vorteilsregel im strafraum

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  • moinsen


    ich habe mal eine frage zum regelwerk. folgendes ist passiert:


    mein spieler wurde im strafraum gefoult. der ball war frei und ein weiterer spieler kam in ballbesitz.
    der schiedsrichter erkannte auf vorteil, liess es laufen. das tor war aber zu der zeit nicht leer
    und unser schuss konnte vom gegner noch abgeblockt werden.


    was folgt war natürlich große aufregung und son gedöns...naja.


    bisher hatte ich von der vorteilsregel im strafraum nix gehört. nach recherche habe ich das aber gefunden.
    hier geht man aber davon aus, dass das spiel nicht abgepfiffen werden muss, wenn davon auszugehen ist das ein tor sowieso fällt, um dann den elfer zu umgehen.
    dies war aber bei uns nicht der fall. hätte der schieri dann den vorteil nicht abpfeiffen müssen, da dieser sich ja nicht einstellte?

  • Moin,


    keine Ahnung, ob das wirklich explizit in einer Regel (mit)formuliert ist. Wenn ich das Spiel gepfiffen hätte, hätte ich dennoch Strafstoß gegeben.


    Begründung: Man kann die Vorteilsregel relativ weit auslegen und auch noch eine halbe Minute später, so der Vorteil sich für die (durch z.B. Foulspiel) benachteiligte Mannschaft nicht ergeben hat, auf Freistoß, Strafstoß usw. entscheiden. Die benachteiligte Mannschaft verspielt nur dann ihren Vorteil, wenn ein Tor (oder - um ein anderes Beispiel zu nennen - ein Konter) möglich gewesen wäre. Wenn ein Spieler am eigenen Sechzehner gelegt wird, sein Mitspieler aber freistehend an der Mittellinie den Ball bekommt und dann den Ball auf dem Weg zum Tor verstolpert, gebe ich auch kein Foul. Analog: Wenn ein Spieler im Strafraum gefoult wird, sein Mitspieler aber keine klare Möglichkeit zum Torerfolg hat (leeres Tor, Spieler steht frei davor, z.B. weil der Keeper das Foul begangen hat), dann entscheide ich auf Strafstoß.

    "Es gibt nur einen Ball. Wenn der Gegner den Ball hat, muss man sich fragen: Warum hat er den Ball? Ja, warum? Und was muss man tun? Ihn sich wieder holen!" (Giovanni Trappatoni)

  • Interessante Frage, die sich uns einmal umgekehrt gestellt hat. Dabei hat der Spieler den Ball vorbei geschossen und der Schiedsrichter daraufhin doch den Elfmeter gegeben. Mich hat das ziemlich aufgeregt, weil der andere Spieler ja zum Abschluss gekommen ist und seinen Vorteil selbst vergeben hat. Meine Sicht war, dass die Torchance selbst der Vorteil war und nicht, ob dabei ein Tor herausspringt oder nicht. Durch den Elfmeter hat der Schiedsrichter der gegnerischen Mannschaft also noch eine zweite Chance zum Einschuss gegeben, die sie dann auch genutzt hat. Insofern ist die Vorteilsregel im Strafraum ziemlich ambivalent und fühlt sich - natürlich je nach Ausgang - für beide Seiten ziemlich unfair an. Die Frage stellt sich natürlich auch, ob man dann bei so einem Foul evtl. eine Notbremse pfeift und rot zeigen muss. Dann läuft die Diskussion vollends aus dem Ruder :)

  • Ich plädiere für die Abkopplung von der Notbremsenfrage und der Vorteilsregelung.


    Wenn ich eine Notbremse erkenne, für die ich zwangsläufig einen Platzverweis zeigen muss (unabhängig vom Torerfolg), dann muss ich auch auf Strafstoß entscheiden (sofern Vergehen im Strafraum und kein Torerfolg bei Vorteil). Die "Rote" gibt's immer, auch wenn ich zunächst den Vorteil abwarte und ein Tor fällt.
    Wenn ich keine Notbremse erkenne (etwa, weil keine klare Torchance verhindert wird oder ein zweiter Mitspieler mitgelaufen war und noch eingreifen könnte), aber ein Foulspiel im Strafraum, dann kann ich den Vorteil abwarten und danach entscheiden, ob ich Strafstoß (und z.B. "gelb") gebe, das Tor fällt oder ich entscheide, dass der Vorteil nicht genutzt wurde. Wenn das Tor frei ist, hat die angreifende Mannschaft für mich ihren Vorteil verspielt. Wenn der Keeper drin ist, der Winkel spitz und der Torerfolg unwahrscheinlich, dann hat die Mannschaft den Strafstoß verdient.
    In meinen Augen also eine Ermessenssache, bei der sich meistens eine Partei benachteiligt fühlt, das trifft aber auf ein Großteil der Zweikämpfe, viele Ausball-Entscheidungen u.v.m. auch zu.

    "Es gibt nur einen Ball. Wenn der Gegner den Ball hat, muss man sich fragen: Warum hat er den Ball? Ja, warum? Und was muss man tun? Ihn sich wieder holen!" (Giovanni Trappatoni)