Prinzipiell finde ich das Konzept weder unglaubwürdig noch verwirrend.
Ein Konzept ist zu Beginn eben nur ein Konzept. Wenn es alles bis ins kleinste Detail regeln würde, wäre es schon kein Konzept mehr. Man muss sich halt schon anschauen, wie dieses Konzept mit Leben gefüllt wird. Das heißt dann, dass ich schonmal genau schauen muss, was für konkrete Trainingseinheiten angeboten werden. Tue ich das nicht kommt es zu Verwirrungen. Die konkreten Trainingsbeispiele zeigen doch exakt auf, was das unspezifische Konzept außen vor lässt. Diese Trainings sind die Ausgestaltung der Ideen des Konzepts, und nicht irgendwelche Fehler, Ungenauigkeiten oder gar Wiedersprüche.
Wenn ich nun aber mir das Konzept nehme, und die plakativen und weitgefassten Äußerungen interpretiere, und dann diese Interpretation nicht mit der Wirklichkeit der angebotenen Trainingseinheiten zusammenfällt, ist das kein Wiederspruch. Die Forderung es müssten dort Anpassungen an Wiedersprüche vorgenommen werden, teile ich nicht. Viele der vermeintlichen Wiedersprüche sind für mich Interpretationsfeheler, weil einfach Dinge in das Konzept hineininterpretiert, oder hineingewünscht werden, die aber eventuell so gar nicht vom DFB intendiert waren.
Ich versuche mal eine Aufstellungen welche Aussagen im Konzept gemacht werden, wie diese Aussagen meiner Meinung nach teilweise falsch interpretiert werden und zu welchen Verwirrungen dies führt. Hierbei beziehe ich mich auf einige der hier vorgebrachten Kritikpunkte aber auch auf andere Diskussionen die in diesem Forum bereits geführt wurden.
Aussage: Straßenfußball in den Vereinen.
Interpretation: Ich lege einen Ball hin und lasse zwei Mannschaften gegeneinander kicken.
Verwirrung: Jede Trainingseinheit bei DFB-Online endet mit einem Abschlussspiel, wo mindestens Provokationsregeln enthalten sind. Wo bleibt der Straßenfußball?
Erklärung: Strassenfußball in den Vereinen bedeutet mehr als einfach kicken lassen. Hier mal ein Zitat dazu von Horst Wein: "es ist abwegig dem Straßenfußball [...] nachzutrauern, den das hier vorgestellte Fußballentwicklungsmodell hat die Philosophie des Straßenfußballs übernommen und ist sowohl in seinen Möglichkeiten der Variation als auch in seiner Lerneffektivität dem Straßenfußball weit überlegen, sofern es die Trainer lernen, ihre Schüler zu stimulieren [...] und nicht zu instruieren."
Auch hier gilt, man muss sich ansehen, wie dieser plakative Satz mit Leben gefüllt wird. Die positiven Aspekte des Straßenfußballs finden in der kontrollierten Lernumgebung des Trainings Anwendung. Der Einfluß des Trainers lässt dadurch nicht nach, sondern wird im Gegenteil sogar noch hervorgehoben und betont.
Aussage: Frei spielen lassen.
Interpretation: Während des Abschlusspiels (einfach zwei Teams gegeneinander) kann der Trainer getrost einen Kaffe trinken gehen, da die Kinder einfach selbst spielen sollen. Provokationsregeln engen die Freiheit ein.
Verwirrung: Wie viel Einfluß darf ich auf das freie Spielen nehmen? Sind Provokationsregeln erlaubt?
Erklärung: Freies Spielen bedeutet das freie und unreglementierte Ausprobieren des vorher im Training erlenten. Es stellt gleichzeitig eine Überprüfung des Lernerfolgs für den Trainer dar. Dazu wird über Provokationsregeln der Trainingsschwerpunkt nochmals in den Mittelpunkt gerückt. Es wird eine Lernumgebung geschaffen die auf bestimmte Inhalte abzielt, innerhalb dieser die Kinder aber alle Freiheiten genißen. Der Trainer zieht nur für sich die Schlüsse, in wie weit ein vorher trainiertes Ziel schon gefestigt ist oder nicht, und zieht daraus Rückschlüsse für sein zukünftiges Training. Eingreifen tut er in der Regel nicht, die Kinder sollen selbstständig und frei das Gelernte probieren.
Bsp Horst Wein: Er hat einen ganzen Katalog an Minifußballspielen zusammengestellt, bei denen alle 2-3 Wochen die Provokationsregeln für das Abschlussspiel (er fordert dies sogar für Meisterschaftsspiele) den aktuellen Trainingszielen angepasst werden. Das freie Spielen wird perfekt in die Saisonplanung eingebunden und auf die aktuellen Traingsschwerpunkte angepasst.
Aussage: Training Online immer nur für 4 Jahrgänge zusammengefasst.
Interpretation: Der DFB bietet hier alles zusammen an, obwohl er im Konzept eigentlich trennt.
Verwirrung: TE sind teilweise nicht durchfürbar, warum wird einmal getrennt, dann wieder alles in einen Topf geworfen?
Erklärung: Die Online-Datenbank dient nicht dazu ein perfektes Training für jede Mannschaft anzubeiten, dass kann sie auch gar nicht. Bei jeder Schulung auf der ich war wurde das Problem bisher angesprochen. Aussage der Ausbilder war immer gleich, das Niveau des Trainings war sehr schlecht bei der Einführung der Datenbank. Es sollte Trainern die Möglichkeit bieten, ein halbwegs angemessenes Training einer E anzubeiten anstatt 15 Minuten Rundenlaufen, dann 30 Minuten Torschuss mit 20 Spielern in einer Schlange und dann Spiel mit Taktikbesprechung hinterher. Eher ein Angebot in die Richtung besser als nichts.
Für alle anderen, also Trainer die sich interessieren und weiterbilden, sind die TE als Anregung zu verstehen. Als Wissenspool aus dem man sich bedienen kann und Übungen für seinen Kindern angemessenes Niveau zusammenstellen kann.
Sie sind nicht als Ersatz für eine Trainingsvorbereitung zu sehen, sondern als gutgemeinte, und auch richtig gute in meinen Augen (gibts sonst in dem Ausmaß in keinem anderen Verband meine ich) Hilfestellung für das eigene Training, kein Ersatz für eigenes Denken, Überlegen oder Anpassen.
Aussage: Überzahlspiel wird nicht im Konzept genannt.
Interpretation: Überzahlspiel gehört nicht in F/E-Jugend.
Verwirrung: Es gibt aber TE im F/E-Jugend Bereich die Überzahlspiele beinhalten. Ist nun das Konzept falsch oder die TE?
Erklärung: Das Überzahlspiel wird nicht im Konzept genannt, weil es kein Ziel im Sinne gruppentaktischer Erwägungen ist. Trotzdem bleibt das Überzahlspiel eine methodische Bereicherung, um Situationen für Kindern leichter erkennbar, erfassbar und lösbar zu machen. Das Überzahlspiel dient nicht dazu gruppentaktische Abläufe zu entwickeln, sondern den Kindern einfachste taktische Grundüberlegungen wie Raumaufteilung oder die Entscheidung Passspiel oder Dribbling spielerisch nahezubringen. Ebenso erleichtert es die Offensivaktionen und sorgt für viele Erfolgserlebnisse.
Bsp: es wurde gesagt das ein 3:2 für die Kinder nicht erfassbar ist. Dem stimme ich zu. Doch Horst Wein z.B. fängt mit dem 3-0 an, geht dann über 3-1 und 3-1+1 irgendwann zum 3-2. Es ist eine methodische Reihe, wo zuerst grundlegende Fähigkeiten entwickelt werden, um später das sicherlich deutlich komplexere 3-2 zu verstehen. Und diese Reihe ist auch zeitlich stark ausgedehnt, soll heißen es gibt schon allein mehrere Varianten des 3-0 die immer wieder bearbeitet werden um die für die Entwicklung der Kinder relevanten Aspekte nacheinander und isoliert herauszuarbeiten.
Soweit mal meine Einschätzung der hier oft benannten Irrtümer und Gegensätze. Selbstverständlich bin ich mir bewusst, dass dies nun auch eine Interpretation meinerseits darstellt. Fehldeutungen sind dabei nicht ausgeschlossen. Abschließend kann das sicherlich blos Herr Sammer klären 
Trotzdem möchte ich zum Schluss nochmals darauf hinweisen, dass man im Kopf haben muss, dass die Trainingsangebote des DFB durchaus die konkrete Ausgestaltung des weitfassenden Konzepts darstellen können. Man darf nicht nur das Konzept beachten, nicht nur die Trainingsinhalte, beides gehört zusammen. Geht man von dieser Ausgangslage heran, klären sich zumindest für mich die meisten Wiedersprüche auf.
mfg Tirus