hallo micha,
leider sparst du mit einigen wichtigen infos. wo ist euer verein (stadt, land, dorf)? wie ist die elternstruktur (akademiker, ökos, sozialschwache, vereinserfahrene)? wie ist die erreichbarkeit eures platzes für die kinder? erfahrung deiner spieler mit mannschaftssport? familienstruktur (alleinerziehend, scheidungskinder)?
weshalb ich so frage, und das soll keine stigmatisierung ggü. jemanden sein, aber es ist für die äußeren umstände sehr entscheidend, auf welcher basis du arbeiten kannst und wie du ggf. "erziehungsarbeit" auch bei den eltern leisten muss.
was hat bei mir geholfen? den eltern habe ich sowohl in der elternversammlung, als auch in einer mail meine sichtweise zur zusammenarbeit dargestellt. ich habe dabei deutlich gemacht, dass meine trainerfunktion ein ehrenamt ist, welches ich in meiner freizeit (nach beruf und zwischen familie, freunde und privatem) ausübe. dieses kann nur funktionieren, wenn alle zusammen arbeiten und an einem strang ziehen. dazu gehört auch die gegenseitige information, über fehlen, krankheit, probleme und freude etc. ich habe den eltern mal den umgekehrten fall geschildert: stellt euch vor, alle kinder stehen auf dem platz und wollen trainieren, aber der trainer ist nicht da und keiner weiß, wo er ist. was würde das für ein bild abgeben? was würde das für einen aufschrei auslösen?
ich habe meinen eltern deutlich gemacht, dass ich arbeit und zeit in die mannschaft investiere und dafür brauche ich planbarkeit... wieviele kinder kommen. ich appelierte daran, dass wir eine mannschaft sind und hier jeder verantwortung für den anderen trägt.
es kann immer was passieren und dazwischen kommen. in unserem modernen zeitalter der handys, emails etc. sollte aber eine einfache info nicht das problem sein und gehört auch zum guten ton. ich erwarte keine ellenlangen entschuldigungen und gründe, sondern eine einfache info reicht. siehe da, es klappt mittlerweile perfekt.
einigen unerfahren eltern, die einen verein nicht kannten, mußte ich etwas deutlicher erklären, dass ein verein keine krabbelgruppe oder ersatz-nachmittagsbetreuung ist. dahin ist es bei mir bei einzelnen spieler ausgeartet. dafür gibt es m.e. den hort, freizeiteinrichtungen oder oma und opa... wer sich für einen verein entscheidet, muss sich auch bewußt sein, dass er gewisse pflichten übernommen hat. wir sind nicht leistungsorientiert, aber das motto "heute komm ich, morgen komm ich nicht" akzeptiere ich nicht. ich mache den eltern sehr deutlich, dass zwei mal die woche training ist und am wochenende spieltag. dabei habe ich noch nen kader von 20 kindern (f-jugend), was bedeutet, dass hier ein wochenendeinsatz ca. alle 14tage erfolgt, während der trainer jedes wochenende da ist.
habe ich jedoch das gefühl, dass eltern mich als "betreuungsonkel" missbrauchen, mache ich dies unmißverständlich klar. das ist kein fairer umgang miteinander.
für meine mannschaft gibt es ein gemeinsames regelwerk. das haben wir zusammen (10 kleine punkte) in einer trainingseinheit besprochen und aufgeschrieben. daran hat sich jeder zu halten und soll das team stärken. als "verwarnsystem" gibt es bei mir gelbe und rote karte. wenn's zu bunt wird bzw. über die stränge geschlagen wird, gibt's als verwarnung die gelbe karte. die rote mußte ich bisher noch nicht ziehen. die gelbe zeigt ihre wirkung und ein guter fussballer weiß, was es bedeutet.
was die mannschaft selbst betrifft. pünktlichkeit habe ich mit den jungs besprochen, rechtzeitiges erscheinen vor dem spiel. ich habe an das mannschaftsgefühl appeliert. habe den jungs deutlich gemacht, dass nur eine mannschaft zusammen spielen kann. wir hatten oft genug die situation, dass spieler erst mit dem anpfiff auf den platz kamen. die jungs habe ich meinen "ärger" spüren lassen. habe der mannschaft deutlich gemacht, dass ich nicht weiß, wo der spieler ist. kein anruf, keine info... hier wird die mannschaft im stich gelassen. alle jungs fanden das auf einmal ziemlich doof und konnte es nachvollziehen, als ich sie auch mal in unterzahl auf den platz stellen mußte. zuspätkommer saßen auf der bank zu beginn des spiels. ein schiri wartet nicht mit dem anpfiff.
eltern waren empört... ich auch. habe erklärt, dass sie eine verantwortung ggü. ihren kindern haben. sie wissen lange im voraus bescheid, wann spiele sind. dies zu takten und zu timen, kann kein problem sein. den jungs mache ich immer wieder deutlich, dass sie zu hause trampeln sollen. auch ein 8/9-jähriger kann mama oder papa nervern - "wir müssen los". ich versuche meine jungs zu stärken, dass sie zu hause ihren willen artikulieren müssen, um ggü. ihren eltern prioritäten setzen zu können. ich gebe ihnen einfach argumente an die hand "meine mannschaft braucht mich", "ich habe verantwortung für meine jungs", "ich vermisse mein training", "training ist mir wichtig, weil ich dort viel spaß habe".
siehe da... es läuft. mittlerweile beäugen mich auch meine jungs enorm. ich darf mir auch keine patzer erlauben. letztes wochenende habe ich verpennt und kam zehn minuten zu spät zum treffpunkt... das gejaule in der mannschaft war riesig. ich habe größe gezeigt und mich entschuldigt und gummibärchen verteilt. auch der trainer ist nicht unfehlbar... aber er lebt es vor, was er selbst erwartet und kann auch bei fehlern dafür einstehen. meine jungs rufen eigenständig an, wenn sie zum treffpunkt nur fünf minuten später kommen.
es war arbeit... es war viel argumentation... manch einer bleibt ein problemfall, weil es die eltern von ihrem erziehungsstandpunkt für nicht wichtig erachten. andere kinder leiden unter den familiären situationen oder bekommen es nicht vorgelebt. hier wird für mich immer wieder deutlich, dass kinder klare grenzen brauchen, sie brauchen ´leitlinien woran sie sich orientieren können. gib mir ein gerüst, indem ich mich bewegen kann. meine spielereltern merken das. sind manchmal davon auch genervt, aber sie müssen es akzeptieren oder zu einem anderen verein wechseln. das hat bisher nur einer gemacht. über diesen wechsel bin ich auch nicht traurig, da man die gemeinsamen verabredungen nicht akzeptieren wollte und partout "negativ" aus der rolle fiel.