Ich kann FB im Grunde verstehen, wenn er Verantwortlicher in einem "Leistungsverein" sein sollte.
Es ist ja tatsächlich so, dass individuell gut veranlagte Kinder auch im Altersbereich U 9, ja sogar U 9, relativ schnell mit entsprechenden Übungen auf ein Passpiel "konditioniert" werden können. Insbesondere Kinder, die zuvor bei einem anderen Verein die Dribbelkönige waren, lassen sich da ausgezeichnet trainieren. Ich verstehe unter "Dribbelkönigen", "Ego-Dribbler" oder wie auch immer wir sie bezeichnen, koordinativ gut entwickelte "fußballverrückte" Kinder mit entsprechenden überdurchschnittlichen technischen Fähigkeiten, die nicht nur gut dribbeln (das aber besonders), sondern auch gut schießen, passen usw. können. Denen wird dann - nachdem sie vorher gecastet wurden - beim Leistungsverein relativ schnell das Passspiel beigebracht, weil die gut trainierbaren Kinder mit Passspiel auch gegen ältere Kinder bestehen können. Dribbeln, insbesondere wenn es nach dem dritten, vierten Gegenspieler in die Hose geht, wird da nicht soooo gerne gesehen. Man muss bei den "Leistungsvereinen" aber einfach zugestehen, dass sie in der Außendarstellung tabellen- und ergebnistechnisch nicht unten stehen oder bei Turnieren schlecht abschneiden dürfen, das geht halt nicht. Das geht vor allem deshalb nicht, weil die hier herrschende Forumsauffassung in der rauen Kinderfußballwelt (noch) nicht angekommen ist. Selbst den eigenen Eltern würde man Misserfolg kaum näher bringen können. Witzigerweise ist bei den Leistungsvereinen "Host Wein" durchaus bekannt. Ich denke, da wird halt einfach ein Entwicklungsschritt vorgezogen. Und es funktioniert!
Ich denke aber, dass die natürliche Entwicklung der Kinder tatsächlich gestört wird durch zu frühes Passspiel. Manche Kinder kommen damit zwar hervorragend zurecht und es ist auch nicht so, dass man ihnen damit das Leben zerstört, wie es hier manchmal anklingt. Sie sind einfach schon weit genug und hören ja auch nicht vollständig auf zu dribbeln, sondern dosieren das perfekt. Aber anderen individuell eigentlich gut veranlagten Kindern (ganz zu schweigen von den Andres anderen 97 %) wird im Spiel etwas genommen, nämlich das befreite Dribbling. Den bei den Ausnahmekönnern vorhandenen Blick und die Ruhe haben sie noch nicht. Sie dürfen dann aber genau das nicht tun, weshalb sie diesen Sport so lieben. Mit 8 Jahren lieben sie doch nicht das perfekte Passpiel miteinander! Diese Entwicklungsstörung wird im Leistungsverein wahrscheinlich teilweise kompensiert durch das ständige Training mit gleich gut entwickelten Kindern. Kinder, die nicht mitkommen, werden gnadenlos und vor allem ständig ersetzt durch Kinder, die vor allen in reinen Breitensportvereinen der "Überflieger" sind und sich dort ungestört weiter entwickeln konnten.
FB bietet oft einen oft interessanten Gegenpol zu der hier (mitunter sehr dogmatisch) vertretenen Auffassung. Aber vielleicht sollte man auch zur Kenntnis nehmen, dass er nicht von dem gleichen Kinderfußball spricht wie nahezu alle anderen hier.