Wie Kind beibringen, mehr Biss zu zeigen und dem Ball hinterher zu jagen?

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  • Das ist mal eine andere Idee. Volleyball, also weg vom Zweikampf. Ich dachte nämlich genau anders herum. Ich hatte mal überlegt, ob ich ihn zu einer Kampfsportart anmelden soll. Vor allem deswegen, weil er mal Boxen wollte und sich einen Boxsack und Boxhandschuhe zum Geburtstag wünschte. Der Boxsack hängt jetzt im Hobbyraum im Keller und wird nur selten benutzt.


    Das mit dem Trennen von Zwillingen in der Schule war mal. Sie sagten uns an der Schule, dass das mal ein Ansatz war, aber man es heutzutage eigentlich nicht mehr macht, außer die Eltern wollen es unbedingt. Wir hatten das nämlich damals auch überlegt. Das mit dem Kinder als Individuum zu behandeln viel meiner Frau die ersten Jahre tatsächlich schwer. Wir hatten diesbezüglich ab und zu Diskussionen. Gerade wenn es um Geschenke ging. Sie wollte immer allen Kindern das gleiche schenken, weil sie fair sein wollte. Ich will den Kindern das schenken, was sie wollen, auch wenn der eine sich etwas Teureres wünscht und der andere etwas Günstigeres. Möglicherweise kann der eine mit dem teureren gar nichts anfangen.


    Ich hatte ihn auch schon mehrmals gefragt, ob er mit dem Fußball aufhören will und etwas anderes machen. Etwas anderes machen ist für die Jungs okay, aber mit Fußball wollen beide nicht aufhören. Der Grund, warum sie trotzdem beide meistens das Gleiche machen ist, weil der andere, der in Fußball (und auch in den anderen Sportarten) besser ist, immer das machen möchte, was der schlechtere machen möchte. Wenn wir ihn fragen, sagt er immer, er wolle das machen, was xxx will. Ich denke aber, dass sich das mit den Jahren verliert. Bei uns sind noch andere Zwillinge in der Familie (es ist fast eine Plage :-)), und da war es fast immer genauso. Als Kinder immer zusammen und später gehen sie ganz andere Wege, teilweise auch in andere Länder. Sind alles keine eineiigen Zwillinge.

  • Also falls wenn du sagst, dass er vllt. Angst vor Körperkontakt haben könnte, dass er sich dabei verletzt, wäre vielleicht so kleine Übungen wir Ringen&Raufen sinnvoll?

    Ich selber habe früher in dem Alter Judo gemacht, das war meinen Eltern wichtig, weil du da auch gut das kontrollierte Fallen lernst usw. Man hat da Kontakt, fällt auch öfters, aber es tut wirklich nicht weh. Das hat mir damals gut die Angst genommen, dass Hinfallen oder solche Kontakte weh tun könnten.


    Und es ist auch bei weitem nicht so brutal wie andere Kampfsportarten.

  • Das ist mal eine andere Idee. Volleyball, also weg vom Zweikampf. Ich dachte nämlich genau anders herum. Ich hatte mal überlegt, ob ich ihn zu einer Kampfsportart anmelden soll. Vor allem deswegen, weil er mal Boxen wollte und sich einen Boxsack und Boxhandschuhe zum Geburtstag wünschte. Der Boxsack hängt jetzt im Hobbyraum im Keller und wird nur selten benutzt.

    Mein Sohn (F-Jugend) hat momentan eine ähnliche Phase und meidet immer wieder die Zweikämpfe.

    Da er technisch sehr stark ist und viel dribbelt, bekommt er dementsprechend auch am meisten auf die Knochen. Er ist bisher auch der unumstrittene Führungsspieler. Nun beobachte ich seit längerem vor allem bei Spielen gegen andere Mannschaften, dass er sich weniger traut, indem er den Ball viel zu früh abspielt und defensiv ebenfalls Zweikämpfe zu vermeiden versucht. Ob es was mit Angst zu tun hat? Ich weiß es nicht. Wenn er allerdings wütend ist, weil er geschubst oder weggegrätscht wird, muss ich ihn manchmal sogar stoppen, damit er nicht auf den Gegenspieler losgeht.

    Jetzt zum Boxen: Er geht auch seit ca. 8 Monaten 1 mal wöchentlich zum Boxen. Dort lässt sich das Phänomen ebenfalls beobachten. Athletik, Technik und Ausdauer sind top, während er beim Sparring sehr zurückhaltend ist und es auch nicht mag. Er sagt es zwar nicht, aber man merkt es ihm an.

    Also wie du siehst bringt zumindest in meinem Fall das Boxen nicht wirklich viel, um die Gier zu wecken und eine gesunde Aggressivität in Zweikämpfen beim Fussball zu fördern. Es ist, wie hier schon erwähnt wurde, eine Charaktereigenschaft und Teil seiner Persönlichkeit. Da kann und will ich nichts ändern.

    Unsere Söhne werden also wahrscheinlich keine Fussballprofis. Bleibt nur zu hoffen, dass sie auch in der Pubertät noch so lieb sind und einfach ihren Spaß am Sport beibehalten :).

  • Es gibt eine "Pädagogenweisheit" die niemand gerne hört:

    Ich kann einem Kind nichts "beibringen" wenn es nicht offen ist dafür.

    Ja - das ist klar. Ich glaube, dafür braucht man auch gar kein Pädagoge sein.


    Aber wie sieht es aus mit Kindern, die offen für etwas sind und sich trotzdem schwer tun?


    So wie ich das beurteile, ist er sehr offen für Fußball und für Übungen. Deswegen will er ja immer ins Training und mit mir Fußball spielen.


    Aber ich als Trainer habe festgestellt, dass es da Unterschiede gibt, zum Teil erhebliche.

    Der eine hat für etwas ein großes Talent, z.B. viel Ballgefühl für das Jonglieren. Aber sobald er es einigermaßen kann, also mit den anderen mithalten kann, dann macht er nicht mehr als nötig und sagt, das kann ich schon, das will ich nicht machen. Er ist dafür nicht offen.

    Ein anderer kann es überhaupt nicht, versucht aber weiter und weiter. Hört aufmerksam zu, wenn man ihm sagt, was er anders machen soll. Er stellt auch viele Fragen und hört auch nicht so schnell auf zu üben. Aber er braucht dennoch sehr sehr lang, um sich zu verbessern, um auch nur halb so gut mit dem Ball zu jonglieren, wie der erste.


    Das ist nämlich ungefähr der Fall, den ich da habe.


    Und ich muss sagen, dass es bei mir früher als Kind und auch heute noch als Erwachsener auch so ist, dass ich nicht immer alles gerne mache, wofür ich viel Talent habe. Andere Sachen, für die ich kein besonderes Talent besitze, können allerdings auch zu meinen Hobbys werden. Bei Mathe- und IT-Themen zum Beispiel war ich immer sehr talentiert, durfte hier auch mal eine Klasse überspringen. Aber ich wollte nie Informatiker werden, obwohl mir alles mit Computern und Programmierung sehr leicht fällt. Es langweilt mich irgendwie.

    Und handwerklich bzw. gärtnerisch habe ich nur ein sehr begrenztes Talent. Aber ich habe mir mit der Zeit (über Monate und Jahre) dennoch einen schönen Garten vor dem Haus großteils selber gebaut. Übrigens mit tollem Fußball-, Spiel- und Abenteuer-Areal für die Kinder.

    Einmal editiert, zuletzt von Soni10 ()

  • Es ist halt nicht so einfach, das zu finden, wofür das Herz schlägt.

    Bei mir war es Jahrzehnte Volleyball: diese Mischung aus aggressivem Spiel ohne jegliche Aggression war absolut meins.


    Man kann den Kindern nur Angebote machen. Zugreifen müssen sie schon selber. Wenn man in einem "alle kicken" Umfeld groß wird, wird man schon ne ganze Zeit lang mitmachen. Der Dropout in der D-/C-Jugend hat ja auch(!) mit dem gestiegenen Bewusstsein der eigenen Wünsche zu tun.


    Ich hatte mal ein ganz süßes Gespräch mit einem sehr passiven F-ling:

    ich: X, versuchst du heute mal ein Tor zu schießen?
    X: kopfschütteln

    ich: Warum nicht?

    X: da sind so viele Kinder!


    Ach so, ich Dummi. Hätte ich ja selber drauf kommen können. Ganz ehrlich: Fußball in den unteren Jahrgängen ohne Schiris gleicht gerne mal einem Schulhof: der stärkere gewinnt. Das geht mit der Frage "wer wirft ein" los und Foul ist nur wenn einer heult. Der aggressive Schubser kann im wesentlichen ziemlich frei schalten und walten. Die Kinder kommen vom Platz und jammern: die spielen so hart. Wild am Rand gestikulierende Trainer machen es nicht besser. Aber die Kinder werfen sich beim nächsten Spiel erneut ins Getümmel. Soweit so gut, sollte man also meinen.

    Was für alle zu klappen scheint, muss aber nicht für jeden gut sein. Zarter besaitete Kinder gehen bei diesem Modus gerne mal unter.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich kenne das. Ich habe früher sehr viele Sportarten ausprobiert. Tischtennis, Leichtathletik, Taekwondo, Fußball, Baseball, Basketball, Handball und als ich schon etwas größer war Beachvolleyball (aber nicht im Verein). Letzten Endes war ich als Kind beim Handball gelandet und bin hier glücklich geworden und habe hier später immerhin Landesliga gespielt.


    Im Tischtennis wurde mir zu wenig trainiert damals, es wurde viel herumgestanden und gequatscht. In Leichtathletik habe ich glaub irgendetwas vermisst (es gab keinen Ball :-)). Kampfsport war absolut nicht mein Ding, also auch das drumherum nicht mit dem Verbeugen und so. Straßenfußball in der Freizeit war super (habe ich in meiner Jugend mit meinen Freunden von Frühling bis Herbst jahrelang fast jeden Tag gespielt). Ein paar von meinen Freizeitkickfreunden waren im Fußball-Verein und haben mich dann mal mitgenommen. Aber wir waren viele Kinder, ich wollte öfter den Ball haben, als ich ihn beim Probetraining bekam. Eigentlich wollte ich nur spielen. Darum bin ich nach zwei mal nicht mehr hin. Beim Abschlussspiel im Training waren glaub 14 gegen 14 oder so ähnlich. Das war nichts für mich. Baseball war auch nur in der Freizeit. Hat Spaß gemacht, aber es ist leider ein furchtbarer Unfall passiert, deswegen hatte uns der Bauer nicht mehr erlaubt, auf seinem Feld zu spielen und auch einige Eltern wollten das nicht mehr. Basketball war okay, aber ich bin zeitgleich ins Handball (damals 2 mal pro Woche Basketball und 2 mal pro Woche Handball Training) und Handball war nochmal einen Tick besser für mich und intensiver. Und vor allem haben wir im Handball, wenn wir nicht genug Kinder im Training waren (z.B. in den Ferien), immer Fußball gespielt in kleinen Teams. In kleinen Teams im Basketball, Handball oder Straßenfußball hatte es mir glaub so viel Spaß gemacht, weil ich sehr oft den Ball bekam.


    Und deswegen schaue ich in meinen Trainings auch immer, dass jedes Kind sehr viel den Ball hat (kleine Gruppen, oft Spielformen), damit ihnen nicht langweilig wird :-).


    Das mit dem Schubsen usw. muss man meiner Erfahrung nach immer gleich unterbinden. Ich war in jungen Jahren auch eine Zeit lang Handball-Trainer. Da kam das auch vor, wenn man nicht immer gleich entschieden dagegen vorgegangen ist. Man muss sich hier sehr viel wiederholen, da Kinder schnell vergessen. Aber es hängt vielleicht auch von der Gruppe etwas ab. Bei uns die Kinder, die ich gerade habe sind alles tolle Jungs, die aller gerne kicken. Wir hatten auch schon mal Jungs dabei, die glaub von den Eltern dazu verdonnert wurden. Das bringt nichts, obwohl sie gar nicht wollten. Das bringst nichts. Die bringen dann nur Unruhe rein. Ich habe dann sehr viel mit den Eltern gesprochen. Irgendwann kamen die beiden nicht mehr. Bzw. der eine kam gerade vor 2 Wochen wieder zurück. Mal sehen was daraus wird. Seine Eltern sagen, er hat jetzt richtig Lust und würde jetzt öfter zum Bolzplatz gehen. Sie wollen es nochmal versuchen.

  • Nur mal so als Update: Der eine Zwilling, von dem ich geschrieben hatte, der macht sich langsam. Seit er einen festeren Schuss (habe an ein paar Wochenenden mit ihm viel Schießspiele an einer hohen großen Mauer, wo wir extra hinfahren, gemacht) hat und ich mit ihm täglich nach der Arbeit Sondertraining für die Ballbehandlung und das 1x1 mache, ist er etwas selbstbewusster geworden. Er hat jetzt im Training mal die beiden besten (also seinen Zwillingsbruder und noch jemand, der sehr gut ist) hintereinander ausgespielt und dann ein super Tor geschossen und etwas Ähnliches hatte er wohl auch in der Schule auf dem Bolzi gemacht. Seit dem geht er jetzt auch besser und öfter zum Ball und durch den höheren Ballbesitz wird sein Spiel wieder noch selbstbewusster und besser. Passen konnte er ja schon vorher Recht gut. Jetzt nennen sie ihn am Schulhof 'Cristiano Ronaldo' und im Verein hatten sie ihn nach seine tolle Aktion 'Messi'-Tor getauft. Er weiß immer noch, dass er kein Topspieler ist, aber er traut sich endlich mehr und wird besser. Wenn wir die Spieler wählen lassen, dann gehört er inzwischen auch nicht mehr zu den 2-3 letzten Kindern, die gewählt werden, sondern ist jetzt eigentlich immer im unteren Mittelfeld (also noch 4-8 Kinder von 18-25 werden nach ihm gewählt). Er hat mich auch gefragt, ob wir das Sondertraining mit ihm noch bis nach den Sommerferien weiter machen können. Er hat das Gefühl, dass ihn das besser gemacht hat.