Spielerin kehrt zurück

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  • Hallo zusammen,

    ich bin neu hier und ich gebe zu - eigentlich auch falsch ;-).

    Ich bin Trainer einer weiblichen B-Jugend (15 und 16 Jahre) einer Handballmannschaft. Somit komme ich aus einer anderern Sportart.


    Da sich meine Frage/mein Problem aber eher auf Mannschaftführung/Coaching bezieht, habe ich vielleicht auch die Chance, hier an dieser Stelle Tipps zu erhalten. (Solltet ihr Interesse an einem interdisziplinären Austausch haben, stehe ich natürlich auch zur Verfügung.)


    Meine Mannschaft hat sich nach Ende der letzten Saison für die höchste Verbandsklasse in Südbadenliga qualifiziert. Darüber gibt es noch die Oberliga. Es handelt sich also noch nicht um Spitzensport, sondern eher um ambitionierten Breitensport.


    Da ich die Mannschaft einerseits neu übernommen habe, die meisten Mädels allerdings schonmal im E-Jugend-Alter trainiert habe, hat das alles recht schnell zusammengepasst und ich denke, dass wir hier eine ganz gute Truppe führen. Grundproblem der Mannschaft ist, dass sie sehr wenig offen kommunizieren (ggf. ein Mädchenproblem, ich habe das aber auch schon anders erlebt). Ich glaube, sie kommen grundsätzlich schon miteinander aus, aber so einen richtigen Teamspirit gibt es nicht. Soweit so gut - damit könnte ich auch noch leben, da ich glaube, dass sich das im Verlauf der Saison bessert.


    Vor drei Jahren hatte genau diese Mannschaft in deren Jahrgang eine Spielerin, die etwas besser war, als alle anderen. Sie trat dementsprechend als 12-jähriges Mädchen auch sehr dominant und selbstbewusst auf. Ich kenne auch dieses Mädchen aus meiner Zeit als E-Jugend-Training recht gut. Ich weiß auch, dass sie von den anderen (stillen) Teammitgliedern eher skeptisch beäugt, teilweise sogar geschnitten wurde. Nach der D-Jugend hat sich diese besagte Spielerin entschlossen zum Nachbarverein zu wechseln. Dort war die Ausbildung ab der C-Jugend eher leistungssportlich angelegt mit viermal die Woche Training. Dort hat sie die letzten Jahre eine individuelle Ausbildung genossen, die wir ihr hier niemals hätten bieten können. Gleichzeitig mussten die anderen Spielerinnen ihres Jahrgangs in den drei Jahren aus ihrem Schatten heraustreten und haben sich somit deutlich verbessert.

    Der damals gewechselten Spielerin wurde es schließlich dann doch etwas zu viel und in den Sommerferien hat sie sich zusammen mit ihrer Mutter dazu entschlossen, wieder zu ihrem Heimatverein zurückzuwechseln. Sie war inzwischen auch wieder im Training bei uns und die Freigabe liegt auch schon vor.


    Folgende Situation finde ich jetzt vor:


    - Sportlich ein absoluter Glücksfall, da eine top ausgebildete Spielerin zurückkommt und gleichzeitig auch die anderen sich stark weiterentwickelt haben

    - für die Mannschaft wird es aber schwer. Ich habe ohnehin ein etwas instabiles Gebilde (siehe oben) und jetzt kommt noch eine Spielerin von außen dazu, die tatsächlich bekannt ist und das bei vielen nicht in allzu guter Erinnerung.


    Für mich als erwachsenen Trainer ist natürlich klar, dass sich beide Seiten nicht nur sportlich sondern auch menschlich/charakterlich weiterentwickelt haben. Aber 16-jährige Mädels sind nicht immer so differenziert. Sie haben keine guten Erinnerungen und haben jetzt Angst, dass es wieder so wird wie im Kinderhandball.


    Ich habe jetzt mal die Schlüsselspielerinnen zusammengeholt und mit ihnen einen "Mannschaftsrat" gegründet. Regelmäßig wollen wir die Situation besprechen, ob es irgendwo in dieser (oder auch in anderer) Hinsicht Probleme gibt. Das ist eine meiner Maßnahmen.


    Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass das nicht reicht. Habt ihr weitere Ideen, wie ich die Integration vorantreiben und Vorbehalte löschen könnte? Vielleicht war jemand auch mal in einer ähnlichen Situation?


    Ich danke euch im Voraus und freue mich auf einen regen Austausch.


    Viele Grüße

    Ralf

  • Hallo Ralf,


    was du brauchst, sind klassische Teambuildingspiele. Das Internet ist voll davon. Was ich aber - gerade bei Mädchen - sehr erfolgsversprechend finde ist ein Fotobuch über das Team.

    Vorne drauf ein Mannschaftsfoto, dann pro Spielerin eine eigene Seite mit Passfoto und einem Steckbrief. Natürlich sollen die Mädchen diese Steckbriefe selber erarbeiten, indem sie Interviews mit ihren Mitspielerinnen führen. So kannst du spielerisch erzwingen, dass die größten Widersacher sich mal miteinander beschäftigen müssen.



    Was mal eine Trainerin mit einem Team recht erfolgreich gemacht hat ist "Warmduschen". Darunter verstand sie, dass die Spieler reihum etwas nettes zu ihrem Nachbarn lagen mussten. Ich glaube, die Kinder hätten sich eher die Zunge abgebissen, bevor sie zugegeben hätten, dass ihnen das gefallen hat aber die Körpersprache war schon eindeutig. Und nach den ersten Versuchen in der Kabine haben sie das sogar ohne rot zu werden vor den Eltern beim Weihnachtstreffen gemacht.

    Da hatte jeder Spieler ein Präsent bekommen. Der erste aus der Hand des Trainers, dann gings ebenfalls reihum. "ich habe das Präsent für Otto. Otto lacht immer viel und lustig, er spielt tolle Pässe und ist ein guter Freund ". Dann kam Otto nach vorne usw.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich glaube, dass hier deine Kommunikation eine sehr wichtige Rolle spielt. Auf der einen Seite natürlich deine Vorbildfunktion (wie rede ichEüber Spieler, Gegner, Schiri etc.), auf der anderen Seite aber auch im Umgang mit der Spielerin. Ich habe zugegebenermaßen außschließlich Erfahrung mit Jungs im Leistungsbereich, allerdings denke ich, dass es grundsätzlich wichtig seine Missbilligung überheblichen Verhaltens deutlich zu machen.

    Wenn ein Spieler nach dem Spiel der Meinung sei, seine Spieler für ein (schlechtes) Ergebnis verantwortlich machen zu können, dann bekommt er schonmal von mir einen Spruch gedrückt, dass er selber nicht viel besser gespielt. Das dann auch mal vor der ganzen Mannschaft.


    So ein Wechsel aus einer Höherklassigen in eine niedrigklassige Mannschaft ist oftmals mit gewissen Problemen verbunden. Manche Spieler haben das Gefühl, durch ihre Erfahrung auf höherem Niveau, eine Sonderstellung zu genießen. Besonders, wenn es davor schon mit der Demut nicht weit her war. Hier ist es mMn wichtig eben diese Sonderstellung nicht auch noch zu fördern. Wer bspw. nicht pünktlich beim Treffpunkt ist "schmort" dann halt erstmal auf der Bank...auch wenn er/sie ein Leistungsträger ist.