@TW-Trainer
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du mich ein wenig aus der Reserve locken und "testen" willst.
Folgenden Absatz bei "Nicht-Interesse" auslassen (kurze Info zu meiner Person):
Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen. Kurz zu meiner Person: Ich war/bin immer ein leidenschaftlicher, aber leider schwacher Kicker. Über die zweitniedrigste (gibts das Wort?), oder vorletzte (österreichische) Spielklasse habe ich es nicht geschafft. Ich hatte in meiner Jugend die denkbar schlechtesten Trainer die man sich nur vorstellen kann. Über einen Brüllaffen/Joystick-Trainer, der ein wenig Ahnung von der Materie gehabt hat, hätte ich mich gefreut. Einer meiner Trainer (KEIN WITZ) ließ uns 11jährige damals Runden (ohne Ball) um den Platz laufen, während er mit Zigarette!!! im Mund uns vom Mittelkreis aus zu mehr Tempo "aufstachelte". Heute eigentlich undenkbar, habe ich nie das Interesse an diesem wundervollen Sport verloren und mir eigentlich alles was ich kann beim Bolzen mit Freunden selber beigebracht. Im Alter von 22 Jahren, habe ich mich entschlossen Kindertrainer zu werden, mit der Intention Fußballtraining FÜR KINDER anzubieten. Und das bei unserem 3000 Seelen-Bauern-Kaff, dass alles Neuem mal grundsätzlich negativ gegenüber eingestellt ist.
Nun stand ich mit den besten Absichten, die Fußballwelt ein klein wenig besser zu machen, aber ohne Ausbildung da. Zum Glück, gab es damals schon die DFB Trainingsdatenbank mit der ich größtenteils arbeitete, während ich einen Internetartikel nach dem anderen in mich aufsog. Zusätzlich kaufte ich mir jedes Buch, das sich annähernd mit dem Thema beschäftigte.
Nach ein paar Jahren erhielt ich dann eine Ausbildung zum Kinder- und Jugendtrainer vom ÖFB. Bei dem Kurs konnte mir, aber nur mehr wenig neues (und aus meiner Sicht wurde da auch manch "falsches" verzapft) vermittelt werden.
Ich habe dann meine Mannschaft bis zur U-16 (mehr- und auch weniger erfolgreich) gecoacht.
Vor 2 Jahren, habe ich dann wieder eine Bambini Gruppe übernommen. Ich will nach wie vor, das beste Training das mir unter den gegeben Voraussetzungen möglich ist, anbieten.
Zurück zum eigentlichen Thema:
Ich bin also weder Fußalllehrer, noch bezahlter Trainer, noch Sportwissenschaftler. Meine Wissen, rund um das Fußballspielen, beruht auf Erfahrung, zig Bücher, einigen DVD's, kritischer Selbstreflexion und zu einem großen Teil diesem wunderbaren Forum (jeder der seinen Teil dazu beiträgt, darf sich von mir unheimlich wertgeschätzt fühlen )
Mal davon abgesehen, ob es sinnvoll ist, mit 4-Jährigen unter den Bedingungen des Vereinssports (wo die "Großen" gleich nebenan spielen und Krach machen) zu arbeiten?
Erstens spielen bei uns keine großen nebenan.
Zweitens: Was kann falsch sein, wenn sich Kinder (egal welchen Alters) draußen an der frischen Luft bewegen? Bei uns gibt es absolut keinen Zwang, kein schreien und keine großen Vorgaben. Da spielen (meistens angeleitet) einfach die Freunde vom Kindergarten miteinander. Mit und ohne Ball, mal mit dem Fuß, mal mit der Hand. Wer sich nicht ganz sicher ist, ob er zuschauen oder mitmachen will, schaut sich das halt mal an.
Weil es ja mindestens einen wichtigen Grund geben sollte, warum man vom DFB-Konzept abweicht und statt kleine Spiele mit und ohne Ball berits komplexe Bewegungsabläufe (wie einen Übersteiger) trainieren möchte? Glaubst du, dass die das nicht in späteren Jahren, wenn sie bereits gelernt haben, wie man den Ball eng am Fuß dribbelt, ihn präzise paßt, usw. hinbekommen?
Ich wäre nicht auf diese Idee gekommen! Was sind deine Erfahrungen, diese Technik bei den Bambini`s vermitteln zu wollen? Du hast mich sehr neugierig gemacht!
Auch hier möchte ich weiter ausholen. Welchen Grund gibt es überhaupt Fußballtraining anzubieten? Meine Ziele, beginnend mit dem wichtigsten sehen folgendermaßen aus.
1. Die KINDER sollen Spaß haben (6-7 Jährige). Für sie soll jedes Training/Spiel etwas positives, ein Erlebnis sein.
2. Die Kinder sollen genug Selbstvertrauen/technisches Niveau entwickeln, sich SELBST zu trauen aktiv am Spiel teilzunehmen.
3. Die Kinder sollen die körperlichen Grundlagen, des Fußballspielens (koordinative Fähigkeiten) entwickeln.
4. Die Kinder sollen (schön langsam) die technischen Grundlagen, des Fußballspielens (dribbeln, Richtungswechsel mit Ball, Passen/Schießen, Ball annehmen)
Bezugnehmend auf deine Frage, den "Übersteiger" den Bambinis (wohlgemerkt: ENDE BAMBINIALTER) zu vermitteln, möchte ich zunächst mal erörtern, ob das mit meinen Zielen vereinbar ist.
1. Macht es den Kindern auch Spaß?
Ja, Ja und nochmal Ja. Die Kids lieben es. Probier es einfach mal aus. (Methodik erklär ich weiter unten). Die Kinder haben ein Erfolgserlebnis, das seinesgleichen sucht. Sie fühlen sich wie Messi höchstpersönlich.
2. Hilft ihnen der Übersteiger Selbstvertrauen zu entwickeln?
Ja, natürlich. Man darf halt nur nicht davon ausgehen, dass sie den Übersteiger auch beim Spiel anwenden. Aber mit dem Wissen beim Training einen Übersteiger geschafft zu haben, lässt sich der andere Verteidiger auch leichter umkurven.
3. Fördert das die koordinative Fähigkeit?
Meiner bescheidenen Meinung nach ist ein Übersteiger ja Koordinationstraining in Reinform. Ist doch egal, ob ich jetzt in einen Ring hinein, oder über einen Ball drübersteigen muss, oder?
4. Techniktraining?
Der Übersteiger selbst, fördert kaum die "Technik" die ein G-ler auch anwenden kann. Aber die vielen Ballkontakte vorher und nachher.
Positiver Nebeneffekt: Die Kinder probieren es zu Hause auch. Die kommen dann beim nächsten Training angerannt und wollen dir zeigen, wie gut sie den Trick von letzter Woche schon können.
FAZIT: Lediglich Pkt. 4 trifft nicht voll und ganz zu. Alle anderen Punkte kann ich getrost als abgehakt betrachten, wenn ich die Kids "Übersteiger" üben lasse. Ich denke dass das Positive durchaus überwiegt.
Zur Methodik:
Der Schwerpunkt bei diesen Übungen liegt bei mir immer bei der Koordination. Also beginne ich mit einem einfachen Koordinationsteil, der dem Leistungstand der Kinder entspricht. Ich glaube der DFB nennt das Bewegungsspiele mit und ohne Ball, also sind wir gar nicht so weit vom DFB entfernt. Sie müssen z.B. mit dem Ball in der Hand Rückwärts durch eine Stangengasse laufen. Danach legen sie den Ball zwischen zwei Hütchen ab (wobei die Seite, mit welchem Bein sie beginnen mit einem roten Hütchen markiert ist) und steigen mit dem linken Bein über den Ball, laufend anschließend aufs Tor zu und schießen den Ball hinein. Wieder zurück und von vorne.
Nächster Schritt wäre (irgend ein anderer Koodinationsteil), beim nächsten Training, den Ball vor zwei Hütchen abzulegen, mit dem linken Bein (rotes Hütchen) über den Ball zu steigen und mit dem rechten Bein an den Hütchen vorbeizuspielen. Danach wieder Torschuss.
Nächster Schritt, gehen mit dem Ball am Fuß, dann Übersteiger in einem (relativ groß) abgesteckten Feld.
Nächster Schritt, gehen mit dem Ball am Fuß, dann Übersteiger vor einem Hindernis.
Nächster Schritt, laufend und abgestecktes Feld (So weit sind wir aber noch nicht. Kann ich mir bei einer sehr geschickten Truppe aber durchaus vorstellen.)