Wenig Handlungsspielraum bei gewissen Eltern im Breitensport

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  • Oesi81

    vor dem selben Problem wie von Dir geschildert steht wohl fast jeder Trainer am Anfang seiner Laufbahn.

    Das erste mal, durfte ich vor fast genau 35 Jahren als F-Trainer (ohne Ahnung) bei einem Trainer-Drop-Out einspringen. Schon damals gab es Eltern, die sich stark und andere Eltern, die sich gar nicht engagierten. Da ich auf dem Dorf lebte/lebe, konnten/können wir auf keinen Spieler/Spielerin verzichten. Ja richtig, wir spielten und spielen immer noch in gemischten Teams bis zur B-Jugend einschließlich.

    Mein damaliger 1. Vorsitzender sagte zu mir, dass ihn die Ergebnisse und Tabellen egal sind. Für ihn sei es wichtig, dass wir keine Spieler verlieren, denn dann müssten die Mannschaften abgemeldet werden. Er sagte, es spiele für ihn keine Rolle wie gut die Spieler ausgebildet werden. Es schaffen jedes Jahr sowie so nur 2 bis 4 Spieler den Sprung in die erste Mannschaft. Und jetzt kam sein ABER, "denke daran, die anderen Spieler die den Sprung nicht schaffen, müssen immer mit Spaß trainiert werden, denn sie werden die neuen Schiedsrichter, Vorstandsmitglieder, Platzwarte, Trainer, Betreuer, Zuschauer, passive Mitglieder usw. unseres Vereines.

    Jedes Kind zahlt Beitrag und hat somit das Anrecht auf das "Angebot" der gleichen Trainingszeit, der gleichen Trainings(Ausbildungs)qualität und der gleichen Wettkampfspielzeit und vor allem auf ein Training, dass ihnen ermöglicht lebenslang Spaß am Fußball zu haben.

    Diese HALTUNG meines damaligen Vorsitzenden hat mich bis heute geprägt und ich habe sie "eins zu eins" übernommen.

    Vor 23 Jahren hatten wir auch einen neuen Vorsitzenden, der den Kinderfußball leistungsorientiert (hahaha Leistungsbereich fängt laut DFB in der B-Jugend an) sehen wollte. In dieser Zeit musste ich massiv für den kinderorientierten Fußball werben/kämpfen. Heute ist er dankbar dafür, dass ihn jemand die Augen geöffnet hat. 7 Vereine im Umkreis von 15km haben den Spielbetrieb in der Zwischenzeit eingestellt oder mussten Spielgemeinschaften melden weil es ihnen nicht gelungen ist, die Kinder bis in den Seniorenbereich an den Verein zu binden.

    Tipp Nr. 1: Du hast nicht das Glück so eine Vereinsführung zu haben. Deshalb solltest Du dafür im Verein für Verständnis werben, bzw. dafür kämpfen.

    Tipp Nr. 2: Baue dein Training so um, dass die Kinder extrem viel Spaß am Training haben. Dann wollen sie auch zum Training kommen und werden ihre Eltern unter Druck setzen.

    Tipp Nr. 3: Rede noch einmal mit dem Trainer der "A" Mannschaft, dass ihr eventuell alle Spieler gemeinsam trainiert/ausbildet.

    Meine langjährige Erfahrung im Grundlagenbereich (F- u. E-Jugend) hat mir gezeigt, dass das Lehrntempo einer heterogenen Gruppe viel höher als das einer homogenen Gruppe ist. ACHTUNG an alle Kritiker, das gilt nur im Grundlagenbereich. Im Aufbaubereich (D- u. C-Jugend) sehe ich es schon etwas anders.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Dirk Coerverfan

    Im Prinzip sagt die Vereinsführung auch, dass bei mir in der B Ergebnisse egal sind und ich die Kinder bespaßen soll, weil ich nicht weiß, ob nicht der nächste Bürgermeister, Co-Trainer etc. in meiner Mannschaft spielt.

    Das ist mir seit Anbeginn klar und hab kein Problem damit.

    Das Training ist bei mir nicht das Problem, da können die Eltern ihre Kids abladen unter der Woche und bringen bis auf die übervorsichtige Gluckenmama und das Scheidungskind brav ihre Kinder. Die Inhalte und die Vermittlung dürfte passen, fehlerfrei mach ich da sicher auch nicht alles, aber den Kids dürfte es taugen.


    Das Problem ist der Spielbetrieb am Wochenende. Hier helfen keine Bitten, Gespräche etc. bei rund der Hälfte der Eltern. Hier wird auf Verantwortung fürs Team gepfiffen, weil am Wochenende Fussball als lästige Verpflichtung oder unwichtig gesehen wird. "Unter der Woche im Training bespaßen ist super, aber am Wochenende passt uns das gar nicht wirklich rein. Woher sollen wir eine Woche vorher wissen, was wir vorhaben?"- wenn so wie in meinem Fall im Kader von 10 Kindern 5 Eltern so denken, ist eine Weiterführung des Spielbetriebs so nicht möglich. Konsequenzen hat diese Haltung für die Eltern nicht und damit kann ich nur für mich den Schritt setzen: zurück in die zweite Reihe als Co oder ganz die Mannschaft abgeben.

    Aktuelles Beispiel: Letztes Hallenturnier am 1.3., 4+1. Am 1.2. war das letzte Hallenturnier, Anfang April geht die Meisterschaft los. Das heißt, das Turnier am 1.3. ist der einzige Termin in 2 Monaten und man könnte meinen, dass bei 10 Kindern 6-7 Kinder spielen können, weil eh 1 Monat nix gespielt wurde und ein Monat später erst das nächste Spiel. Stand jetzt: 4 Absagen jetzt schon, weil "anders verplant", '.', "Urlaub", "X", 3 Zusagen und noch 3 offen. Wobei bei den 3 offenen wieder das Gluckenmamakind dabei ist und Absage mit "." zu erwarten ist.

    DAS ist ein Problem und kein Einzelfall.

  • Und genau so verliert man bald diejenigen, die gerne am Wochenende spielen wollen.

    Deshalb ist das Argument, dass man alle mitnehmen muss, weil man sonst später weniger (zu wenig) Spieler hat obsolet. Denn das passiert so eben auch, nur sind das andere Spieler, die dann wegfallen, diejenigen die zuverlässig auch am Wochenende da sind.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Zusatz von mir: Gestern gab es ein verpflichtendes Elterngespräch zusammen mit dem Jugendleiter und dem A-Trainer wo der Jugendleiter unterstützt durch den A-Trainer den Eltern direkt die Situation geschildert hat und welche Konsequenzen eintreten werden wenn das Dreieck Kinder-Eltern-Trainer nicht klappt (mein Rücktritt als Haupttrainer, Zusammenlegung mit der A mit voraussichtlichem Abgang mehrere Kinder, weil sie nicht mithalten können etc.).

    Es waren alle Eltern da und die meisten haben schweigend zugehört. 2 der Problemeltern haben keine Reaktion gezeigt, die 2 anderen haben es immer noch nicht verstanden. Eine Mutter mit den vielen Urlauben meinte,dass sie sich nicht angesprochen fühlt, weil die Urlaube sind länger oft geplant bevor die Fussballtermine bekannt werden. Die Mama des Scheidungskindes meinte, dass die Freitagstermine eher passen als Samstagstermine, aber keine Einsicht des bisherigen Fehlverhaltens,sondern mMn eher die Hoffnung, dass sich so viele andere finden, dass sie wieder mit X absagen kann.

    Einen neuen Spieler habe ich bekommen, vielleicht kommt bald ein Zweiter. Mitte Mai werde ich mittels Statistik abrechnen und dann entweder definitiv zurücktreten, wenn die 4 Problemeltern keine sichtbare Besserung zeigen und der Spielbetrieb gefährdet ist oder es folgt eine Besserung - dann stelle ich mich als Trainer nochmal zur Verfügung unter der Bedingung, dass ich die Kinder der Problemeltern nicht mehr im Kader habe.