Auweiah, da überwinde ich mich nach meiner Forenpause - auch ausgelöst durch das Thema "Beitragserhöhungen" - mal wieder, hier reinzuschauen, und dann taucht wieder ein Brüllerthema auf...
Ich schließe mich jetzt mal einem Vorposter an, und würde dem Schreiberling da ungefragt mal den Marsch blasen. Völlig witzlos, so ein Artikel. Städten und Kommunen ginge es besser, wenn Vereine nicht subventioniert würden? Mag sein. Dann schließen wir jetzt auch mal alle Frei- und Hallenbäder, Stadtparks und sonstigen städtischen Unfug, den im Grunde ja doch irgendwie keiner braucht. Oder brauchen wir es doch? Freibäder schreiben selten schwarze Zahlen. Trotzdem werden sie geöffnet. Und sei es nur für Opa Herbert und Waltraud, die seit drölftausend Jahren zum morgendlichen Frühschwimmertreff gehen. Stadtpark, der ja Unterhalt kostet, und städtische Angestellte vom Grünflächenamt bindet? Dichtmachen! Brauchen wir ja auch nicht! Sollen die Leute mit ihren Picknickdecken im Sommer doch auf ihrem Hochhausbalkon rumgammeln! Für sowas zahle ich ja schließlich auch mit. Sehe ich aber nicht ein und so! Gehts noch?
Vereine bringen den Städten und Kommunen vielleicht nicht Abertausende von Euro an Einnahmen im Monat. Aber sie leisten einen ungemein wertvollen Beitrag für die Gesellschaft. Sie sind oftmals sozialer Mittelpunkt in Stadtgebieten, man bleibt fit (und spart dadurch den Krankenkassen Geld ein), und hält die jugendlichen von der Straße fern. Das spart - auf lange Zeit - den Städten und Kommunen auch wieder Geld ein.
Den Wert kann man nicht beziffern. Wenn man es trotzdem versuchen wollte, wäre dies vielleicht ein Ansatz:
Ein Verein hat 600 Mitglieder, davon 300 Jugendliche. Nehmen wir mal an, durch die regelmäßige Teilnahme an Training und Spielen bleiben 5 Jugendliche auf dem Rechten Weg. Ansonsten hätten sie zuviel Zeit, zuviel Kontakt zu zweifelhaften Leuten, und würden aus irgendeinem Grund mal für ein Jahr in den Pittermann gehen müssen.
Irgendwo habe ich gelesen, ein Häftling kostet pro Tag 120 €. Macht pro Jahr 43.800 €. Mal 5, sind wir bei glatt 219.000 €. So könnte man argumentieren. Aber dann wäre ich auf dem Niveau des Artikelschreibers. Den Städten und Kommunen ginge es auch besser, wenn unsinnigere Ausgaben reduziert würden. Dreist gefragt: Braucht man wirklich einen mannshohen Krötentunnel für 220.000 €? Um 2 Jahre später festzustellen, das es die Kröten einen feuchten Furz interessiert, und sie trotzdem über die Straße hüpfen?
Wenn sich Steuerzahler darüber aufregen, das "ihr" Geld für Sportvereine draufgeht, habe ich gleich noch einen viel besseren Sparvorschlag: Jeder Hausbesitzer, aber auch Mieter müssten dazu verpflichtet werden, den Gehweg vor ihrem Haus selber zu reinigen. Würde Millionen sparen, und das wären Steuergelder! Na, das Geheule und Gezeter wäre aber groß! Und das alles mit dem Argument "Dafür zahle ich Steuern, das es städtisch erledigt wird!"
Die meisten sind sich heuer schon zu fein, im Winter vor der eigenen Butze Schnee zu räumen, obwohl sie es müssten.
Der Staat, und somit die Kommunen und Städte, kassieren bei jedem Verein mit. Für jeden Trainingsanzug, jedes Paar Fußballschuhe, Schienbeinschoner, Trainingsmaterial, Bälle, Inventar, Klopapierrollen, Müllgebühren, Strom, Gas, Wasser, Benzin für Fahrdienst (Mehrverschleiß an Papas Auto, damt verbundene Kosten in der Werkstatt), Benzin-,Wartungs-, Anschaffungskosten der Getränkelieferanten für das Vereinsheim, etc. etc. etc. klingeln dort die Kassen. Jede Mannschaft unternimmt mal was gemeinsam, das kostet Geld. Da kassiert der Staat auch wieder mit, wenn man beim Mäcces was essen geht, oder mit der ganzen Truppe ins Kino. Vielleicht mag das mal jemand aufschlüsseln.
Ich hätte fast schon mal Lust darauf, eine Art Tagebuch darüber zu führen, was meine Mannschaft im Zusammenhang mit Fußball an Geld ausgibt (Trainingsklamotten, Pöhler, Ausflüge, Benzinkosten der Eltern etc.). Da kommen sicher tausende von Euro im Jahr zusammen an Mehrwertsteuer, allein durch meine 11 Jungs inkl. Eltern. Das muss man sich in der Dimension erstmal vorstellen 
Nebenher könnte man auch sagen, Polizeibeamte brauchen keine komplette Uniform. Eine Jacke und ein Hemd reichen, der Rest darf gern aus Privatkleidung bestehen. Und neue Streifenwagen brauchen wir auch nicht, Gebrauchte Wagen von Ali reichen doch auch! Wird alles aus Steuergeldern mitfinanziert. Die Feuerwehren schicken wir demnächst auch mit Pferdekutschen und Eimern los, so wie früher. Schließlich ist ein Sack voll Hafer für den ollen Gaul billiger als ein Liter Benzin für das moderne Löschfahrzeug. Auf der Straße stellen wir jede zweite Laterne ab, spart Strom. Und die ganzen Blümchen am Straßenrand rupfen wir auch raus, sind eh nur Hundeklos. Legalisieren wir gleich noch Cannabis, gäbe es weniger Häftlinge (da Dealer ja arbeitslos werden, spart ja enormes Geld pro Jahr), und der Staat kann beim gewerblichen Cannabisverkauf noch Steuern kassieren. Vielleicht fange ich dann ja auch mit dem Kiffen an. Bringt bestimmt ordentlich Steuergeld zusätzlich.
Lehrer werden nicht mehr verbeamtet (und können bei schlechter Leistung einfach gekündigt werden), die Jugendämter machen wir auch gleich dicht und geben den Sozialmüll an Privatdienstleister ab. Spart alles Gelder ohne Ende!
Dämlich argumentiert? Genau! Genauso dämlich wie das Argument, ohne Vereine ginge es allen finanziell besser!
Wenn die Vereine dichtgemacht werden, renne ich gleich zum nächsten Bauern und teile ihm meine Geschäftsidee mit: Einen Sportplatz bauen! Einfach ein Stück Kuhwiese, bissl Kreide drumrum, 2 Tore drauf, und für 4 € / Stunde darf da jeder kicken. Ich werd reich!
Was die Kunstrasenplätze angeht:
Darüber, das viele (natürlich nicht alle!) Vereine diese nur bekommen haben, weil sie anderswo ihre Erbpacht an die Stadt abgegeben haben, redet kaum jemand. Wenn man sich überlegt, das die Städte den dortigen Baugrund dann für teuer Geld versilbert haben...
Wenn auf dem Grund und Boden 6 Häuser gebaut werden, kann sich jeder mal überlegen, was die Stadt dadurch kassiert. Erschließungssteuer, Kanalgebühren, die Gebühren für Urbarmachung durch Kanal-, Wasser- und Stromleitungen - da hält die Stadt munter die Hand auf.
Wenn jedes der 6 Häuser 250.000 € kostet, hat der Staat da quasi im Vorbeigehen glatte 285.000 € an Mehrwertsteuer alleine durch die Baukosten eingenommen. Von dem, was die Makler, Baufirmen etc. dann ihrerseits nochmal an Steuern zahlen, ganz zu schweigen. Und die Folgekosten erstmal, wenn die Stadt dann auf die Idee kommt, da mal die Straße aufzureißen, da zahlt auch jeder Häuslebauer mit.
Alleine durch die Mehrwehrtsteuer beim Hausbau der 6 Häuser, kommt man mit den Einsparungen der Pflegekosten bei einem Kunstrasen (190.000€ gerechnet auf 10 Jahre) schon auf 475.000 €, die der Staat kassiert bzw. einspart. Ich weiß ja nicht, was ein Haus noch so alles an Kosten mit sich bringt, aber wenn man alles bedenkt (Anträge für Baugenehmigungen, Gebühren für Kanal, Müllabfuhr und all so ein Zeug), kommt man inkl. der Ersparnis gegenüber einem Kunstrasenplatz auf 10 Jahre gesehen mit Sicherheit auf über 1 Mio Euro. (Natürlich, wenn man alles bedenkt. Die Familien dort zahlen ja auch Steuern, verbrauchen Strom, Wasser, richten ihr Haus ein, die Couch bringt ja auch wieder MwSt, genau wie das Blümchenbild an der Wand, wenns neu gekauft wurde).
Das Kunstrasen also ein "Luxusobjekt" sei, halte ich für ein Gerücht. Auf dem alten Ascheplatz und dem Gelände des alten Vereinsheims stehen bei uns mittlerweile nicht weniger als 22 Häuschen. Wer da behauptet, die Stadt hätte durch die Ausgleichszahlung des Kunstrasenplatzes Verlust gemacht, hat den Storch gesehen...
In Gegenden, wo kleine Vereine mit nur wenig Mannschaften dennoch einen neuen Kunstrasen bekamen, mag man das vllt. nicht unbedingt nur auf Erbpacht zurückführen können, sondern vielmehr auf etwas, was ziemlich einleuchtend sein dürfte:
Von Zeit zu Zeit muss das Geld einfach raus. In städtischen Haushalten läuft es mit den Budgets ja oftmals nicht anders als in Wirtschaftsunternehmen: Bleibt zuviel Geld im Topf, wird es künftig einfach gekürzt - weil man es ja nicht brauchte! Also fehlt es in Zukunft auf einmal, der Bund rückt weniger Geld raus. Und ob tatsächlich in jedem Fall der Kunstrasen gleich ganz von der Stadt gezahlt wurde, wage ich auch zu bezweifeln. Die Städte erstellen ebenfalls Gutachten, und wenn man die Materie kennt (und das tu ich nicht), würde man evtl. auch ganz schnell sagen, das die Städte da unterm Strich mehr Geld sparen, als sie ausgeben würden, wenn sie nicht bauen.
Wenn natürlich 5 Vereine mit insgesamt 30 Mannschaften gleich jeweils einen Kunstrasen haben, frage ich mich allerdings, ob ihr da in Schilda wohnt. Oder aber, da war jeweils auch Erbpacht oder privates Geld mit im Spiel. Who knows...
Dem Artikelschreiber - und allen, die dem auch noch beipflichten können - wünsche ich jedenfalls für den Moment den Kopf voller Läuse und die Arme im Streckverband.