Da ich zurzeit flach liege habe ich viel Zeit und wollte daher ein paar Diskussionen anregen zu Themen, die mich schon eine Weile beschäftigen. Die meisten meiner Fragen beziehen sich eher auf die Grundvoraussetzung, dass man eine schon etwas ältere Mannschaft hat (so ab C-Jugend) und eindeutig leistungsorientiert spielt, aber natürlich würde mich jede Meinund und jeder Vergleich hierzu interessieren!
Mich würde interessieren, ob ihr wann immer möglich die beste Elf stellt. Ich kenne es bei Trainern, dass sie, wann immer verfügbar (wenn z.B. keine Verletzungen oder mangelnde Trainingsteilnahme/Benehmen im Weg stehen), mit den besten Spielern auflaufen. Jedes Punktspiel, Freundschaftsspiel jedes Turnier wird mit den besten Spielern gespielt und angefangen. Ich sage nicht, dass das prinzipiell verkehrt ist, sondern will nur beschreiben, worum es mir geht.
Ich verfahre da etwas anders: Je nach erwarteter Gegnerstärke oder Stärke des Turniers setze ich den Kader so zusammen, dass er möglichst fair in Hinblick auf bisher erbrachte Leistung und Trainingsteilnahme ist, ich fange auch schon mal mit dem schwächeren Linksverteidiger an, und stelle ansonsten die beste Elf, um zu sehen, wie er sich in dem Umfeld bewegt. Früher habe ich oft auch fünf schwächere Spieler gebracht, um ihnen "ihre Chance" zu geben, aber wenn man ehrlich ist muss man erkennen, dass das keine echten Chancen sind, denn dann hat der "Konkurrent" um eine Position damit zu leben, dass er in einem deutlich schwächeren Team steht als z.B. der andere Linksverteidiger, was seine eigenen Chancen natürlich drastisch schmälert.
Halbe Mannschaften wechsele ich nur, wenn ich z.B. ein Testspiel mache und es mir nicht primär darum geht, den einen oder anderen Spieler ernsthaft als Konkurrent zu testen, sondern nur um Spielpraxis für die zurzeit schwächeren Spieler. Das einzige was mich daran ganz ehrlich stört (und ich weiß, dass das eigentlich nicht so toll ist), ist, wenn man dann gg eine unterklassige Mannschaft verliert, weil man eben nicht mit den stärksten Spielern gespielt hat, und diese es dann voller Stolz (z.B. auf ihrer Website) hinausposaunt, "wir haben XY geschlagen". Das ist etwas, womit Trainer, die stets die beste Elf stellen, nicht leben müssen. Bei einem Hallenturnier, das nicht so gut besetzt ist, nehme ich auch von vornherein schon Mal einige der Schwächeren mit und lasse zum Beispiel meine beiden besten Torschützen zu Hause. Machen andere das auch?
Wie geht ihr generell mit diesem Thema um?
Immer die beste Elf?
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Auch wir spielen ehr leistungsorientiert, allerdings im Mädchenfußball.
Ich unterscheide in 2 Bereiche, Meisterschaft und Freundschaftsspiele (inkl. Tuniere).
Trotz der Tatsache, das wir eine zweite Mannschaft sind, setzen wir die Priorität die Meisterschaft zu gewinnen. Das bedeutet das recht genau austariert wird, gegen welchen Gegner die etwas schwächeren Spielerinnen mehr Einsatzzeiten bekommen. Ja, es gibt Spiele, da setze ich die schlechteren Spielerinnen erst ein, wenn wir eine entsprechende Führung erarbeitet haben.
Das bedeutet, das andere Mannschaften ein besseres Torverhältnis haben als wir, da wir gegen mittelstarke und schwächere Gegner den schwächeren Spielerinnen überproportional viel Spielzeit geben.
Die Topmannschaften wundern sich immer warum wir nur relativ bescheiden gegen die Mannschaften abschneiden, aber immer in den Spiztenspielen extrem stark sind.
Da ich für unser 1. Team bei Verletzungen und Krankeiten, Spielerinnen zur Verfügung stelle, ist es mir sehr wichtig die anderen Spielerinnen so weit zu bringen, das sie diese Schwächungen größtenteils kompenzieren können.
Unabhängig davon wird dafür gesorgt, das wir relativ viele Freundschaftsspiele und Tuniere spielen. Auch hier bekommen alle Spielerinnen fast die gleiche Spielzeit. Allerdings wird nach stärkeren und Schwächeren Spielen/Tunieren der Spielerkader ausgewählt.
Wir arbeiten sehr eng mit der ersten Mannschaft zusammen, was sich nicht nur im gemeinsamen Training, sondern darin bemerkbar macht, das alle Events (Trainingslager, Fahrten, Feiern etc.) Gemeinsam durchgeführt werden. Dadurch ist der Zusammenhalt beider Mannschaften fast perfekt. Alle unterstützen sich gegenseitig und es bestehen auch privat sehr viele Freundschaften.
Was andere Vereine garnicht mehr verstehen, ist das wir in der Winterpause bei einigen Tunieren die Mannschaften bewußt mischen, damit wir bereits Erkenntnisse für die nächste Saison bekommen. Das machen wir jahrgangsabhängig, aber auch leistungsbezogen.
Chris, du glaubst garnicht wie unfair das viele Mannschaften finden bzw. wieviel Kritik man sich deshalb von anderen anhören (anonym über das Gästebuch) muß.
Seitdem wir beide Mannschaften als ein dynamisches Team behandeln, haben sich fast alle Spielerinnen der B2 deutlich in ihrer Leistung gesteigert. Teilweise so weit, das einige Spielerinnen sich vorrübergehend Stammplätze in der B1 erarbeitet haben. Mich als Trainer freut die positive Entwicklung. Da die Spielerinnen die vorrübergehend zur B2 gestuft wurden, hochmotiviert daran arbeiten sich wieder für die B1 zu empfehelen. Spielerisch und Taktisch sind die aber auch sehr gut, da sie bisher eine Staffel höher gespielt haben.. Und das alles ohne extremen Streit und Streß innerhalb der Mannschaften. Und das will für Mädchenmannschaften schon sehr viel bedeuten.
Wir geben nicht mehr viel auf das was andere denken oder sagen, sondern konzentrieren und lieber auf die Leistung und den Zusammenhalt der Spielerinnen.
PS: Weil unser B1 am Wochenende die kurzfristig angesetzte Hallenkreismeisterschaft gespielt hat, sprang die B2 bei einem Tunier ein, welches ausschließlich von klassenhöheren Mannschaften bestritten wurde. Platz 5. von 12. ist sicherlich für eine 2. Mannschaft eine sehr odentliche Leistung. Allerdings hatten die anderen Vereine noch mehr von uns erwartet, da sie garnicht bemerkt haben, das wir "nur" als zweite Mannschaft aufgelaufen sind.
Das war der Moment wo ich bei mir dachte: Was andere denken, ohne die wirkliche Basis zu wissen, interessiert mich nicht. Ich und die Mannschaft wissen, welch gute Leistung erbracht wurde.
Meine Erfahrung ist, das Neid und Mißgungst den Erfolgreichen gegenüber weit verbreitet ist. Aber was sagte einmal ein kluger Kopf: "Neid und Mißgunst sind die höchste Form der Anerkennung.
Laß doch die anderen sich über ihre Erfolge freuen. -
Interessant, denn der erste Absatz könnte absolut so von mir sein, gerade das mit den nicht ganz so hohen Ergebnissen gegen die schwächeren Mannschaften. Ironischerweise wundere ich mich aber immer am meisten, dass wir dann doch gegen die anderen gewinnen, obwohl die viel höhere Ergebnisse als wir erzielt haben… Wir trainieren glaube ich sogar im Moment den gleichen Jahrgang (92), oder?
Die Vergleiche enden da allerdings, da ich eher selten Spieler für die 1. Mannschaft abstelle (hat sich bisher einfach nicht ergeben, obwohl ich gern bereit dazu bin) und noch seltener auf Spieler von oben zurückgreife, da diese bei uns a) selten nur eine Verstärkung wären und b) ich genug eigene Spieler habe. Im Prinzip aber wäre so ein Weg wie bei euch, Verzahnung der beiden Mannschaften, natürlich das Optimum, da wäre mir auch egal, was andere sagen! Ich darf in Spielberichten anderer Mannschaften bei Turnieren im Moment auch dauernd lesen, dass sie gegen unsere B1 gespielt hätten obwohl eigentlich nie ein einziger 91er dabei war
Und doch, ich glaube dir, was man sich da im Gästebuch anhören darf, denn ich hab mal in eures reingeschaut nachdem du einen Thread über Beleidigungen im Internet geschrieben hattest, und ich geh davon aus, dass ihr die schlimmeren Sachen schon gelöscht hattet?
Dem Satz mit dem Neid und der Missgunst kann ich ebenfalls nur zustimmen.
Allerdings schweife ich ein wenig ab – du also machst es im Prinzip so wie ich, aber wie machen es die anderen? -
Hallo,
ich trainiere eine F Mannschaft, da ist es eines der hohen Ziele möglichst alle spielen zu lassen, und der Nachteil daß es keine Tabellen gibt ;-), so ist es schwer die Gegner einzuschätzen, um so mehr da einige Spezies aus zweiten Mannschaften sich auch verstärken wenn erste Mannschaften spielfrei sind.
Da wir aber 15 Spieler im Team haben und ich auf Kleinfeld nicht mehr als 12 Spieler mitnehmen möchte muß ich eh rotieren. WEnn ich also die Gegner einschätzen kann rotiere ich so wie es für die Mannschaft Sinn macht. Hat keiner was davon 15:0 zu gewinnen, dann lieber knapp gewinnen und Spielpraxis für alle sammeln. Haben uns auch schon ein Unentschieden eingeschenkt weil wir zu früh zu viele Youngster (unerfahrene) Spieler eingesetzt haben. Macht aber nix.
Gruß
Thom -
Hallo,
ich lasse immer alle spielen, egal ob starker oder schwacher Gegner.
Allerdings fange ich immer mit den besten an und wechsele dann ca.
alle 10-15min., so dass alle drankommen.
Zur Info: Ich habe eine 7er E-Jugend und 13 Kinder. 10 Kinder kommen
immer mit zum Spiel. Habe 7 Stammspieler und die anderen 6 spielen
immer jedes 2te Spiel. Ab und zu mache ich ein Freundschaftspiel wo
die Stammspieler wenn möglich nicht mitspielen!
Gruß,
Michael -
Aber du hast z.B. auch noch nie bei einem Punktspiel mit einem schwächeren Spieler angefangen, wenn der bessere zur Verfügung stand?
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Hallo,
doch manchmal schon, um den besseren Spieler sauer zu machen.
Dann spielt bzw. kämpft er besser nach seiner Einwechselung!
Gruß,
Michael -
Nur wenn Grenzspieler richtig gefordert werden, kann man erkennen wie weit sie in ihrer Entwicklung sind bzw. ob sie in der Lage sind einen Stammspieler phasenweise oder komplett zu ersetzen. Deshalb wäre es eventuell eine ernsthafte Überlegung sie des öfteren auch von Beginn an spielen zu lassen.
Es gibt es ihnen Selbstvertrauen, weil sie das berechtigte Gefühl haben nicht nur hinten dran zu hängen, und merken das sie ernsthaft integriert werden. Nur wer von Zeit zu Zeit ins kalte Wasser geworfen wird, kann beweisen das er eine schwierige Aufgabe lösen kann.
Spieler die immer nur zum Einsatz kommen wenn ein Spiel entschieden ist, werden es viel schwerer haben Verantwortung zu übernehmen bzw. bei Zeiten Akzente innerhalb eines Spiels zu setzen.
