Torwarthandschuhe rutschig

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  • Ich habe mir Torwarthandschuhe Uhlsport, Eliminator, Soft RF gekauft. Nach dem gebrauch wundere ich mich, dass die Bälle sehr rutschig sind und die Handschuhe keinen ordentlichen Gripp haben.


    Nun eine dumme Anfängerfrage:
    Muss ich die Handschuhinnenfläche irgendwie behandeln, damit die Grip entwickeln oder sind die Handschuhe einfach Mist? (Immerhin waren die Handschuhe mit 40 € nicht gerade günstig)

  • @Dagged


    Ich denke mal, deine Frage wird sicher eine Reihe weiterer Jugendtrainer interessieren. Gestatte mir deshalb zunächst generell ein paar Worte für diese Torwartutensilien zu verlieren.


    Lt. "Wikipedia" heißt es: "Torwarthandschuhe sind speziell für den Einsatzzweck des (Fußball)-Torwarts entwickelte Handschuhe. Auch in anderen Ballsportarten, wie beispielsweise im Hockey, werden vom Torhüter spezielle Handschuhe getragen. Zweck der Torwarthandschuhe ist es neben dem Schutz der Hände und Handknochen bei Abwehr und Fangen des Balls eine stärkere Haftreibung zwischen Ball und Händen zu erzielen um ein Entgleiten des Balls zu verhindern.


    Weil Torwarthandschuhe heutzutage zur Standardausstattung zählen, mag man sich gar nicht vorstellen, dass sie erst in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts (Fa. Reusch in Zusammenarbeit mit dem damaligen Nationaltorwart Sepp Maier) das heutige Know-How erhalten haben.


    Jedoch hat sich die "Torwartarbeit" zur damaligen Zeit bis heute hin stark verändert, weshalb auch die Torwarthandschuhe eine andere Bedeutung erhalten haben. So war man seinerzeit der Überzeugung, dass ein Torwart auf oder and der Torlinie seine Dienste am besten zu verrichten hatte. Der ideale Torwart sollte neben einer guten Reaktionszeit über eine besondeSprungkraft verfügen. Um den Ball parallel zum Körper oder direkt am Körper fangen zu können, glaubte man dies durch Torwarthandschuhe mit besonderem Grip unterstützen zu können.


    Zwar verkauft die Fa. Reusch, wie auch Andere auch heute noch gerne Torwarthandschuhe, jedoch sind auch sie mitlerweile zur Überzeugung gelangt, dass nicht die Handschuhe, sondern die Hände des Torwarts den Ball fangen. D.h. im Umkehrschluß: ganz gleich welche Torwarthandschuhe eingesetzt und wie sie gepflegt werden, wenn der Torwart nicht mit den entsprechenden Lauf-, Sprung- und Fangtechniken ausgebildet wurde, wird auch der teuerste Handschuh ihm dabei kaum helfen können.


    Nun wird sich der Laie fragen, was denn diesen Unterschied zwischen den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts und dem modernen Torwartspiel so ausmacht? Ganz einfach: früher hechtete der Torwart parallel zur Torlinie, teilweise sogar nach hinten hin weg. Dadurch wurde auch der Ball parallel zum Körper oder direkt am Körper gefangen. Es war bei dieser Technik kaum möglich, dem Ball die Geschwindigkeit (durch Heranziehen an den Körper) zu nehmen, weshalb die Handschuhe mit Grip das Rutschen des glatten und manchmal nassen Leders etwas reduzierten. Um einen Grip aufzubauen, mußten viele Modelle vorher ein wenig angefeuchtet werden. Heute fängt der Torwart den Ball mit leicht angewinkelten Armen schräg vor dem Körper, sodass er beim Heranziehen die Ballgeschwindigkeit soweit reduziert, dass ein sicheres Fangen sehr viel besser möglich ist.


    Meine Torleute ziehen deshalb bei der Vermittlung von Fangtechniken ihre Handschuhe aus, damit sie über ihre Hände den Balldruck besonders gut spüren. Dabei sollte am besten kein Stückchen Stoff stören. Wenn sie es denn können, dann dürfen sie auch ihre TW-Handschuhe anziehen. Sie schützen im Wettkampf vor bestimmten Verletzungen bzw. reduzieren die Auswirkung. Sie wärmen bei kaltem Wetter und sie haben gewiss auch ein psychologische Wirkung. Denn ein mit TW-Handschuhen bewaffneter Keeper glaubt aufgrund der noch zu geringen Erfahrung, die Handschuhe würden ihm schon helfen (Plazebo-Effekt). Auf den Schulhöfen und Bolzplätzen kommen die Keeper aber sehr wohl auch ohne TW-Handschuhe klar.


    Ein weiterer Vorteil bei der Ausbildung des Torwarts ohne Handschule liegt darin, dass man nach den praktischen Sicherheitsübungen (dauern ca. 20 - 30 Minuten) ins Tor stellen kann, ohne das jeweils Zeit zum Wechseln der TW-Handschuhe vergehen.


    Besonders geeignet für Anfänger sind Handschuhe mit rauer Innenfläche, die man nicht nässen muß. Denn bei kalten Wetter werden die Finger bei genässten Handschuhen kalt. Fingersave-Handschuhe sind nur etwas für erwachsene Keeper, aber nichts für Kinderhände. Denn die vorgeformte Form erschwert ein Fangen. Auch kann der Nachwuchskeeper den Druckpunkt beim Fausten kaum spüren, die Ablenkrichtung präzise bestimmen, weil die Protektoren an der Außenfläche dies behindern.


    Nun kann es sein, dass mich einige TW-Handschuhhersteller "teeren und federn", wenn ich die Wirkung ihrer Handschuhe einschränke. Andererseits werden sie mir rechtgeben, dass man noch so breite Reifen und elektronische Fahrhilfen einsetzen kann. Wenn man damit zu schnell durch die Kurve fährt, wird man auch damit im Graben landen. Die Physik läßt sich nun mal nicht austricksen.


    Ich hoffe durch meine Erläuterung ein wenig Licht ins Dunkel des TW-Bereichs gebracht zu haben und bin selbstverständlich gerne auch zu sachlichen Diskussionen über dieses Thema bereit!

  • Ich habe mir Torwarthandschuhe Uhlsport, Eliminator, Soft RF gekauft. Nach dem gebrauch wundere ich mich, dass die Bälle sehr rutschig sind und die Handschuhe keinen ordentlichen Gripp haben.


    Nun eine dumme Anfängerfrage:
    Muss ich die Handschuhinnenfläche irgendwie behandeln, damit die Grip entwickeln oder sind die Handschuhe einfach Mist? (Immerhin waren die Handschuhe mit 40 € nicht gerade günstig)

    Die meisten uhlsport Handschuhe haben beim Erwerb noch einen Schutzfilm auf der Innenseiten. Dieser kann durch Waschen des Handschuhs (bitte nicht in der Waschmaschine und die Handschuhe auch nicht in der Sonne trocknen) entfernt werden. Erst dann entwickelt der Handschuh seine vollen Gripp-Fähigkeit!!!


    Meine Torleute ziehen deshalb bei der Vermittlung von Fangtechniken ihre Handschuhe aus, damit sie über ihre Hände den Balldruck besonders gut spüren. Dabei sollte am besten kein Stückchen Stoff stören. Wenn sie es denn können, dann dürfen sie auch ihre TW-Handschuhe anziehen. Sie schützen im Wettkampf vor bestimmten Verletzungen bzw. reduzieren die Auswirkung. Sie wärmen bei kaltem Wetter und sie haben gewiss auch ein psychologische Wirkung. Denn ein mit TW-Handschuhen bewaffneter Keeper glaubt aufgrund der noch zu geringen Erfahrung, die Handschuhe würden ihm schon helfen (Plazebo-Effekt). Auf den Schulhöfen und Bolzplätzen kommen die Keeper aber sehr wohl auch ohne TW-Handschuhe klar.

    Das sind wir wieder mal weitesgehend einer Meinung. Zur Vermittlung von Fangtechniken, lasse ich dir Torhüter auch gerne die Handschuhe ausziehen. Sowie die zu fangenden Bälle jedoch härter auf den Torhüter zugespielt bzw geschossen werden, lasse ich die Torhüter ihre Handschuhe sofort anziehen, da die neuen Balloberflächen fast immer plastifiziert sind und das Fangen/Abwehren eines Schusses unter Umständen sehr schmerzhaft sein kann. Bei geworfenen Bällen lasse ich die Torhüter selber entscheiden.
    Diese Theorie mit den Bolzplätzen bzw. Schulhöfen teile ich "nur" teilweise. Auch hier ist das Ballmaterial entscheidend. Sollten die Torhüter nämlich (durch die Kunststoff-Oberfläche des Balles) Schmerzen bei der Abwehr des Balles empfinden, so werden sie sicherlich kaum noch den Versuch starten einen Ball überhaupt noch zu fangen, sondern ihn bestenfalls nur noch zur Seite abwehren.
    Und zu beachten gebe ich auch, daß die Gewöhnung an die Handschuhe genauso viel Aufmerksamkeit benötigt wie an die Ballgewöhnung ohne Handschuhe. Ich rate jedoch den meisten jungen torhütern von "schützenden" Technologien wie Fingersave usw. ab. Zum einen finde ich es fatal, wenn den Kindern und Jugendlichen angewöhnt wird, sich nur noch auf die Technologie selber zu verlassen, zum anderen passieren genau durch dieses "Verlassen" die meisten leichtsinnigen Verletzungen bei Torhütern (das gleiche gilt natürlich auch für Erwachsene Torhüter). Ich selber trage im Normalfall recht einfache Handschuhe ohne spezielle Technologie, sondern lege mehr Wert auf den Haftschaum bzw die Bequemlichkeit des Handschuhs...


    LG BMW

  • @BigMacWilli


    Vielen Dank für deinen Kommentar. Bezüglich der Schmerzen beim Fangen ohne Bälle habe ich noch vor einigen Jahren deine Meinung geteilt. Der Druck reduziert sich jedoch dadurch, dass zwischen dem Erstkontakt und dem Festhaltepunkt eine Distanz liegt, in der dem Ball die Geschwindigkeit genommen werden kann.


    Bei einem Anfänger oder einem Keeper ohne TW-Ausbildung erkennt man dies sehr gut, weil er die Arme nicht anwickelt, sondern in voller Länge ausstreckt. In dieser Position prallt der Ball mit voller Wucht auf die Handfläche. Fingerverletzungen sind möglich. In Einzelfällen können sogar Brüche an der Handwurzel entstehen.


    Beim Fangen von mittelhohen Bällen erkennt man beim Anfänger, dass er die Hände bzw. Arme beim Ballkonktakt direkt am Körper hat. Auch hier ist kein "Federweg" mehr möglich, weshalb schmerzhafte Prellungen eine Folge fehlender TW-Technik sein können.


    TW-Handschuhe können lediglich bei geringem Balldruck eine unterschiedliche Wahrnehmung beim TW erzeugen. Bei hohem Balldruck können sie fehlende Technik nicht kompensieren.


    Ach ja, selbst Keeper, die sich später für den Profibereich empfehlen konnten, haben die Techniken ohne Handschuhe kennengelernt. Da ich es den Keepern stets freistelle, ob sie "danach" TW-Handschuhe anziehen, sind immer wieder auch Keeper dabei, für die TW-Handschuhe im Training irrelevant sind, sondern die Dinger nur im Spiel tragen (nicht das ein Trainer auf die Idee kommt, es hätte an den fehlenden Handschuhen gelegen, das ein Ball drin war). Die fangen auch Bälle mit härtestem Balldruck ohne Handschuhe sehr sicher!


    Ich stimme mit dir überein, dass es genau wie bei den Feldspielerpositionen beim TW zunächst um die Sicherheit und erst dann um Schnelligkeit geht. D.h. zunächst den Ball werfen oder mit schwachem Druck präzise schießen. Wenn dann die Bewegungsabläufe funktionieren, dann kann der Balldruck erhöht werden. Im Nachwuchsbereich sollte man altersbedingt jedoch Grenzen im Balldruck setzen. Denn nur dann, wenn der Keeper in jeder Situation eine realistische Erfolgschance besitzt, wird er richtig gefordert und gefördert.


    Einem TW-Training, bei dem ein Dutzend Bälle an der Strafraumgrenze liegend als Batterie aufs Tor geballert wird, erteile ich deshalb ausdrücklich eine Absage. Das hat mit modernem TW-Training nichts zu tun. (Ja, ich weiß, sowas ähnliches findet man noch in vergilbten DFB-Unterlagen zur TW-Kondition!)


    Andererseits bekomme ich auch Keeper, die woanders schon eine Ausbildung erhalten haben. Wenn ich ihnen dann sage, dass sie ihre Handschuhe erst mal in der Tasche lassen dürfen, schauen sie mich verunsichert an. Ihnen erkläre ich dann, dass sie keine Angst haben müssen, weil sie Fangtechniken sehr gut ohne Handschuhe lernen bzw. verfeinern können.


    Den erfahrenen TW-Trainern möchte ich hiermt Mut machen, es einmal bei ihren Keepern im Training ohne Handschuhe auszuprobieren und hier zu posten, ob und welche Unterschiede sie festgestellt haben?

  • @TW-Trainer

    Aus dem Blickwinkel hab ich das noch gar nicht betrachtet. Klar ist, daß ich den Federweg prinzipiell in meiner Ausbildung mit drin habe und auch von Anfang an (ob aus dem Kniestand, später bei leichten Bällen und später bei härteren Schüssen) immer darauf achte, daß dieser auch eingehalten wird. Aber auf die Idee, daß dadurch auch der Schmerz in der Händen beim Fangen geringer werden können, bin ich ehrlich gesagt noch nicht gekommen. Danke für die Anregung, werd ich bei Gelegenheit natürlich ausprobieren. Wobei ich das am Besten bei den U19-Junioren mal ausprobiere...




    Ich stimme mit dir überein, dass es genau wie bei den Feldspielerpositionen beim TW zunächst um die Sicherheit und erst dann um Schnelligkeit geht. D.h. zunächst den Ball werfen oder mit schwachem Druck präzise schießen. Wenn dann die Bewegungsabläufe funktionieren, dann kann der Balldruck erhöht werden. Im Nachwuchsbereich sollte man altersbedingt jedoch Grenzen im Balldruck setzen. Denn nur dann, wenn der Keeper in jeder Situation eine realistische Erfolgschance besitzt, wird er richtig gefordert und gefördert.


    Einem TW-Training, bei dem ein Dutzend Bälle an der Strafraumgrenze liegend als Batterie aufs Tor geballert wird, erteile ich deshalb ausdrücklich eine Absage. Das hat mit modernem TW-Training nichts zu tun. (Ja, ich weiß, sowas ähnliches findet man noch in vergilbten DFB-Unterlagen zur TW-Kondition!)

    Das ist ja sowieso klar. Also der Weg vom einfachen zum Schweren ist ja quasi die Grundlage jeglicher Ausbildungsformen, nicht nur im Fussball, sondern auch in der Mathematik usw. Ich lege gerade bei den 12-15-jährigen extremen Wert auf technische Ausbildung, weil Torhüter in diesem Alter in meinen Augen am aufnahmefähigsten für techische Abläufe sind. Erst ab den A-Junioren nehme ich die konditionellen Elemente vermehrt ins TW-Training ein, wobei ich dabei die Schussbatterien noch nie benötigt habe. Das macht in meinen Augen auch wenig Sinn. Dann simuliere ich lieber Spielsituationen und setze dabei die Reizpunkte höher.


    LG BMW

  • Danke für die ganze Batterie an Infos.


    Ich selbst habe keine Erfahrung als Keeper, habe jedoch zumindest meinen Teamleiter in Sachen Torhüter gemacht. Nun blicke ich schon deutlich besser durch.
    Nun mache ich meine Erfahrungen zusammen mit meinen Keepern. :)


    Für weitere Infos werde ich weiter im Forum am Ball bleiben.