Beiträge von Powerzwergenpapa

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    Counterpressing91, vielen Dank für das Video. Anschauungsmaterial ist immer hilfreich.


    Naja, Passspiel ist da zu sehen. Ihre klare Überlegenheit erlaubt es Team blau, sich den Ball entspannt hin- und herzuschieben, bis irgendwann ein blauer Spieler sich erbarmt und einfach mal die Bude macht.


    Ich habe solche Spiele mit einer so deutlichen Unwucht auch schon über 2 x 20 Min. erleben müssen. Ich bin dankbar, dass hier im Kreis die Spieltage in Turnierform mit kurzen Spielzeiten organisiert sind. So wie in dem Spiel in diesem Video macht das keinen Sinn.


    Zitat von Follkao

    Können sie in F/E schon Souveränität haben


    Ja, zumindest gelegentlich :)




    Ich ziehe das hier mal aus dem Frust-Thread hierher, weil es hier wohl besser passt.


    Zitat von Counterpressing91

    Die Annahme, dass eine F-Jugend, die viel passt, automatisch die anderen Sache wie 1gg1 vernachlässigt, ist schlichtweg falsch in meinen Augen.


    Ich werde jetzt mal etwas fußballphilosophisch :)


    Ich finde den Begriff 1:1 nicht so glücklich, auch wenn ich glaube zu wissen, was Follkao meint. Da schwingt für mich immer dieses schwierige Wort "Zweikampf" mit, wo man dann immer gleich an Hauen und Stechen und sich gegenseitig am Trikot zupfen denkt, obwohl das ja gar nicht gemeint ist. Ich finde den Begriff "Souveränität" als Zielformulierung viel schöner und angemessener. Souveränität ist immer angefochten und erweist sich in Drucksituationen. Es geht nicht um "1:1" oder "Zweikampf", sondern der ballführende Spieler wird unter Druck gesetzt und erweist sich unter diesem Druck als souverän oder eben nicht.


    Ich weiß nicht mehr wer es war, aber ein TT-Kollege hat dabei in Bezug auf die Gestaltung des Trainings von Raum-, Zeit- und Gegnerdruck (in dieser Reihenfolge) gesprochen. Das sind die Parameter, unter denen sich Souveränität im Umgang mit dem Ball trainieren lässt. Ziel ist ein Spieler, der so abgebrüht kontrolliert im Umgang mit dem Ball ist, dass er auch unter hohem Druck souverän bleibt und eine überlegte, coole Entscheidung treffen und umsetzen kann.


    Counterpressing91, in der F kann man Pässe beobachten, richtig. Aber nicht jeder Pass zeugt von Souveränität. Ich beobachte es ganz oft, dass das Passspiel das einzige Ziel verfolgt, dass bestimmte, besonders athletische Spieler an den Ball kommen sollen. Da ist das Ziel, Verantwortung abzugeben, weil das Kind sich ihr nicht gewachsen fühlt. Das ist für mich kein sinnvolles Pass-Spiel, das ich von meiner Mannschaft sehen möchte. Ich möchte, dass sich die Kinder selbst etwas zutrauen. Ich finde es toll, wenn die Kinder meiner Mannschaft vor dem eigenen Kasten anfangen zu "fummeln", weil das zeigt, dass sie sich a) etwas zutrauen und b) nicht irgendwie die Verantwortung abgeben sondern zu einer überlegten und guten Lösung kommen wollen.


    Direktpass-Spiel will ich gar nicht sehen, weil das im F-Bereich eigentlich immer Alibi-Pässe sind (Ausnahmen bestätigen die Regel). Die Kinder sollen den Ball vernünftig annehmen und unter Kontrolle bringen und zu einer bewussten Entscheidung kommen. Sie sollen sich zutrauen, sich für eine Entscheidung die Zeit zu nehmen, die sie brauchen. Und sie sollen das Rüstzeug vermittelt bekommen, den Ball auch unter Druck kontrollieren zu können, während sie sich überlegen, was sie tun wollen.

    Zitat von libra

    Man konnte schon raushören, dass es dem Vater um den erfolgreicheren Fussball geht


    Erfolg ist sexy, wissen wir ja. Ich habe das jahrelang im Schatten einer megastarken F1 erlebt. Die Kinder haben im G- und F-Bereich alles gewonnen. Ständig waren sie schön mit Foto in der Vereinszeitung. Bei den Sportfesten wurden sie vom Bürgermeister geehrt. Alles mögliche bekamen sie gesponsert, coole individuelle Trikots mit Namen drauf, Trainingsanzüge, Pullis, mal ein Grillfest. Die Eltern der Kinder dieser Mannschaft trugen die Nasen bis sonstwo. Jeder wollte dazugehören, selbst wenn das de facto bedeutete, dass das Kind nur auf dem Mannschaftsfoto mit drauf war, weil spielen taten immer dieselben Kinder.


    Als es dann kein einziges Kind dieser Mannschaft in die Kreisauswahl geschafft hat, war die Enttäuschung groß. Der Erfolg war von der Zusammensetzung der Mannschaft abhängig. Da hatten sich Mechanismen ausgebildet, die der Trainer gefördert hat, weil sie zu guten Ergebnissen führten. Wenn man die Spieler in andere Kontexte verpflanzte, verfluffte die vermeintliche Qualität. Dazu kam – das darf man auch nicht unterschätzen – ein dauererigiertes Umfeld, dessen extreme Erwartungshaltung die Kinder in ihrer durchaus dann auch mal sehr harten Einsatzfreudigkeit pushte.


    Angesichts dessen die Frage: Wer steht bei so einer Herangehensweise im Fokus? Wirklich die einzelnen Kinder und ihre Entwicklung? Oder nicht eher der Trainer und die Eltern, die sich im Lichte der tollen Ergebnisse aalen können?

    Nur am Rande ich habe die provokative Frage nicht böse aufgenommen, also alles cool! :thumbup:

    Das freut mich :)


    Ich möchte Ersatzbank unterstützen. Es bringt nichts, zu diesem Turnier zu fahren, wenn von vornherein klar ist, dass ihr jedes Spiel "auf die Fresse" bekommt. Das hilft niemandem. Dann besser die klare Entscheidung, nur deine besten Spieler da spielen zu lassen. Du bist der Trainer und du musst diese Entscheidung treffen.

    Zitat von Goodie

    Zwischen Kopflos losrennen und stehenbleiben bis der Gegner da ist, gibts ja noch ne Menge Zwischenlösungen.

    Welche denn?


    Wenn ein Kind den Ball bekommt und erstmal nicht weiß, was zu tun ist, ist der Gegner da. Das ist im Fußball so.


    Die Alternative ist, von dem Kind irgendeine Dummheit zu fordern. Also entweder den Ball (und die Verantwortung) an den nächstbesten Spieler, der anspielbar ist, abzugeben oder den Ball einfach wegzuschießen oder mit dem Ball blöd in Richtung gegnerisches Tor draufloszurennen. Da sprechen zwar manche dann von "Pass-Spiel" oder "Dribbling", aber das ist einfach so nicht sinnvoll.


    Bei unseren Spielern (junge F) kann immer mehr beobachten, dass sie auch unter Gegnerdruck technisch in der Lage sind, den Ball zu behaupten, um zu einer überlegten Entscheidung zu kommen. Aber das ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern das ist die Frucht dessen, dass wir da immer und immer wieder mit den Kindern dran arbeiten.

    Zitat

    Verwerflich finde ich,Erfolgsdruck auf die Kinder auszuüben


    Muss ich mich korrigieren. Druck übe ich auch aus und Erfolge will ich auch sehen. Aber Erfolg heiß nicht = Ergebnis bzw. Turniersiege.


    Zitat von Skriwer

    Man erkennt schon den Unterschied zwischen einem Team was einfach nur Spielfreudig ist und einem Team was "Passgedrillt" ist.

    So ist es. Viele Teams sind "passgedrillt", weil das halt gute Ergebnisse und in diesem Sinne Erfolge verspricht.


    Zitat von Counterpressing91

    Teilweise wird ja sogar so getan, als wäre es ganz easy, einer F-Jugend ein funktionierendes Passspiel beizubringen, mit dem man immer gewinnt -

    Von "funktionierendem Pass-Spiel" kann da zwar eigentlich keine Rede sein, aber es ist nicht schwer, die Kinder dahin zu drillen, den Ball immer schön nach vorne, vom eigenen Tor weg zu spielen. Dieses Prinzip können auch relativ talentfreie Kinder ganz schnell lernen. Und im G- und F-Bereich reicht das. Und die 1-2 Könner, die mal für ein Tor gut sind, hat jedes Team. Die muss man dann nur immer schön unter allen Umständen durchspielen lassen und schon wird man relativ erfolgreich sein.

    Kinder wählen lassen würde ich auf keinen Fall machen.


    Wenn du zu der Entscheidung kommst, dass es für bestimmte Kinder deiner Mannschaft keinen Sinn macht, an diesem Turnier teilzunehmen, dann ist das so. Niemand hier aus der Distanz kann das beurteilen und dir diese Entscheidung abnehmen.


    Ich würde dann zusehen, dass ich die Mannschaft zweiteile in Team A (starke Kinder) und Team B (leistungsschwache Kinder). Bei einem anderen Turnier muss dann Team A zuhause bleiben. Wenn das nicht möglich ist, ist es eben trotzdem so, dass für bestimmte Kinder deines Teams eine Teilnahme an diesem Turnier keinen Sinn macht und daran kann niemand etwas ändern.



    Aber das ist jetzt ein Dilemma, in das du dich durch deine Aufstellungspraxis selbst hineinmanövriert hast.


    Zitat

    Wir haben in der Hinrunde vor allem dadruch so gut abgeschnitten, weil wir

    1. 2-3 Sehr gute Spieler haben die auch schonmal Spiele alleine entscheiden können

    2. Ich den Kader in der Hinrunde auch immer mit bedacht der Stärke des Gegners zusammen gestellt habe.


    Offensichtlich wolltest du gerne an diesem Turnier teilnehmen. Da frage ich mal ganz provokativ (ich sag schonmal vorsorglich sorry dafür, ist echt nicht böse gemeint :):( Warum? Damit du und deine Eltern sich im Lichte ihrer tollen Kinder aalen können? Damit dann ein schönes Foto von euch in der Zeitung zu sehen ist? Damit die Trainer der Spitzenmannschaften deiner Region deine Leistungsträger auf ihrer Leistungsschau bewundern können?

    luibo, :thumbup: Meine Hochachtung, dass du cool und deinen Prinzipien treu geblieben bist. Ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte, aber es ist natürlich nüchtern betrachtet genau richtig!!


    Counterpressing91, es natürlich überhaupt nicht verwerflich ein leistungsstarkes Team zu haben. Wieso sollte es so sein? Das ist toll, freut mich für dich :)


    Verwerflich finde ich,Erfolgsdruck auf die Kinder auszuüben, ja. Das ist nicht nur deshalb verwerflich, weil es jetzt einfach nur den Kindern ihren Spielspaß nehmen oder zu solch unschönen Extremen wie bei luibo oben beschrieben führen könnte. Es ist vor allem deshalb verwerflich, weil es die Kinder in ihrer fußballerischen Entwicklung beschränkt. Und zwar notwendig! Also das ist kein "könnte", sondern das ist so.

    Zitat von Goodie

    Was machen diese Kinder? Bleiben stehen(!) und warten auf den Gegenspieler, um dann mit einer tänzerischen Einlage an ihm vorbei kommen zu wollen.


    Ist doch okay. Besser als kopflos losrennen (kann man da von "Dribbeln" sprechen?) oder den Ball sinnlos wegpassen bzw.-schießen. In der F geht es darum, bei den Kindern die Fähigkeiten am Ball so zu schulen, dass ein Kind etwas mit dem Ball anzufangen weiß.


    Am Wochenenden habe ich unzählige Situationen erlebt, wo einem der Schweiß auf der Stirn stehen konnte, weil unsere Kinder vor dem eigenen Tor angefangen sind mit dem Ball unter Gegnerdruck zu "fummeln". Aber so soll es sein! Und normalerweise geht das gut, weil unsere Kinder technisch sehr gut geschult werden. Das ist die Basis, auf der die Kinder dann zu einer Entscheidung kommen können, mit dem Ball zu laufen oder einen Pass zu spielen oder einen Torschuss zu probieren. Aber Dribbling, Pass, Torschuss ist eben das zweite. Das erste ist die fußballerische Grundlage, welche die Kinder befähigt, mit dem Ball etwas anfangen und sich in einem Zweikampf durchsetzen zu können. Darum geht es in G und F vorrangig.

    Libra, wo liegt das Problem?


    Eigentlich kannst du dich doch geschmeichelt fühlen, dass der Vater ausgerechnet auf dich zugekommen ist.


    Und was hätte es geschadet, sich den Jungen anzuschauen und die Situation in der Mannschaft in den Blick zu nehmen?


    Ich persönlich sehe die Rolle des Trainers für die Entwicklung von Spielern als sehr hoch an. Und um sich da ein Urteil bilden zu können, genügt es sich anzuschauen, wie das übliche Einspielen vor Turnierbeginn gestaltet wird, wie der Trainer aufstellt, wechselt und wie seine Ansprache an die Kinder ist. Das sieht man ganz schnell, wie der Trainer tickt. Und es gibt Trainer, die sind m.E. in ihrer Ansprache und Methodik eine Katastrophe.


    Dass sich der Vater Gedanken macht, unter der Obhut welches Trainers sein Sohn gut aufgehoben ist, dagegen ist doch nichts zu sagen. Meiner Meinung nach, machen sich da die meisten Eltern viel zu wenig Gedanken drüber.

    "Dribbler", "Passmaschine" – natürlich weiß ich, was du damit meinst und es gibt natürlich solche unterschiedlichen "Typen". Aber es sind doch im Grunde Klischees, die mir dazu auch zu sehr vom Erwachsenenfußball her gedacht scheinen. Da gibt es natürlich "Dribbler" wie Coman oder Schürrle und "Passmaschinen" wie Schweinsteiger oder Kroos. Im Kifu geht es doch noch nicht um solche Spezialisierungen.


    Auf den Kifu bezogen würde ich von drei typischen Fehlermustern sprechen, die in verschiedenen Variationen ständig zu beobachten sind. Das ist jetzt negativ und defizitorientiert formuliert (Fehlermuster), ich weiß. Aber mir geht es zum Einen darum den Enthusiasmus der Begriffe "Dribbelkönig", "Passmaschine" zu relativieren und so (möglicherweise) den Blick des TE etwas zu schärfen. Zum Anderen hat der falsche Fokus aufs Dribbeln, Passen und Toreschießen in der Trainingsarbeit mit diesen Fehlermustern ursächlich zu tun.


    1. typisches Fehlermuster, in vielen Varianten ständig zu beobachten: Der Alibi-Pass.


    Ein Alibi-Pass ist ein nutzloser bzw. sinnfreier Pass. Er geschieht aus der Not heraus, irgendwas mit dem Ball anfangen zu müssen. Ein Alibi-Pass ist nicht nur der quergespielte Direktpass. Oft kann man etwa beobachten, wie die leistungsschwächeren Spieler stets versuchen, den Ball möglichst schnell zu ihrem Mannschafts-Star zu passen. Der wird schon was mit dem Ball anzufangen wissen. Direkt gespielte Pässe sind fast immer Alibi-Pässe. Typisch ist auch der Pass von der Seite aus in den Torraum. Der Ball muss nicht zum eigenen Mitspieler kommen, aber er wird in die gefährliche Zone gespielt und das findet der Trainer ja gut und der Papa auch.


    2. typisches Fehlermuster ist der zu schnelle Torabschluss.


    Hier geht es um einen sinnfreien Torabschluss. Auch das begegnet in ganz vielen verschiedenen Varianten. Zum Beispiel Kinder mit einem ordentlichen Wumms, die einfach mal von der Mittellinie bzw. aus großer Entfernung hart und hoch abziehen. Solche Bälle gehen in der G und F schonmal gerne ins Tor und die Eltern und leider oft genug auch der Trainer sind aus dem Häuschen. Tatsächlich wusste das Kind aber einfach nichts besseres mit dem Ball anzufangen. Oder der Torabschluss aus unmöglicher Position, etwa nach einem schnellen Lauf der Abschluss aus sehr spitzem Winkel. Oder der Versuch eines Torabschluss aus stark bedrängter Position.


    3. typisches Fehlermuster ist das Festlaufen, also kopfloses Drauflos-"Dribbeln". Entweder wird sich in einem Pulk von Gegenspielern festgelaufen oder ins Seitenaus.


    Diese drei Fehlermuster habe ich beim Hallenturnier dieses Wochenendes wieder ständig beobachtet und es war interessant zu sehen, wie bei Teams, deren Trainer besonders viel Druck ausgeübt haben, diese Fehler besonders häuften


    Um den Bogen zum Thema des Threads zu schlagen: Der falsche Fokus aufs Dribbeln, Passen und Toreschießen provoziert diese typischen Fehlermuster. Dribbel-Läufe, Pass-Spiel, Torschüsse sind gewissermaßen nur Nebenprodukte einer soliden fußballerischen Basis. Diese zielt darauf ab, dass die Kinder jenseits von Dribbeln, Passen, Toreschießen mit dem Ball etwas anzufangen wissen. Die Kinder sollen fußballerische Souveränität lernen. Solche Souveränität kann dann im Nebenprodukt dazu führen, dass ein Kind mit einem genialen Pass die komplette gegnerische Abwehr ausspielt oder mit einem Solo-Lauf Räume nutzt bzw. aus bedrängter Situation heraus Räume schafft oder dass ein Kind eine Lücke für einen überlegten, platzierten Torabschluss ausnutzt. Aber aus solcher fußballerischer Souveränität heraus ist ein Kind in der Lage, auch einfach mit dem Ball etwas für sich anfangen zu können, ohne gleich kopflos losrennen, losschießen oder wegpassen zu müssen. Stattdessen kann sich ein so souveränes Kind in Ruhe die Zeit und den Überblick verschaffen, um zu einer im Blick auf das Spiel sinnvollen Entscheidung kommen zu können.

    Zitat

    Eine Mannschaft hatte die "Passmaschine", dieses Kind fiel durch hohe Ballsicherheit auf und lenkte das Spiel seiner Mannschaft mit erstaunlicher Übersicht.

    In einer F-Mannschaft beobachtet?



    Fordern und Förden von Passspiel ist in der F nicht dran. Natürlich bietet gutes Passspiel ein einfaches Erfolgsrezept. Deshalb gibt es ja auch nicht wenige Trainer, die ihre Mannschaften gezielt zum Passen anhalten, verbunden mit einem entsprechend (relativ) starrem Positionspiel.


    Man gewöhnt den Kindern aber dadurch falsche Verhaltensmuster an. Z.B. häufig zu beobachten (habe ich heute wieder ganz oft gesehen), der zu schnell gespielte Direktpass (etwa beim Doppelpass). Es geht aber nicht um Passspiel um des Passspiels willen oder Direktspiels um des Direktspiels willen, sondern um kluges und überlegtes Agieren, um Souveränität im Umgang mit Ball und Spiel.


    Solches gutes Passspiel sieht man bei F-Kindern selten bis nie. Es handelt sich um ein ausgesprochenes Talentmerkmal, weil es große Souveränität im Umgang mit dem Ball voraussetzt. Das kann kein Fokus in der Trainingsarbeit sein, weil man solche Kinder in der Regel nicht hat (und wenn man sie hat, dann hat man immer noch genügend andere).


    Genauso wenig kann das Dribbling Fokus in der Trainingsarbeit im Basisbereich sein. Natürlich kann man "Dribblings" im F-Bereich häufig beobachten. Das hat aber mit Souveränität oft nichts zu tun, sondern resultiert im Gegenteil i.d.R. aus dem fehlenden Vermögen zur Spielübersicht. Trainingsfokus sind Ballgefühl, Technik und Zweikampf- Das sind auch die Elemente, die das Spiel im F-Bereich wesentlich kennzeichnen.

    Zitat von Mittelfeldstratege

    angestachelt von wilden Trainern

    Die habe ich heute auch wieder erlebt und dabei mal wieder beobachten können, welchen Einfluss das hat: Sowohl die Eltern der Teams dieser Trainer waren sehr viel aggressiver als auch die Teams. "Kämpft als ob es um euer Leben ginge" war O-Ton eines Trainers (alter F-Jahrgang!). Tatsächlich hat sein Team gewonnen, obwohl das andere Team eigentlich die klar bessere Mannschaft war.


    Welchen Wert hat so etwas? Gar keinen. Aber solche Turnier-Modi wie der von Mittelfeldstratege beschriebene fördern solch absurdes und widerliches Trainer-Verhalten.

    Diesen Turniermodus habe ich einmal erlebt. Das war für unser Team ein sehr erfolgreiches Turnier, aber vor allem erinnere ich mich an lange Wartezeiten. Die besten Erfahrungen habe ich gemacht mit Turnieren mit relativ kleiner Teilnehmerzahl (4-6 Mannschaften) und jeder spielt gegen jeden eine Tabelle aus.


    Die Idee mit dem Allstar-Team ist auf jeden Fall besser als "bester Torjäger", "bester Torwart", "bester Spieler des Turniers". Die Idee ist ja, dass die Trainer je einen Spieler ihrer Mannschaft benennen. So bietet das einem Trainer ein zusätzliches pädagogisches Instrument. Z.B. kann ein Spieler vorgeschlagen werden, der sein erstes Tor gemacht hat, oder der jüngste Spieler im Team oder ein Kind, das gerade zufällig Geburtstag hat u.ä. Die Herausforderung für den Trainer besteht darin, den Spieler für das Allstar-Team so vorzuschlagen, dass sich das ganze Team mit ihm mitfreut.


    Ich gebe aber zu, dass sind rein theoretische Überlegungen. Ich habe das mit dem "Allstar-Team" noch nicht selbst erlebt.

    Zitat von Goodie

    Je länger ich mir den Zirkus anschaue, den die Erwachsenen rund um kleine Kinder machen, um so mehr nervt er mich.
    Überengagierte Eltern, Brüllaffen an der Seitenlinie oder das andere Extrem, wo sich die Eltern so gar nicht dafür interessieren, wer eigentlich die Kinder zwei mal die Woche beaufsichtigt...
    Vereine, die schon die talentierten F-Linge einsammeln, um sich hinterher im Erfolg zu sonnen, Eltern die auf dieses Theater reinfallen…


    Vor allem die Eltern sind das Problem. Ich bemühe mich entspannt zu sein, aber wenn wir verlieren, weil unser Torwart dem Gegner den Ball vor die Füße gelegt hat und die gegnerischen Eltern gehen ab, als ob sie gerade die WM gewonnen hätten, fällt mir das mit der Entspanntheit extrem schwer.


    Ein Trainer hat sich sein Team aus den "besten" Kindern des Kreises zusammenselektiert. "Der ist richtig gut" sagen die Eltern. Der Trainer ist abgegangen, als sein Dream-Team letztes WE verloren hat <X Sehr peinlich…


    Bei den Trainerkollegen gibt es auch bei den leistungsschwachen Teams sehr unentspannte. Letztens habe ich bei einem Turnier zugeschaut, da war der Trainer des schwächsten Teams ein Brüllaffe, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt habe. Der ist abgegangen und seine armen Kinder zusammengeschrien. War ein Dorfverein, die Kinder haben mir leidgetan.


    Das leistungsstärkste Jung-Jahrgangs-Team – ein absolute Hammer-Mannschaft – hat Trainer, die nach außen hin sehr entspannt wirken. Aber Kleinigkeiten wie etwa bestimmte Gesten deuten an, dass im Misserfolgs-Fall die äußere Entspanntheit sich schnell verflüchtigen könnte.


    Insgesamt würde ich sagen, dass vor allem die älteren Trainerkollegen entspannter sind.

    Zitat von luibo

    Deshalb fordere ich das von meinen Kindern noch lange nicht.
    Ich fördere es aber trotzdem.

    Finde ich eine sehr gute Formulierung. Ich würde hinzufügen, dass eine Förderung des Passspiels im G- und F-Alter im Training nebenbei geschieht und der Trainingsfokus auf anderen Dingen liegt.


    Zitat von AKjfv

    Von einem echten Dribbling bei G- F Jugend zu sprechen finde ich mutig und ziemlich verfrüht.
    Es ist wohl eher ein mehr oder weniger gutes Ballführen.


    Interessant. Muss ich mal drüber nachdenken.

    Zitat

    Ich beobachte einfach, dass es Zufall ist ob man eine starke oder schwache Mannschaft hat.


    = Einfluss des Trainers im Kleinfeldbereich überbewertet, lese ich da heraus.



    Ich persönlich sehe die Bedeutung des Trainers im Kifu als sehr hoch an. Der Trainer…
    …bestimmt maßgeblich eine gute Atmosphäre im Training, in der die Kinder Spaß haben.
    …geht auf jedes Kind ein, jeder ist wichtig und erfährt Wertschätzung.
    …lebt Fairplay und Sportsgeist vor.
    …gibt den Kindern technische Hilfestellung, zeigt ihnen Tricks und kann diese demonstrieren.
    …bereitet ein Training vor, in dem es möglichst wenig Leerlauf gibt und das gut durchstrukturiert und dabei abwechslungsreich ist.
    …hält sich bei Spielen mit dem Coaching zurück und regt die Kinder an, eigene Lösungen zu finden.
    …engt die Kinder in ihrem Spieltrieb und Bewegungsdrang durch "Taktik" nicht ein.
    …sieht die Stärken in seinen Kindern und schafft es so, jedes Kind zu motivieren.


    Allerdings, auch das beste Training kann bestehende Defizite nicht schnell verändern, sondern das braucht Zeit. Ein guter Trainer hat viel Geduld und erwartet keine schnellen Veränderungen. Um Defizite gegenüber anderen Teams aufzuholen, braucht es einen klaren Plan und die Entschlossenheit, Ergebnisse konsequent zu ignorieren.



    luibo: Deine Schilderung spricht für mich schon dafür, dass auch du dem 5 bzw. mittlerweile 7jährigen außergewöhnliches Talent attestierst, oder? Wie du selber schreibst verfügt er über außergewöhnliche technische Fähigkeiten (welcher 7jährige schießt beidfüßig? Ich kenne auch Kinder, die das können, aber das ist sehr selten.) Dass er jünger ist, deshalb kleiner, kürzere Beine hat (=langsamer ist), weniger kräftig, konnte er so durch seine technischen Fähigkeiten und sein Spielverständnis ausgleichen. So wünscht man es sich, ist aber außergewöhnlich.


    Wenn dein Kinder im Spiel viel passen, dann wirst du als Trainer daran deinen Anteil haben. D.h., du wirst das Passspiel fördern (im Training oder durch dein Coaching im Spiel, wie auch immer). Wirst du vielleicht abstreiten, aber das möchte ich dir da doch unterstellen.


    Ich bleibe dabei: Ich finde es im G- und F-Bereich generell sinnvoller, 1:1 und Dribbling zu fördern. Auch bei weniger athletischen oder auch körperlich schwächeren Kindern. Dass die Kinder den Mut und das Selbst-Zutrauen entwickeln, sich im 1:1 behaupten zu können bzw. überhaupt ins 1:1 zu gehen. Wenn die Kinder diese Erfahrung machen, ist das sehr wertvoll. Passspiel kommt später.

    @Mike82, du hast das ja schon weiter oben geschrieben, dass ihr derzeit alles verliert und ich kann sehr, sehr gut nachvollziehen, wie frustrierend das ist.


    Ich kenne deine Kinder nicht und habe keine Ahnung, woran das liegt. Aber wenn du im Training den Fokus auf technische Basics, 1:1, Dribblings und viele Spielformen legst, ist das genau richtig – unabhängig von euren Ergebnissen.


    Bloße Ergebnisse sagen im Kifu nichts aus. AM WE hat unser Team gegen einen Nachbarverein sehr deutlich verloren. Liest sich vom Ergebnis her kräftemäßig als eine glasklare Angelegenheit. Aber wenn man das Spiel gesehen hat, wird man das etwas anders sehen. Das Spiel war die ganze Zeit in der gegnerischen Hälfte. Unser Team war total dominant, mit vielen Möglichkeiten für unsere Kids. Die Tore auf der anderen Seite sind teils gefallen, weil wir zu ungestüm waren (es gibt bei uns zwar Positionen, aber wir reduzieren unsere Kinder nicht auf Defensivaufgaben; wenn die Verteidiger mitstürmen, lassen wir sie gewähren). Einige Tore waren auch klassische Abstauber nach schlechtem Abschlag unseres Tormannes (bei uns ist jedes Kind mal im Tor). Dazu war unser Team in Jahrgang jünger.