OT: Torwart-Crashkurs :)

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  • Hey ihr Lieben,


    mal etwas "Offtopic", in der Hoffnung, dass mir 1-2 Cracks etwas helfen können.
    Spiele selber in einer Senioren-Freizeitmannschaft und die nächsten beiden Punktspiele fallen unsere (drei!!!) Torhüter aus,
    also habe ich mich geopfert und stell mich in den Kasten, da es mir gesundheitlich gerade etwas an Spitzigkeit fehlt.
    Jetzt habe ich gestern im Training eines festgestellt: Ich traue mich nicht, richtig abzuspringen.


    Allgemein würde ich schon nach 25 Jahren Fussball und ein paar Jahren Trainertätigkeit sagen, dass ich ein gewisses
    Grundverständnis vom TW-Spiel mitbringe ... aber das mit dem Springen ist verhext. Gibt es da gute "Einstiegsübungen"
    um da die Hemmungen zu nehmen. Klingt für die meisten wahrscheinlich total albern ... und nein, Matten haben wir nicht zur Verfügung.
    Ich ziehe immer das Bein so komisch nach und die Arme, so dass ich beim fallen auch nicht auf der "Hüfte" Lande, sondern eher in
    Embrionalstellung Richtung Tor :D Vielleicht verstehen ja 1-2 was ich meine. Will keine Neuer werden, aber vielleicht doch mal nen Ball halten, der nen Meter
    NEBEN mir einschlägt:)


    Wie macht ihr das anfangs mit den Kids?



    LG,


    Torwartwurst :)

  • @davidizzle


    Ist zwar schon etwas her, als ich mich aus Spaß mit einem TW-Crashkurs zu einer Verrückheit hinreißen ließ. Ziel war es, eine erwachsene Person binnen 4 Wochen soviel an technischen und taktischen Fähigkeiten zu vermitteln, wie Andere in mindestens 1 oder mehr Jahren erreichen. Die Rahmenbedingungen waren: von montags bis freitags jeweils 1 Stunde intensives Einzel-TW-Training. Aber was noch schlimmer war, es wurde in der Halle gestartet. D.h. einmal dem TW-Trainer nicht richtig zugehört und schon gibts ne Prellung, mit der man am nächsten Tag wieder zum Training kommt. Betrachtet man es in der Nachfolge des 1. Jahres, so muß man das Experiment als gelungen bezeichnen.


    So, aber nun zu deinem Problem, was eigentlich alle TW-Neulinge haben! Weil sie sich nicht über ihre Fußspitze zur Hechtparade "abdrücken" sondern seitlich im Bogen "abspringen", kann die Landung recht schmerzvoll werden. Manche versuchen dabei den Ball in den Händen haltend zum Abfedern der Landung einzusetzen. Das jedoch meist mit dem Ergebnis, dass man trotzdem nicht ganz schmerzfrei landet, sondern sich auch noch selbst den Ball aus den Händen schlägt.


    Hier mal eine "Partnerübung", mit der du das Abdrücken und Landen beim Hechtsprung üben kannst:


    1. TW positioniert sich mittig im Tor
    2. Ein Pylone oder Hütchen wird als Hilfsmittel für die Absprungrichtung jeweils an der äußeren Ecke des 5-ers aufgestellt
    3. TW-Trainer (oder andere Person) positioniert sich ca. 8 m vor dem Tor mit dem Ball in der Hand


    Der TW startet die Aktion, in dem er zur eine Torseite kurz den Pfosten mit der Hand berührt, um dann mit kurzen, schnellen Schritten zur anderen Torseite (in Richtung Pylone (Hütchen) zu sprinten. Ist der TW ungefähr in Tormitte angelangt, wirft sein Kollege den Ball (von unten nach oben) in einem kleinen Bogen auf mittlere Höhe. Nun springt der TW mit dem hinteren Fuß über die Fußspitze (die in Richtung Pylone zeigt) ab in Richtung Ball. Mit nun langgestrecktem und zur Ballrichtung hin gedrehtem Körper greift der Keeper mit beiden Händen gleichzeitig vor dem Oberkörper nach dem Ball. Die dabei erzeugte, natürliche, fließende Landung erfolgt über Oberschenkel, Hüfte und Schulter. Die Pylone als Zielrichtung unterstützt diese Übung, weil sie dem TW-Neuling hilft, nicht an der Torlinie entlang zu hechten (und sich dabei am Pfosten zu verletzen), sondern den Weg des Balles "abzuschneiden" und somit die Torfläche des Balles zu verkleinern.


    Um den Einstieg in diese Übung zu erleichtern, sollte man zunächst mit seinem "starken Fuß" das Abdrücken über die Fußspitzen üben.


    Falls auch das noch zu schwierig ist, kann man den Vorgang der Landung in einzelenn Schritten üben.


    1. TW setzt sich auf den Boden, bekommt aus ca. 5 m Abstand links/rechts seitlich Bälle zugerollt. TW läßt sich über Hüfte und Schulter seitlich in Horizontale gleiten und umfasst den Ball mit beiden Händen gleichzeitig und lang ausgestreckten Armen vor dem Körper.
    2. TW kniet mit beiden Beinen gleichzeitig und bekommt aus ca. 5 m Entfernung links/rechts seitlich Bälle zugerollte. TW nimmt das ballnahe Knie leicht vor und gleitet über Oberschenkel, Hüfte und Schulter zu Boden. Er fängt den Ball vor dem Körper mit beiden Händen gleichzetig und lang aus gestrecktem Oberkörper.
    3. TW geht fast bis in die Hocke runter. Der Kollege befindet sich ca. 1,5 m vom Keeper und hält den Ball seitlich so, dass sich eine Hand auf und die andere unter dem Ball befindet. Der TW startet die Übung, in dem er zunächst einen kleinen Schritt zum Ball hin macht, danach seinen Körper lang zum Ball hin ausstreckt, ihn mit beiden Händen gleichzeitig umgreift und seitlich über Oberschenkel, Hüfte und Schulter abgleitet. Erst wenn er am Boden ist, wird der Ball gesichert (sonst besteht die Gefahr, dass man mit dem Ellenbogen zurerst aufkommt und nicht nur der Ball wieder futsch ist, sondern auch noch mit dem Ellenbogen verletzt)



    Noch ein Tipp zum Schluß! Zwar sieht es für den Zuschauer immer toll aus, einem TW beim erfolgreichen Hechtsprung zuzuschauen. Aber taktisch ist das Hechten nur ein letztes Mittel, wenn nichts anderes mehr möglich ist. Wenn du dich also schon woher ein wenig auf die Situation konzentrierst, in dem du deine Position anpaßt, dann solltest du die überwiegende Anzahl der Bälle auch im Stehen fangen können. Das hat dann den Vorteil, dass du nicht erst wieder aufstehen mußt, sondern den Ball sofort wieder an einen Mitspieler weiterleiten kannst und ihm so vielleicht einen schnellen Konter ermöglichst?



    Viel Spaß dabei!

  • danke für deine Tips. Mir geht es ja nicht ums Hechten als solches, sondern um die Technik des Springens/Abrollens ... Wenn ich zB nach rechts abspringe, lasse ich mich nicht fallen, sondern springe so dämlich, dass ich wieder auf dem rechten Bein quasi stehend aufkomme :) aber ich versuche es mal heute mit deinen basics :) Will ja kein großes Niveau erreichen ... nur vielleicht nicht ganz so ne katastrophale figur machen :p

  • @davidizzle


    Da kannst du mal sehen, dass das, was für den Laien so einfach aussieht, doch ein wenig Übung bedarf. Weil du bereits die Erfahrungen von schmerzhaften Landung auf deiner rechten Seite gemacht hast, traust du dich nicht mehr so gern, dorthin abzuspringen. Allerdings will diese Technik zunächst einmal verinnerlicht werden. Denn der Laie will meist mehrere unterschiedliche Prozesse (antizipieren, aus welcher Richtung und mit welcher Schußkraft der Ball kommt und eigene Abwehraktion) gleichzeitig machen. Dabei mag die Beobachtung mit ausgestrecktem Körper zunächst von Vorteil sein. Jedoch stellt man schon beim Absprung fest, dass man so kaum dorthin gelangt, wohin der Ball geht, weil man gar keine Körperspannung aufgebaut hat. In aufrechter Haltung zum Ball zu hechten, dass kann nur schief gehen. Im Wiederholungsfall wird dein Gedächtnis die Nachricht senden: "brich den Sprung ab und lange wieder auf den Füßen. Es könnte sonst weh tun!"


    Aber verlang als Torwart-Novize nicht gleich zu viel von dir! Es ist als "Einfüßler" (sind ja fast alle Breitensportler) normal, dass der Bewegungsablauf beim Sprung mit dem starken und dem schwachen Fuß zunächst unterschiedlich gut funktioniert. Man kann diesen Unterschied ein wenig verringern, wenn der letzte Schritt zum Absprung nicht so groß (diesen Fehler sieht man häufig) gemacht wird, weil dabei der Körperschwerpunkt vom Sprungfuss besser koordiniert werden kann. Denn nicht allein das Absprungtiming (über Kniebeugung und Fußspitze wird die Distanz, Sprunghöhe und -richtung definiert), sondern auch die Längsstreckung beschrieben. Die Drehung des Körpers frontal zum Ball geschieht fast automatisch, wenn mit dem tornahen (hinteren Fuß) sich vom Boden abgedrückt wird. Ebenso die Landung über Oberschenkel, Hüfte und Schulter.


    Ich würde dir dennoch empfehlen, zunächst die Zwischenübungen zu machen, damit du ein Gefühl für beide Seiten entwickelts. Natürlich wird der Bewegungsablauf zu deiner starken Seite danach etwas einfacher sein als zu Schwachen. Selbst Profi-Torhüter haben ihre Schwächen. Da solltest du mit deinen eigenen Ansprüchen dir erst gar nicht einreden, perfekt werden zu wollen. Es geht zunächst ja erst mal darauf, schmerzfrei zu landen und den Ball festzuhalten. Fang ruhig erst mal mit deiner starken Seite und dann mit der Schwächeren an.