Als Trainer einer zweiten Mannschaft habe ich aktuell ein Problem, was ich in dieser Form so extrem noch nicht gehabt habe.
Die Leistungsunterschiede innerhalb der Mannschaft sind so groß, das ich sie als unterschiedliche "Welten" bezeichnen würde.
Die eine Gruppe besteht aus gut ausgebildeten Fußballerinnen (ca. 3-4 Jahre Spielpraxis) und die andere Gruppe aus quasi Anfängerinnen.
Die Schwierigkeiten gestalten sich einmal im Bereich Training und einmal innerhalb der Spiele.
Da ich keinen Co-Trainer zur Verfügung habe, ist es mir nur möglich, immer nur einer von beiden Gruppen beim Training meine intensive Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Fakt ist das es keinen Sinn macht für beide Gruppen die gleichen Trainingsübungen durchzuführen. Entweder die eine Gruppe ist überfordert, oder die andere unterfordert.
Da besonders Mädels dazu neigen, in unbeobachteten Momenten viel Eigendynamik
(quatschen, ungenaue Ausführung, Lustlosigkeit etc.) an den Tag zu legen, ist die Situation öfter nicht so wie man es gewohnt ist bzw. vernünftig wäre.
In den Spielen ist es ebenfalls schwierig, da die guten Spielerinnen den Ball so gut wie nicht mehr zu den Neueinsteigerinnen spielen. Grund dafür ist die zutreffende Aussage der Spielerinnen, das 95 % dieser Abspiele dazu führen, das der Gegner wieder in Ballbesitz kommt.
In der Regel verfüge ich über 7 gute und 8 Anfängerinnen bei den Spielen. Da wir als 11-er Mannschaft spielen bedeutet es das mindestens 4 Neueinsteigerinnen auf dem Platz stehen. Das sorgt für viele Lücken und Problemen (Spielaufbau, Passgenauigkeit, Ballverluste etc.).
Tipps wie nimm dir ein Elternteil bzw. etwas vergleichbaren als Co-Trainer funktionieren nicht bzw. sind bereits erfolglos angesprochen worden.
Auch mein Versuch die besseren Spielerinnen beim neuen B1 Trainer unter zu bringen hat nicht funktioniert, da er sie nicht wirklich akzeptiert bzw. sie offensichtlich wie unerwünschte behandelt.
Das bereits danach geführte Gespräch mit besagtem Trainer war erfolglos bzw. sagen wir mal fruchtlos.
Wie würdet ihr diese Situation angehen?
PS: Wir spielen mit diesem Team auf relativ hohem Niveau (Bezirksliga)
Extremes Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft
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Hey, ein großes Problem, das ich auch habe, allerdings nicht so krass wie bei dir (in meiner A-Jugend sind das 2-3, die man auf Anfängerniveau sehen kann).
In Spielformen versuche ich häufig, sie als "Neutrale" einzusetzen, so haben wenigstens beide Mannschaften das gleiche "Problem" und die Spieler sind trotzdem voll involviert. Bei mehreren ist das natürlich schwieriger. Mal taktische Dinge etc einzustudieren gestaltet sich extrem schwer, wenn die Übung jedesmal bei den gleichen stockt. Rauslassen kann man sie ja auch schlecht.
Was mich wundert: seid ihr nicht eher leistungsorientiert und habt / nehmt trotzdem so viele Anfänger, würdet ihr eure Zweite nicht auch mit besseren Spielerinnen vollbekommen? -
@ dido
Wie man aufgrund der Anzahl von guten Spielerinnen erkennen kann, hätte man das Team zurückziehen müssen, wenn nicht Neueinsteigerinnen angenommen worden wären.
Ich nenne solche Entscheidungen immer die Wahl zwischen Pest und Cholera, da man sich beides (zurückziehen / unter gewünschtem Niveau spielen) nicht wirklich wünscht.
Die Entscheidung ist im Interesse der guten Spielerinnen entschieden worden, da schließlich alle auch weiterhin spielen wollten.
Das wir dabei nicht mehr die oberen Tabellenplätze belegen werden, ist bereits im Vorfeld kalkuliert. -
Hi bcefferen,
das Thema interessiert mich, obwohl ich deutlich sagen muß, dass ich Dir in diesem Sinne keinen Rat geben kann. Mir fehlt hier die Erfahrung. Dennoch möchte ich mal laut denken.
Ich dachte gerade an Mengenlehre, auch wenn sich das wohl ein bischen dumm anhört. Was macht die gesamte Gruppe gut? Hier könnte man ansetzen und Dinge trainieren, die sie alle mehr oder minder gut machen. Wenn das was gut läuft und verfestigt ist und alle ein ziemlich gleiches Niveau haben, Du die Leistung auf dem Gebiet, wo es gut läuft erkennbar angeglichen hast, könnte man in kleinen Schritten weitergehen und sich auf Gebiete wagen, wo die Probleme lagen.
Hier würde ich mir die Zeit nehmen, mit den Spielerinnen zu sprechen und ihnen -vermutlich nochmals- erkären, wo nicht nur die spielerischen Defizite, sondern auch die Eintstellungsdefizite (quatschen beim Training, kein Biss, kein Kampfgeist etc. u.ä.) zu erkennen sind.
In diesem Zusammenhang käme ich auf die unübliche Idee, jeder "guten" Spielerinn eine PATENSCHAFT zu übergeben. Du läßt dann immer eine Gute mit einer "Schlechten" Trainieren und lobst vielleicht noch ein Kistchen V-Bier aus, für den Fall, dass das fruchtet. So bindest Du die besseren Spielerinnen mit ein und vielleicht springt der Funke über.
Gruß Andre -
@ Andre
die Sache mit der Patenschaft/Partnerschaft halte ich für eine ausgesprochen gute Idee. Das werden wir sicherlich sofort umsetzen.
Mengenlehre sollten wir nicht als Meßlatte nehmen, da es sicherlich gute Gründe gibt warum das wieder aus dem Schulplan genommen wurde
Nicht das jemand denkt es gibt interne Probleme bzw. Stress innerhalb des Team´s. Nein das ist absolut nicht der Fall. Die Mädels untereinander verstehen sich blendend. Es gibt auch keine Gruppenbildung (gute und weniger gute). Den besseren ist klar das die Neuen mindestens ein halbes bis ein Jahr brauchen um ansatzweise das gewohnt gute Pass- und Kombinationsspiel umzusetzen.
Kämpferisch und einstellungsmäßig habe ich in den Spielen absolut nichts auszusetzen. Einzig das die besseren lieber den Ball aus den gemachten, schlechten Erfahrungen nicht mehr so gern abspielen, wie es für ein Top-Team erforderlich wäre, bereitet mir etwas Sorge. Aber auch dieses Problem wird sich früher oder später von selbst auflösen.
In den Spielen überzeugen die guten und die Neuanfängerinnen kämpferisch ebenfalls zu 100%. Wenn es spielerisch nicht funktioniert, wird eben Fußball gearbeitet, im wahrsten Sinne des Wortes. Dafür kann ich diesen zusammen gewürfelten Haufen nur loben.
Ich bin mir sicher, das wir zur Rückrunde wieder in Schlagweite zu den besseren Team´s kommen werden. Und wenn es nicht ganz dazu reicht, ist es auch nicht schlimm.
Schneller geht eine positive Entwicklung natürlich, wenn man sich auf die weniger guten Spieler beim Training konzentrieren könnte. Da habe ich z.Zt. noch absolut keine Lösung für.
PS: Immerhin haben wir eines von zwei Meisterschaftsspielen gewonnen.
Das gibt es einmal die erforderliche Sicherheit und Ruhe mit der zielorientiert weiter gearbeitet wird. -
Ich trainiere eine f-Jungend bei mir must du dich ncith beschweren.
Da gibt es welche die nicht mal den Balltraffen und welche die in der e-Jugend spielen könnten.
mfg Äxel L. -
Ich teile die Gruppe beim Training manchmal auf. Mehr wegen der großen Anzahl, nicht unbedingt wegen der Leistungsunterschiede.
Nach dem gemeinsamen Aufwärmen wird die Gruppe halbiert, der eine Teil macht eigenständig eine Spielform (z.B. 3 gegen 3 auf je 2 Tore) und mit der anderen machst du technik-taktik Training. Nach ner Viertelstunde oder so wird gewechselt, am Ende dann noch ein gemeinsames Trainingsspiel.
Der Vorteil daran ist, dass du bei kleineren Gruppen besser Fehlerkorrekturen durch führen kannst und auch wenn sie dann "nur" ne viertelstunde gezielt üben, lernen sie denk ich mehr als in der Großgruppe bei 30 min.
Du könntest die Gruppe manchmal nach Leistung aufteilen würd ich aber nich immer zu raten. Je nachdem was man übt (z.B. beim Torschuss) ists doch auch egal, wer es schon wie gut kann. Gut beim Direktpasspiel natürlich nicht
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Ich bin selbst überrascht, wie positiv und schnell sich die neuen in den Spielen entwickeln.
Nachdem ich mit der Gruppe der Besseren noch einmal ein offenes Gespräch geführt (Einbindung der neuen Spielerinnen) habe und in der Aufstellung noch einmal Veränderungen vorgenommen habe, haben sage und schreibe 4 dieser neuen Spielerinnen ihr erstes Tor für die Mannschaft geschossen. Gespielt wurde zwar gegen den Tabellenletzten, aber mich freut die erkennbare, langsame Entwicklung.
Damit haben wir das zweite von drei Spielen gewonnen! Wer hätte das vor Saisonbeginn gedacht.
Das zeigt, das wir bei all unseren Problemen, auf dem richtigen Weg sind.
Danke für die guten Tipps und Ratschläge.
