Gewinn der zweiten Bälle

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  • Und nochmal eine Frage:


    Kann man den Gewinn von 2. Bällen trainieren und wenn ja, wie? In der D-Jugend seh ich das noch nicht so kritisch, wenn die Spieler nach Abstößen, Einwürfen oder Freistößen zwar zum 1. Ball hingehen, aber dieser Ball direkt zum Gegenspieler geht, weil meine Spieler nur zuschauen. Die Spieler können aufgrund des kleineren Spielfeldes schneller die wichtigen Wege zumachen, bis der Gegenspieler den Ball kontrolliert.
    Aber in der C-Jugend gibt es größere Lücken und da möchte ich das schnellere Reagieren trainieren. Am besten sollten die Spieler bereits im Fluge des Balles einschätzen können, wohin der Ball geht und sich direkt dahin orientieren.

  • Das ist jetzt pures Brainstorming. Aber wie wäre es mit einer Tabuzone mit der Mitte des Feldes. Bälle in die Endzone könnten also nur weit gespielt werden, was 1. die Abwehr hoher Bälle der Viererkette trainiert und 2. eben das Gewinnen zweiter Bälle, wenn das erwartungsgemäß nicht immer klappt. Wenn du das ausprobierst, kannst du ja hier posten, ob/wie es geklappt hat.

  • Man kann Fussball auch wie Handball spielen: Alle Mann vors eigene Tor. Dort den Ball (möglichst beim schwächsten gegnerischen Spieler) erkämpfen und dann aus dieser Standardformation heraus mit Standardspielzügen den Angriff einleiten.
    Ich mache das eigentlich nur im Training um den Aufbau und Konter aus einer deffensiven Aufstellung zu üben. Aber als MannschaftsFinte ab und zu mal in einem Spiel eingeworfen kann es den Gegner ganz schön durcheinander bringen.

  • Auf den zweiten Ball zu gehen macht immer dann Sinn, wenn der, der den ersten Ball normalerweise kriegt zu stark ist aber seine Mitspieler relativ schwach. Man lässt dann den 1. Ball nicht einfach aus, sondern versucht mindestens zu stören und macht dann ZUSAETZLICH seine Passwege zu.
    Kritisch wird es aber, wenn der 1. BallGegner zuviel Raum erhält und mit dem Ball laufen kann. Dann wird es unübersichtlich und damit schwierig die Pass und Laufwege zuzumachen.

  • Coach11


    Die Ursache hierfür ist ein Umschalten vom "aktiven Spieler-" in den "passiven Zuschauermodus" der betreffenden Personen. Man erkennt es als Trainer, weil sich diese Personen nicht mehr synchron aus ihrer Position heraus zum Spiel bewegen. Sie schauen nur noch zu, was die Mitspieler machen, ohne ihre Postion darauf anzupassen.


    1. Wie kann der Trainer erkennen, wer nicht aktiv am Spiel teilnimmt?
    Um dies zu verdeutlichen kann man zunächst eine kleine Spielform machen. Bei einem 4 - 4 (5 -5 oder 6 - 6) Spiel darf niemand länger als 1 Sekunde stehenbleiben. Sobald er das macht, wird er vom Trainer aufgefordert solange auf seiner Positition zu verharren, bis die jeweilige Aktion (z.B. gegnerischer Angriff) abgeschlossen ist, jedoch insgesamt nicht länger als 10 Sekunden.


    2. Wie läßt sich die aktive Spielteilnahme trainieren?
    Hier mal eine Übung als Beispiel:
    1. Markiere eine Fläche von ca. 15 m Länge und 10 m Breite. An jeder Ecke positioniere mit Hütchen ein Feld von ca. 3 x 3 m.
    2. Teile die Trainingsgruppe in etwa 2 gleichgroße Teams
    3. Die Teamaufgabe besteht darin, einen Pass in einen der beiden gegnerischen Quadrate zu spielen. Kann der Pass in dieses Feld vom Mitspieler angenommen werden, bekommt das Team 1 Punkt


    Ziele:
    1. Verbesserung des individuellen, schnellen Umschalten, weil Gegner nach eigenem Ballverlust sofort angreift, bzw. weil eigenes Team nach Ballgewinn sofort angreift
    2. Aktives Beobachten, weil Gegner sich eines der beiden 3 x 3 m großen Zielquadrate aussuchen kann


    -------------------------------------------------------------------


    Das Erkennen der eigenen Chance durch aktive Spielbeobachtung ist die generelle Voraussetzung dafür, den "zweiten Ball" schnell genug wahrzunehmen und die sich daraus ergebene Möglichkeit effektiv zu nutzen. Eine weitere wesentliche Voraussetzung dafür ist die Regenerierbarkeit. D.h. kostet schon die eigene Aktion zu viel Kraft (und Konzentration), dann ist das Abschalten nach der Aktion wegen der notwendigen Regeneration unerlässlich.


    Konzentration und Regneration wurden früher im Konditionstraining zusammengefasst und durch allerlei Laufarbeit während der Saisonvorbereitung anzutrainiert. Heute gibt es dafür schöne Formen, bei denen auch der Ball mitgenommen werden darf. Denn hier heißt der Zauberbegriff es in unterschiedlichem Tempo mit unterschiedlichen Intensionen zu trainieren. Denn Trainingszeit ist viel zu wertvoll, als es mit "Rundenlaufen" zu vertrödeln. Im Internet und der Fachliteratur gibt es dafür genügend Trainingsmaterial für modernes Konditionstraining.


  • Die Ursache hierfür ist ein Umschalten vom "aktiven Spieler-" in den "passiven Zuschauermodus" der betreffenden Personen. Man erkennt es als Trainer, weil sich diese Personen nicht mehr synchron aus ihrer Position heraus zum Spiel bewegen. Sie schauen nur noch zu, was die Mitspieler machen, ohne ihre Postion darauf anzupassen.

    Genau das meine ich. In der Regel passiert Folgendes: Weiter Abschlag oder Abstoß über die Stürmer hinweg. Ein Verteidiger köpft den "1. Ball" wieder nach vorne, natürlich nicht 100% kontrolliert und dieser Ball geht zum Gegenspieler. Dieser kann auch der direkte Gegenspieler von dem Spieler, der zum Kopfball gegangen ist, sein. Vielleicht ist er zu faul gewesen oder hat gemerkt, dass er eh nicht an den Ball kommt, weshalb er nicht hoch zum Kopfball gegangen ist. Diesen Ball kann er dann einfacher verarbeiten, weil er in diesem Augenblick keinen unmittelbaren Gegenspieler hat und der Ball logischerweise nicht mehr so weit in der Luft ist, d.h. der Abwehrspieler holt den Ball für den Angreifer runter und ermöglicht dieser Mannschaft, den Angriff ungefähr ab Mittellinie weiterzuführen.


    1. Wie kann der Trainer erkennen, wer nicht aktiv am Spiel teilnimmt?
    Um dies zu verdeutlichen kann man zunächst eine kleine Spielform machen. Bei einem 4 - 4 (5 -5 oder 6 - 6) Spiel darf niemand länger als 1 Sekunde stehenbleiben. Sobald er das macht, wird er vom Trainer aufgefordert solange auf seiner Positition zu verharren, bis die jeweilige Aktion (z.B. gegnerischer Angriff) abgeschlossen ist, jedoch insgesamt nicht länger als 10 Sekunden.

    Wie kann man das praktisch handhaben? Ich behaupte, dass kein Spieler sich selber so ehrlich einschätzt, dass er freiwillig 10 Sekunden auf seiner Position verharrt. Oder soll ich immer schnell den jeweiligen Namen rufen. Ich kann die Reaktionszeit nicht einschätzen. Wird der Spieler, bis er auf mein Kommando hört, nicht ganz woanders auf dem Platz stehen? Und schaffe ich es, alle Spieler im Auge zu haben, denn schließlich darf ja keiner stehenbleiben. Wahrscheinlich müsste das Spielfeld dementsprechend klein sein.


    2. Wie läßt sich die aktive Spielteilnahme trainieren?
    Hier mal eine Übung als Beispiel:
    1. Markiere eine Fläche von ca. 15 m Länge und 10 m Breite. An jeder Ecke positioniere mit Hütchen ein Feld von ca. 3 x 3 m.
    2. Teile die Trainingsgruppe in etwa 2 gleichgroße Teams
    3. Die Teamaufgabe besteht darin, einen Pass in einen der beiden gegnerischen Quadrate zu spielen. Kann der Pass in dieses Feld vom Mitspieler angenommen werden, bekommt das Team 1 Punkt

    Ziele:

    1. Verbesserung des individuellen, schnellen Umschalten, weil Gegner nach eigenem Ballverlust sofort angreift, bzw. weil eigenes Team nach Ballgewinn sofort angreift
    2. Aktives Beobachten, weil Gegner sich eines der beiden 3 x 3 m großen Zielquadrate aussuchen kann

    Oder die Mannschaft versucht nach Ballgewinn zunächst den Ball zu halten, bis sie sich geordnet hat und die Angreifer sich positionieren können.

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    Das Erkennen der eigenen Chance durch aktive Spielbeobachtung ist die generelle Voraussetzung dafür, den "zweiten Ball" schnell genug wahrzunehmen und die sich daraus ergebene Möglichkeit effektiv zu nutzen. Eine weitere wesentliche Voraussetzung dafür ist die Regenerierbarkeit. D.h. kostet schon die eigene Aktion zu viel Kraft (und Konzentration), dann ist das Abschalten nach der Aktion wegen der notwendigen Regeneration unerlässlich.

    Wenn all das vorhanden wäre, könnte jede Mannschaft perfektes Pressing und Gegenpressing spielen, leider nur bei den wenigsten Teams der Fall.


    Konzentration und Regneration wurden früher im Konditionstraining zusammengefasst und durch allerlei Laufarbeit während der Saisonvorbereitung anzutrainiert. Heute gibt es dafür schöne Formen, bei denen auch der Ball mitgenommen werden darf. Denn hier heißt der Zauberbegriff es in unterschiedlichem Tempo mit unterschiedlichen Intensionen zu trainieren. Denn Trainingszeit ist viel zu wertvoll, als es mit "Rundenlaufen" zu vertrödeln. Im Internet und der Fachliteratur gibt es dafür genügend Trainingsmaterial für modernes Konditionstraining.

    Da ich meinen Kindertrainerschein sehr früh gemacht habe, habe ich zum Glück nie den Fehler gemacht, die Kinder mit "Rundenlaufen" oder Training ohne Ball zu quälen. Ich habe viele Fehler gemacht (und mache es bestimmt immer noch), aber dieser gehörte nicht dazu.

  • Auf den zweiten Ball zu gehen macht immer dann Sinn, wenn der, der den ersten Ball normalerweise kriegt zu stark ist aber seine Mitspieler relativ schwach. Man lässt dann den 1. Ball nicht einfach aus, sondern versucht mindestens zu stören und macht dann ZUSAETZLICH seine Passwege zu.
    Kritisch wird es aber, wenn der 1. BallGegner zuviel Raum erhält und mit dem Ball laufen kann. Dann wird es unübersichtlich und damit schwierig die Pass und Laufwege zuzumachen.

    Ich würde auf gar keinen Fall dem Verteidiger in diesem Alter (D-Jugend) sagen, dass er nicht zum 1. Ball hingehen soll, da er es einfach instinktiv macht und das wäre seinem natürlichen Handeln zuwider. Wie oben beschrieben kommt es vor, dass der Stürmer einfach einen Schritt nach hinten macht und dann den geköpften 1. Ball vom Verteidiger einfach verarbeiten kann. In dem Fall wäre es natürlich einfacher, den Ball durchzulassen zu dem freien Mann, der bei Abstößen als "Libero" agiert, aber wenn ich das reglementiere, denke ich, dass es ihm später schwer fällt, später die "richtige Entscheidung" zu treffen.


    Das ist jetzt pures Brainstorming. Aber wie wäre es mit einer Tabuzone mit der Mitte des Feldes. Bälle in die Endzone könnten also nur weit gespielt werden, was 1. die Abwehr hoher Bälle der Viererkette trainiert und 2. eben das Gewinnen zweiter Bälle, wenn das erwartungsgemäß nicht immer klappt. Wenn du das ausprobierst, kannst du ja hier posten, ob/wie es geklappt hat.

    Also ganz platt gesagt: Angriff gegen Verteidigung in einem Spielfeld (Maße so 15x15), der Torwart macht einen Abschlag in das Spielfeld rein. Abwehr soll den Ball klären und der Sturm den Ball verarbeiten und bspw. ein Tor schießen?

  • Coach11


    Die meisten Antworten auf deine Fragen hast du dir ja schon selbst gegeben. Bei der Spielform gibt du vorher den Hinweis, dass ein nach deiner Beobachtung mindestens 1 Sek. lang stehender Spieler auf dieser Postion mindestens 10 Sekunden verharren soll. Der Spieler selbst wird es ja nicht machen, weil er gar nicht gemerkt hat, dass er auf "Zuschauermodus" umgeschaltet hat. Aber er wird es durch deine Hinweise dahingehend trainiert, niemals abzuschalten und sich permanent am Spiel zu beteiligen. Selbst, wenn er ist in einer Situation ballfern aufhält.


    Es gibt leider noch eine Reihe von Übungen, bei denen die Spieler aus dem Stehen Bälle annehmen und Pässe schlagen sollen. Diese Übungen mögen vielleicht einen kleinen Teil der Balltechnik verbessern, trainieren jedoch leider auch das "Stehenbleiben"! Verändert die Übungen deshalb so, dass der Ball immer aus der Bewegung heraus verarbeitet wird. Diese Situation ist auch spielnaher als das Herumgestehe.


    Es geht zunächst darum, dass du die Wirkung von Veränderungen (z.B. Veränderung des Trainings) verstehst, sonst weißt du nicht, worauf du achten sollst und kannst deinen Spielern nicht helfen, wenn sie Fragen haben.


    Die Vermutung, dass viele Spieler zu faul sind, sich um die Eroberung des zweiten Balls zu bemühen, mag nur in Einzelfällen richtig sein. Vielmehr ist es die Unwissenheit, manchmal vielleicht auch die Trägheit von Trainern, hier Training an den modernen Fussball anzupassen.


    Versucht doch einfach mal im Training auf den weiten Abschlag oder Abstoß des Torwarts zu verzichten. Gebt ihm stattdessen die Info, jeden Ball (auch solche, die normalerweise ins Toraus gehen würden) abzufangen und zügig zu einem freien Abwehr-Mitspieler zu passen. Danach soll der Ball via Kurzpaß möglichst über die Außenbahnen nach vorne getragen werden. Alle Mitspieler haben so die Chance, das Paßspiel zu begleiten und stehen als Anspielpartner zur Verfügung.


    Den Ball nach vorne zu dreschen (und auf Fehler oder ein Selbsttor des Gegners zu hoffen), das kann nicht des Rätzels Lösung sein. Taktik heißt, einen Plan für ein erfolgreiches Fussballspiel zu besitzen. Dazu gehört auch einen geordneten Spielaufbau zu trainieren. Dazu gehört nur in Ausnahmefällen (wenn der Gegner zu weit aufgerückt ist und man einen schnellen Angreifer besitzt) als taktisches Mittel der weite Abschlag/Abstoß. In allen anderen Fällen sollte das geordnete und weiter entwickelte schnelle Umschaltspiel Ziel der Mannschaftsverbesserung sein.


    Je nachdem, mit welcher Altersgruppe und mit welchem Leistungsniveau man es zu tun hat, gibt es für den Trainer unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen. Dabei sollte für sich das richtige Maß des Einwirkens finden.

  • Also ganz platt gesagt: Angriff gegen Verteidigung in einem Spielfeld (Maße so 15x15), der Torwart macht einen Abschlag in das Spielfeld rein. Abwehr soll den Ball klären und der Sturm den Ball verarbeiten und bspw. ein Tor schießen?


    Genau. Das habe ich mit meiner ehem. C mal auf einem halben Großfeld gemacht, um das Zurückweichen der Kette und Dreiecksbildung auch bei hohen Bällen zu trainieren: Vor allem aber, weil meine 6er weder offensiv noch defensiv die zentrale Position in Abwehrrichtung besetzt haben - Stichwort: zweite Bälle. Hat ganz gut geklappt.
    Generell geht aber auch alles in diese Richtung, wo du ein Verarbeiten von hohen Bällen durch Provokationsregeln einbaust. Bei hohen Bällen gibt es immer versprungene Bälle (wo gehobelt wird...) und die müssen durch Antizipation und Spekulieren gewonnen werden.
    Anderes Beispiel: 2 Mannschaften spielen auf Ballbesitz, Punkte macht man durch die Weiterleitung eines Zuwurfs mit dem Fuß zu einem Dritten. Ob das jetzt eine Volleyweiterleitung in die Arme des Dritten ist oder der Ball erst ein paar Meter geführt wird und dann z.B. aufgenommen werden kann oder dem Mitspieler in die Arme gelupft werden muss, spielt egtl. keine Rolle. Ballgewinn dann entweder durch Fangen der Bälle oder auch Abfangen ohne Hände, um dann mit den Händen zu sichern. Um das Spiel abwechslungsreich zu gestalten, kannst du diese Regeln auch alle 3-4 Minuten abarbeiten. Ich würde ein paar Regelsets ausprobieren und schauen, was am besten funktioniert.


    Die Übung mit der Passannahme im Viereck von TWTrainer packe ich öfters in das Aufwärmprogramm vor die Spiele, weil da eigentlich alles drin ist: Bewegung, Passspiel, Ballverarbeitung, Dribbling, Bespielen der freien Räume (vor allem wenn man frei auf 4 Vierecke spielt, also ohne festgelegte Spielrichtung). Die kann ich wirklich nur empfehlen.