Eine Torhüter-Frage zu Olympique Marseille gegen Bayern München

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo zusammen,


    beim ersten Tor der Bayern durch Gomez urteilten sowohl der Kommentator als auch Franz Beckenbauer, dass der Torhüter zu weit vor dem Tor stand.


    In der 2. Halbzeit gab es eine Szene , wo der französische Stürmer das Duell gegen den bayerischen Verteidiger gewinnt, aber an Neuer scheitert , der vor ihm auftaucht. Auch hier waren sich die Fachleute einig: Klasse von Neuer!


    Ich habe beide Szenen für den Torhüter ähnlich gesehen und sehe keinen Stellungsfehler des französischen Torhüters beim 0:1. Dass der Ball haltbar wirkte, ist unbestritten, aber darum geht es mir nicht.
    Wie seht Ihr das?


    P.S.: Ich bin keiner, der ewig über Profi-Fußball diskutieren möchte, aber diese Frage ist mir aus folgendem Grund wichtig: Ich (auch wenn ich selber keine vernünftige Torspieler-Ausbildung anbieten kann) ermuntere (wie ich denke) schon in der Jugend meine Torhüter zum aktiven Mitspielen. Vor dem Hintergrund verfolge ich die immer wieder kehrenden Diskussionen über "Da steht er aber zu weit vor dem Tor" oft mit Unverständnis.

  • Ich denke schon, dass sich die beiden Szenen unterscheiden, weil beim Bayern-Tor der Ball steil gespielt wird und Gomez aus vollem Lauf zum Schuss kommt, während bei der OM-Chance Boateng den Stürmer abdrängt, zum Querlaufen zwingt, den Ball eigentlich schon gewonnen hat und den Stürmer schlussendlich zumindest soweit stört, dass er nicht scharf und platziert schiessen kann.


    Von klarem Stellungsfehler beim Bayern-Tor würde ich jetzt aber nicht sprechen, der Fehler des Keepers lag wohl eher darin, dass er den Schuss durchrutschen ließ. Beim Jugendtraining bin ich auch Deiner Meinung, lieber geöhne ich dem Torhüter das Mitspielen an und kassiere wenn´s dumm läuft mal ein Weitschusstor, als dass ich Keeper ausbilde, die nur auf der Linie kleben, dass ist bei den heutigen Spielsystemen ja absolut kontraproduktiv.

  • Unser Kaiser Franz, wir alle mögen ihn, weil er immer was zu sagen hat, läßt in der letzten Zeit desöfteren mal die "Katze aus dem Sack". Unlängst verkündete er, dass die Stimmung in der Münchener Allianz-Arena nicht allein vom Publikum, sondern vom Stadionhausmeister über die Stadionlautsprecher erzeugt wird.


    Jetzt äußert er sich zu schwierig zu analysierenden Torwart-Situationen und meint, wenn man den Ball hält, dann ist man auch Weltklasse!


    Zum 1. Tor:
    Es gibt eine Torwartregel, nachdem der Keeper sich abwartend verhalten soll, solange der eigene Mann den Ball erreichen kann. Der französische Keeper hatte aus seiner Sicht wohl Bedenken, ob sein Abwehrspieler den Ball erreicht. Mag auch sein, das er meinte, dass der gegnerische Angreifer nicht zu Gomez flankt, sondern selbst durchbrechen will. So genau geben die Fernsehbilder das auch nicht her. In der Torschußszene selbst sieht es nach einem leichtem Stellungsfehler aus, weil er einige Meter zu weit vor dem Kasten stand und so auch leicht überlobbt werden könnte. Aber der hat sich wohl gedacht, die haben keinen "Messi", sondern nur einen "Gomez", der kann soetwas nicht. Recht hatte er! Ohnehin ist es so, das wenn der Keeper erst mal in der Vorwärtsbewegung ist, ihm meist gar keine Zeit bleibt, um wieder zurückzukehren. Meiner Meinung nach war der Torabstand für den Torerfolg gar nicht entscheidend. Vielmehr kam Torwartreflex einen Moment zu spät. Die wichtigste Frage aber ist, ob er den harten Schuß aus kürzerer Distanz sicherer mit dem Fuß hätte abwehren können.


    Zum 2. Tor:
    Vom heutigen Keeper wird eine höhere Risikobereitschaft verlangt. Geht das dann mal schief, meint der Fan mit "Fernseh-Bundestrainer-Lizenz", der Keeper sei noch nicht erfahren genug. Klappt es aber mit der Abwehr und das tut es bei unseren Torwart-Assen meistens, dann ist er der Held! In dieser Szene hat er trotz des Risikos durchaus etwas vernünftiges gemacht. Denn bei der Szene in der Nähe des Elfmeterpunktes war nicht zu erkennen, ob der eigene Verteidiger an den Ball kommen wird. Auch war kein weiterer Abwehrspieler in der Nähe, so das es zum unmittelbaren Torabschluß kommen könnte. Manuels Vorteil war, das der gegnerische Stürmer dies nicht bemerkt oder unberücksichtigt gelassen hatte. Ob Manuel dabei auch noch berücksichtigt hat, das mit Boateng ein noch junger und unerfahrener Abwehrspieler die Szene vermutlich nicht allein bereinigen kann, bleibt sein Geheimnis.


    In beiden Fällen haben die Keeper die Situation aus ihrer Sicht beurteilt. Man kann spekulieren, was man besser hätte machen können. Aber zu ganz eindeutigen Aussagen, z.B. das eine war vollständig falsch, das andere vollständig richtig, gibt die Bewertung keinen Anlass.