[...]Ich meine, das Argument der Steigerung der Ballkontakte zieht nur, wenn man auch die Zahl der Spieler verringert.
Aber mal eine Frage: wie groß ist Euer Platz? Unserer ist ziemlich klein, so dass der Abstand vom Sechzezhner zur Mittellinie sowie dem Sechzehner zum Seitenaus deutlich kleiner ist als vom DFB angenommen. Je nachdem, ob ich mich nun nach auf dem Platz vorhandenen Linien oder den Maßangaben in Metern richte, kommen da bei uns sicher ziemlich unterschiedlich große Felder heraus. Vielleicht ist das bei Euch ja auch der Fall.
Die Spieleranzahl ist bei uns allerdings gleich geblieben. Wir spielen weiterhin 6+1.
Wie groß unser Platz ist, weiß ich nicht genau, das würde aber auch an der Sache nichts ändern. Wir haben teils in anderen Kreisen bei Turnieren gespielt, wo die Feldgröße auch verkleinert war. Da war das Spielfeld aber teilweise breiter, bis zum 5m-Raum.
Du siehst das mit der Problematik der Passverarbeitung schon ganz richtig. Sobald einer der Jungs den Ball mal nicht direkt so annimmt, das er ihn in die passende Richtung abklatschen lässt, ist der Ball ruckzuck weg. Die kleinste Unsauberkeit bei der Annahme reicht schon. Bei Halbfeld war das noch anders, da hatte man ggf. noch ein paar Meter Zeit, den Ball vom Gegner zurückzuholen.
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In welchem Verband seid ihr? Diese Regel ist ja ziemlich Fußballfremd!
FLVW. Wir müssen also momentan sozusagen nach Hallenregeln spielen. Ein wirklicher Spielaufbau über den Torwart und die Verteidiger findet bisher kaum bis gar nicht statt. Die unterlassenen weiten Abschläge werden eigentlich nur auf die Verteidiger abgewälzt. Bekommt der Verteidiger den Ball und wird der Weg für den Rückpass zugestellt, kommt spätestens hier dann der weite Ball, mitten ins Gewühl rein. Meine Jungs versuchen das zwar anders zu gestalten, aber auch sie kommen nicht immer damit klar, und viele der bisherigen Gegnerteams auch nicht.
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Ziel des kleinen Platzes liegt doch auf der Hand: Wesentlich mehr
Ballkontakte, mehr Zweikämpfe und kein Junge kann sich mehr auf dem
Platz verstecken. Das Spielfeld ist so klein das jeder mitspielen muss!
Das Ziel, welches hier verfolgt wird, ist mir durchaus klar. Ich halte es aber für völlig übertrieben. In der E-Jugend wird das Passspiel im Training gerade erst vermehrt geübt, und das Feld ist nun so klein, das ein nahezu fehlerfreies Passspiel nötig ist.
In der D-Jugend wird bei uns im Kreis nun auf Halbfeld gespielt, 9 gegen 9 (8+1). Hier wird dann mit Rückpassregel und Abseits gespielt. Für E und D ein Rückschritt. Die E-Jugend spielt nun auf dem eigentlichen Feld der F-Jugend, die D-Jugend auf E-Jugend-Größe. Vom 9 gg. 9 auf Halbfeld müssen die D-Jugendlichen in der nächsten Altersklasse also auf das Großfeld, einschließlich großer Tore.
Ich stimme dir zu, das der Fußball schneller geworden ist, keine Frage. Wenn man sich aber die "Techniker" in der Nationalmannschaft und Bundesliga anschaut muss man aber auch sagen, das die, die jetzt dort spielen, ihr Handwerk unter "alten" Umständen gelernt haben.
Im Spiel schaut es jetzt so aus, das die Kinder einen Haufen von 1:1 - Situationen erleben. Soweit sehe ich kein Problem darin. Das Problem sehe ich eher darin, das die Kinder bei Ballverlust nicht den Hauch einer Chance haben, sich den Ball zurückzuholen. Weg ist weg. Jeder gewonnene 1:1-Zweikampf in der gegnerischen Hälfte bringt den Spieler schon in Schussposition, selbst ein aufgerückter Verteidiger kann einen Rückpass von der Mittellinie aus schon aufs Tor dreschen, bei mir im Altjahrgang hat zumindest jeder den entsprechenden Wumms.
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Lange Bälle sind ja auch nicht mehr das Allheilmittel und haben mit gepflegten Fußballspiel wenig am Hut!
Lange Bälle sind natürlich kein Allheilmittel. Auf Halbfeld war es jedoch so das ein Spieler mit Ball am Fuß in einen Zweikampf gehen konnte, und dort evtl. eben noch die Zeit hatte, sich überhaupt zu überlegen, wie er nun am Gegenspieler vorbeikommt. Wer jetzt, auf dem verkleinerten Feld, auch nur eine Sekunde überlegt, hat den Ball bereits verloren. Entweder weil der Gegenspieler schnell reagiert, oder weil ein zweiter Verteidiger angreifen konnte, da die nunmehr nur noch 3, 4 Schritte vom "Zweikampfpaar" entfernt sind.
Die Kinder haben nur noch sehr wenig Zeit, sich eine Lösung für den Zweikampf zu überlegen. Entweder sie handeln nun instinktiv, oder laufen Gefahr den Ball zu verlieren.
Was natürlich zugenommen hat, sind hohe Bälle vors Tor. Oft spielen meine Jungs den Ball zum Verteidiger. Meine Verteidiger rücken ohnehin immer auf. Der Ball wird dann quasi von der Mittellinie aus vor das Tor geflankt. Sobald du 1, 2 gute Offensivspieler hast, die auch noch die entsprechende Körpergröße mitbringen, brauchen die nur noch den Kopf hinzuhalten.
Was mich besonders stört ist eben, das viele Mannschaften nun das Spiel nicht mehr aufbauen, sondern nur noch aufs Tor bolzen. Man kennt das von Hallenturnieren, wenn keine Handball-, sondern Jugendtore verwendet werden. Direkt beim Anstoß wird erstmal aufs Tor geholzt. Und teilweise gibt es Mannschaften, die in der Halle ohnehin von überall aufs Tor schießen, weil den Spielern die Fertigkeiten im Passspiel fehlen. Da wird dann darauf spekuliert, das der Torwart den hohen Ball nur abklatscht und der Stürmer den Abpraller verwertet, oder das der hohe Ball über den zu kleinen Torhüter direkt reingeht.
Wenn ich mir überlege, das wir nun in den Punktspielen auch gegen Mannschaften spielen, die teilweise Jungs haben, die frisch aus der F-Jugend kommen und entsprechend eben noch etwas kleiner sind, ist mir diese Vorstellung ein Gräuel.
Würde man das Spielfeld so lassen, aber dafür mit jeweils 1 Spieler weniger spielen, könnte ich das nachvollziehen. Da ist dann zumindest etwas mehr Platz, aber immer noch nicht soviel Platz, wie man auf Halbfeld hätte.