Video- und Computerspiele hat es schon vor mittlerweile 25 Jahren gegeben. Das fällt als Erklärung also aus.
Kurze Zusammenfassung der wichtigsten Gründe, die aus meiner Sicht greifen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit
1) Sehr großes Angebot an anderen Dingen, die man zum Zeitvertreib machen kann
- Interessant, dass der Fußball trotzdem eine ziemlich starke Position hat. Es lohnt sich also zu überlegen, welche Aspekte den Fußball attraktiv machen und diese zu verstärken/zu betonen
2) Internet/Medien sind ein Problem
- Gemeinschaftserlebnisse sind dadurch viel einfacher online zu machen. Wozu man "früher" zwangsläufig zusammenkommen musste, um Gemeinschaft zu erleben, ist nun über online zocken, chatten, Facetime, House Party etc. möglich
Für viele "Ältere" ist das nicht gleichzusetzen, aber es scheint dem Bedürfnis der Jugendlichen gerecht zu werden
3) Hoher Grad an Individualisierung
- Stichworte: Das "Ich" vor "Team", Helikoptereltern, weniger Bereitschaft im Verein zu helfen wenn es einem nicht direkt selber was bringt, usw.
4) Geringere Frustrationstoleranz
- Das soll sich nicht lesen wie ein alter Mann, der gegen Zocken wettert, ich mache das selber gerne, aber viele Jugendliche haben anscheinend eine immer geringere Frustrationstoleranz, Gründe dafür sind u. a. Computerspiele (läuft es nicht, kann man neu starten, cheaten, etc.), Eltern, die von früh an den Kindern viele Hindernisse direkt aus dem Weg räumen, das schon Angesprochene "Wenn du nicht willst gehst du heute halt nicht" anstatt "Beweg deinen Hintern ins Training", was früher sicher öfter vorkam. Das ist eines der ganz entscheidenden Dinge für mich!
Wie oft habe ich mich schon, auch als Trainer, ins Training geschleppt, obwohl ich nicht sooo motiviert war. Die Motivation kam dann aber fast immer auf dem Platz! Ich habe darüber auch mal mit meinen Spielern gesprochen, wenn sie etwas älter waren, so 14/15, und bei vielen verhält sich das ganz genauso. Wenn es einem in diesem Punkt aber an Einstellung mangelt/bzw. die Eltern es vorleben, ist das ein ganz großes Problem
5) Fehler der Trainer
- Die meisten wollen sicher ihr Bestes geben. Stichworte, die den Drop-Out fördern: Übermäßiger Ehrgeiz, Unfaires Behandeln, nicht altersgerechtes Training, Training, das den Bedürfnissen der Spieler (Spaß! Erfolge!) nicht gerecht wird, pädagogisch schlechter Umgang, usw.
An dieser Stelle aber auch mal eine Lanze für die Trainer: Die Anforderungen, um all dem gerecht zu werden, sind extrem hoch!
6) Strukturfehler der Vereine
- Vereine, die so gar nicht erkennen (wollen), dass sich Zeiten ändern und man auch diverse Anpassungen vornehmen muss, was ohne finanzielle Mittel oft schwierig ist. Damit zusammenhängend auch immer wieder das Thema, dass Fußball nichts kosten darf. Es spricht rein gar nichts dagegen, dass Fußball 20-50 Euro im Monat, je nach Ausrichtung des Vereins, kosten sollte (wer wirklich nicht zahlen kann, darf trotzdem mitmachen), aber da müssten die Vereine insgesamt mitziehen und das will einfach in den Kopf der Mehrheit nicht hinein