Guten Abend zusammen,
ich trainiere gemeinsam mit dem Threadersteller die U9, um die es im Startpost geht.
Ich habe mich erst heute angemeldet und durch sieben Seiten posts gekämpft, das war auf den ersten Seiten wenig erfreulich - von wegen Keule raus und draufgehauen, mit zunehmender Laufzeit wurde es besser. Mit dem Inhalt der Beiträge von Schimanski, AKjfv, Dani2 gehe ich oft konform und die post von tobn kann ich gut nachvollziehen, wenn ich auch nicht immer 100% konform gehe.
Ich trainiere unsere Jungs seit, wenn ich mich nicht irre, anderthalb Jahren. Ausgeholfen habe ich seit etwa vier Jahren, mit dem Beginn der Bambinizeit meines Sohnes.
Ja, ich bin einer dieser trainierenden Väter. Die Gefahr, das ich mich an meine eigene Zeit als Fußballer erinnere, besteht eher nicht, ich habe abgesehen, vom Straßenfußball, nur mit 18 mal ernsthaft versucht, selbst zu spielen. Meine sportlichen Talente beschränken sich eher auf Volleyball und Leichtathletik, aber das nur am Rande.
Jedenfalls haben wir beide für uns beschlossen, das, wenn wir etwas machen, machen wir es richtig und arbeiten derzeit an der C- Lizenz.
Mit der Materie beschäftigt haben wir uns natürlich auch schon vorher; ich hätte mich sicherlich nicht als Trainer auf den Platz gestellt, ohne zu wissen, was man Kindern in diesem Alter "zumuten" kann bzw. womit man sie garantiert überfordert; was Trainingsinhalten sein sollten und wo man mit den Spielern hin will (Trainingsziele). Die Seiten des DFB, soccerdrills, Youtube... an Infos mangelt es nicht. Ich habe auch hier mitunter etwas quergelesen, allerdings hat mich die aggressiven Verlautbarungen mancher User, deren Äußerungen in ihren Augen alternativlos sind, abgestoßen. Trotzdem habe ich mich jetzt mal angemeldet, in der Hoffnung, hier etwas mitnehmen zu können.
Ich kann nicht mit den Adlern fliegen, wenn ich mit Truthähnen arbeiten muß. Das ist die Realität im Dorfverein. Ich will natürlich versuchen, das Beste aus den Kindern herauszuholen, aber ich werde nicht an Herzschmerz sterben, wenn die beidfüßige Ballbehandlung bei einigen Kindern ein reines Wunschziel bleibt, weil ein Bein nur dran ist, damit sie nicht umfallen. Hauptsache ist, alle haben Spaß an der Sache.
Ohne Spielsystem - Entschuldigung, wenn ich unsere meist praktizierte Alternative zur Bambinihaufenbildung, nämlich eine offensive und eine defensive Dreierreihe ein System nenne - halte ich Spiele 7 vs. 7, wie sie in den Pflichtspielen üblich sind, nicht für zielführend und schon gar nicht für motivierend für die Kinder. Die gewinnen auch ganz gerne mal ein Spiel...
Unsere Kindern dribbeln natürlich, spielen 1:1 oder lernen Ballbehandlung... die verschiedenen Teile ihrer Füße entdecken, mit denen man vor einen Ball treten kann .... richtiges Fangen und Werfen, auch im Hinblick auf im Tor spielen... ich persönlich lege viel Wert darauf, daß die Kinder insgesamt mit ihrem Körper gut klarkommen, also wird vor allem die Halle für Parcours genutzt (Werfen, Bockspringen, Weitsprung, Klettern...) und im Frühjahr soll die ganze Mannschaft das Sportabzeichen ablegen. Ganz im Sinne vielseitiger Entwicklung körperlicher Fähigkeiten.
Wenn manche bei der Erwähnung des Passpiels mit den Augen rollen, wie sieht es dann mit Schweinchen in der Mitte aus, 5 vs. 2 (oder 4 vs. 1)? Da haben unsere Kinder sehr viel Spaß dran...
Wir sprechen mit den Kindern auch immer mal über Taktik. Das ist eigentlich nicht wirklich umfangreich. Über die sieben Positionen, die es in diesem Grund-3-3 gibt, über Verhalten bei Ballgewinn und Ballverlust (Verschieben), wie man seinem Nebenmann helfen kann, sei es offensiv oder defensiv. Wie man einwirft und wohin am Besten. Das ein Querpass im eigenem Strafraum, wenn der voller Gegner ist, nicht die allerbeste Idee ist. Das bei Ecken die in den anderen Trikots möglichst nicht alleine laufen lässt...
Ich bleibe an der Seitenlinie nicht ruhig (das gilt für meinen Mitstreiter gleichermaßen), sei es im Training oder im Spiel. Ich versuche stets, die Kinder zu motivieren, sie sollen ihren Namen bei gelungenen Aktionen auch hören. Und anzufeuern und zu motivieren, wenn es nicht läuft. Und auch mal zu kritisieren, wenn jemand geweckt werden muß. Wir sind halt keine Stummfische... Aber wir brüllen nicht sinnlos herum.
Wir haben fünfzehn Kinder aus zwei Jahrgängen mit einem sehr großen Leistungsgefälle dazwischen, aber wer zum Pflichtspiel da ist, der bekommt unabhängig von der Qualität des Gegners auch seine Einsatzzeit und wir rotieren auch die Positionen. Wir testen aus, wer welche Position besonders gut kann und wo man ihn oder sie kitzeln muß, sich mit einer Aufgabe auseinanderzusetzen... um zu lernen, was er noch nicht kann.
Ziel ist, irgendwann möglichst vielseitige Spieler zu bekommen, denen es auf kaum einer Position Sorgen bereitet, dort zu spielen. Und die auch jeder Position auf dem Platz etwas Gutes abgewinnen können und Spaß dran haben.
Bestimmt sind meine Ausführungen hier nicht übermäßig strukturiert, aber ich hatte einen ziemlich langen Tag...