Für
meine leistungsstarke U17, wir wollen in die höchste Verbandsspielklasse (also
unterhalt B-Jugendbundesliga) aufsteigen, plane ich gerade die Vorbereitung und
Saison.
Wir
haben einen 20 Mann Kader, der quasi zur Hälfte aus Jung- und zur anderen Hälfte
aus Altjahrgängen besteht. Ich bin der Meinung, dass wir in unserer Liga zu den
zwei leistungsstärksten Teams gehören und die Zielsetzung realistisch ist.
Nachdem
ich letztes Jahr auf dem Derbystarkongress in der Sportschule-Wedau einen
Eindruck von Steven Turek erhalten habe, plane ich nun viele seiner Ansätze
einzubauen.
Das heißt wir wollen möglichst alles in Spielformen trainieren.
Wichtig ist hierbei die Definition einer Spielform. Eine Spielform ist hiernach
vereinfacht dargestellt jegliche Trainingsvariante, die die
Entscheidungsfindung beinhaltet.
Aufbauen
möchte ich meine Planung nach der Spielphilosophie. Dazu ist wichtig, dass ich
einen klaren Plan habe, wie wir in der jeweiligen Phase der 4-Phasen des
Fußballs spielen wollen. Diesen Ansatz kennen die meisten denke ich:
- eigener Ballbesitz, Gegner ist
sortiert
- gegnerischer Ballbesitz, selber
unsortiert
- gegnerischer Ballbesitz, selber
sortiert
- eigener Ballbesitz, Gegner ist
unsortiert
Folgende
Überlegungen habe ich bisher angestellt:
Grundsätzliches:
Wir planen
aus einem 4-2-3-1 heraus zu spielen, wollen aber auch 4-4-2 und 5-3-2 bzw.
3-5-2 (für mich gibt’s hier keinen Unterschied, es ist eine Positionsinterpretation
der jeweiligen Außenspieler) spielen. Für meine ersten Gedankengänge nehme ich
aber die Systeme mit der 4er-Kette.
Der Kader
umfasst 2 Torhüter, 3 Innenverteidiger, 3 Außenverteidiger, 3 eher defensive
Mittelfeldspieler und 9 offensiv ausgerichtete Spieler, die mehr oder weniger
alle als ST, offensive Außen oder 10er eingeplant sind. Im Falle einer 3er/5er
Kette, wären Spieler aus diesem Pool wohl meine AV/AM, um dort richtige
Offensivpower zu haben.
Vorteilhaft
ist, dass wir den meisten Teams der Liga deutlich überlegen sein sollten,
sodass ich eine leistungsabhängige Rotation plane. D.h. für mich: Ich weiß,
nicht alle Spieler sind gleich stark, es geht darum wer wie viel seiner Leistung
zeigt. Dazu zähle ich neben der gezeigten Leistung, die Trainingsteilnahmen und
Leistungen, sowie das Sozialverhalten (Wer baut Hütchen mit auf/ab, wer ist der
erste „Verpisser“ wenn es an solche Aufgaben geht.) Ich denke, hier wird man
durch den Konkurrenzkampf eine förderliche Situation schaffen. Alle Jungs
wissen bereits woran sie sind, es ist von uns klar kommuniziert worden, was wir
erwarten.
Vorteilhaft
für den Spielaufbau ist, dass ich sowohl einen Rechtsfuß, als auch einen
Linksfuß in der IV habe. Da habe ich in den vergangenen Jahren andere
Situationen gehabt und da hat man leider immer wieder gemerkt, dass es in
gewissen Situationen von Vorteil ist, dass der LIV auch halbwegs mit dem linken
Fuß spielen kann (was natürlich auch für jede andere Position gilt )l
1.
Phase:
eigener Ballbesitz, Gegner ist sortiert
Situation:
a.
Ballbesitz
nach Balleroberung & kein schnelles Umschalten möglich bzw. diese
Möglichkeit verstreichen lassen
b.
Ball
im Aus
c.
Balleroberung
nah am eigenen Tor, Gegner griff nur mit wenigen Spielern an bzw. Balleroberung
nach langem Ball des Gegners
Lösung:
1.
Geduldig
spielen
2.
je
weiter weg vom eigenen Tor, desto mehr Risiko
3.
Mut
zeigen & Verantwortung übernehmen
Konkretisierung:
Spieleröffnung:
Ich gehe
nicht davon aus, dass uns viele Mannschaften an einer flachen Spieleröffnung
hindern werden. Dennoch möchte ich im Sinne der Ausbildung der Jungs hieran
arbeiten. Wir werden während der Saison auch gegen Mannschaften spielen, die
stärker sind als wir und uns mit Sicherheit auch mit einem hohen Pressing vor
Probleme stellen werden.
Hier möchte
ich, dass wir in Überzahl aufbauen.
Spielt der
Gegner mit einer Spitze, möchte ich, dass meine beiden IV in erster Linie
aufbauen und die Überzahl nutzen. Hier möchte ich, dass mutig angedribbelt wird
und ein IV „frei“ durchgebracht wird.
Spielt der
Gegner mit zwei Spitzen, dann möchte ich, dass sich ein 6er zwischen die IV
fallen lässt, damit der Spielaufbau zu Dritt gegen 2 Spitzen stattfinden kann.
Hierbei wird dann unterschieden, ob die Stürmer breit oder eng stehen, es läuft
aber ebenfalls auf das Ziel hinaus, dass ein IV „durchgebracht wird“.
Spielt der
Gegner mit 3 Spitzen, würde ich es bei 2 IV belassen, meine beiden AV etwas
zurückziehen, um die Außenstürmer entweder Außen zu binden und im Zentrum dann
wieder ein 2 vs. 1 zu haben oder den Durchbruch über einen AV vorzunehmen, wenn
die 3 Spitzen zentral agieren.
Stellt der
Gegner meine 3 IV (2 IV plus entgegenkommender 6er) und beide AV zu, dann soll
der TW den freien Raum in der Tiefe suchen. Entweder ist dort ein Spieler dann
frei für einen langen Flugball oder der Gegner deckt in der letzten Linie Mann
gegen Mann. Dann würd ich den Ball dahin schlagen lassen.
Übergangsspiel
Nachdem wir
einen IV durchgebracht haben ist es unser Ziel durch abgestimmte Laufwege im
Mittelfeld Platz zu bekommen, um uns nach vorne zu spielen.
Der Ballnahe
AM kommt diagonal ins Zentrum entgegen, der ballnahe AV läuft an der Linie
entlang in die Tiefe, sodass ein Positionstausch stattfindet und hier der
Korridorpass sowohl auf den AV als auch auf den AM möglich ist.
Der IV selber dribbelt weiter mutig ins Zentrum bis er gestellt wird. Der
ZM-Spieler von uns, dessen Gegenspieler den IV irgendwann angreift, löst sich
aus dem Deckungsschatten, um eine Anspielstation zu bieten.
Einen
Positionstausch sollen auch der ST (engegenkommen) und der 10er (in die Tiefe
gehen) durchführen oder aber der 10er geht in die Tiefe, der ST bleibt auch
auch tief, sodass beide gegnerischen IV gebunden sind.
Der
ballentfernte AM soll auch etwas einrücken und sich falls möglich auf eine
Schnittstelle für einen Pass anbieten (auch wenn dieser Pass nicht so
realistisch sein sollte; halt je nach Gegnerverhalten). Der ballentfernte AV
muss entscheiden, wie gut die eigene Absicherung gegeben ist (Wie viele Spieler
hat der Gegner grad vorne stehen, wie sind wir selber gestaffelt). Entweder
rückt er hinten ein, um als sog. Lebensversicherung mit abzusichern, was für
den AM das Zeichen wäre, wieder die Breite zu besetzen oder er hinterläuft
diesen für einen Diagonalball.
Angriffsspiel:
Hier möchte
ich meinen Spielern alle Freiheiten geben, vor allem möchte ich hier mutige
Dribbelaktionen sehen. Wir werden Gruppentaktische Elemente zweifelsfrei
nochmal durchgehen, aber ich möchte den Fokus zu Beginn nochmal auf das
offensive 1 vs. 1 legen. Hierbei geht es mir hauptsächlich um das Thema
Dribbelrichtung/Andribbeln des Gegenspielers. Fintieren wird mit Sicherheit
auch nochmal aufs Programm kommen. Neben den Gruppentaktischen Dingen möchte
ich aber, dass die Jungs sich im direkten Duell 1 vs. 1 durchsetzen, um
Überzahlsituationen zu kreieren oder auf dem Flügel zur Flanke zu kommen. Ich
gehe davon aus, dass das Angriffsspiel unsere kleinste „Baustelle“ ist und uns
der Aufbau und das Übergangsspiel mehr Probleme bereiten werden. Schaun wa ma…!
Ziel ist es
hier, dass wir über Flanken in die Box kommen, um per Kopf zum Erfolg zu
kommen, oder aber durch gezielte, scharfe, Flachpässe von der Grundlinie. Auch
im Zentrum wollen wir immer wieder die direkten Zweikämpfe suchen. Um hier
wirklich Mann gegen Mann spielen zu können, soll der 10er öfter aus dem
Mittelfeld als zweite Spitze agieren. Sollte der Gegner hier einen 6er zwischen
die IV fallen lassen, ergibt sich im Raum vor den IV mehr Platz, um durch ein
erfolgreiches 1vs.1 eine gefährliche Situation zu kreieren.
Damit es
meine Jungs nicht überfordert wird es in wenigen Punkten zusammengefasst:
Spielaufbau:
Aufbau in
Überzahl
Mutiges
Andribbeln, dann Blank spielen
Pässe in die
Tiefe suchen
Übergangsspiel:
Positionswechsel
Aus dem
Deckungsschatten lösen
IV soll
Gegenspieler andribbeln, Kopf heben!
Angriffsspiel:
1 vs. 1
Tempoaktionen
jedes Tor
zählt, es muss kein Traumtor sein und der Ball muss auch nicht reingetragen
werden (wer kennt es nicht)