1) Ein Sportverein auf dem Dorf hat neben der sportlichen vor allem eine soziale Funktion. Dieser sozialen Funktion wird er am besten gerecht, wenn möglichst vielen Menschen ermöglicht wird, dort vernünftig Sport auszuüben.
2) Jeder Verein kann nur dann dauerhaft erfolgreich sein, wenn er auf einer breiten Basis steht und sich viele Menschen in ihm engagieren. Die Voraussetzungen dafür schafft man, indem man möglichst viele Kinder und später dann Jugendliche möglichst lange im Verein hält. Das schafft eine Verbundenheit, die sich langfristig enorm positiv auf den Verein auswirkt. Das schafft man aber nicht, wenn Kinder schon deswegen austreten, weil sie keine Einsatzzeit bekommen.
3) Die sportliche Entwicklung ist im E-Jugend-Alter nur bedingt abzusehen. Ein Kind, das im E-Jugend-Alter noch kaum einen Ball vernünftig passen kann, kann schon in der D-Jugend ein guter Spieler in einer höherklassig spielenden Mannschaft sein. Voraussetzung dafür ist aber, dass Spaß am Fußball erhalten bleibt und das es genug Möglichkeiten gibt, die eigenen Fähigkeiten zu erproben, eben auch im Wettkampf, auf den die Kinder hinfiebern.
4) Es wird immer wieder vergessen, dass in der E-Jugend vielleicht 10 Spieler reichen und man vielleicht auch ergebnismäßig erfolgreich sein kann. Für eine D9 braucht es dann schon mindestens 12 Spieler, für 11er-Mannschaften später 16 Spieler. Langfristig gedacht ist es also für einen Verein essentiell, sich auf eine breite Basis zu stellen, indem im unteren Jugendbereich genug Kinder gefördert werden. Sonst können sehr früh keine eigenen Mannschaften mehr gestellt werden, es werden immer größere Spielgemeinschaften mit weiten Fahrtstrecken zwischen den Orten gebildet, was erstens dann schwer zu organisieren ist und zweitens dazu führt, dass weitere Kinder und Jugendliche abspringen, die vielleicht im eigenen Ort weiter spielen würden, aber den erhöhten Aufwand nicht erbringen wollen und vielleicht nicht in einem fremden Umfeld Fußball spielen wollen. Mit den 9 Spielern, mit denen man in der E-Jugend noch alle Gegner mit zehn Toren Unterschied schlagen kann, gewinnt man gegen die 15 vom Nachbarverein, die vielleicht früher viel verloren haben, eben irgendwann kein einziges Spiel mehr, weil man gar keine Mannschaft mehr stellen kann.
5) Es ist sozial einfach unnötig, Kinder in dem Alter auszugrenzen. Es interessiert kein Schwein, wer in Hintertupfingen die E-Jugend Staffel 17 gewinnt. Interessant ist es aber, wie vielen Menschen (damit meine ich Trainer, Spieler, Eltern) ein Verein im direkten Umfeld gute Erlebnisse ermöglicht und im besten Fall eine zweite Heimat ist.
Alles hier 100x diskutiert, aber ich wollte nochmal die für mich prägnantesten Gründe dafür aufzählen, warum die Jugendarbeit in einem Fußballverein niemals so früh leistungsmäßig aussieben sollte.