Das Team, das Brasilien Paroli bietet

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  • Ich war echt beeindruckt, als ich am Mittwoch abend der nordkoreanischen Mannschaft zuschaute, wie sie gegen die Top-Mannschaft Brasilien aufgetreten sind. Da war perfekte Organisation, ein Kollektiv, in dem jeder wusste, wie er gegen die ballbesitzende Mannschaft agieren musste. Und in der Offensive saß fast jeder Pass. Die Spieler wussten, wie ihre Mitspieler laufen und waren auch technisch unheimlich sicher. Wenn man bedenkt, wie viele Fehlpässe es in manchen WM-Spielen zu bestaunen gab. Das Tor zum 1:2 war ein weiteres Beispiel für das beeindruckende Zusammenspiel der Mannschaft. Im Live-Ticker wurde nachher sogar gesagt ...während die Nordkoreaner noch lange nicht abgeschrieben sind, vor allem nicht nach der Leistung Portugals und der Elfenbeinküste
    Nordkorea! Im Vergleich zu Portugal und der Elfenbeinküste!
    Ich frage mich, wie viel man im Fußball erreichen kann mit einer Mannschaft, die keine internationale Erfahrung besitzt, ohne sehr talentierte Spieler, ohne Trainingsmöglichkeiten auf höchstem Niveau und ohne Freiheit! Wie viel ist hier perfekte Organisation, gemeinsames qualitativ gutes Training und Eingespieltheit? Und was ist auf harte Disziplin, Unfreiheit, brutalen Druck und vielleicht sogar menschenverachtende Methoden zurückzuführen? Mir fällt eine Einschätzung schwer, vielleicht weiß jemand von euch mehr?
    Könnte man auch in einem westlichen Land eine Mannschaft aufbauen, die diese Leistungsbereitschaft und vollständige Disziplin bzw. Unterordnung unter die taktischen Vorgaben zeigt? Und ist es möglich, eine Mannschaft innerhalb eines halben Jahres Vorbereitungszeit von einem ganz ordentlichen technischen und taktischen Niveau - wie es vielleicht in der nordkoreanischen Liga anzutreffen ist - auf ein Niveau zu bringen, dass die Mannschaft sich gegen Brasilien richtig gute Chancen und ein tolles Tor herausarbeiten kann? Oder wird in Nordkorea ab der Jugend eine systematische Ausbildung in dieser Richtung betrieben, so dass die nordkoreanische Liga ein gutes Niveau hat???
    Auf jeden Fall ist es kaum auszudenken, was passiert wäre, wäre Robinho nicht die Inspiration zu diesem wunderbaren Traumpass vor dem 2:0 gekommen....

  • deine Aussagen sind zutreffend. Nur kann das das Ziel im fussball sein?
    wo bleiben dann die Peles, Maradonnas, Özils, Riberys - die, von denen doch der Fussball lebt.
    nur noch Einheitsbrei.
    die heutigen, teilweise extremen, taktischen Zwänge verhindern doch schon genug den Fussball, den die Zuschauer sehen wollen.


    Beim Spiel der Franzosen kam mir der Gedanke, welchen Fussball wir sehen würden, wenn alle Trainer nach Hause geschickt würden, die Mannschaft sich selbst aufstellt,
    und so spielt, wie sie es gerne würden.


    ich glaube als Zuschauer wären wir begeistert.


    Günter

  • Ich gebe Günter Grafe da Recht. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das bei Nordkorea der Fall ist, aber wenn die Kreativität durch taktische Zwänge eingeschränkt wird erhalten wir einen Fußball, der für die Spieler selbst u. für die Zuschauer sicher nicht erstrebenswert ist.


    Wer ist denn wichtiger? Der eine Mann am Spielfeldrand oder die elf Männer auf dem Platz? Sicherlich ist der Trainer für die Weiterentwicklung der Spieler und die Taktik verantwortlich. Ich finde aber, dass der Trainer den Spielern lediglich das Werkzeug an die Hand geben sollte, welches die Spieler dann aber kreativ einsetzen. Ein gewisser Handlungsspielraum sollte und muß sogar erhalten bleiben. Zu viele taktische Vorgaben behindern die Kreativität. Letzlich ergeben sich einfach so viele Situationen im Spiel, die nur durch die Kreativität der Spieler gelöst werden können. Gott sei Dank. Eine Taktik kann eigentlich nur den Rahmen bieten, in dem sich die Mannschaft bewegt.


    Diktaturen haben schon immer den Sport benutzt, um sich zu profilieren. Das war z. B. im dritten Reich, in Spanien unter Franco und auch in der DDR so. In Nordkorea ist das jetzt nicht anders. Staaten, die ihrer Bevölkerung die Ausreise verbieten bezeichne ich auch als Diktatur. Die Nordkoreaner haben ja nicht mal ein eigenes Publikum. Allerdings werden den Sportlern in solchen Länder immer optimale Ausbildungen geboten bzw. aufgezwungen. Daher wundert es mich wenig, dass die Nordkoreaner in so einer guten Verfassung sind. Was ihnen allerdings für den großen Erfolg noch fehlt sind wohl die klugen Köpfe mit entsprechender Erfahrung im Fußball. Die kann der Diktator offensichtlich nicht in sein Land locken.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)