nichts mehr wert ist. Kinder
wechseln hin und her, meist getrieben von ehrgeizigen Eltern, die
sich die große Karriere erhoffen.
…..
Die Trainer stehen im Prinzip vor
einem Scherbenhaufen. Sie haben Kindern über Jahre alles bestmöglich
vermittelt und beigebracht, damit sich ein anderer Verein am Ende mit
seiner guten Jugendarbeit und hochklassigen Ligateilnahmen schmücken
kann.
…...
Eltern sind Egoisten. Das ist sicher
nicht neu, doch ich finde es nimmt neue Ausmaße an. Ich persönlich
komme mir teilweise vor wie ein Dienstleister.
…….
Vielleicht liegt es auch an mir, aber
ich verspüre einen gewissen Druck. Einen Druck den Anforderungen
einiger Eltern gerecht werden zu müssen. Ich möchte den Kindern
immer gutes Training bieten und sie besser machen. Das ist mein
persönlicher Anspruch. Aber dürfen Eltern Ansprüche an einen
ehrenamtlichen Trainer stellen?
…….
Am Ende kann man niemanden vorschreiben
zu bleiben. Vereinswechsel sind jetzt auch nichts ungewöhnliches.
Aber ist es nicht frustrierend, dass am Ende oft andere die Lorbeeren
ernten sollen? Das man nur als Mittel zum Zweck gesehen wird? Die
ganzen Auseinandersetzungen wegen zu wenig Spielzeit, falscher
Positionen, zu laschem oder falschem Training...wofür?
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Die Initialzündung für das Kindertraineramt war für mich, wie wohl auch für viele andere eine kleine Erpressung von Seiten des Vereins : wenn sich kein Trainer findet, dann gibt es eben nächstes Jahr keine Bambinis... man wollte dem eigenen Nachwuchs ja nicht den Weg in den Fußball verbauen und hinbringen/abholen muß man das Kind ja sowieso...
In der nächsten Saison (F-Jugend) hat sich der akute Trainermangel des Vereins eher noch verschlimmert - die Kids, die man trainiert lieben einen - und die Eltern sich froh, dass sich jemand, der aus ihrer Sicht angeblich Ahnung hat - drum kümmert. Es gibt kleine Erfolge in der Ausbildung, man gewinnt das eine oder anderere Turnier und man merkt, es macht plötzlich Spaß.
2 Jahre später (E-Jugend) ist der organisatorische Aufwand und die sportliche/fachliche Anforderung an mich Trainer enorm gestiegen. Das nervt. Gleichzeitig haben wir mit einer Reihe Eltern über den Fußball enge Freundschaften geschlossen und unternehmen sogar gemeinsame Urlaube. Ebenfalls gleichzeitig ist die Identifikation mit dem Verein enorm gestiegen, obwohl dies nicht mein Heimatverein ist, da wir erst seit ein paar Jahren hier wohnen. Der Verein ist ein chaotischer Dorfverein und wie fast überall gibt es viele Dinge, die einen auf die Palme bringen, bzw einen verzweifeln lassen, aber das alles wird durch die neuen persönlichen Bande mehr als kompensiert.
In der E-Jugend spielen wir erstmals etwas erfolgsorientiert und dabei unerwartet einigermaßen erfolgreich. Ob ich aber gleichzeitig vernünftig ausbilde, kann ich letztendlich nicht abschließend beurteilen.
Nächste Saison steht mit der D-Jugend das verkleinerte Großfeld an. Bin ich dann noch Trainer? Ich befürchte es. Gerne würde ich die Mannschaft in die Hände eines qualifizierten Trainers geben, denn
- der organisatorische Aufwand überfordert mich ziemlich, da ich nur sehr aushilfsweise auf Co-Trainer zurückgreifen kann
- der erforderliche Fortbildungs-Aufwand für mich erhöht sich ständig
- nach 4 1/2 Jahren ist die einstige Bewunderung des Trainers durch die Kids vorbei, die Autorität leidet, mehr und mehr disziplinarische Probleme stellen sich ein (welcher Lehrer unterrichtet ein Kind länger als 4 Jahre?)
- es wäre gut , wenn die Mannschaft, die jetzt seit 5 Jahren ohne einen einzigen substantiellen Abgang zusammen ist, über meine begrenzten Ideen vom Fußball hinaus auch andere "Fußball-Philosophien" kennenlernen würde.
Ob man einen anderen Trainer findet? Wohl kaum, macht aber nix, denn es läuft ja...….
Zu den Punkten von Libra möchte ich sagen:
Man sollte den Trainer solange machen, wie es Spaß macht, und es macht eine Menge Spaß, wenn man selbigen in den Vordergrund stellt.
Zu erfolgsorientiertes Arbeiten im sowohl im Hinblick auf Ergebnisse als insbesondere auch im Hinblick auf Ausbildungsziele ist dabei m.E. kontraproduktiv. Wichtig ist, das aktuell alle Spaß im Team haben (ab und zu ein Spiel gewinnen, alle bekommen Spielzeiten, abwechslungsreiches Training) und vermittelt bekommen, daß "ihr" Verein der einzig wahre ist.
Kinder bzw Eltern, die zu egoistisch oder ehrgeizig sind, können sich gerne sofort nach einem anderen Verein umsehen.