Ein wichtiger Faktor ist die Emotionsregulation. Diese ist im Vorschulalter zunehmend intrapsychisch geprägt. Das heißt, dass sie ihre Emotionen mit sich selber ausmachen und auch selber kontrollieren können, es zumindest versuchen. Sie sind nicht mehr so stark auf soziale Unterstützung angewiesen. Das heißt auch, dass sie selber erkennen müssen, dass ihre Emotionen nicht richtig sind und sie sie kontrollieren müssen.
Ein weiterer zentraler Faktor ist die soziale Kompetenz. Soziale Kompetenz wird definiert als jene Lösungen, bei denen die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer in Einklang sind. Soziale Kompetenz hängt elementar mit der eigenen Persönlichkeit zusammen. Für die positive Gestaltung einer Interaktion ist vieles notwendig: eine gefestigte Wahrnehmung, ein Grundverständnis von Moral (was ist richtig, was ist falsch?) und ein umfangreiches Verhaltensrepertoire (wie die oben beschriebene Emotionsregulation).
Folgende Kernkompetenzen müssen zusammen erarbeitet und etabliert werden: die emotionale Sozialkompetenz (eigene Gefühle wahrnehmen und damit umgehen können), Perspektivübernahme und Empathie (Gefühle anderer wahrnehmen und diese im eigenen Handeln berücksichtigen), Kommunikationsfähigkeit (Fähigkeit mit anderen über eigene Gefühle und Bedürfnisse zu kommunizieren), Impulskontrolle (der bestmögliche Umgang mit negativen Gefühlen), Problemlöseverhalten (großer Erfahrungsschatz und Ideenvielfalt um Probleme zu lösen), Entspannung (Wissen und Anwendung diverser Entspannungstechniken), Prosoziales Verhalten (Erarbeiten und Festigen von Verhaltensweisen, das Entschärfen kritische Situationen, Umgang mit Kritik, Ausüben von Kritik ohne zu verletzen), Selbstwertsteigerung (das Selbstvertrauen und die Haltung sich gegenüber stärken), Übernahme von Verantwortung (für das eigene Handeln), sozioemotionale Erfahrungen (Streit erleben und erfahren können, warten, teilen und verzichten lernen). Mit dieser ellenlangen Auflistung wollte ich darstellen, wie komplex so ein Verhalten sein kann und das nur du wissen kannst, wo dein Kind noch dran arbeiten muss und was er bereits gut kann.
Die Schulung sozialer Kompetenzen sollte also mindestens folgende Inhalte umfassen: das Kennenlernen der Gefühle, die Perspektivübernahme anderer, die Kenntnis von allgemeingültigen Kommunikations- und Verhaltensregeln, der Ausbau kognitiver Bereiche, Strategien, um mit Situationen umzugehen.
Ich möchte das jetzt nicht pathologisieren, aber man kann sich natürlich auch mal Strategien im Umgang mit aggressiv-oppositionellen Verhalten auseinandersetzen. Diese Kinder scheinen häufig unkontrolliert, rücksichtslos und egoistisch. Häufig entsteht Aggressivität aus einer Hilfslosigkeit in der Situation oder dient der Durchsetzung der eigenen Wünsche oder Bedürfnisse. Erfolgserlebnisse führen dabei zu einer falschen Lernerfahrung. Deshalb ist es wichtig, dass das Verhalten von deinem Sohn nicht belohnt, sondern konsequent sanktioniert wird. In dem Alter ist eine super Möglichkeit des einfachen Ignorierens.
Es muss also versucht werden, die Frustrationstoleranz des Kindes zu steigern. Es muss lernen, mit negativen Gefühlen adäquat umzugehen. Bei einer niedrigen Frustrationstoleranz reicht ein kleiner Vorfall und das Kind explodiert.
Das Theoretische hört sich ja schön an und ist bestimmt in vielen Punkten auch nachvollziehbar, aber welche Möglichkeit hat man nun konkret als das soziale Umfeld? Nun es müssen vor allem klare Regeln aufgestellt werden, an denen sich das Kind orientieren kann. Eine weitere Möglichkeit (das ist schon wirklich eine höhere Stufe, weiß nicht ob die unbedingt nötig ist) ist ein Verstärkersystem. Dabei schließt man einen Deal ab, der möglichst positiv formuliert sein soll. „Jedes Mal, wenn du … schaffst, bekommst du einen Punkt.“ „Hast du … Punkte, dann gehen wir zusammen …“. Ist das gewünschte Verhalten erreicht, dann löst man das Verstärkersystem langsam auf und ersetzt es durch verbales Loben.
Eine andere Idee wäre die Aufstellung von Kommunikationsregeln. Die sind vor allem für dich wichtig. Dazu gehört sowas wie Ich-Botschaften statt Du-Botschaften, Vorwürfe vermeiden, so oft wie möglich loben, über die eigenen Gefühle und die des Kindes sprechen, schreien und schimpfen, durch Mimik und Gestik die Wertschätzung signalisieren, Zeit zum Reden nehmen.
Aber keine Sorge, er ist noch ein junges Kind. Du hast das Problem erkannt und willst diesem aktiv begegnen. Und das wird klappen, da du dich damit auseinandersetzt und so was mit deinem Kind zusammen erarbeiten kannst.