Jugendspielgemeinschaft am Leben halten

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  • Hallo,


    seit einem Jahr bin ich nun Koordinator einer Jugendspielgemeinschaft. Überredet wurde ich mit der Aussage, dass ich eigentlich ja nur eine Excel-Datei und das jährliche Jugendleitertreffen leiten müsse. Das war etwas naiv von mir, denn so wie es bislang gelaufen ist, kann man das ganze Gefüge nicht Jugendspielgemeinschaft nennen:


    Erst einmal das Umfeld: Dörfliche strukturschwache Region, etwa 13.000 Einwohner, 9 teilweise rivalisierende Vereine, aktuell 17 Mannschaften


    Mein Motiv: Mein Einstieg in den Jugendfußball vor 3 Jahren resultierte aus der Tatsache, dass der Fußball in meinem Heimatverein (500 Mitglieder, Einzugsgebiet von 1.500 Einwohnern) dahinsiegt. Zum damaligen Zeitpunkt waren von der U11 bis U18 6 Jugendspieler aktiv. Ich habe die U10 übernommen, habe zwar in Fußball und Vereinsleben Erfahrung, aber vom Jugendfußball keine Ahnung. Damals wusste ich zwar, dass es eine JSG gibt, aber das war es auch schon. Mein ursprüngliches Motiv war also die Wiederbelebung des Jugendfußballs im eigenen Verein. Das hat sich jetzt nach drei Jahren geändert, denn allein hat der Verein keine Chance.


    Die JSG kann man noch einmal in zwei Regionen unterteilen. Diese resultieren aus der räumlichen Nähe und der kommunalpolitischen Aufteilung der Orte. Die Vereine rivalisieren teilweise sehr. Die kleineren Vereine bangen um ihre Existenz, die größeren Vereine konkurrieren um die wenigen Spieler, die aus dem Jugendbereich in den Herrenbereich wechseln. Die Vereine und Jugendleiter trauen sich gegenseitig nicht wirklich, da in der Vergangenheit auch einige "krumme Dinge" gelaufen sind. Obwohl die Treffen meist von außen betrachtet sehr harmonisch verlaufen.


    Kommen wir zu dem Hauptproblem, das ich glaube, lokalisiert zu haben. Die Macher und Entscheider in der Jugendspielgemeinschaft sind nicht die Jugendleiter (und auch gewollt nicht der Koordinator) sondern die Tainer. Die Vereine haben große Probleme, Trainer zu finden. Das wissen auch die Trainer/Eltern und spielen diesen Trumpf auch gerne desöfteren mal aus. Da diese Trainer nur Vereinsinteressen haben oder meistens sogar nur die eigene Mannschaft zählt, hat dieser Egoismus die JSG mit den Jugendleitertreffen zu einem Papiertiger gemacht. Die Entscheidungen haben am Ende die Trainer getroffen und wurden vom Vorstand des jeweiligen federführenden Verein dann auch abgesegnet.


    Meine/unsere Maßnahmen bisher:

    + Einführung von Trainertreffen (2mal im Jahr)

    + Trainerkurzschulung für alle Trainer in der JSG

    + Ein gemeinsames JSG-Konzept niederschreiben (langfristig Pojekt in Zusammenarbeit mit Jugendtrainern)

    + Zeitnahe Moderationen von Konflikten zwischen Vereinen und Mannschaften durch den Jugendkoordinator

    + Freigabezusicherung bei Passwechsel innerhalb der JSG

    + Sicherstellung, dass zumindest alle Jahrgänge bis U12 mit einer gemeinsamen Mannschaft besetzt sind (aktuell noch nicht erreicht)

    + Mindestens 4 Vereine bieten in jedem Jahr eine Bambini-Mannschaft

    + Gemeinsames Funino-Turnier der Bambinis und U8


    Ich drehe ein ziemlich großes Rad, die Vereine und Trainer ziehen nur zögerlich mit, das strapaziert meine Geduld. Das Vertrauensverhältnis hat sich etwas gebessert. Aber das tief verankerte Misstrauen werde ich als Laie nicht beseitigen können. Nach meiner Meinung sind wir noch nicht über den Berg, ein Aus der JSG ist immer noch in den Hinterköpfen (Ich rufe das aber gelegentlich den Vereinen immer in Gedächtnis.)


    Warum schreibe ich das alles? Habt ihr weitere Ideen? Bin ich auf einem guten Weg oder muss den Kurs nachjustieren? Befindet sich jemand in einer ähnlichen Situation und kann Erfahrungen mit mir austauschen?

  • Noch ein paar Fragen:

    Erst einmal das Umfeld: Dörfliche strukturschwache Region, etwa 13.000 Einwohner, 9 teilweise rivalisierende Vereine, aktuell 17 Mannschaften

    Ihr seid tatsächlich 9 (!) Vereine in der JSG? Wie sind die räumlichen Entfernungen?

    Die kleineren Vereine bangen um ihre Existenz, die größeren Vereine konkurrieren um die wenigen Spieler, die aus dem Jugendbereich in den Herrenbereich wechseln

    Können alle Vereine z.zt. noch einen Herrenbereich stellen?

    Da diese Trainer nur Vereinsinteressen haben oder meistens sogar nur die eigene Mannschaft zählt, hat dieser Egoismus die JSG mit den Jugendleitertreffen zu einem Papiertiger gemacht.

    In den Mannschaften sind aber durchaus Spieler aus mehreren der beteiligten Vereine?

    Die Vereine und Jugendleiter trauen sich gegenseitig nicht wirklich, da in der Vergangenheit auch einige "krumme Dinge" gelaufen sind.

    Das war bzgl. Spielerwechseln?

  • Vielleicht kein wirklich produktiver Beitrag, aber ich denke mir immer bei solch großen Konstellationen, dass ein Knall und dem damit verbundenen Schrumpfen der JSG wahre Wunder wirken könnte. Ich bin auch Trainer in einer Spielgemeinschaft bestehend aus 7 Stammvereinen. Momentan ist es ein Krampf, einen Förderverein für unsere JSG ins Leben zu rufen, weil a) nie alle Vorstandsmitglieder den Vorstellungsterminem beisitzen konnten und b) die Engstirnigkeit mancher einem den letzten Nerv raubt.

    Natürlich alles Probleme, die auch in kleinen Vereinen aufkommen, mit Anzahl der beteiligten jedoch zunehmen.

    Die JSG kann man noch einmal in zwei Regionen unterteilen. Diese resultieren aus der räumlichen Nähe und der kommunalpolitischen Aufteilung der Orte. Die Vereine rivalisieren teilweise sehr. Die kleineren Vereine bangen um ihre Existenz, die größeren Vereine konkurrieren um die wenigen Spieler, die aus dem Jugendbereich in den Herrenbereich wechseln. Die Vereine und Jugendleiter trauen sich gegenseitig nicht wirklich, da in der Vergangenheit auch einige "krumme Dinge" gelaufen sind. Obwohl die Treffen meist von außen betrachtet sehr harmonisch verlaufen.

    Unter solchen Voraussetzungen ist dein ganzes Vorhaben mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt. Auf mich macht das Ganze den Eindruck, als würden die Beteiligten dies aus Zwang machen müssen, aber im Endeffekt nicht wirklich wollen. Kann mich aber auch stark irren und du schaffst es wirklich, den Laden aufzuräumen. Such dir dafür am besten Mitstreiter, die die gleichen Ziele wie du verfolgen und versucht gemeinsam, die Sache in die Hand zu nehmen. Entweder Meuterei oder alles bleibt beim alten. ;)

  • Entschuldigung, manchmal muss ein bisschen pauschalisieren und Details weglassen. Es sind 8 Vereine mit Herrenmannschaften, wobei der übrige Verein gerne wieder eine Herrenmannschaft auf die Beine stellen möchte. 3 Vereine haben haben sogar noch eine zweite Mannschaft (2mal in Spielgemeinschaften). 2 Vereine machen gar keine Jugendarbeit im Fußball (die sagen das aber auch und halten sich raus). 3 Vereine haben jeweils nur eine Jugendmannschaft, die meist aus unerwartet geburtsstarken Jahrgängen resultiert. Deren Jugendarbeit konzentriert sich vor allem auf diese eine Mannschaft. Es bleiben also vier Hauptvereine (wenn die übrigen dieses Bemerkung lesen, dann bekomme ich aber Probleme :-(), die die anderen 13 Mannschaften federführend in der JSG leiten.

    Alle Vereine spielen unterklassig, einer war(!) mal die Nummer 1 in unserem Landkreis, dass ist jetzt aber schon 30 Jahre her, solange hält sich aber die Selbstverständnis, die Nummer 1 zu sein (Konfliktpotential!).


    Genau dieser Verein, hat früher auch Vereinbarungen ignoriert, im großen Stil Spieler abgeworben. Da sitzen die Stachel noch tief. Und dann ist eine Leuchturmmannschaft der JSG, durch Streitigkeiten der Spieler/Trainer/Betreuer/Eltern auseinandergegangen. Da gibt es zwei komplett gegensätzliche Geschichten.

    Die die anderen "krummen Dinger" sind nur im Kopf einiger Lokalpatrioten solche, objektiv betrachtet, ist da alles fair abgelaufen. Aber eine Vereinswechsel zum Nachbarverein bietet immer Stoff für Mythen. Aber Ängste/Gedanken sind ja für diese Leute real und man muss das tolerieren.


    Das Einzugsgebiet ist beinahe kreisförmig mit max. 12 km zum Mittelpunkt. Im schlimmsten Fall (und den gibt es glaube ich 2mal sind das 22 km.)


    Übrigens gab es schon immer Spielgemeinschaften unter den teilnehmenden Vereinen. Das Kind hat nur vor ein paar Jahren einen Namen und etwas Struktur bekommen.

  • Für mich klingt das leider wie ein Fass ohne Boden. Egal wieviel Zeit du investieren wirst, am Ende wirft dir das wieder jemand über den Haufen. Ohne klare Strukturen und einen "Boss" der die Regeln in der JSG vorgibt, kann doch sowas nicht funktionieren.


    Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dich auf einen Verein zu konzentrieren und diesen von den anderen durch kompetente, leidenschaftliche Arbeit von den anderen höher zu stellen? Dadurch könntest du diesen einen Verein interessanter für die Kinder, Eltern usw. machen und dort dann langsam etwas aufbauen. Quasi nach dem Motto: Hier entsteht was Neues, seid dabei !


    Ich bin auch im Jugendvorstand tätig und teile mir die Hauptarbeit mit zwei weiteren Personen. Und das ist schon sehr sehr viel, wenn man es richtig angehen will und etwas langfristiges aufbauen möchte. Aber bei uns treffen wir die Entscheidungen, ohne das sie jemand anderes einfach umstoßen kann und unsere Vorgaben umgehen kann. Natürlich ist auch bei uns nicht jeder auf Anhieb mit unseren Entscheidungen und Vorgaben glücklich, aber dann wird das besprochen und aus der Welt geschafft (kurzer Dienstweg). Das scheint mir bei dir überhaupt nicht möglich zu sein.

  • Das Einzugsgebiet ist beinahe kreisförmig mit max. 12 km zum Mittelpunkt. Im schlimmsten Fall (und den gibt es glaube ich 2mal sind das 22 km.)

    etwa 13.000 Einwohner, 9 teilweise rivalisierende Vereine, aktuell 17 Mannschaften

    Keiner dieser Vereine wird dauerhaft alleine klarkommen. Auch wenn sich die Probleme aktuell noch im Jugendbereich zeigen, landen sie doch irgendwann bei den Senioren. Teils sind sie da ja schon gelandet.
    Bei dieser von Misstrauen durchzogenen Konstellation wird niemand, der die Farben einen beteiligten Vereins trägt, langfristig etwas verändern können. Entweder, weil er tatsächlich in erster Linie seinen Verein sieht oder weil die anderen genau das vermuten.
    Ihr braucht Hilfe von außen. Viele Verbände bieten kostenlose Vereinsberatungen an. Hier bei uns macht das z.B. der Landessportbund. Dafür muss aber in allen Vereinen ein Problembewusstein her...