Ein kleiner Artikel über Johan Cruyff und Kinderfussball

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  • @Stannis74


    Vielen Dank für den Link. Johann gehörte nicht nur zu einer Generation von niederländischen Fusballern, die dem deutschen Kampfspiel und dem brasilianischen Dribbling-Ballzauber etwas entgegen zu setzen hatten, sondern er war ein außergewöhnlicher Fussballer, der nicht nur den Fussball in den Niederlanden verändert hat. Diese Zitate zeigen, wie weit er seiner Zeit voraus war. Noch heute wird im niederländsichen Nachwuchsbereich vornehmlich ein 4 : 3 : 3 gespielt, weil für ihn das Torschießen immer wichtiger war als das Tore verhindern. Ein weiteres Merkmal seiner Vision war das "totaal voetbal", worunter er einen natürlichen Antrieb sah, in dessen Mittelpunkt immer der Ball stand und niemals rein taktischen Kalkül folgte, um dem Gegner keine Möglichkeit zu gewähren, die nächsten Spielzüge schon zu erkennen. Aber seine bedeutendste Aussage bestand darin, ein größtmögliches Maß an Nachhaltigkeit dann zu erzielen, wenn man den Spielern die Entscheidungsfreiheit läßt, sie für ein Dribbling, einen Paß oder einen Torabschluß zu entscheiden.


    Genau diess Entscheidungsfreiheit zwischen Dribbling, Passs und Torabschluß ist häufig das Problem in unserem Fussball. Die beiden Übungen (ganz unten) zeigen, wie unser Training (ausschließlich Vorgaben, keine Entscheidungen) geprägt ist und wie Kindertraining sein sollte.


    Leider trauen wir Deutsche uns nicht so häufig, dass Althergebrachte zeitweilig über Bord zu werfen, um den Kopf für Neues frei zu bekommen. Aber wir wollen doch alle, dass unsere Kinder nicht nur heute bei uns, sondern auch morgen bei anderen Trainern selbständig entscheiden können, ob sie dribbeln, passen oder den Torbachluß suchen! Und nur darum geht es!

  • Zitat von j.cruyff

    Die Positionen werden im unbeeinflussten Fußball ständig gewechselt.

    ...ich spiele ausser dem Trainerdasein noch in unserer AH mit.
    Und das Witzige ist, dass dort in den Trainingsspielen niemand Lust auf feste Positionen hat.
    Jeder ist da unterwegs, wo er gerade meint, dass es das Beste wäre. Jeder stimmt sich auf Veränderungen des anderen ab. Macht einfach mehr Spaß!
    In gewisser Weise auch irgendwie "tootal foetbal".


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • @open
    Genau das hat Johan gemacht! Er ist dabei immer davon ausgegangen, dass seine Mitspieler genau beobachten, was er macht und daraus ihre eigene Positionsveränderungen ableiten. Denn für ihn war immer die Position des Balles wichtig. Insofern war sein Denken ein Vorläufer dafür, das jeder Spieler auf jedem Quadratmeter des Spielfelds eine gute Lösung hat. Für ihn mußte ein guter Angreifer immer auch ein guter Verteidiger sein und umgekehrt. Viele Jahre später sehen wir, wie Innenverteidiger zu gefährlichen Torschützen werden und wie ein Mittelstürmer eine gefährliche Flanke im eigenen 16-er abwehrt.


    Wenn man das will, dann muß man sich von der reinen Spieler-Positionsausbildung ein stückweit verabschieden in Richtung "totaal voetbal", in der der Ball entscheidet, wie und wohin ein Spieler agiert.


    Heute aber haben wir das Problem, dass schon sehr früh der Spielerpositionsgedanke trainiert wird und wir müssen das später mühseelig korrigieren!