U13-Spieler wird in Auswahl aufgenommen - Mutter bittet um Rat

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  • Hallo zusammen,


    ich bin auf euren Rat angewiesen und der Sachverhalt stellt sich folgendermaßen dar:


    Der Spieler durfte bisher ein Mal in der Woche in der „Entwicklungsgruppe“ der U13-Auswahl trainieren und er konnte alle drei Vereinstrainings bei mir besuchen. Am Montag bekam die Mutter einen Anruf und ihr wurde mitgeteilt, dass der Sohn ab nächster Woche 3x in der „richtigen“ Auswahlmannschaft trainieren darf. Beim Abschlusstraining und bei den Spielen wäre er im Herbst noch bei mir.


    Die Mutter steht dem skeptisch gegenüber und ihr wäre lieber, wenn der Junge nur bei mir wäre, da sie sehr viel von meiner Person hält und von negativen Abläufen in unserer Auswahl weiß.

    Daher hat sie mich um Rat gebeten, was ich davon halte, wobei ich unvorbereitet war und Angst hatte, mir mit einer Kurzschlusshandlung die Finger zu verbrennen.

    Deshalb habe ich ihr verständlich gemacht, dass ich in einem Gewissenskonflikt stehe und nur dann etwas dazu sagen möchte, wenn der Junge mich aktiv fragt, wie ich dazu stehe.


    Der Spieler will laut Mutter das Training dort mitmachen, wobei er nicht weiß, für wen er sich in einer endgültigen Entscheidung zwischen Verein und Auswahl entschließen würde, wenn es nach der Herbstsaison dazu kommen sollte.


    Er besitzt gute fußballerische Anlagen und ist schnell, obwohl er nicht groß ist. Durchschlagskraft ist vorhanden, allerdings muss er an der Ruhe vor dem Tor noch arbeiten. Taktisch besteht noch viel Luft nach oben und die Entscheidungsfindung ist stark ausbaufähig.

    Seine größte Schwäche liegt jedoch im mentalen Bereich. Er ist Perfektionist und setzt sich selbst stark unter Druck. Nach misslungenen Aktionen wird er schnell emotional und zweifelt seine Fähigkeiten an. Er neigt zu Frustfouls und muss ab und zu vor sich selbst geschützt werden.


    Zur Auswahl: Der Trainer der Entwicklungsgruppe meint, dass er dem Spieler in seiner Trainingsumgebung nichts mehr beibringen könne - so hat es die Mutter aufgefasst und mir gegenüber geäußert. Ich hoffe, dass er das nicht wirklich so gesagt hat, da dies sehr inkompetent wäre.


    Die Auswahl scoutet nur wenig (jährliche Einladung zur Talentesichtung) und kommuniziert nicht mit den Vereinen, sondern schaut sich meist nur die Spielberichte an. Wer am Wochenende als U13 Spieler vier Treffer in der U14 erzielt, fällt so natürlich auf.

    Unsere Auswahl gehört zu den schwächeren im Land und als Offensivspieler hat man nur wenige Aktionen aus dem Spiel heraus, in denen man sich beweisen kann. Die Qualität der Einzelspieler im Training ist jedoch höher als in meiner U14-Mannschaft. Gefordert ist er bei mir dennoch.


    Ich glaube, dass er insbesondere im mentalen Bereich noch nicht weit genug ist, um sich dort weiterentwickeln zu können.


    Ich habe als Trainer schon mehrere Wechsel in die Auswahl begleitet und es überwiegt der negative Eindruck.

    Er hat gestern einen Fragebogen von mir erhalten, den er mit seinen Eltern besprechen soll.

    Wenn sich mein Bild durch seine Antworten bestätigt, bin ich kurz davor ihm aktiv von diesem Schritt abzuraten. Daher mein Gewissenskonflikt:/


    Hat jemand von euch Ratschläge, wie ihr euch verhalten würdet?


    Vielen Dank im Voraus!


    PS: Falls der Beitrag im falschen Themenbereich ist, bitte verschieben…

  • Ehrlich ? Wenn er den Leistungssport liebt würde ich es machen. Jedoch werden dem Jungen dann auch falsche Tatsachen vermittelt, denn das er ein Buli Profi wird ist so wahrscheinlich wie ein 6er im Lotto. Er müsste dann schon bei einem guten NLZ spielen. Hertha BSC Berlin, Schalke, Bayern oder 60iger. Der Rest bringt extrem wenig Profispieler. Das Ergebnis ist dann eigentlich eines.


    1. Weite Fahrstrecken

    2. Hotelkosten

    3. Ausrüstung die man noch nachkaufen will ( bessere Schuhe usw.)

    4. Leistung in der Schule

    5. Freizeiteinschränkungen

    Das heißt - viel Geld und Viel Zeit und Time is Money !!!!!


    Wenn er es aber unbedingt machen will, würde ich es ihm ermöglichen. Er lebt nur einmal. Es gibt kein nächstes mal. Es ist eine Lebenserfahrung.

  • Ich verstehe den Hintergrund hier nicht.

    Eine Auswahlmannschaft trainiert doch nicht 3x pro Woche.

    Normalerweise ist die Auswahl ein Zusatzangebot zum Verein (und keine entweder oder) bei dem sich die besten Spieler aus den Vereinen einer Region (un-) regelmäßig zum Training, zu Lehrgängen oder Turnieren / Leistungsvergleichen mit anderen Auswahlmannschaften treffen. die Auswahl ist dabei eine übergeordnete Fördermaßnahme vom Verband, die zusätzlich zum Verein gemacht wird und sich in den Trainings- und Spielbetrieb der Vereine fügt. Klar kann es mal Terminkonflikte geben, aber dass ein Spieler sich grundsätzlich zwischen Verein und Auswahl entscheiden muss ist so (zumindest in Deutschland) nicht üblich.

    Stammt dein Beispiel vielleicht aus einem Nachbarland, und ist eher mit einem Vereinswechsel als mit einer Auswahlberufung zu vergleichen?

  • Stammt dein Beispiel vielleicht aus einem Nachbarland, und ist eher mit einem Vereinswechsel als mit einer Auswahlberufung zu vergleichen?

    Ja, ich bin in Österreich beheimatet und in unserem Bundesland ist es eher die Ausnahme, dass ein Auswahlspieler bei seinem Heimatverein spielen darf, auch wenn er in der Auswahl aufgrund eines 20-30 Mann Kaders kaum spielt.

    Die Strukturen im Verband sind mehr mit einem ambitionierten Breitensportverein zu vergleichen als mit einem NLZ.

    Wenn er es aber unbedingt machen will, würde ich es ihm ermöglichen. Er lebt nur einmal. Es gibt kein nächstes mal. Es ist eine Lebenserfahrung.

    Vorteil bei unseren Auswahltrainings ist, dass der Fahrtweg überschaubar ist und auch mit dem Fahrrad bewältigt werden kann.

    Fahrtwege werden erst in der U15 zu einem Argument, wenn man jedes zweite Wochenende für 5min Spielzeit zwischen 8 und 16h im Zug sitzt.


    Die „gesuchten“ Spieler sind in unserem Bundesland derart begrenzt, dass er meiner Einschätzung nach jedes Halbjahr mit mindestens einer Anfrage zum festen Wechsel rechnen kann.

    Er wird diese Saison als jüngerer und nächstes Jahr als älterer Jahrgang zu den Topscorern in der Liga gehören, was den Verbandsverantwortlichen reichen wird.