Ich bin zwar erst ein paar Jahre im Geschäft aber vorwiegend in der Altersklasse. Da will ich mich noch mal äußern.
Zunächst allgemein: Ich bin kein großer Freund davon, die Altersgrenzen in dieser Altersklasse zu überspringen, und das obwohl ich schon Kinder aufgenommen habe, die noch G hätten spielen können. Allzu häufig sind die Initiatoren entweder die hoch motivierten Eltern, die ihrem Kind in der höheren Mannschaft eine bessere "Förderung" zukommen lassen wollen oder die Trainer der oberen Altersklasse, die ihre Truppe mit einem spielstarken Bambini verstärken wollen. Dafür bleiben dann die weniger begabten F-Jugendlichen auf der Bank oder gleich zu Hause.
Wesentlich ist für mich auch, was das Kind will. Das ist leider häufig in seinem Ursprungszustand nicht mehr leicht festzustellen. Wenn die Frage ansteht, wurde das Kind in den oben genannten Fällen von den Eltern oder dem oberen Trainer wahrscheinlich schon so beeinflußt, dass es noch oben wechseln will. Dann ist der eigentliche Spielspass schon in den Hintergrund gerückt.
Jetzt aber konkret zu den Fragen
lurani13
1. Welche fussballerischen Fähigkeiten sollten nach deiner Meinung gegeben sein, einen Bambini mit 1 - 2 oder sogar 3 Jahre älteren Kindern gemeinsam Fussballspielen zu lassen?
Ich würde hier keine konkreten Fähigkeiten definieren. Das Kind sollte im Leistungsgefälle der oberen Mannschaft aber mindestens im Mittelfeld sein.
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1.1. Wo siehst du die Grenzen, nach denen mein sich entscheiden sollte, ob ein Wechsel in einer Mannschaft mit älteren Spielern sinnvoll erscheint oder nicht?
Schwer zu sagen, Leistung ist ja nur selten konkret meßbar, bei Bambini sowieso. Richtschnur ist für mich wie geschrieben das Niveau der oberen Mannschaft.
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2. Sollte die Entscheidung höher zu wechseln ausschließlich auf fussballerische Merkmale bezogen sein oder so das Kind auch noch irgendwie mit anderen Spielern mit gleich großem Wortschatz kommunizieren können?
Eine gewisse geistige Reife gehört für mich schon dazu. Wenn da eine nennenswerte Diskrepanz zur höheren Mannschaft vorliegt, würde ich abraten. Das Verhältnis zu den Spielern ist da ja nur eine Sache. Die Kommunikation mit dem Trainer kommt ja auch noch dazu. Wenn dieser die Mannschaft generell altersgemäß anspricht (was ohnehin nicht immer der Fall ist), muss das Kind auch folgen können. Die Kommunikation mit 8-Jährigen kann sich schon von der mit 6-Jährigen unterscheiden. Bei den einen ist manchmal noch der Märchenonkel gefragt, bei den anderen braucht man mit Piratengeschichten nicht mehr zu kommen, weil sie schon durch SKY und FIFA14 gestählt sind.
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3. Spielt es eine Rolle, ob er Freunde in seiner bisherigen Mannschaft hat oder haben Freundschaften gar nichts mit dem Vereinsfussball zu tun?
Das spielt eine wichtige Rolle. Meist wollen die Kinder ja mit ihren Freunden zusammen spielen, haben vielleicht nur ihretwegen zum Fußball gefunden. Es gilt da besonders wie schon genannt der Spielerwille.
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4. Wer (Trainer, Eltern, Spieler) entscheidet über einen Mannschaftswechsel?
Sprechen sollten alle miteinander, auch der Jugendleiter sollte involviert sein. Wenn dann auch alle zustimmen, ist die Sache klar. In anderen Fall muß der Jugendleiter entscheiden. Hier kann es diverse Konstellationen des Willens geben. Das würde aber jetzt zu weit führen.
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5. Welche Erfahrungen hast du mit Spielern gemacht, die jeweils vorzeitig in eine Altersklasse höher gewechselt sind?
Durchwachsene.
- Kind ist körperlich und geistig sehr weit, hat auch eine Klasse übersprungen und spielt so mit seinen Mitschülen. Läuft sehr gut.
- Verhaltensauffälliges Kind mit mehreren Diagnosen (ADHS, Sprachfehler) und laufenden Therapien (Ergotherapie, Logopädie, besucht Förderschule), dazu sehr zappelige alleinehrziehende Mutter und sehr dominanter Großvater, der sich in Erziehung und Fußballförderung einschaltet. Vom fußballerischen her geht es noch einigermaßen, das Kind ist auch von der Mannschaft akzeptiert, aber ansonsten von den Einflüssen total überfordert.
- Der Rest liegt irgendwo dazwischen. Meist sind schon Freunde in der oberen Mannschaft, so dass die Eingliederung klappt. Spielerisch sind die Kinder meist schon überdurchschnittlich gewesen, so dass sie in der Mannschaft einigermaßen mithalten konnten. Wer als Bambini in den unteren F-Jahrgang wechselt, hat es aber auch teilweise mit zwei Jahre älteren Gegnern zu tun. Das ist im allgemeinen schon zu viel. Die geistige Reife ist aber vielleicht das größte Thema. Die älteren erwarten manchmal schon so etwas wie Zusammenspiel (die Trainer und Eltern häufig sowieso). Wenn ein Bambini das noch nicht macht, was total normal ist, wird schnell mal ein Sündenbock gesucht. Insgesamt wird es in der F häufig ernster. Bei uns gibt es da leider schon Tabellen, über die ausführlich gesprochen wird. Mit dem Druck im Hinterkopf ist die Niederlage für manchen 6-Jährigen eine mittelschwere Katastrophe. Das sind jetzt nur zwei Punkte, die für die starke Berücksichtigung der geistigen Entwicklung sprechen. Da gibt es sicher noch mehr. Oben hatte ja schon die Kommunikation genannt.