D2 wird zusammengestellt - es prallen zwei Welten aufeinander

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  • Moin Freunde,



    nach knapp einem Jahr Pause melde ich mich wieder zurück.



    In der kommenden Saison übernehme ich bei uns im Verein die D2-Jugend. Gestern Abend hatte ich bereits mit meinem Co-Trainer das erste Planungsgespräch. Von der ersten gemeinsamen Trainingseinheit und organisatorischen Sachen bis hin zu den Trainingsinhalten ist alles abgeklärt. Das Trainerteam ist heiß und motiviert. Die Vorfreude überwiegt definitiv. Besonders bei mir, da es nach einem Jahr Pause wieder mächtig kribbelt.



    Die Mannschaft setzt sich aus der diesjährigen E1 und E2 zusammen – und genau da liegt auch das Problem, über das wir gestern in brutalster Ausführlichkeit diskutiert haben. Die Diskrepanz in Sachen Leistungsstand ist enorm. Bei der E1 sind zwei, drei Jungs dabei, die für ihr Alter schon weit sind. Der Rest befindet sich auch auf einem guten Niveau, was aus der guten Arbeit des Trainers der letzten Jahren resultiert. Insgesamt befinden sich 11 Spieler in der Mannschaft.



    Bei der E2 haben wir das absolute Kontrastbild. Die Jungs können einem echt leidtun. Von Jahr zu Jahr wurden die Jungs herumgereicht, leider bei Trainern ,die ihre Aufgabe nicht so ernst genommen haben. In der abgelaufenen Runde hat die Mannschaft sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde kein einziges Spiel gewonnen. Tiefpunkt war vor kurzem eine 19:1 (!)-Niederlage gegen unsere E3, allesamt ein Jahr jünger. Das Training in diesem Jahr war eher Beschäftigungstherapie als kindgerechtes Training. Aus dieser Mannschaft kommen acht Spieler in die D2.



    Insgesamt haben wir also 19 Spieler für eine D2. Finde ich leicht zu viel, wenn man bedenkt, dass nur 13 Spieler zu einem Spiel mitgenommen werden. Aber das größte Problem ist, dass wir uns fragen, wie wir das Training gestalten sollen. Das ist ein absolutes Minenfeld, was wir da betreten. Auf der einen Seite kann man natürlich die Spieler der E2 teilweise separat von einem Co-Trainer trainieren lassen. Das ist aber natürlich stark widersprüchlich, was einen Mannschaftsgedanken angeht. Auf der anderen Seite lässt man alle Spieler gemeinsam trainieren. Die Frage ist, was dann die Spieler der E1 denken, weil der Leistungsunterschied echt riesengroß ist. Es prallen, ohne zu übertreiben, echt zwei Welten aufeinander. Wie verläuft dann die Entwicklung der E1-Spieler? Wen nehmen wir mit zu den Spielen? Es sind Fragen über Fragen, auf die wir gestern keine Antworten gefunden haben.

    Ich habe überhaupt nichts dagegen, Spieler zu trainieren, die vom Leistungsstand weit unter dem Durchschnitt liegen. Das habe ich schon mal für zwei Jahre gemacht und es hat mir eine Menge Spaß gemacht. Der große Unterschied: die komplette Mannschaft lag damals auf einem einheitlichen Niveau, innerhalb der Mannschaft lag das Leistungsspektrum sehr nah beieinander. In der kommenden Saison prallen zwei Welten aufeinander. Das ist eine Situation, die ich so als Trainer noch nie erlebt habe.



    Habt Ihr irgendwelche Vorschläge, Hinweise oder Ratschläge? Vielleicht war jemand von euch schon einmal in einer ähnlichen Situation? Ich bin über jeden Vorschlag dankbar! Vielen Dank euch! :)

  • Also grundsätzlich würde sich anbieten, vorausgesetzt ihr seit tatsächlich meistens zu zweit, dass ihr die Truhe im Training in drei bleichgroße Gruppen splittet (5-6 Spieler) und dann in drei Gruppen trainiert. Wobei es immer eine Station auf zwei Tore gibt in der man die Übungen spiegeln kann und dadurch ein Trainer gleich zwei Gruppen beaufsichtigen kann. Stellt dafür zwei Tore mit reichlich Abstand ggü (z.B doppelter 16er) und die Mannschaft steht neben Tor A und schließt auf Tor B ab und die andere Gruppe steht entsprechend neben Tor B und geht auf Tor A ... das kann man ja ewig weiter spinnen. Oder Zweikampfsituationen gegeneinander ... Überzahl, Gleichzahl, Unterzahl ... da hast du ja freie Hand! Und dann beschäftigt sich der Co-Trainer mit Gruppe C die extra ist. Mit der kann mann dann technische, koordinatorische Sachen oder ähnliches machen und die intensiver Betreuen. Und dann rotiert ihr alle 10/15 Minuten, so dass jede Gruppe einmal beim Co-Trainer war und zwei Mal im Hauptfeld. Wenn du jetzt hier gleichstark Gruppen einteilst, kannst du gezielt mit den einzelnen Gruppen arbeiten und der "stärksten" Truppe, aufwendigere Aufgaben im "Einzeltraining" auftragen und coachen. Es wird schwer, die schwachen auf das gleiche Niveau wie die Stärkeren zu bringen, weil du ja hier entsprechend ALLE weiterentwickelst ... aber zumindest werden so, die vermeintlich schwächeren gut zulegen können, vor allem wenn sie vorher nur "bespannt" wurden.

  • @ElPannaking


    Hoffentlich ist diesmal ein wenig mehr Zeit, sich bereits in der Vorbereitung für die richtigen Schritte zu entscheiden, anstatt alles dem Zufall zu überlassen?


    Du hast ja die Gelegenheit gehalbt, einen der wichtigsten Trainerausbilder zum Thema "Leistung im Nachwuchsfussball" zu befragen. Hier mal ein Ausschnitt davon:


    "SSUT: Sie haben sich auch einmal kritisch zum Leistungsdruck, der bereits im Jugendfußball anfängt, geäußert und auch da ein Umdenken gefordert. Wie genau müsste dieses Umdenken aussehen?
    F.W.: Ich habe da aus eigener Erfahrung gesprochen, weil ich mitbekomme, welchen Druck meine beiden Söhne bereits im Jugendfußball erleben. Die Schule nimmt immer mehr Zeit weg, die Freizeit wird geringer und die Lust am Sport – egal, ob Fußball, Handball oder was auch immer – nimmt ab. Das ist eine gefährliche Entwicklung, an der aber auch wir Trainer nicht ganz unschuldig sind. Wir haben viele hauptamtliche Jugendtrainer in den Nachwuchsleistungszentren, die den ganzen Tag nichts anderes machen als Fußball. Und auch die bekommen Leistungsdruck von Verbänden oder Vereinen, die neben einer guten fußballerischen Ausbildung natürlich auch Titel im Jugendbereich einfordern. Diesen Druck geben viele Trainer an die Jugendlichen weiter. Letztlich wird an diesen jungen Spielern dann von allen Seiten gezogen: von Seiten der Trainer, von Seiten der Lehrer und leider auch von Seiten der Eltern. Das ist ein Teufelskreis, den wir durchbrechen müssen. Wir müssen es schaffen, das Tempo zu drosseln, dabei aber unsere hohe Qualität im Jugendfußball nicht zu verlieren."


    Diese subjektive Wahrnehmung deckt sich scheinbar mit vielen Beiträgen hier im Forum. Deshalb sollte man erst gar nicht den Fehler machen, selbst Leistungsklassen im Team einzuführen, sie wohlmöglich in Leistungsträger, Stammspieler und Reservespieler zu dritteln, sondern es als ein einziges Team zu begreifen, dass nur deshalb neugierig zu euch zum Training kommt, weil jeder Einzelne auf die Chance hofft, es unabahängig von eurer Leistungswahrnehmung auszuprobieren. Denn leider wird dabei immer wieder auch der gleiche Fehler gemacht, diese Momentaufnahme in Beton zu gießen und damit ein entgültiges Urteil, das einem nicht einmal zusteht, zu fällen.


    Ich denke, du bist da schon auf dem richtigen Weg, wenn du deine Aufgabe darin begreift, alle gemeinsam und damit jeden gleich unf fair zu behandeln, statt einen subjektiven Leistungsdruck an deine Jungs weiterzugeben bzw. schon bei der Mannschaftsaufstellung danach zu handeln.


    Ja, es ist sogar so, dass man mittelfristig durch diese Methode ein besseres Team bekommt, weil dadurch ein homogenes Team bekommt. Macht man es traditionell, in dem man meint, der Spieler könne sich ja im Training durch besondere Leistung für eine Spielzeit bewerben, dann wird dieser Schluß fast immer ein Schuß nach hinten. Denn gerade die regelmäßige Teilnahme am Spiel gibt dem Spieler die Chance, sich unter Wettbeerbsbedingunen zu verbessern. Leider ist soetwas bei der traditionellen Methode schwierig zu erkennen, weil sich diese Trainer noch in ihren Entscheidungen bestätigt fühlen, weil für jedermann sichtbar die Leistungsschäre zwischen den Guten und den Schlechten noch größer geworden ist.


    Höre also auf die Worte von Frank Wormuth und helfe deinen Jungs dort, wo sie dich brauchen, aber setze sie nicht unter Druck! Denn es gibt noch eine andere Welt neben dem Fussball für sie wie für dich!

  • @ElPannaking


    Ich finde deine Einstellung alle gleich zu Behandeln genau richtig. Ich kann deine Fragen auch sehr gut Nachvollziehen da ich vor ähnlichen Problemen stehe bzw. Mitten drin bin und schon einiges Überlegt habe. Bei mir ist es so das ich Bereits in meiner F1 einen Spieler habe welcher Bereits zum E-Training ins NLZ eingeladen wurde (absolut verdient) und aber auch zwei Mädchen in der Gruppe habe welche (nicht übertrieben) nicht einmal rückwärts laufen können ohne zu stolpern. Nächstes Jahr geht es in die E und von der guten Sorte kommen noch drei hinzu plus ein weiterer am unteren Ende. Daher hoffe auch ich hier auf Anregungen. ;)


    In einigen gemischten Trainings (F1+E - Trainer war krank) habe ich schon ein wenig ausprobiert und gelernt.
    Spiegeln der Übungen ist aufgrund der Anzahl der Kinder sicher richtig und gut. Allerdings führt eine Einteilung in "gute Gruppe" und "schlechte Gruppe" hier zu einem extremen Gefälle in der Ausführung. Bei den einen läuft es flüssig (Tor wird getroffen, Wechsel funktionieren, usw.) In der Anderen Gruppe ist das eben nicht der Fall (Bälle müssen viel öfters geholt werden usw.). Am Ende führst du den "schlechteren" nur ständig vor Augen wie es laufen könnte (gewollt oder nicht). Gleichzeitig musste ich feststellen das die Gefahr das sich die besseren auf Kosten der anderen Gruppen amüsieren sehr groß ist. Natürlich kann ich hier als Trainer einschreiten, ich bin aber auch nicht immer dabei und das Training wird ja auch in der Schule nach Thematisiert. Daher habe ich dies sofort wieder verworfen.


    Viel besser funktioniert bei meinen Kindern hier ein Bewusstes zusammenpacken von guten und schlechten in eine Gruppe. Klar bei Technik-Teilen in der Gasse oder ähnlichem sollten sich zwei gute gegenseitig fordern. Diese Form ist aber bei mir generell selten. Bei anderen Wettbewerben oder Übungen mache es so das ich bewusst die guten und schlechteren Mische. Begonnen wird jede Übung (frei nach dem Grundsatz vom leichten zum schweren) mit einem Durchlauf den jeder kann. Anschließend wird gesteigert. Jeder soweit es gut funktioniert. Was gar nicht funktioniert muss derjenige auch nicht mehr mitmachen. Bei der Einschätzung was noch weiter probiert werden sollte und was nicht mehr unterstütze ich die Kinder natürlich.
    So gibt es dann auch Wettbewerbe in denen die besseren Spieler mit anderen Aufgaben (z.B. Rückwärts dribbeln) laufen als andere. Meine Erfahrung zeigt das die Kinder hier sehr viel Ehrgeiz entwickeln. Sowohl jeder für sich als auch im Team. Ein Verspotten oder ähnliches konnte ich hierbei noch nicht beobachten. Meiner Meinung nach ist es zusätzlich eher so das sich die besseren Spieler gegenseitig mehr pushen wenn Sie anderen Teams angehören (laufen ja dann meist gegeneinander) und gleichzeitig sich die schlechteren eher mitreißen lassen bzw. sich auch mal Tipps und Hilfe beim Teammitglied holen und diese manchmal sogar von sich aus Hilfe anbieten oder Verbesserungen zeigen.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)