Kicker, deine Ansichten in allen Ehren, aber:
Die mangelnde Qualifikation von Trainern liegt nicht zuletzt daran, das viele Trainerposten eben durch eine Notlösung besetzt sind. Ehrenamt ist immer scheisse, keiner will es machen. Für viele Bereiche findest du Ehrenamtler, nur beim Sport hakt es an allen Ecken und Enden. Wenn du hier durch das Forum stöberst findest du immer wieder Leute, die gleich zwei Co-Trainer oder Betreuer haben. In vielen Dorfvereinen sieht es aber leider genau andersherum aus. Da kannst du froh sein, wenn der ein oder andere Trainer nicht gleich zwei Mannschaften trainieren muss.
Oftmals sind es doch Väter, die Mannschaften übernehmen - nicht zuletzt um dem eigenen Kind zu ermöglichen, überhaupt weiterzuspielen. Auf diese Trainer kommt dann gleich die Ernüchterung zu - sie sehen, was für ein Zeitaufwand hinter dieser Arbeit steckt. Natürlich nur, sofern für sie Training nicht nur daraus besteht, zwei Mannschaften einzuteilen, einen Ball hinzuwerfen und die Kinder 1,5 Stunden lang bolzen zu lassen.
Die wenigsten sind dann noch dazu bereit, Qualifizierungsmaßnahmen zu besuchen. Ich würde da gar nicht mal unterstellen das es Desinteresse ist, sondern bei den meisten mangelt es einfach an der nötigen Zeit. Die Idee mit den ruhigen, besonnenen "Paten" ist wunderbar. Bloß stellt sich am Ende die Frage: Wer soll es machen? Hat jeder Verein die nötigen Mitarbeiter, die das überhaupt hinbekämen? Woher soll man die nehmen?
Nehmen wir für einen kurzen Augenblick mal an, die Verbände würden das Fehlen solcher Paten, bzw. den Mangel an qualifizierten Trainern sanktionieren... die Folge wäre wohl der Untergang so mancher Vereine. Jetzt mag man vllt. sagen "Gut, wenn die eh nur unqualifizierte da rumrennen haben, ist das ja nicht schlimm, wenn die den Laden dichtmachen". Was aber ist dann mit den Kindern? Die stehen auf der Straße, und wollten ja eigentlich nur Fußball spielen.
Ich persönlich sehe weniger die Vereine oder die Verbände in der Pflicht. In der Pflicht stehen in meinen Augen eher die Eltern. Die Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Das sollte jeder Elternteil auf den Sportverein übertragen. Erfolgsgeile Trainer, die ob des Ergebnisses des Spiels Kinder benachteiligen etc.? Mein Lütten wird da nicht spielen, ganz einfache Kiste.
Leider ist der Sportverein für viele Eltern aber einfach nur ein "Aufbewahrungsort" für ihr Kind. Das kennt jeder: Vor dem Sportgelände auf die Bremse treten, Tür auf, Kind raus, Gaspedal durchtreten. Wir können uns hier im Forum den Kopf zermartern soviel wir wollen, KiFu und FairPlay hochloben bis die Socken qualmen - eine ultimative Lösung, das auf den Alltag im Sportverein zu übertragen gibt es nicht.
Ich greife da jetzt als Beispiel einfach mal heraus - das auffällige Kind mit ADHS. Wieviele Threads zu dieser Problematik gibt es hier? So einige, oder? Da werden die tollsten Tipps gegeben, wie man mit der Situation umzugehen hat. Lobenswert, das betroffene Trainer da überhaupt nach Rat suchen. Aber irgendwann bist du als Trainer auch mal an der Grenze deiner Belastungsfähigkeit angelangt. Einerseits musst du dich fachlich qualifizieren, dann bist du noch der Pädagoge, Psychologe, und am Ende noch der Sozialarbeiter.
So schön das alles auch sein mag (schließlich macht der "Job" ja doch einen verdammt geilen Spaß...), irgendwann ist auch mal Schluss. Ich persönlich bin durchaus bereit, mich fachlich fortzubilden, mich meinetwegen auch mit Sozialprofis (jene, die das beruflich machen) mal darüber zu unterhalten, wie man unterschwellig positiv auf einen notorischen Störenfried in der Mannschaft einwirken kann. Aber dann noch den "Paten" zu geben - never. Da würde ich dann nicht mehr nur meine Freizeit im Sportverein verbringen, da wäre ich dann gleich bei einem Zeitaufwand, der meinem Beruf in nichts nachsteht. Und wie schaut es mit Trainern aus, die ihre aktive Zeit an der Linie beendet haben? Die sind nach teils zig-jähriger Trainerarbeit teilweise einfach nur froh, endlich dieses hohe Maß an Verantwortung los zu sein und wochenends einfach nur zum Sportplatz zu kommen um Fußball zu schauen. Die paar, die nach der aktiven Zeit überhaupt noch die Energie haben, jungen Trainern unter die Arme zu greifen, quasi als Mentor zur Verfügung zu stehen, hält sich in beschaulichen Grenzen. Wie man das Sanktionieren will, ist mir schleierhaft. Immerhin sind wir alle noch Menschen, keine Maschinen.
