B- Jugend, Leistungsorientiert oder ....

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  • Hallo,
    ich stelle hier an das Forum folgende Frage:
    B- Jugend, Kreisliga- zu Punktspielen leistungsorientiert das Team aufstellen oder gilt in der Klasse und Alter, Erfolg völlig egal, hauptsache jeder Spieler konnte ausreichende Zeit spielen?


    Hintergrund: In meinem Team sind zwei Spieler, die sowohl im sportlichen Bereich als auch fußballerisch den anderen Spielern total hinterherstehen.
    1 Spieler hatte vor einem Jahr mit Fußball angefangen. Bis dahin nichts mit Sport, was auch sichtbar ist. Er gibt sich aber stets im Training Mühe, konnte aber als Wechsler quasi nur pseudo Minuten spielen. Er hat weder im offensiven noch defensiven Bereich stärken, was hart klingt, so aber real ist. Eigentlich betreibt er ein Hobby, wo er kaum Erfolgserlebnisse bekommt. Allerdings kommt er gern zum Training, fühlt sich wohl, ein Vereinswechsel, seine Eltern wollten ihn dazu drängen, lehnte er ab. Er hat also durchaus seinen Spass.
    Spieler Zwei trainiert seit etwa 9 Jahren Fußball. Sportlich ist er hier eigentlich genau so wie fußballerisch fehl am Platz(seit fast zwei Jahren in dem Verein). Auch fehlt er nicht selten beim Training und Spiel unentschuldigt. :?:

  • Hallo Vagabund,


    zunächst: Ich kann nicht beurteilen, was Kreisliga bei euch bedeutet, da die unterschiedlichen Ligenbezeichnungen in den einzelnen Verbänden und teilweise auch in den Bezirken das schwer vergleichbar machen.
    Wenn man auf Verbandsebene oder höherer Bezirksebene spielt, ist eine Leistungsorientierung wohl mehr oder weniger selbstverständlich. Alles darunter muss man dann, meiner Meinung nach, differenziert bewerten.
    In der B-Jugend (habe selber eine) sind die Jungs in der Regel schon alt genug, dass sie selbst eine gewisse Erfolgsorientierung an den Tag legen und durchaus ein Gefühl dafür haben, ob sie (im Fall der schwächeren) dazu einen so großen Beitrag leisten können wie andere. Auf der anderen Seite brauchen auch die (vermeintlich oder tatsächlich) schwächeren Erfolgserlebnisse auf dem Platz. Immer nur nebendran zu sitzen, frustriert einerseits irgendwann und bringt einen andererseits auch nicht wirklich weiter, da man noch immer unter Wettkampfbedingungen am meisten lernt.


    Meine Mannschaft spielt selbst nicht auf allerhöchstem Niveau (Leistungsstaffel, = zweitunterste Liga), aber auch hier teile ich - und genau so habe ich es meinen Spielern auch mitgeteilt und dafür Verständnis und Zustimmung geerntet - nach mehreren Kriterien ein, nämlich: Leistungsfähigkeit (= Wie weit kann ein Spieler der Mannschaft tatsächlich helfen?), Trainingsbeteiligung (= Quantität), Engagement in Training und Spiel (= Qualität) und Zuverlässigkeit.
    Der Kandidat, der also spielerisch nicht so knorke ist, und zudem noch unzuverlässig ist, hätte ein ernsthaftes Problem. Ihm würde ich aber nicht fünf Alibi-Minuten geben, sondern ein deutliches Gespräch und dann gibt's nur zwei Wege: Änderung des Verhaltens oder Nichtnominierung. Wer zu eingeteilten Spielen unentschuldigt fehlt, wird (mindestens) fürs kommende Spiel nicht berücksichtigt. Der andere, der engagiert ist und will, aber einfach (noch?) nicht so kann - ich glaube auch bei B- und A-Jugendlichen daran, dass sie sich noch zu einem ordentlichen Kreisligafußballer "mausern" können - hat es verdient zu spielen und sollte auch (ordentlich) Minuten sehen. Wenn dir wegen des Ergebnisses bange ist, dann stelle ihn doch an Positionen, wo ein Fehler nicht gleich den Genickbruch bedeutet (Torspieler, zentral hinten...), sondern vorne rein oder auf die Außenbahn und unterstütze ihn mit spiel- und/oder laufstarken Nebenleuten. Bei mir hat auch ein Junge vor einem Jahr nach einigen Jahren Pause wieder angefangen und noch heute macht er oft leicht vermeidbare Fehler (Fehlpass auf drei Meter im Spielaufbau), aber Fortschritte sind permanent erkennbar und der Wille, weiterzumachen ist auch vorhanden (unabhängig von vielen, vielen Seufzern von außen).


    Es kommt letztlich natürlich ein bisschen darauf an, wie viele Spieler du zur Verfügung hast und wie viele dann am Spieltag auch tatsächlich können. Bei mir läuft es mit einem 23-Mann-Kader meist darauf hinaus, dass zwischen 15 und 18 können und dann wird ein klein wenig rotiert. Diejenigen, die aber wirklich leistungsstark sind, regelmäßig kommen und vorbildlichen Einsatz zeigen, die kann ich guten Gewissens regelmäßig mitnehmen. Im Übrigen sollten spätestens jetzt (im B-Jugend-Alter) fast ausschließlich solche Jungs dabei sein, die wirklich wollen und auch die nächsten Jahre weiterspielen. Da kommen dann in ein paar Jahren zwar nicht nur Kreisliga-Messis raus, aber genau dieser Spagat, die stärkeren und die schwächeren, die engagierten und die eher gemütlichen, alle an Bord zu halten und alle nach besten Möglichkeiten zu fördern, macht für mich die tolle Herausforderung B-Jugend aus.

    "Es gibt nur einen Ball. Wenn der Gegner den Ball hat, muss man sich fragen: Warum hat er den Ball? Ja, warum? Und was muss man tun? Ihn sich wieder holen!" (Giovanni Trappatoni)

  • Hallo Vagabund,


    ich kann ballgewinnski nur zustimmen. In der letzten Saison habe ich das genau so umgesetzt und es funktionierte hervorragend. Ich kann der Mannschaft gegenüber nicht glaubhaft vermitteln, dass der fussballerisch sehr gute Spieler dauerhaft Einsatzzeiten erhält, wenn er sich nur jede zweite Woche beim Training blicken lässt und auch noch zu spät zu Spielen erscheint.


    Stelle ich vorher diese Regeln ( siehe Beitrag ballgewinnski Kriterien Leistungsfähigkeit, Trainingsbeteiligung ect. ) nicht auf, dann brauche ich mich ihnen natürlich auch nicht unterzuordnen und kann diesen Spieler trotzdem immer aufstellen. Erklären muss ich mich gegenüber den anderen Spielern früher oder später unter Umständen trotzdem, da sie sich natürlich in ihrem Gerechtigkeitssinn gestört fühlen. Regeln hin oder her. Und das geschieht insbesondere dann, wenn es nicht läuft und die Mannschaft mit vielen Niederlagen klar kommen muss.


    In meinem Fall hatte ich einen richtig guten Spieler, der unserem Team immer weiterhelfen kann, in einem Pokalspiel nicht berücksichtigt. Er hatte sich sowohl beim letzten Training, als auch für das Spiel nicht abgemeldet. Trotzdem erschien er wie selbstverständlich zum Treffzeitpunkt. Ich hatte am Anfang der Saison mit Zustimmung der Spieler diese Regeln aufgestellt.


    Ich setzte ihn nicht ein und wir verloren knapp mit 2 : 1. Der Spieler erschien anschließend zu 90 % beim Training. Wenn er mal nicht konnte meldete er sich ordnungsgemäß ab.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Danke für die zwei Antworten, die mir sehr hilfreich sind.
    Bei uns ist Kreisliga unterste Klasse.
    Mit der Mannschaft könnte ich nicht mehr Glück haben. Ehrgeizig sind die meisten Spieler, können im Spiel damit die Anderen anstecken, so dass an einem Strang, für ein Ziel gespielt/gekämpft wird. Mein oberstes Ziel heißt klar, die Mannschaft weiß das auch, spielen!!!!! Ich habe zusammen mit dem Mannschaftsleiter seit übernahme der Mannschaft seit etwa März '13 vieles verändert, modernisiert und die Spieler vom Ball wegplautzen zum überlegtem Passspiel usw. gebracht. Das Team zog immer mit und hat auch verstanden, auch von Reaktionen neben dem Platz, dass das Team einen riesigen Schritt zum "Schönen" Spiel getan hat. Z. Bsp. erspielen wir uns jetzt in einem Spiel Chancen, dafür hätten wir sonst 7 Spiele gebraucht.
    Das ist die eine Seite, die Andere ist, ohne Erfolg, zumindest ab und an, wird es an der Ausrichtung Zweifel geben, auch schon in der B!!
    Das ist, finde ich, schon ein Spagat, wen ich bringe. ?(

  • Vagabund: Sorry, Frage übersehen. Wir dürfen 4 Spieler wechseln, aber auch wieder zurückwechseln. Insofern kann ich meine "Schwächeren" auch mal Mitte der ersten Halbzeit bringen und z.B. zur Halbzeit zurückwechseln. Eventuell ergibt sich dann in der 2. Halbzeit auch die Möglichkeit, erneut zu wechseln, es gibt schließlich immer mal welche, die dann angeschlagen sind, vom Konditionellen her eine Pause brauchen usw.


    Wenn ich die Rückwechsel-Möglichkeit nicht hätte, würde ich vermutlich auch selten früh wechseln, da natürlich der weitere Spielverlauf schwer hervorzusehen ist. Gerade das Fehlen dieser Rückwechsel-Möglichkeit begünstigt aber, in meinen Augen, erst recht ein Wechselverhalten wie bei den Aktiven. Nur selten und nur aus den o.g. Gründen würde man sonst wohl nach 20 Minuten einer seiner "Stärksten" auswechseln, den man dann nicht mehr bringen kann.
    Ich hoffe, durch die Anführungszeichen ist klar, dass ich diese Einteilung in stark/schwach für etwas eher Internes (in meinem Kopf.. :D) erachte und nicht so nach außen kommuniziere. Die Spieler haben schließlich selbst ein ganz gutes Gespür dafür, wie sehr sie der Mannschaft helfen können und ich lasse mich lieber von vermeintlich "Schwächeren" durch gute Leistungen überrasschen, als sie von vornherein abzustempeln oder vermeintlich "Stärkeren" zu sehr Honig um den Bart zu schmieren - die sollen auch leisten.


    Was du mit diesem Spagat leistet, Vagabund, - und das trifft eigentlich auf alle Trainer zu, die es sich nicht bequem machen und einfach die "Schwächeren" verprellen und mit 15 oder 16 vermeintlich "Stärkeren ihr Ding durchziehen, kann man nicht hoch genug einschätzen und es wird allzu oft nicht von Außenstehenden, Jugendleitern, Eltern usw. honoriert. Ich finde es aber gerade im unteren Bereich, bei dem der Leistungsgedanke nicht im Vordergrund steht, unabdingbar. Eine toll zusammenarbeitende Mannschaft, bei der auch "Schwächere" integriert werden (nicht zwangsläufig mit exakt und mit der Stoppuhr gemessen der gleichen Einsatzzeit) ist oftmals einer "Elitetruppe" mit Einzelkönnern überlegen. Und schöner anzuschauen ist es m.E. auch.

    "Es gibt nur einen Ball. Wenn der Gegner den Ball hat, muss man sich fragen: Warum hat er den Ball? Ja, warum? Und was muss man tun? Ihn sich wieder holen!" (Giovanni Trappatoni)