Ernährung ist ein durchaus interessantes, aber eben auch recht kontroverses Thema, in dem in den letzten Jahren Stimmen mehr Gehör finden, welche jahrzehntelang vorherrschende Meinungen in Zweifel ziehen. Damit meine ich die Stichworte Low-Carb, Abkehr von der Fettreduktion sowie die deutliche Kritik an Zucker, dabei speziell der Fruktose...
Unumstritten ist, dass Mensch am besten mit einer ausgewogenen Ernährung fährt. Die Geister scheiden sich nur darin, was als ausgewogen angesehen wird. Ein allgemeiner Konsens besteht darin, dass wichtige Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine in ausreichender Menge zu sich genommen werden sollten. Deshalb werden auch von allen Seiten Gemüse und Obst (ganze Frucht) empfohlen, davon kann man eigentlich nicht zu viel zu sich nehmen, ebenso wie von dem meisten Fisch. Ebenfalls universelle Zustimmung findet das Getränk Wasser. Dann hört es aber schon auf, und über die Zusammensetzung der übrigen Ernährung gibt es deutlich unterschiedliche Meinungen. Wurde jahrzehntelang das Fett als Dick- und Krankmacher verteufelt und zu einer fettarmen wie kohlehydratreichen Ernährung geraten, so haben Ernährungsempfehlungen mit umgekehrter Verteilung in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Lange stand die in den 1970ern publizierte (und scheinbar von der Lehrmeinung stark angefeindete) Atkins-Diät für diesen Gegenentwurf, obwohl der Ansatz bereits deutlich älter ist. Die Autoren Jeff S. Volek (PhD, RD) und Stephen D. Phinney (MD, PhD) bspw. empfehlen sogar einen ketogenen Stoffwechsel, den man erreicht, indem man die Zufuhr an Kohlehydraten so stark drosselt, dass der Körper vom Kohlehydrat- in den Fettstoffwechsel wechselt und Ketone als Glukoseersatz synthetisiert. Um zu untermauern, dass mit einer solchen Ernährung auch Leistunssport möglich ist, haben sie auf ihr Buch "The Art and Science of Low Carbohydrate Living" den band "The Art and Science of Low Carbohydrate Performance" folgen lassen. Ich muss das erste Buch noch zu Ende lesen, bevor ich mich an das zweite mache, aber die Prämissen finde ich hochinteressant.
Außerdem ist im letzten Jahrzehnt auch die Betrachtung des evolutionären Aspekts des menschlichen Verdauungs- und Nahrungsverwertungssystems stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt -- Stichwort Paleo-Ernährung. Zu diesem Thema habe ich vor ein paar Jahren das Buch "Deadly Harvest" von Geoff Bond gelesen, das Werk "The Paleo Solution - The Original Human Diet" von Rob Wolf sowie "The Rosedale Diet" von Ron Rosedale (MD) und Carol Colman stehen auch noch im Bücherregal und warten auf meine Aufmerksamkeit.
Wer sich kritisch mit dem Thema Ernährung auseinander setzt, trifft hierzulande auch recht schnell auf die LoGi-Methode. LoGi steht hierbei für "low glycaemic index", der auch von allen o.g. Strömungen thematisiert werden. Es geht dabei darum, dass Zucker und einfache Kohlenhydrate vom menschlichen Körper sehr rasch verstoffwechselt werden und den Blutzuckerspiegel kurz nach ihrem Konsum in die Höhe schnellen lassen und den Körper zu einer starken Reaktion in Form von Insulinausschüttung bewegen. Soweit ich bisher erkennen kann versuchen alle o.g. Methoden das durch die Vermeidung oder starke Reduzierung der Aufnahme entsprechender Lebensmittel eben zu vermeiden bzw. zu reduzieren.
Meine Recherchen in den letzten Jahren lassen mich zu dem Schluss kommen, dass wir uns beim Thema der menschlichen Ernährung noch in einem großen Forschungsgebiet befinden, in dem noch keine Partei für sich beanspruchen kann, den Goldenen Weg gefunden zu haben.
Nachdem ich übrigens das o.g. Buch "Deadly Harvest" gelesen habe, versuchten meine Frau und ich mal die deutliche Kohlenhydratreduktion, ohne allerdings die Ketose anzustreben. Zu der Zeit waren wir auch als Hobbyläufer ganz gut dabei und liefen z.B. ein gutes Jahr später den Frankfurt-Marathon. Am interessantesten war für mich dabei die Erkenntnis, wie kohlenhydratlastig die allgemeine Ernährung und auch das Lebensmittelangebot im Supermarkt, in Restaurants und, am deutlichsten, die unterwegs im Vorbeigehen wahrzunehmenden Nahrungsangebote sind.
Wir haben seitdem wieder mehr Kohlenhydrate in unseren Speiseplan aufgenommen, wobei meine Frau ihren Konsum da immer noch deutlich begrenzt und bspw. kaum Brot oder stärkelastigen Beilagen isst und meint, das bekomme ihr sehr gut.
Ich selbst denke, dass es hier und heute, da es ein Überangebot an Lebensmitteln gibt, die zur Deckung des Energiebedarfs des menschlichen Körpers dienen können, vor allem wichtig ist, darauf zu achten, dass man die essenziellen Stoffe zu sich nimmt, die nicht in Energie umgesetzt werden, also Spurenelemente, Mineralien und Vitamine. Zur Aufrechterhaltung der Gesundheit des Verdauungssystems selbst sind Balaststoffe wichtig. Die zur Erhaltung unserer Körperfunktionen sowie darüber hinaus den Anstrengungen des Sports notwendige Energie kann man dann sowohl aus Kohlehydraten, Proteinen als auch aus Fett gewinnen. Da sollte man weniger dogmatisch als vielmehr offen sein und erforschen, womit man selbst am besten zurecht kommt.