Die Seele hechelt hinterher

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  • Traumberuf Fussballprofi - ein Buch von Thomas Tarnberg


    eine höchst interessante Buchbeschreibung


    anklicken: fussball.de dann Bericht die Seele hechelt hinterher


    weiter sehr interessante Einblick dann "mehr zum Thema" Nachwuchsarbeit im Fussball - Wie ein Verein zum Talent kommt.


    ich kann jedem empfehlen, das mal in Ruhe zu lesen.

  • Heute auch via fussball.de per Zufall den (zu Werbezwecken platzierten) Artikel "Die Seele hechelt IMMER hinterher" gelesen*, wo mal wieder real Betroffene das beschreiben, was der im Jugendfußball viel zu früh allgegenwärtig fremdbestimmte Druck von unten her oft bedeutet: "Die Sportjournalisten Thomas Tamberg und Jörg Runde beschreiben in ihrem Buch "Traumberuf Fussballprofi" den manchmal harten Weg junger Menschen vom Bolzplatz in die Bundesliga und die Segnungen der Sportförderung in Leistungszentren, die alle Wunderkinder des Sports entdeckt und dadurch paradoxerweise zu viele Verlierer produziert. Es ist ein Buch für Nachwuchsspieler und deren Eltern. Sie decken damit ein Thema ab, das bisher ein Graubereich war: Der Jugendfußball als Vorstufe zur Profikarriere...", aber eben auch zum je eigenen Leben - das als Ergebnis ihrer Arbeit die natürlich weniger interessiert, die nur ihren Fußball, ihre Ziele o. Ehrgeiz im Kopf haben - statt das Kind als ganzes: was letztlich der Kern vieler Folgeprobleme ist... Es geht den natürlich zum Betriebsganzen gehörenden Sportjournalisten systemkonform bzw. -stützend um "keine Geschichten vom Scheitern eines Karriereweges, aber von den Mühen und Problemen, die ihn begleiten": das seit den Nazis eigentlich böse darwinistische Un-Wort von permanenter "Auslese" ist hier so auch kein Problem....


    Es ist so im Alles-gut-Tenor nur 'konstruktive' Kritik avisiert, keine fundamentale etwa an der planwirtschaftlichen Erbsenzähler-Mentalität des DFB (""fast unmöglich, dass dem DFB ein Talent durchrutschen kann"), auf dass kein Mini-Star verloren gehe: dass Wege aber nur im Gehen, alle Talente im Trainieren heranwachsend entstehen, das verkennt man dabei: systematisch! Da anthropologische Fachkompetenz fehlt? So wird dies zZ populäre Buch von offenbar interessierten Kreisen breit beworben, ist aber nur bedingt zu empfehlen oder für die betroffene Jugend selbst zu lesen: die Emotion, das persönlich Betroffen-Machende etc fehlt mE als Zugang. Wo bitte ist die nötige Ironie zB bei der Rede von "Wunderkindern", die es so sicher gar nicht gibt, wie die es sich vorstellen wollen, die sie suchen o. zu fördern vorgeben.: es wäre ja auch zu übel, würden zu viele Verlierer auch noch selbst aktiv "produziert" (kommt sicher auch vor, aber: systematisch?) - nein, ich behaupte ja stets, dass 10% Talent, 90% Training sind, daher alles von den Trainern abhängt: Hat einer per Zufall früh gute Trainer, wird er schon mit 8 o. 9 Jahren als Talent einsortiert u. aufgebaut, sonst - seelisch sicher zumeist Motivation o. Konsequenz 'niederdrückend' - fallengelassen in die Untiefen des Trainer-Fußballs, der eben weniger weiterbringt, oft sogar Motivation u. Potentiale ausbremst, Elan lähmt, indem Trainer - da jedem mangels Bezahloptionen viel Willkür zugestehend - sich u. ihre Interessen voranstellen etc. Wer also nicht früh ausgewählt, sondern zu Ausschuss erklärt wird, gerät meist in Abwärtsspiralen, obwohl er vllt sich noch entwickeln würde, bei mehr nach oben durchlässiger Offenheit.


    Das Buch packte mich so nie wirklich, läuft auch zu sehr ohne zugespitzte Botschaft ins Beliebige aus - wie eine nach gutem Ansatz vertane Chance. Denn das Dilemma liegt nicht nur darin, dass Leistungsfußball per se als Wunschtraum zu viele Verlierer produziere, da es nur wenige schaffen, aber viele schaffen wollen. Es ist auch hausgemacht, wenn im Ausbleiben der Karriere alles als Blase empfunden wird u. zerplatzt, kein Gewinn mehr bleibt. Wieso ist dem so? Im DFB geht man planwirtschaftlich vor, dh von sich, seinen Ideen u. Zielen aus: Erwachsene planen also unter sich, und sehen allzu wenig hin auf die Kinder, ihr Selbst, da dieser ehrliche Augen-Blick sie ihrer planmäßigen Visionen u. Illusionen bald beraubte, alles wohlfeile Fördern komplizierter machte u. das übliche fremdbestimmende Druckmachen von oben als potentielles Erdrücken, als Niederdrücken der Potentiale ethisch völlig verböte! Bei Karrieren dürfen nicht Pläne von Anderen maßgebend sein, nur weil die größer, mächtiger, lauter, dominanter sind: Karrieren gehen von jedem selbst aus, wachsen in ihm selbst, also individual inner- statt äußerlich-sichtbar heran! Das kann bzw. will man im DFB offenbar nicht verstehen, da Erbsen sichtend auswählen, einsortieren u. unter Druck auspressen Erwachsenen so viel Spaß macht: in Familien, Schulen, Sportteams - wo sind Auswege für die oft all den Fremdforderungen hinterher hechelnden Seelen? Bleiben sie übrig, und wenn: wie: noch kultivierbar geistbegabt o. nurmehr robust u. rüde verrohend? Solch Fragen aber hört man nicht gern: die erwachsenen 'Verantwortlichen', die nicht nur Talenten, auch an der unteren Basis gern so viel Druck machen: denn sie laufen auf Selbstentmachtung, Einhalt im Ehrgeiz hinaus.


    "Wer in der Jugend zwischen 12 und 14 Jahren den falschen Trainer hat, der kann sein Karriere vergessen" - wohl wahr: nur ein System, das aus der Basis wenig Wert zumessenden Finanzgründen nach falschen, zu engen Kriterien zu wenige aussondert u. zulässt, die qualifizierte Trainer erhalten, den Rest einem besseren Chaos überlässt, betreibt Schindluder mit der monopolartigen, sich letztlich nur in der Spitze bereichern wollender Macht, die es innehat u. auf die Trainer vor Ort überträgt, die allzu oft menschlich ihrer pädagogischen Aufgabe in keiner Weise gewachsen sein können, da sie keinerlei fachgerechte Ausbildung o. Unterstützung haben. Letztlich ein innenpolitisches Problem, doch die Minister schmücken sich seit jeher nur gern mit dem Sport, seine Realität vielfältig reflektieren o. verändern, daran haben sie bisher praktisch noch nicht mal gedacht. Dies Buch wird daran nichts ändern, da es gar nicht politisch ist...


    PS* "...die Kinder müssen viel zu schnell erwachsen werden" - so der Nachsatz: ja, warum das denn? Doch weil Erwachsene den Ton u. Rhythmus vorgeben, die Kinder nach deren Pfeife tanzen u. spuren müssen: wer nicht funktioniert, der fliegt - alle Jahre wieder. Eigentlich unmenschlich, hier aber völlig ok: da nur Kinder? Sind sie nicht unser größter Schatz, sollten es sein? Wieso sind sie, ihre so wichtigen Trainer dann weder Geld, noch Kontrolle o.ä. wert?

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

    Einmal editiert, zuletzt von Keller-Kicker ()

  • @KK


    ich habe das Buch nicht gelesen, nur diese Buchbeschreibung, aber auch den Artikel Wie ein Verein zum Talent komm ( für mich mindestens genauso interessant.


    und ich betrachte die beiden Beiträge nicht so kritisch wie du. Sie geben zumindest mal einen Einblick in das ganze System.


    Obwohl der Einfluss des Trainers nur in einem einzigen Satz erwähnt wird, nimmt dieser Trainer widerum bei dir einen absoluten
    Schwerpunkt in der Entwicklung ein, sprichst sogar von 90% gegenüber 10% Talent.


    Die hervorgehobene Charaktereigenschaft des jungen Fussballers, den neagiven Einfluss des Elternhauses und die Bedeutung der Pupertätsentwicklung bleiben bei deiner Betrachtung aussen vor.


    mir ist das eine zu einseitge Betrachtung.


    für mich eine interessante Frage wird da auch aufgeworfen. der Hinweis auf einen besseren Bildungsabschluss (Schulnoten)
    der Leistungsfussballer im Vergleich zum Durchschnitt lässt auch einen Umkehrschluss zu: haben nur Jungs mit einem gewissen IQ entsprechende Chancen? keine Ahnung.


    ob die beiden Berichte (und somit wohl auch das Buch) alle Aspekte berücksichtigt ist für mich nicht so bedeutend, geht wohl auch nicht in einem einzigen Buch, aber sie geben einen Einblick in das ganze System mit seinen möglichen positiven wie negativen Auswirkungen. Sie verdeutlichen die Ziele und Vorgehensweise des DFB und der Leistungsvereine.


    diese reinen leistungsbezogenen Ziele kann man nun bejahren oder kritisieren, je nach Sichtweise, bleibt ja dem eEinzelnen
    überlassen.


    interessant auch die Aussage eines Vertreters eines grossen Sportartikelherstellers, der klar zum Ausdruck bringt, dass es im Leistungsbereich um Geld geht, und die ganze Wirtschaft dahintersteht und dabei der Einzelne wenig interessiert,


    und seinem eigenen Sohn nicht erlauben würde, zu einem Probetraining zu gehen.


    Aber dieses System hat einen entscheidenden Vorteil: man kann, muss es aber nicht mitmachen. es steht jedem frei, keiner wird gezwungen.


    Und die Entscheidung wer diesen Weg beschreiten will, liegt weder beim DFB noch bei den Leistungsvereinen, sondern einzig und alleine bei den Eltern. Sie entscheiden, sie tragen die Verantwortung.


    Diese Eltern haben aber zum Entscheidungszeitpunkt keinen Einblick in das System, keine Ahnung was wirklich abgeht, was möglicherweise auf sie und ihr Kind zukommt.


    Und hierzu tragen alleine schon die beiden Beiträge, auch wenn sie sicherlich nicht auf alles eingehen können, wesentlich dazu bei.


    das System hat die Aufgabe zu informieren (was für mich eindeutig zuwenig geschieht), dann tragen ganz allein die Eltern die Verantwortung. Und wenn diese dann irgendwann Kritik üben, müssen sie diese Kritk an sich selbst richten.

  • Einblick in das ganze System, wirklich? Überleg doch mal, wieso dies Buch auf der DFB-Seite fussball.de seit Monaten derartig massiv beworben wird? Es soll diesen Eindruck erwecken, sicher, aber die Autoren entlarven sich, wenn sie klar sagen, dass "Scheitern" nicht wirklich Thema sei. Dabei wird in der fussball.de-Werbung geschickt diese Problematik abgerufen, um zu suggerieren, dass es genau darum ginge... Umgekehrt ist aber auch der eine Satz zur Wichtigkeit der Trainerrolle so eindeutig, dass es da bzgl. der fußballerischen Entwicklung einzelner Talente für mich nicht rumzudeuteln gibt: sonst wäre die - nur den für wert befundenen Spitzenspielern vorbehaltene - Ausbildungsqualität von Trainern ja auch peripher u. eher egal. Wer aber wollte dies ernsthaft behaupten. Sicher spielt auch anderes hinein: wenn Eltern Kinder stets ausbremsen, Trainings wg. Bestrafen von anderen Undiszipliniertheiten verbieten, demoralisieren oder eben umgekehrt Mut zusprechen, unterstützen, belohnen u. präsent sind, wo es sinnvoll ist,, wird dies sich auswirken, aber fußballerische Verantwortung ist überall doch klar so geregelt, dass Eltern sich praktisch nicht einmischen dürfen, also positiv kaum Einfluss nehmen können, da das System eben alle Hoheit sich in Person ihrer Trainer, deren Vorrang ausübender Rolle zuschreiben will! Dies wäre auch berechtigt, wenn überall die entsprechende Qualifikation reell sichergestellt u. kontrolliert würde: dies geschieht aber nur, wo Talente denen als Leistungsspitze nützen sollen, die als Funktionäre letztlich ihr Ding machen: sonst würde nicht per sozialdarwinistischer Brutalität im Auswählen u. Druckerzeugen zwecks "Leistungsmutation" (auf Gedeih u. Verderb des einzelnen Kindes) vorgegangen, mehr Verantwortung getragen statt nur dafür missbraucht, sich im Amt die alles bestimmende Rolle über allen anderen (eben zB wer überhaupt in einen JFV eintreten, mitmachen o. mitspielen dürfe, wozu ja nirgends mehr vom Aufsteller die gefragt, eingebunden werden, um die es als Betroffene eigentlich geht: das Team) zuzuschreiben. Das ganze System in seinen Grundfesten wird also eher vernebelt, Strategie: anfüttern u. dann ablenken; jedenfalls habe ich zu meinen drängendsten Fragen keinerlei Antworten im Buch gefunden - Zufall o. Absicht bzw. Auftragsarbeit?

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....