Taktik im Kinderfußball

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  • Wenn ihr im Training 3:3 oder 4:4 spielt, legt ihr dann die Positionen der Spieler zu Beginn fest?


    Bei uns ist das 3:3 draußen oft Minifußball, da spielt man ja mit vier Spielern pro Mannschaft und es wird bei jedem Tor (oder, falls das zu lange dauert, nach spätestens zwei Minuten) in fester Reihenfolge gewechselt. Das führt dann dazu, dass immer andere Dreierkombinationen auf dem Platz sind und die Spieler gar nicht auf festen Positionen spielen können. Sonst sehe ich es wie Günter, bei nur drei Spielern kann es eigentlich keine Positionen geben.
    Beim 4:4 ist das, wie ich finde, erstmals anders. Aber auch da weise ich bewusst keine Positionen zu, weil, wie ich meine, in einem Viererteam jeder mal überall spielen sollte. Das befördere ich aber dadurch, dass Tore doppelt zählen, wenn sich alle Angreifer in der gegnerischen Hälfte sind, wenn sie (die Tore) fallen, und auch verdoppelt wird, wenn sich ein Verteidiger noch in der Hälfte der Angreifer befindet.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hallo!
    Trainiere im Moment eine E2 (also U10), die ich seit den Minikickern habe. Bei den Minis spielten wir komplett ohne Aufstellung und ab der F dann im 3-3. Taktik im Kinderfußball ist doch schon gegeben, wenn man Kindern eine Aufstellung gibt. Das ist sogar Mannschaftstaktik. Hört sich böse an, es ist aber doch so. Ich habe immer versucht so wenig Taktik wie möglich zu vermitteln. Trainingsschwerpunkt ist neben der Technik und Koordination in dieser Saison 1 gegen 1 (also Indididualtaktik). Zusätzlich dazu tauchen aber immer mehr taktische Dinge auf. Ob es wirklich so richtig ist, bezweifle ich immer mehr. Viele Spiele verlieren wir, weil wir taktisch klar unterlegen sind. Klar kommts mir nicht auf die Ergebnisse an, aber den Kindern schon. Die verlieren die Lust, wenn sie selten gewinnen. Siege machen eben mehr Spaß ;).


    Teilweise kommen die Spieler auch von ganz allein mit Taktik um die Ecke (von größeren Brüdern gelernt, Playsi-Spielen oder Bundesliga-Gucken). Ein Spieler, der am liebsten in der Verteidigung spielt, hat bei einer Mannschaftsbesprechung schon einmal erklärt, dass wenn er hinten alleine gegen zwei oder drei Angreifer ist, er versucht das Spiel zu verzögern. Damit seine Mitspieler nachrücken können und ihm helfen.
    Sollte man den Kindern dieses taktische Denken, was teilweise ganz von allein kommt, verbieten? Natürlich nicht. Aber den anderen Spielern würde ich es auch nicht vorenthalten. In der Besprechung habe ich das dann nochmal kurz erklärt was der Spieler meinte, seine Erklärung war nämlich nicht ganz so gut zu verstehen. Die Anderen haben das Ganze dann als Tip mit bekommen.


    Immer häufiger entdecke ich auch gruppentaktische Dinge, die das Team umsetzt ohne das wir es bislang trainiert haben. So haben mehrere Spieler auch im Meisterschaftsspiel schon einmal hinterlaufen. Ob dies Absicht oder Zufall war, weiß ich nicht. Solche Situationen geben aber für mich doch den Anlass sowas zu besprechen. Klar sollen die Spieler die Antworten selber finden, aber da fragt man dann einfach Spieler X was er gerade gemacht hat und warum. Der Vorteil des Besprechens ist doch das man dann zusammen einen Namen hat und jeder sofort weiß, was gemeint ist wenn man zum Beispiel vom Hinterlaufen spricht. Das ganze im Spiel umzusetzen oder schwerpunktmäßig zu trainieren machen wir noch nicht (das kommt dann ab D oder C). Aber so ist der Grundstein schon gelegt. Die Spieler wissen was damit gemeint ist und fertig.
    Auch wenn wir noch ein Jahr E-Jugend haben, wissen alle meiner Spieler schon länger was Abseits ist. Trotzdem spielen wir damit auch im Training noch nicht. Das sie aber schon wissen was es ist, kann für die D-Jugend doch nur von Vorteil sein. Und so ähnlich sehe ich das auch mit (gruppen- und mannschafts-)taktischen Dingen. Man legt also Grundlagen für später, zumal die Spieler vieles selbst mitbringen...

  • Was ich in meinem Team bislang taktisch vermittelt habe:
    - Raumaufteilung im 3-3
    - Einwürfe werden von den Außenverteidigern gemacht, nicht vom Zentralen und auch nicht von den Stürmern
    - es geht immer einer von den Außenverteidigern mit nach Vorne, die anderen beiden Verteidiger sichern ab; aber auf keinen Fall tief in der eigenen Hälfte stehend, sondern so, dass sie auch ins Offensivspiel eingreifen können und man hinten rum neu aufbauen könnte;
    - Überzahl im Angriff: möglichst ausspielen und nicht alleine versuchen
    - Unterzahl in der Verteidigung: möglichst verzögern, damit Mitspieler Zeit zum Nachrücken haben
    => diese Dinge wurden bislang noch nicht im Training geübt, sondern nur beim Spiel besprochen


    - bei Spieleröffnung (vor allem TW-Abstoß) das Spiel breit und tief machen, um sich Platz zu schaffen
    (dies ist bei uns sehr wichtig, da der TW nicht mehr über die Mittellinie schießen darf)
    - 1 gegen 1 offensiv: fintierendes Dribbling (schräg anlaufen, Finten), Lösen vom Gegenspieler
    - 1 gegen 1 defensiv: Seite anbieten (bei Angriff über Außen nach außen drängen, bei Angriff im Zentrum auf schwachen Fuß lenken), wenn Gegner Ball vorspielt Körper zwischen Ball und Gegner bringen
    - offene Spielstellung


    Diese Dinge lernen wir nun im 3.Jahr, sodass ich denke, dass man noch weitere taktische Dinge hinzufügen kann. Da bin ich mir aber noch nicht so sicher, was hinzu kommen soll.
    Mögliche Ergänzungen:
    - Verschieben in den Grundzügen (Wenn ein gegnerischer Angriff zum Beispiel über links ist, dann nützt es nichts wenn unser rechter Verteidiger auf rechts außen im Niemansland stehen bleibt. Er muss dann in die Mitte einrücken und der zentrale Abwehrspieler schiebt weiter nach links).
    - Hinterlaufen, Kreuzen kurz besprechen (also was das überhaupt ist)
    - Besprechen, wo man Finten macht und wo lieber nicht (zum Beispiel 5 m vor dem eigenen Tor wie beim letzten Spiel)
    - wann sollte man Tempo machen, wann eher nicht


    Was würdet ihr an taktischen Dingen noch ergänzen? Was eher weglassen?
    Standardvarianten habe ich überlegt im Sommer an einem Trainingstag/Trainingslager zu üben. Mit Sicherheit ist das noch zu früh, aber unsere Gegner machen das schon seit dem 1.F-Jugendjahr und sind uns diesbezüglich schon 3 Jahre voraus. Taktisch hinken wir den Meisten also extrem hinterher... Wie gesagt eine Einheit an einem zusätzlichen Trainingstag ist auf die ganze Saison gesehen nicht viel und wir könnten mit sowas wesentlich erfolgreicher sein.
    Man fragt sich nämlich immer mehr: Wie lange soll man noch warten, bis der Erfolg sich einstellt? In der E-Jugend sollte man doch allmählich zur stärkeren Hälfte des Kreises gehören, wenn man sich seit den Minis an die DFB-Philosophie hält oder nicht? Wann soll sich das Ganze auszahlen?

  • Den meißten Teil deiner Taktikerklärungen halte ich im Normalfall für viel zu früh. Außerdem bin ich davon überzeugt das du auch mit weiteren taktischen Erklärungen keine besseren Spielergebnisser erzeugen wirst. Ich bin in eine ähnliche Falle gerannt.


    Die Raumaufteilung wollte ich erklären. Spiel für Spiel und Training für Training jedes mal das Selbe Lied. Macht das Spielfeld groß.
    Hat man es gesagt wurde es kurz umgesetzt, aber meine Kinder sind nicht in der Lage das zu verallgemeinern. Bei der nächsten Spielsituation
    stehen sie wieder 3 Meter aufeinander. Ich habs mit offenen Fragen, Mataphern, Taktiktafeln und vielen anderen Sachen versucht.


    Ich habe meine Kinder dadurch denke ich mehr verunsichert als alles Andere. Im letzten Spiel hab ich alle Erklärungen seien lassen und wir haben gleich zweistellig gewonnen. Die größte Herausforderung als Kindertrainer ist wohl die Geduld.