Beiträge von Powerzwergenpapa

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    Ersatzbank: Schwillt dir auch schon der Kamm? :D


    Dann übe ich mich mal wieder in Deeskalation.


    Meine obige Aussage bezog sich auf ältere "Kinder", auf Jugendliche. An das "U10" des Eröffnungsposts habe ich gar nicht mehr gedacht. Mir ist das eben nur in den Sinn gekommen beim Lesen von Posting #24.


    Ich weiß nicht, wie das auf Kindermannschaften in leistungsorientierten Vereinen übertragen werden kann. Aber ich möchte doch vermuten, dass Spieler, von denen man sich wirklich etwas verspricht, auch da einem höheren Anspruch ausgesetzt sind.


    In erster Linie wollte ich aber den Threadersteller zu einer positiveren Sicht der Dinge ermuntern. Man muss m.E. das Verhalten des Trainers nicht so negativ interpretieren, wie @JJH das tut, gerade wenn sein Sohn wirklich so heraussticht.

    Ich habe es bei ambitionierten Mannschaften (NLZ) in der Vergangenheit so erlebt, dass gerade die herausragenden Spieler besonders "hart" behandelt werden. Ich habe mich da auch drüber gewundert, denke aber mittlerweile, dass da System hintersteckt, nämlich dass die Trainer sie so am Boden halten wollen, weil sie nur, wenn sie weiter an sich arbeiten eine Chance haben. Allerdings sind das dann die Spieler, denen wirklich der Sprung in den Profi-Bereich zugetraut wird!


    Vielleicht solltest du es als Lob auffassen, dass dein Sohn strenger als die anderen behandelt wird?!

    Zitat von "AKjfv"

    Mir schwillt der Kamm. Der Spielmacher in der E 2 und Eltern die sich um diese Position streiten und beneiden und nun ernsthaft nachfragen, ob Sie diese Position für ihren Sohn beim Trainer einfordern sollten. Ernsthaft...?


    Zu diesem konkreten Fall kann ich nichts sagen; aber das geschilderte Problem und auch den Ärger darüber (Stichwort "Streit", "Neid") kann ich nachvollziehen. Wenn etwas ungerecht zugeht, ärgert man sich und wenn die "Spielmacher"-Position immer für denselben Spieler (womöglich noch der Trainersohn) reserviert ist, dann ist das ungerecht. Denn natürlich kann man über den Begriff "Spielmacher" oder die Nummer "10" streiten; aber unstrittig ist doch, dass die Spieler auf den zentralen Positionen (1-2 Spieler) sehr viel häufiger in Spielsituationen involviert sind, als die Spieler auf außen. Daraus resultieren mehr Ballkontakte, mehr Spielpraxis, mehr Lernerfahrungen. Wenn dieses Plus immer denselben Spielern vorbehalten ist, ist das ungerecht, schürt Neid und dass man dann deswegen irgendwann in Streit gerät, will ich nicht gutheißen, kann ich aber sehr gut nachvollziehen.

    Zitat von "TW-Trainer"

    Es wäre falsch, eine (hohe) Niederlage allein am Torwart festzumachen


    Zu dem von mir angesprochenen Spiel: Es genügt da ja, dass es zu einer Abstoß-Situation kommt. Wenn dann sich nur ein Stürmer irgendwie zentral vor den Torwart zu stellen braucht, um darauf zu spekulieren, den Abstoß abzufangen und das in 98% der Abstoßsituationen genauso eintrifft, dann weiß ich nicht, was eine Defensive da machen soll. Im konkreten Spiel sind 6 Tore auf diese Weise gefallen. Bei 2x20 Minuten kommen sechs Abstoß-Situationen m.E. sehr schnell zusammen.

    Zitat

    ...und ich habe einen ziemlich schwachen TW.


    Das kann allerdings eine große Rolle spielen. Unser junges F-Team hat in seinem ersten Spiel eine derbe Klatsche gegen einen eigtl. absolut gleichwertigen Gegner kassiert. Die wesentliche Ursache war der Torwart. Gar nicht mal, weil er keinen Ball gehalten hat (das auch, aber das ist nicht entscheidend); sondern jeder Abstoß wurde dem Gegner vor die Füße gespielt.


    Ich denke, wenn man – vom Ergebnis her gesehen – in der F-Jugend erfolgreich spielen will, ist der Torwart eine absolute Schlüsselposition. Gleichzeitig ist es gerade die TW-Position die Position, bei der sich am Ende dann halt irgendwer finden muss, der es macht. Ich persönlich bin der daher der Auffassung, dass insbesondere bei der TW-Position konsequent rotiert werden muss. Alles andere finde ich den Kindern gegenüber einfach nicht fair.

    Zitat von "[url='http://www.trainertalk.de/fussballtrainer/user/5335-strznievski/'

    Strznievski[/url]"]UND DAS KONNTE ICH MIR NICHT (SOFORT) ERKLÄREN!


    Das heißt, mittlerweile hast du eine Erklärung? Dann frag ich mal ganz direkt und aus echtem Interesse: Wie würdest du dieses "Debakel" erklären?



    Zitat

    Meine Mannschaft ist es gewohnt viele Ballaktionen zu haben und "scheitert" in der Regel daran ausgekontert zu werden.

    Das finde ich auch lässlich, insbesondere beim jungen F-Jahrgang.

    Zitat

    In diesem speziellen Fall hatte ich aber das Gefühl, dass die jahrelange "Arbeit" umsonst war, bzw. in eine falsche Richtung lief.


    Und da finde ich zunächst die spannende Frage, wie es zu diesem Gefühl kommt. Also ist es einfach nur der verständliche Frust nach so einer Klatsche? Das kann ich verstehen, dann sollte aber ja nach ein paar Stunden das Gefühl wieder verschwinden.


    Welchen Anhalt kann dann aber noch dieses Gefühl haben? Ich möchte vermuten, dass es die Hilflosigkeit ist, zuschauen zu müssen, wie deine Mannschaft nullkommanull Chance hat; so macht Fußball ja keinen Sinn.


    Also muss man analysieren, wie es zu dieser Einseitigkeit in dem Spiel kam. Wie ist es zu den vielen Toren gekommen? War es gutes Zusammenspiel oder gute Einzelaktionen? "Konter" oder Distanzschüsse? Waren es immer dieselben Torschützen oder konnten selbst diejenigen beim Gegner mal ein Tor machen, die das sonst nie tun?


    Da dir das Ergebnis so nachgeht, denke ich, dass die gegnerische Mannschaft schon (für ihr Alter) gut Fußball gespielt hat und das nicht nach dem Motto "stumpf ist Trumpf" lief. Dann bitte ich folgendes zu bedenken: Bei einem Spiel 6 gegen 6 Feldspieler, muss es ja – damit so etwas wie ein Fußballspiel zustande kommt – irgendwo auf dem Platz zu Spielsituationen kommen, in denen eine Art annähernde Chancengleichheit zwischen den Gegenspielern herrscht. Wenn der leistungsstärkste deiner Spieler schwächer ist als der leistungsschwächste Gegenspieler, dann bist du als Trainer hilflos. Das ist eben so. Und wenn du einen starken 2009er-Spieler hast und der Gegner ist ein starker 2008er-Spieler, dann kann der 2009er noch so gut und noch so "bissig" sein, er wird gegen den 2008er immer den Kürzeren ziehen. Insofern ist das dann auch begrenzt aussagekräftig. Und die fußballerischen Leistungsmerkmale sind in dem Alter einfach naturgemäß noch nicht so weit gestreut, so dass die stärkere Physis selbst bei fußballerisch limitierten Kindern schon einen großen Unterschied machen kann.


    Dazu kommt, dass du – nehme ich jetzt an – eine klassische, sehr heterogene Dorfmannschaft trainierst, während euer Gegner eine 2008er-Auswahlmannschaft war. Wenn dann die 2008er richtig gut drauf sind und deine Kinder vlt. auch nicht ganz so einen guten Tag hatten (war das Spiel daheim oder auswärts, kann da ja auch eine Rolle spielen!?), dann reicht das als Erklärung für so ein Ergebnis, ohne dass man sich da als Trainer einen allzu großen Kopf machen muss.


    Daher zum Schluss nochmal die Frage, wie du dir dieses Gefühl erklärst:

    Zitat

    In diesem speziellen Fall hatte ich aber das Gefühl, dass die jahrelange "Arbeit" umsonst war, bzw. in eine falsche Richtung lief.

    26:0 ist schon sehr derbe und dass man sich da als Trainer hinterfragt, kann ich sehr gut verstehen. Das bedeutet ja – wenn man die Zeiten für Anstoß etc. miteinbezieht – dass keine 2 Minuten ohne Gegentor überstanden wurden bzw. dass praktisch jede Minute ein Tor erzielt wurde. Bei uns im Pokal gab es interessanterweise auch ein paar mal exakt dieses Ergebnis (waren die höchsten Niederlagen), so dass ich mal die These in den Raum werfe, dass bei absoluter Überlegenheit die höchstmöglichen Siege im Kifu dieser Altersklasse etwa in diesem Bereich (ca. 25:0) liegen. Mit anderen Worten: Ihr hättet zu dem Spiel genauso gut nicht antreten brauchen, das war aus eurer Sicht vertane Zeit.


    "Wie konnte das passieren?" Kann ich bei euch natürlich nicht beurteilen. Es ist aber so, dass die physische Konstitution in dem Alter deiner Jungs eine extreme Rolle spielt. Fast immer sind es die großen, kräftigen, durchsetzungsstarken Kinder, die ein Spiel dominieren; und das müssen meiner Erfahrung nach nicht unbedingt die besten Fußballer sein. In dem Alter reicht es halt noch, allgemein kräftig und sportlich zu sein, mit einem guten Torschuss; mehr braucht der "Star" einer Kinderfußballmannschaft eigtl. nicht.


    Aber nochmal eine persönliche Erfahrung: Unsere Mannschaft hat vor einiger Zeit in einer ähnlichen Konstellation gespielt. Da haben viele Kinder bei uns im Team gefehlt. 3 2009er und 4 2010er (einer davon noch fünf Jahre alt) haben gegen lauter 2008er gespielt. Das Spiel ging 10:0 für die 2008er aus. Allerdings hat unsere junge Mannschaft gut gespielt, phasenweise drückten sie die 2008er in die eigene Hälfte und hatten mindestens ein Tor verdient (aber manchmal will es halt nicht fallen); nur – *räusper* – vor lauter Offensivpower hatten sie die Absicherung hier und da vergessen :P


    Also, es muss nicht so sein, dass ein 2008er-Team ein jüngeres Team so derartig extrem dominiert. Woran liegt das aber? M.Mn.n ganz einfach, denn in unserem Team sind einige Kinder (unter anderem der 5jährige!), die kennen nichts, wenn sie in die Zweikämpfe gehen; die "Beißen" und "Treten", und flitzen über den Platz, als ob es kein Morgen gibt. Das ist ja manchmal ganz erstaunlich, beim letzten Mal Bambini-Training hat einer der kleineren Jungs von einem der größeren mit voller Wucht den Ball ins Gesicht bekommen. Wir Betreuer sprinten sofort hin zum Trösten, aber der kleine Fratz stand da und lachte fröhlich und hat sich einfach gefreut, dass der Ball von seinem Kopf ins Tor abgeprallt ist.


    Aber so etwas lässt sich ja nicht trainieren und sollte auch m.Mn. n. auch nicht trainiert werden.

    Zitat

    Zusätzlich versuchen die älteren im Spiel möglichst alleine zu spielen, sie umdribbeln 3-4 Spieler und bleiben dann hängen anstatt abzuspielen.


    Zitat

    Die älteren Spieler sind sehr überzeugt von sich.


    Seid ihr aufgestiegen? War die Liga aus anderen Gründen in der letzten Saison weniger herausfordernd?


    Für mich hört sich das jdflls. so an, als hätte das Problem eine längere Geschichte. Ich möchte vermuten, dass in der letzten Saison eine kompakte Defensivleistung gepaart mit guten Einzelaktionen nach vorne für den Erfolg (=Siege) ausreichten. Das ist auch das klassische Erfolgsrezept im Kinderfußball – hinten zwei besonders große und kräftige Kinder und vorne auf die Könner hoffen. Nur, irgendwann reicht das nicht mehr. Deswegen muss die fußballerische Ausbildung auch andere Ziele verfolgen als allein Siege zu generieren.


    Die Integration der neuen Spieler ist nach dem, wie du es beschreibst, in meinen Augen nur Symptom einer tiefer sitzenden Problematik.

    Wie du selbst schreibst, gibt es schon Kinder in dem Alter, die da eine Menge drauf haben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es bei dieser Sichtung beim Jonglieren stumpf darum geht, dass die Kinder sozusagen ein Mindestmaß an Ballberührungen in der Luft hinbekommen müssen. Es wird da eher um das Ballgefühl des Kindes gehen. Die wollen sehen, dass der Ball grundsätzlich der Freund deines Sohnes ist. Selbst wenn dein Sohn den Ball nur ein paar Mal hochzuhalten schafft oder auch der Ball zwischendurch den Boden berührt, wird man das erkennen können.

    Zitat von Powerzwergenpapa

    Wenn ja, warum? Liegt es an seinen fußballerischen Fähigkeiten? An seiner Athletik? An seiner Physis?


    Dazu nochmal als Ergänzung: Wenn die hohen Spielanteile allein daher rühren, dass der Spieler sehr groß und kräftig ist, wird der Trainer auch versuchen, das zu kanalisieren. Ich erlebe das bei uns oft, dass es v.a. große und starke Kinder sind, die das Geschehen auf dem Rasen bestimmen. Das sollte ein Trainer einzuordnen und zu differenzieren wissen.


    Die Priorität sollte m.E. auf der fußballerischen Ausbildung liegen. Das ist ja auch die Erwartung von uns Eltern. Alles andere geben auch die 1x60-90Min./Woche Training nicht her.

    Natürlich ist das toll, wenn ein Spieler mit so viel Energie und Einsatzwillen dabei ist. Aber es ist eben auch eine Aufgabe des Trainers, dabei zu beurteilen, ob und inwieweit dieser Spieler dadurch seine Mitspieler ausbremst.


    Ich denke, wenn ein Spieler hohe Spielanteile verzeichnet, muss sich der Trainer zunächst fragen, woran das liegt. Also, ist der Spieler tatsächlich besser (leistungsstärker). Wenn ja, warum? Liegt es an seinen fußballerischen Fähigkeiten? An seiner Athletik? An seiner Physis? Oder hat er womöglich einfach nur die größere Klappe, oder auch nur Eltern, die in der Dorfhiearchie ganz oben stehen (auch so etwas kann ja eine Rolle spielen)? Oder ist es einfach der Bonus des Trainersohns? Je nach dem, wird der Trainer unterschiedlich reagieren.


    Sind es allein außersportliche Faktoren, die dazu führen, dass einem Spieler oft der Ball überlassen wird (z.B. die große Klappe), wird der Trainer versuchen, dies zu unterbinden. Der Spieler braucht dann einen klar festgelegten Platz im Team und der Trainer wird darauf achten, dass er sich im Spiel auf seine Rolle beschränkt und seinen Mitspielern Raum zur Entfaltung lässt.


    Sticht der Spieler sportlich heraus, wird der Trainer differenzierter reagieren. Zum Beispiel bietet sich m.E. dann öfter mal eine Aufstellung mit einem Verbindungsspieler an (2-1-3 oder 3-1-2), der dann besondere Freiheiten genießt. Ich denke aber, ein Trainer von Kindermannschaften darf nicht nur die leistungsstarken Spieler im Blick haben, auch die schwächeren Kinder haben ein Recht darauf, in ihrem Sport gefördert zu werden (sofern sie das wollen).


    Auch der Gegner spielt eine Rolle: Bei einem sehr guten Gegner, wird der Trainer geneigt sein, seinen leistungsstarken Spielern mehr Freiheiten zu gewähren; bei einem schwachen Gegner, wird er das restriktiver handhaben.



    Zitat von "Strznievski"

    Allerdings ist es eine Gratwanderung zwischen einer klar definierten Aufgabe (dem körperlichen und intellektuellen Stand eines Kindes angepasst) und Überforderung.

    Ich denke, es muss dabei (ich denke da jetzt von unserer Mannschaft her an F-Spieler!) um sehr einfache und klare Aufgabenbeschreibungen gehen. Und der Trainer muss darauf achten, dass deutlich wird, dass solche Aufgaben nicht "in Stein gemeißelt" sind, sondern heute und jetzt und in diesem Spiel gelten und im nächsten Spiel kann das wieder anders sein. Zum Beispiel: "Heute erwarte ich von den Stürmern, dass sie nicht weiter als bis zur Mittellinie zurückkommen." Oder "Heute erwarte ich von den Stürmern, dass sie nach hinten mitarbeiten." Ich halte solche einfachen, klaren Anweisungen für F-Spieler nicht für eine Überforderung.

    Zitat von "Zodiak"

    Ich arbeite schon mit "Positionen" aber auch nur um ihnen Räumliche Vorstellungen zu ermöglichen für einzelne Positionen.


    Du hast ja eine sehr begabte Truppe beisammen. Ich denke aber, spätestens wenn Spieler in puncto Spielanteile zurückfallen, sollten die Positionen klarer umrissen werden. Das kann verschiedene Gründe haben:
    - ein Spieler, sei es weil er besonders begabt ist oder besonders dominant, reißt das Spiel an sich, dann haben andere natürlich weniger den Ball.
    - auch in umgekehrter Richtung kann der Charakter eine Rolle spielen, dass ein Spieler einfach als Persönlichkeit sehr zurückhaltend ist.
    - oder ein Spieler ist tatsächlich technisch schwächer oder auch weniger reaktionsschnell/langsamer als die anderen.
    - oder aufgrund der Sozialstruktur ist ein Spieler außenvor.


    Klar umrissene Aufgaben, eine klare Ordnung und feste Positionen mit eindeutig festgelegten Zuständigkeitsbereichen sind auch ein Instrument für den Trainer, um möglichst viele Spieler in das Spiel miteinzubeziehen.

    Nottrainer:


    Für mich kommt als Alternative zum 2-2-2 eigtl. nur ein 3-2-1 ("Tannenbaum") infrage, mit der Option, dass einer der drei Verteidiger bei Ballbesitz mit angreift bzw. nach Ballgewinn ins Dribbling gehen kann.


    Beim 3-1-2 bekommt für mich die Rolle des Verbindungsspielers zu viel Gewicht. Finde ich fürs Team nicht gut. Wenn in einer Mannschaft wirklich ein Spieler extrem heraussticht und seine Mitspieler wenig ambitioniert sind, ist das vlt. eine Option, aber sonst m.E. nicht.

    Alter_Sack: So wie du es beschreibst, klingt das 3:3, das ihr spielt, für mich nach einer extrem starren, wenig Raum für Kreativität lassenden Spielweise. Viel Laufarbeit mit dem eine Ziel, die Räume eng zu machen bzw. Überzahlsituationen zu schaffen. Der einzelne Spieler muss sich völlig der Mannschaft unterordnen.


    So wie du es beschreibst – und es ist ja immer die Frage, wie idealtypisch das dann tatsächlich auf den Rasen zu bekommen ist – lässt diese Interpretation des 3:3 wenig Spielraum für 1:1-Situationen und Dribblings.


    Außerdem muss man für eine solche Spielweise auch die Spieler haben, weil das Passspiel ja da eine hohe Bedeutung bekommt. Wir haben bei uns in der Mannschaft einige Kinder, bei denn man froh ist, wenn sie den Ball treffen. Vlt. sieht das in der E-Jugend anders aus, aber für uns als junge F kann ich mir das nicht vorstellen.



    Steini: Auch wenn der Außenspieler bis zur Mittellinie einrücken darf, ist er ja auf eine Seite festgelegt. Ich denke aber, wenn sich links ein Raum eröffnet, in den ein Spieler vorstoßen kann, dann soll er diesen Raum auch nutzen dürfen, ohne im Hinterkopf zu haben, dass er ja eigtl rechtsaußen spielt.


    M.Mn. n. sollten gerade bei Ballbesitz die angreifenden Spielerein ein Maximum an Freiraum haben. Bei 3 MF-Spielern oder 3 Angreifern hat man wieder dieses hemmende "Ich spiel rechts/links"-Vorzeichen. Dann kann man, meine ich, besser einen Abwehrspieler mehr aufstellen, mit der Option bei Ballbesitz mit nach vorne zu gehen.

    Zitat von "Schimanski"

    Zum Ende der E-Jugend waren mir im 2-3-1 die Außen oft etwas blass und tendenziell weniger beteiligt.


    Das bestätigt genau meinen Eindruck (junger Jahrgang F-Jugend). V.a. ist immer ein Außenspieler außenvor, und wenn man Pech hat, ist es auch noch immer derselbe (weil der Ball ja nur über eine Seite laufen kann). Beim Spiel mit Außenspielern ist also immer ein Spieler aus dem Spiel (=steht weder als Anspielstation zur Verfügung noch kann er ins Spielgeschehen eingreifen).


    Wie auch immer man es macht, aber ich möchte es daher für besser halten, im Kinderfußball auf Außenspieler zu verzichten. Das legt eine Aufstellung mit drei Abwehrspielern nahe. Wenn man nur mit zwei Abwehrspielern spielen möchte (was bei uns in der Region absolut die Regel ist), dann legt sich m. Mn. n. ein 2-2-2 nahe. Damit sind zwar die Abwehrspieler endgültig aus dem Offensivspiel ausgeschlossen, aber das ist bei nur 2 Abwehrspielern doch eh die Regel.

    @Schimanski, das sind tolle Anregungen. Besonders gut gefällt mir die implizite Hochschätzung der Abwehrarbeit. Ich habe mich selber früher über die Stürmerstars geärgert, die vorne gerne für die tollen Momente da waren, aber sich für die "Arbeit" zu schade waren; das entspricht nicht meinem Verständnis von Fußball. Abgesehen davon habe ich immer Defensivarbeit und Spielaufbau als spielentscheidend wahrgenommen; wer dann letztendlich die Bude macht, ist nebensächlich; wenn Defensivarbeit und Spielaufbau vernünftig laufen, kann man sich drauf verlassen, dass früher oder später auch die Bude gemacht wird.


    Beim 3-3 finde ich charmant, dass es nur zwei Positionen, nämlich Sturm und Abwehr, gibt. Das ist einfach und klar, Stichwort "vom Einfachen zum Komplexen".


    @Schminaski, eine Frage hätte ich an dich und ich hoffe, dass du sie mir beantwortest, weil es mich wirklich interessiert: Wie hast du das in der F-Jugend mit der horizontalen Ebene gehalten? Hast du Spieler auf rechts und links eingeteilt oder wie hast du das gehandhabt? Wie streng bist du da in der Einteilung?


    Steini: Bei uns ist schon Rotation erkennbar. Wir hatten jetzt zwei Spiele, in denen (fast) alle Positionen gewechselt wurden. Ich denke, man muss als Trainer v.a. darauf achten, dass es keine "schwarzer Peter"-Rollen gibt. Jeder und jede ist wichtig, jeder und jede hat ihren Verantwortungsbereich. Verteidigung ist genauso wichtig wie Sturm.


    soccerbook:
    Nochmal zu These 4. Ich glaube schon, dass das ein wichtiger Punkt ist, denn festes Positionsspiel kommt fußballerisch weniger begabten Kindern entgegen. Sie haben dann ihren kleinen Zuständigkeitsbereich, in dem sie auch nur die Aufgabe haben, den Ball irgendwie nach vorne zu passen; aber sie können halt auch mit dabei sein, mit ihren Freunden, ist doch schön. Natürlich haben sie nicht den Anteil an Erfolgen wie die begabteren Spieler, aber sie haben ihre Aufgabe, die für sie Mannschaft wichtig ist und mit der sie zufrieden sein können. Sie können sich wichtig und gebraucht vorkommen.


    Für meinen Sohn wünsche ich mir als stolzer Papa größtmögliche Freiheiten, weil ich weiß, dass er diese Freiheiten sehr gut nutzen würde – und das sicher zum Wohl der Mannschaft; aber nicht unbedingt zum Wohl seiner (schwächeren) Mitspieler; denn wenn er mit größeren Freiheiten als sehr begabter Spieler mehr zum Zuge kommt, werden seine weniger talentierten Mitspieler zwangsläufig weniger den Ball haben, ist doch klar. Für ihn schön, für seine Teamkameraden aber nicht.


    Ich habe gerade erst eine Situation beobachtet, wo ein weniger begabter Spieler den Ball hatte. Dann kreuzt ein sehr talentierter Mitspieler seinen Laufweg und fordert verbal den Ball. Was macht der ballführende Nix-Talenticus? Klar, er bolzt den Ball einfach ins Aus; weil er sich gegängelt und missachtet fühlt. Ich kann das verstehen. Klare Zuteilungen und Aufgaben verhindern solche Konflikte und das kommt auf jeden Fall den schwächeren Spielern zugute.


    Zitat

    Einer meiner Spieler macht das intuitiv. Wenn er als Abwehrspieler eingeteilt ist und er merkt, dass vorne nix geht, geht er permanent mit nach vorne. Wenn er vorne eingeteilt ist und merkt wir bekommen zu viele Gegentore orientiert er sich nach hinten. Das macht er nicht - wie ihm gerne von anderen Eltern vorgeworfen wird - aus Egoismus, sondern mMn aus Teamplay-Gründen.

    Weiß nicht, wenn er hinten als Abwehrspieler eingeteilt ist, steht er hinten in der Verantwortung. Wenn er sich dann nach vorne begibt, verlässt er seinen Verantwortungsbereich. Wenn es da keine Absprachen gibt, ist das egoistisch, oder? wie soll man es anders nennen?


    Vielleicht ist dieser Spieler ein sehr begabter Spieler und dann muss man als Trainer Kompromisse finden, dass begabte Spieler nicht gebremst und schwächere Spieler trotzdem gefördert werden. Ist auch ein Balanceakt. Aber Fußball ist eben ein Mannschaftssport. Auch die wirklich guten Spieler müssen das lernen und sich damit anfreunden.

    Ich muss vlt. noch was ergänzen. Und zwar schreibe ich ja hier in erster Linie als Papa eines "Powerzwergen", der extrem talentiert und extreme Lust auf Fußball hat. Am WE habe ich mich sehr geärgert, nicht zuletzt auch darüber, dass unser Sohn für meinen Geschmack zu wenig am Ball war (obwohl er die Tore für sein Team geschossen hat). Das ist vlt. auch die egoistische (oder sagen wir perspektivisch verengte) Sichtweise von jemandem, der mit ansehen muss, wie der Ball ständig bei den "Stümpern" ist und der Superstar des Teams muss den Stümpern zusehen, wie sie die Bälle verstolpern (ich karikiere). Wie ihr merkt, beginne ich das selbstkritisch zu hinterfragen.


    Allgemein, denke ich, muss man bei diesem Thema etwas aufpassen, dass man da nicht verschieden Themen zusammenwirft (@Ersatzbanks "Äpfel mit Birnen").


    Zitat von "Steini"

    Das Problem im Bereich der Bambini bis einschließlich E ist, dass zu wenig Individualtrainer und zu viel Mannschaftstrainer unterwegs sind.

    Ich wünsche mir auch individuelle Förderung (Klinsmanns "jeden Spieler besser machen"). Aber das allein spricht ja in keiner Weise gegen feste, eindeutig bestimmte, auch funktional definierte, auch vielleicht sogar mal verengende, reduktive Positionen im Mannschaftsgefüge. Im Gegenteil ermöglichen solche Rollendefinitionen, auf bestimmte Trainingsinhalte den Fokus zu legen und zu provozieren, dass diese auch im Spiel angewandt werden (Stichwort "individuelle Verbesserung").


    Und das zweite ist die Frage, ob das 6+1 nicht immer noch zu komplex für 7jährige Stöpskes ist. Ich bin auch mittlerweile ein totaler Funino-Fan. Gerade im Training würde ich mir das viel mehr bei uns wünschen. Aber kann ja das eine tun, ohne das andere zu lassen. Dass man individuell besser wird, muss ja nicht das Mannschaftserleben ausschließen, wie es das 6+1 vermittelt.


    Ich bin mittlerweile zu der Auffassung gelangt, dass klare, auch sehr eng definierte Positionen an sich gar kein Problem sind. Ich finde es dann nur wichtig, so junge Kicker nicht auf bestimmte Positionen festzulegen – also der Wunderknabe immer ins Sturmzentrum und immer dieselben zwei Deppen in die Abwehr; wenn man konsequent und mit Plan rotiert, sehe ich in klar umrissenen, festen, auch sehr eng definierten Positionen mittlerweile überhaupt kein Problem mehr.

    Zitat von "Steini"

    Diese Mannschaften kenne ich noch aus meiner Zeit als Trainer Mini- E. Von diesen Mannschaften und auch deren Trainern siehst Du ab C kaum noch jemand. Mit dieser Art der "Ausbildung" bist du bis zur E noch erfolgreich. Schulterklopfer an allen Ecken. Dann ab D bleiben die Erfolge mehr und mehr aus und die Mannschaften deren Spieler individuell ausgebildet wurden, sind aufgrund ihrer gut aufgestellten Breite und Vielseitigkeit schon deutlich überlegen. Ab C wird es dann so gravierend, dass einem die Spieler schon fast leid tun können.


    Beobachtungen sind ja das eine, das andere ist die Frage, wie man sie interpretiert. @Follkao hat das ja schon etwas relativiert. Ich möchte da auch vermuten, dass man in den jungen Jahrgängen, wo das Positionsspiel noch relativ einfach und klar ist, leichter schwache SpielerInnen integrieren kann. Wenn dann ab der D-Jugend die Anforderungen komplexer werden, fallen die Defizite stärker ins Gewicht. @Steinis Beobachtung ist daher m.E. kein Argument gegen feste, klare Positionen; eher sogar im Gegenteil, denn feste Positionen ermöglichen über einen längeren Zeitraum auch talentfreie Kinder, denen es zum Beispiel mehr um die Gemeinschaft mit Freunden als um den Fußball geht, mitzuschleppen. Das ist doch etwas Positives, gerade vor dem Hintergrund der Annahme, dass in dem Alter noch viel passieren kann und Kinder, die eigentlich weniger talentiert scheinen, auf einmal einen Entwicklungssprung machen.