@Schimanski, das sind tolle Anregungen. Besonders gut gefällt mir die implizite Hochschätzung der Abwehrarbeit. Ich habe mich selber früher über die Stürmerstars geärgert, die vorne gerne für die tollen Momente da waren, aber sich für die "Arbeit" zu schade waren; das entspricht nicht meinem Verständnis von Fußball. Abgesehen davon habe ich immer Defensivarbeit und Spielaufbau als spielentscheidend wahrgenommen; wer dann letztendlich die Bude macht, ist nebensächlich; wenn Defensivarbeit und Spielaufbau vernünftig laufen, kann man sich drauf verlassen, dass früher oder später auch die Bude gemacht wird.
Beim 3-3 finde ich charmant, dass es nur zwei Positionen, nämlich Sturm und Abwehr, gibt. Das ist einfach und klar, Stichwort "vom Einfachen zum Komplexen".
@Schminaski, eine Frage hätte ich an dich und ich hoffe, dass du sie mir beantwortest, weil es mich wirklich interessiert: Wie hast du das in der F-Jugend mit der horizontalen Ebene gehalten? Hast du Spieler auf rechts und links eingeteilt oder wie hast du das gehandhabt? Wie streng bist du da in der Einteilung?
Steini: Bei uns ist schon Rotation erkennbar. Wir hatten jetzt zwei Spiele, in denen (fast) alle Positionen gewechselt wurden. Ich denke, man muss als Trainer v.a. darauf achten, dass es keine "schwarzer Peter"-Rollen gibt. Jeder und jede ist wichtig, jeder und jede hat ihren Verantwortungsbereich. Verteidigung ist genauso wichtig wie Sturm.
soccerbook:
Nochmal zu These 4. Ich glaube schon, dass das ein wichtiger Punkt ist, denn festes Positionsspiel kommt fußballerisch weniger begabten Kindern entgegen. Sie haben dann ihren kleinen Zuständigkeitsbereich, in dem sie auch nur die Aufgabe haben, den Ball irgendwie nach vorne zu passen; aber sie können halt auch mit dabei sein, mit ihren Freunden, ist doch schön. Natürlich haben sie nicht den Anteil an Erfolgen wie die begabteren Spieler, aber sie haben ihre Aufgabe, die für sie Mannschaft wichtig ist und mit der sie zufrieden sein können. Sie können sich wichtig und gebraucht vorkommen.
Für meinen Sohn wünsche ich mir als stolzer Papa größtmögliche Freiheiten, weil ich weiß, dass er diese Freiheiten sehr gut nutzen würde – und das sicher zum Wohl der Mannschaft; aber nicht unbedingt zum Wohl seiner (schwächeren) Mitspieler; denn wenn er mit größeren Freiheiten als sehr begabter Spieler mehr zum Zuge kommt, werden seine weniger talentierten Mitspieler zwangsläufig weniger den Ball haben, ist doch klar. Für ihn schön, für seine Teamkameraden aber nicht.
Ich habe gerade erst eine Situation beobachtet, wo ein weniger begabter Spieler den Ball hatte. Dann kreuzt ein sehr talentierter Mitspieler seinen Laufweg und fordert verbal den Ball. Was macht der ballführende Nix-Talenticus? Klar, er bolzt den Ball einfach ins Aus; weil er sich gegängelt und missachtet fühlt. Ich kann das verstehen. Klare Zuteilungen und Aufgaben verhindern solche Konflikte und das kommt auf jeden Fall den schwächeren Spielern zugute.
Zitat
Einer meiner Spieler macht das intuitiv. Wenn er als Abwehrspieler eingeteilt ist und er merkt, dass vorne nix geht, geht er permanent mit nach vorne. Wenn er vorne eingeteilt ist und merkt wir bekommen zu viele Gegentore orientiert er sich nach hinten. Das macht er nicht - wie ihm gerne von anderen Eltern vorgeworfen wird - aus Egoismus, sondern mMn aus Teamplay-Gründen.
Weiß nicht, wenn er hinten als Abwehrspieler eingeteilt ist, steht er hinten in der Verantwortung. Wenn er sich dann nach vorne begibt, verlässt er seinen Verantwortungsbereich. Wenn es da keine Absprachen gibt, ist das egoistisch, oder? wie soll man es anders nennen?
Vielleicht ist dieser Spieler ein sehr begabter Spieler und dann muss man als Trainer Kompromisse finden, dass begabte Spieler nicht gebremst und schwächere Spieler trotzdem gefördert werden. Ist auch ein Balanceakt. Aber Fußball ist eben ein Mannschaftssport. Auch die wirklich guten Spieler müssen das lernen und sich damit anfreunden.