Hallo erstmal!
Andre hat ja bereits ein -wenn auch sehr extremes- Beispiel genannt, wie du reagieren kannst.
Ich schildere mal, wie ich in derartigen Situationen reagiere:
Ein Störenfried stört das Training, greift mich unter Umständen sogar verbal an. Glaub mir, als Jugendtrainer hast du irgendwann auch hinten im Kopf Augen, und siehst jeden Stinkefinger hinter deinem Rücken... Zuerst einmal werde ich urplötzlich lauter. Es hat sich als hilfreich erwiesen, einem derartigen Rotzlöffel unverhohlen zu sagen, dass er das Training seiner Mannschaft stört, und solange nicht weitergespielt wird, bis er Ruhe gibt. Spätestens nach 1 Minute werden die anderen Kinder im Regelfall unruhig und werden den Störenfried anblaffen, das sie wegen ihm nicht weiterspielen dürfen.
Weiterhin gehe ich auf Provokationen seinerseits dann nicht mehr ein, und es wird weitergespielt. Sollte er dann wieder anfangen zu stören, wird mit einem lauten Pfiff in die Pfeife unterbrochen, "Ball zu mir" wird angeordnet, und dann wird der Kleine, hörbar für alle Mitspieler vom Platz geschickt. Das kann mit den Worten geschehen "Du trainierst heute nicht mehr mit, weil deine Mannschaftskameraden dir anscheinend egal sind, sonst würdest du nicht stören!".
Da wir, wie Andre sagte, eine Aufsichtspflicht haben (wenn auch nur eingeschränkt!!!!), schicke ich den Delinquenten auf die Bank vor dem Vereinsheim. Von dort aus darf er sich das Training dann anschauen, bis Feierabend ist. Jedes Mal, wenn er den Platz wieder betritt, wird wieder unterbrochen, ich nehme den Ball in die Hand und wiederhole die Aussage, das es erst weitergeht wenn er vom Platz runter ist. Irgendwann zieht er sich so den Unmut seiner Mannschaftskameraden zu. Denn die wollen, trotz aller Aufzieherei vom Störenfried ja eigentlich nur Fussball spielen.
Ich weiss nicht, wie es bei euch im Verein läuft, aber bei uns habe ich als Trainer, auch ausserhalb der Trainingszeiten Hausrecht, wenn ich am Platz bin. Ich kann jederzeit Kinder, Spieler anderer Mannschaften, Eltern und sonstwem vom Gelände schmeissen. Das nutze ich auch konsequent, wenn Störenfriede keine Ruhe geben wollen. Erscheint jemand trotz Trainingsverbots zum Training, wird er den Platz mit Sicherheit nicht betreten, soviel steht fest. Da hört die Aufsichtspflicht auf. Er kann gerne kommen, wird aber sofort vom Vereinsgelände komplimentiert. Da er Trainingsverbot hat und somit keinerlei Berechtigung, das Gelände zu betreten, stehe ich nicht unter Aufsichtspflicht.
Ein anderer Punkt sind renitente Eltern. "Mein Sohn macht sowas nicht!"... wie oft habe ich das schon gehört...
Vor jeder Saison bekommen die Eltern von mir einen Zettel, auf dem alles steht, was sie wissen müssen. Wer ich bin, was ich im Verein mache, meine Regeln, das Kinder vom Training und Spiel ausgeschlossen werden wenn die schulischen Leistungen nicht stimmen (<--- ihr ahnt ja nicht, wieviele Eltern mir deswegen schon "gedankt" haben, weil ihr Sohnemann auf einmal mehr lernt und bessere Noten schreibt). Auf diesem Zettel steht unter anderem, das Kinder wegen schlechten Benehmens vom Training ausgeschlossen werden. Das bedeutet konkret, die Eltern sind informiert, und ich habe das passende Argument, wenn wieder dieses "Mein Sohn? NIEMALS!" kommt.
Die Eltern wissen aufgrund des Infozettels, das meine Regeln gelten, und zwar für alle. Wer nicht mitzieht, fliegt! Und dabei geht es nicht um fussballerische Qualitäten und Talent. Der größte Fussballer in meiner Mannschaft fliegt genauso raus, wie ein Fussball-Legastheniker ohne Motivation.
Einmal führte das soweit, das ein Vater auftauchte (den ich 1 Jahr lang nicht ein einziges Mal sah!) und sich beschwerte, das sein Sohn nicht spiele. Ich sei daher ein schlechter Trainer und was weiss ich nicht alles sonst noch. Das sein Sohn aber nie zum Training kam, sondern immer nur zu den Spielen interessierte ihn nicht. Solche aufbrausenden Eltern verstummen schlagartig, wenn du ihnen mit einem breiten Grinsen den Schlüsselbund vom Verein unter die Nase hältst und sagst "Bittesehr! Ab sofort sind Sie der neue Trainer! Da hinten stehen die Jungs, da sind die Bälle und Materialien. Ich schau mir das vom Stuhl aus an und geniesse das Schauspiel."
Wir sind (mit wenigen Ausnahmen) allesamt in öffentlichen Vereinen tätig, die Breitensport anbieten, so auch eben Fussball. Das bedeutet allerdings nicht, das wir uns alles bieten lassen müssen. Wir sind ehrenamtlich tätig, und haben dennoch Rechte, die Eltern nicht haben (so z.B. das Hausrecht). Wichtig ist aber, das dein Verhalten mit dem Vorstand abegklärt sein muss. Ohne die Rückendeckung des Vereins geht es sonst in die Hose. Mein Glück ist, das ich in einem Verein arbeite, in dem ich selber als Minikicker mit dem Fussball anfing. Sämtliche Mitglieder des Vorstandes sind ehemalige Trainer von mir.
Natürlich ist das nur ein kleiner Ausschnitt, wie man mit solchen Situationen fertig wird. Viele kleine Details die zum gewünschten Ergebnis beitragen, kann man gar nicht aufzählen, da sie individuell sind.
Ich für meinen Teil habe im Verein so auch bei den Eltern den Ruf, eher ruhig zu sein. Wenn ich also beim Training mal die Stimme erhebe, stehen die Jungs da wie die Ölgötzen. Denn das kennen sie für normal gar nicht von mir. Und frei nach dem Motto "Ui, wenn DER schon mal laut wird, dann sollten wir lieber ruhig sein" - und schon ist Ruhe im Karton. Dazu kommt aber auch, das ich gegenüber den Jungs Versprechen gebe und auch einhalte. Beim ersten Training mit einer neuen Mannschaft stelle ich klar, was ich erwarte, und was ich tun werde. Kinder haben in manchen Dingen ein Gedächtnis wie ein Elefant. Sollte ich auch nur einmal von meiner Regel "Wer nicht trainiert, spielt auch nicht" abweichen, dann ist das Vertrauen futsch.
In deinem speziellen Fall glaube ich fest, das der Spieler seinem Vater irgendwelche Märchen erzählt hat ("Der Trainer ist ungerecht! Ich hab gar nix gemacht! Wein Wein Wein!"). Meine Mannschaft hatte auch dergleichen Spezialisten. Ich war vorher informiert, wie die Spieler sind (Gespräch mit dem vorherigen Trainer), und habe gleich beim ersten Training klargestellt:
Ich habe Regeln aufgestellt. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss die Konsequenzen auch hinnehmen. Ihr könnt dann natürlich gern zuhause was anderes erzählen, wieso ihr nicht mittrainieren dürft. Sowas kam schon öfter vor: Spieler baut beim Training Mist, wird deswegen rausgeworfen, erzählt zuhause was ganz anderes, und Papa und Mama standen hier. Wisst ihr, was ich da gemacht habe? Die ganze Mannschaft musste mitkommen und sagen, wer die Wahrheit sagt. Und da hat dann auch keiner gelogen. Denn wer lügt, spielt nicht...
Das klingt nach aussen hin vielleicht etwas schroff. Aber Kinder brauchen klare Regeln. Ob wir wollen oder nicht: wir sind als Trainer auch ein Stück weit Pädagogen.
Zusammenfassend kann ich nur sagen:
1. Verschaffe dir Respekt, notfalls auch durch drakonische Strafen (z.B. absolutes Spielverbot)
2. Achte genau darauf, das jeder die Regeln einhält. Auch bei Sympathie für einen Spieler! Die Regeln gelten für alle!
3. Informiere die Eltern über das, was du machen willst
4. Wenn alle Stricke reissen: Spielverbot dauerhaft aussprechen. Irgendwann gibt der Störenfried Ruhe, oder meldet sich ab.
Cheers