Trainingseinheit im Stil von 1954 gesucht!?

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  • Liebe Sportsfreunde,


    für die Abschlussklasse meiner Schule habe ich im Sportunterricht die Aufgabe bekommen eine Fußball-Trainingseinheit im Stil von 1954 zu demonstrieren (im Vergleich zu einer modernen Trainingseinheit).
    Dazu habe ich im Internet nichts Vernünftiges gefunden.
    Mein Vater hat mit geraten, hier eine Anfrage einzustellen, würde mich über jede Form von Hilfe freuen :rolleyes: !


    Sportliche Grüße Nikki



    PS
    Bin eigentlich kein Trainer, aber Spiele U17 LL und schiedse auch

  • Irgendwo im Keller hab ich noch uralte Unterlagen, nach denen mein Vater noch trainiert wurde. So weit ich mich erinnern kann ist es aber teilweise dem heutigen Training gar nicht so unähnlich, in anderen Belangen allerdings komplett konträr der heutigen Sichtweise.


    Ich weiß nicht genau, aus welchem Jahr (Jahrzehnt dürfte halbwegs hinkommen) die Unterlagen sind. Ich könnte da sicher etwas auszugsweise einscannen und hochladen.


    Wann brauchst du sie?

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Das geht sich aus! Ich hoffe ich finde es ?(

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Hmm, mein Onkel müsste damals trainiert worden sein, aber ich weiß nicht, ob ich ihn rechtzeitig befragt bekomme... Ansonsten habe ich im Netz einen Audio-Schnipsel gefunden:


    Aus Dieter : Fußballtraining in den fünfziger Jahren:

    Zitat

    Zu meiner Zeit, das war in den frühen FÜnfzigerjahren, da wurde drei mal in der Woche trainiert -- zunächst als Beginn fünf Runden um den Platz laufen, mit oder ohne Ball, anschließend Spiele 2:2, 3:3, und dann am Schluss ein Mannschaftsspiel. Gymnastische Übungen fanden nicht statt und die körperliche Pflege, also durch Massage und vor allen Dingen Unterwassermassage, waren begrenzt. Mein Verein, das war der FK Primasens, damals Oberliga Südwest-Spitzenmannschaft, zusammen mit Kaiserslautern und Neunkirchen und FC Saarbrücken, zusammen mit TuS Neundorf und Worms, das waren die großen Mannschaften im Südwesten Deutschlands, die hatten schon ein gehobeneres Trainingsprogramm, hatten auch gute Trainer, aber Trainer, die völlig andere taktische Vorstellungen haben und auch Ausbildungsvorstellungen als das heute der Fall ist, also damals gab es die Regel: während des Spiels darf man nichts trinken.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • @tobn


    Das von dir eingefügte Zitat ist schon mal ein guter Einstieg. Allerdings spiegelt es lediglich den Bereich des obersten Fussball-Ligabereichs wieder, denn die Bundesliga gab es noch nicht.


    In den Städten bildeten sich bereits Ende der 40-er Jahre erste Interessensgemeinschaften, jedoch war das Fussballspiel seinerzeit durch die Besatzungsmächte strengstens limitiert. So sah man die Ansammlung von Zuschauern zwecks weiteren nationalsozialistischem Gedankenaustausch als kritisch an. Bereits vorhandene Plätze wurden ebenfalls anderweitig genutzt, sodass in Eigenregie zunächst einmal Äcker oder Wiesen in notdürftige Fussballplätze umgewandelt werden mußten. Tricots gabs damals nicht von der Stange! Auch die mußten in Eigenregie bzw. auf Eigenkosten gefertigt werden. Die fast knielangen Hosen kamen später wieder in Mode. Die Tricot-Oberteile blieben jedoch Zeitzeugen. Die Schienbeinschoner waren ebenfalls noch eine Seltenheit. Dafür gab´s aber Fussballschuhe mit Stahlkappe und Eisenstollen. Der Torwart hatte normalerweise keine Handschuhe an.


    Die TW-Handschuhe waren auch noch gar nicht erfunden. Wenn Handschuhe getragen wurden, dann ganz normale dunkle Lederhandschuhe. Die Torwartkappe (Schirmmütze aus Leder) wurde seinerzeit besonders gerne getragen.


    Trainiert wurde in den Abendstunden, solange es noch hell war! Denn Flutlicht gabs nicht. Dazu trug man kurze Hosen und sofern es nicht arg kalt war, Unterhemden. Die Unterhemden gabs seinerzeit noch mit kurzen und langen Ärmeln. Umkleide- oder Waschmöglichkeiten gab es nicht. Bei den Spielen hatte man hingegen manchmal das Glück, dass man sich in naheglegenen Gaststätten umkleiden oder Hände und Gesicht waschen durfte.


    Der Trainer galt zwar als Autorität, jedoch gehörte er zur fest verschworenen Einheit der "11 Freunde" hinzu. Das Teamoberhaupt trug, wenn irgend möglich, ebenfalls einen Sportanzug. Dieser bestand aus einem Einteiler, der entweder mit Knöpfen oder mit Reißverschluß nach oben hin geschlossen werden konnte. Wenn er eine liebe Ehefrau hatte, dann durfte er seinen Sportanzug mit einem Vereinswappen zieren.


    Der Fussball war damals aus braunem Leder. Die Nähte waren handgefertigt, hielten deshalb häufigen Einsatz auf nassem Untergrund kaum stand. Bevor jedoch ein solcher Fussball weggeworfen wurde, wurde er zig mal wieder genäht.


    Weil es nur in den Städten ersten Ligabetrieb gab, wurden auf den Dörfern meist nur Freundschaftsspiele gegen Nachbar-Vereine ausgetragen. Dorthin fuhr man mit dem Rad oder ging zu Fuß. Zusätzlich gab es Freundschaftsturniere gegen Soldaten-Teams der in der Nähe stationierten Allierten. Zwar war es den Soldaten offiziell nicht erlaubt, sich mit den deutschen Gegnern auszutauschen, dennoch entstanden hin und wieder lockere Freundschaften daraus. Als Besonderheit gab es bei ungemütlichem Wetter auch mal ein paar Schnäpse vor und nach dem Spiel. Das kam deshalb öfter vor, weil diese Freundschaftsspiel meistens ohnehin nur ausserhalb der Erntezeiten zu organisieren waren. Denn die Arbeit ging nun einmal vor! Für den kirchlichen Beistand dieser wenigen Abwechselungen im mühevollen und noch immer ungewissen Alltag sorgte meist der regenschirm-bewaffnete Pfarrer. Während sich die Zuschauer meist noch zurück hielten, war es ihm gestattet, den Schiedsichter als "Pfeife" und den Gegner als "Bolzer" zu beschimpfen. Es soll sogar vorgekommen sein, dass der kirchliche Robenträger auf einen gegnerischen Manndecker, der den Mittelstürmer am sicheren Tor rüde gestoppt, losgegangen ist.


    Der Musterfussballer war seinerzeit eine eierlegende Wollmichssau! Auf der einen Seite sollte er schnell, schlau und gerissen sein, auf der anderen Seite die bereits bekannten deutschen Tugenden von Tapferkeit und Kampf für die Mannschaft bis zum Umfallen haben. Dementsprechend muß man sich das Training vorstellen. Der Fussball wurde seinerzeit als Kampfsportart betrachtet, bei der die Kondition eine entscheidende Rolle spielte. Diese Kondition konnte man sich nach damaliger Vorstellung nur durch "Dauerlauf" aneignen.


    Systematisch aufbauendes Techniktraining gab es nicht. Vielmehr gab es wahrlos erscheindende Übungen im Dribbling oder Paßspiel. Trainingsutensilien wie Hütchen, Pylonen, ect. gab es ebenfalls nicht. Falls man mal Markierungen brauchte, hatten sich Spieler dort auf Trainerkommando zu plazieren. Kam jedoch selten vor!


    Wer großes Glück hatte, der bekam einen Trainer, der bereits fussballerisches Wissen mitbrachte, weil dieser entweder vor dem Krieg selbst Fußballer oder noch besser selbst Trainer gewesen war. Letzteres war jedoch deshalb schwierig, weil diese manchmal aktive NSDAP-Mitglieder gewesen waren und deshalb von den Alliierten nicht in dieser Funktion geduldet wurden.


    Auch auch ohne "Parteibuch" ging es wie auf dem Experzierplatz zu, in der man sich zu Beginn in Reih und Glied aufstellte und der Trainer seine kurze Ansprache meist mit "Männer, wir sind ... aber wir wollen .." die Marschroute fest vorgegeben wurde.


    Ja, die Mannschaftsaufstellung war seinerzeit auch etwas anders. Unmittelbar vor dem Torwart befand sich der Libero. Wie sein Name schon aussagt, hatte er als einziger Feldspieler keinen festen Gegenspieler und konnte sich nach eigenem Gutdünken mal hinter, aber auch mal weit vor der Abwehr aufhalten. Links und Rechts neben ihm gab es den linken und rechten Verteidiger. Vor ihnen stand der Vorstopper. Im Mittelfeld gab es einen rechten und linken Mittelläufer. Der Angriff bestand aus dem Rechtsaussen, dem Halbrechten, dem Mittelstürmer, dem Halblinken und dem Linksaußen. Sobald das Spiel angepfiffen wurde, suchte sich jeder (bis auf Torwart und Libero) seinen Gegenspieler, den er auf Schritt und Tritt verfolgte. Egal, ob nun der Ball 5 oder 50 Meter entfernt war.


    Das Hineinbrüllen von Trainerkommandos war fast Vorschrift. Denn das Erfolgspontenzial eines Trainers wurde nicht allein anhand von Siegen gemessen, sondern insbesondere an der Lautstärke und Klarheit seiner Befehle. Zwischen Spielern und Traienern herrschte jedoch meist eine Athmosphäre, in denen der Trainer als Vater seiner Jungs bezeichnet wurde. Denn man wollte fortan nur noch Siege ohen Stahlhelm und Maschinengewehr erzielen.


    So, ich hoffe das es zunächst einmal für eine Umgebungsbeschreibung (die sicher überall ein wenig anders aussah) genügt! Viel Erfolg bei der weiteren Recherche. Wird bestimmt ne interessante und spannene Veranstaltung!