Raumdeckung, ballorientiertes Verteidigen

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  • Hallo! Wie kann man Raumdeckung und Ballorientiertes Verteidigen in einen Zusammenhang bringen? Kann man es so definieren, dass die Raumdeckung Grundlage ist und darin ballorientiert gearbeitet wird (mit Pressing, Verschieben etc.?)
    Wäre für Antworten sehr dankbar!
    LG Sami

  • nabend,


    ich würde es mal so zusammenfassen, die abkehr von der manndeckung schaffte die möglichkeit eine überzahl in ballnähe zu erreichen und damit hast du die voraussetzung für eine ballorientierte spielweise.


    gruss

  • Sami


    Ich nehme mal an, du bist Trainer und willst diese Fragen nicht nur für dich beantwortet wissen, sondern auch deiner Mannschaft erklären!


    Dazu wäre zunächst einmal wichtig, die Altersgruppe und die Liga, in der deine Mannschaft spielt, zu erfahren?

  • Ich habe keine C Jugend trainiert, sondern nur bis zur D. Wir haben das im Ansatz auf Verschieben und Deckung des Raums gespielt...vieles erklärt, aber niemals abverlangt....wollten weg von der Manndeckung und legten hier den Grundstein locker und flockig ohne Druck (D zweites Jahr...im ersten Jahr wäre es eindeutig zu früh gewesen).


    Würde ich eine C Jugend trainieren....aller aller spätestens mit Beginn einer B....


    würde ich mir die Dvd von Ralf Peter "Fußball von morgen/modernes Verteidigen" besorgen.


    Wenn du es als Trainer einigermaßen Verstanden hast, den Mut hast es umzusetzen und es dir um das Wie geht, bin ich der Meinung dass das Team mit dir im theoretischen im besten Fall auf Augenhöhe stehen sollte. DAS...genau das...wäre mein Ziel, damit die Spieler wissen wovon ich rede und was ich meine und wissen, warum ich was wie tue. Sie sollen mitreden können, verstehen und ggf. ihre Meinung bilden und mitziehen oder gar kritisieren. Das wäre meine Philosophie die ich mir so vorgenommen habe. ALLERDINGS...habe ich noch keine praktische Erfahrung hierbei, glaube aber fest, dass nachfolgende Vorgehensweise zum oder annähernd zum Ziel führen würde.


    Die Dvd erklärt vom taktischen 1:1 in der Defensive (individualtaktisches Verhalten)...über die Gruppentaktik hin zur Mannschaftstaktik...was wie läuft und auch warum. Dabei verwendet Ralf Peter eine Kameraeinstellung u.a. von oben (er nutzt stellenweise aber auch andere Perspektiven zum besseren eindenken), so das das theoretische Basiswissen eines belesenen Trainers auch noch verfeinert wird.


    Das visuelle erklärt vieles in sich für jeden verständlich. Also nicht nur Inhalt, Text und Aussage für einen Zuhörer, sondern auch das Gesehene.


    Ich würde dieses Dvd anschauen und dann planen, was ich über den Beamer und das Laptop -welches zu organisieren wäre- in Sequenzen abzuspielen wäre.


    Dazu würde ich einen Termin setzen und z.B. einen Vormittag am Samstag oder spielfreien Sonntag ansetzen. Ich denke mit knapp vier Stunden wäre das Ding durch.


    Konkret würde ich die notwendigen Sequenzen...notfalls alle....einteilen und abspielen und jeweils stoppen wo man es meint. Dann würde ich mit dem Team kurz das gesehene besprechen..notfalls zurückspielen und nochmals schauen und kurz diskutieren bzw. meine Anmerkungen äussern und dann ab nach draussen und ein.-zwei...oder dreimal üben und wieder rein und weiter schauen. Zum Abschluß ne riesen Pizza oder Bundesliga oder wie auch immer;-))))


    So würde ich es heute machen und ich denke, der Zeitpunkt wird kommen, da berichte ich wie es war. Gruß

    2 Mal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Hallo Sami,


    vielen Dank für deine Infos! Die in der Überschrift aufgeführten Mannschaftsspielsysteme lassen sich zeitlich in dieser Reihenfolge zuordnen. Die unterschiedliche Ausprägung (eher defensiv, eher offensiv oder neutral) ist davon nahezu unabhängig zu sehen.


    Nun ist der Wandel vom gegner- zum ballorientierten Spiel nicht von einen auf den anderen Tag erfolgt, sondern es gab Zwischenstufen. So gibt es gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem "Forechecking" im gegnerorientierten Spiel und einem Teil des "Angriffspressing" (z.B. mit Pressingopfer) im ballorientierten Spiel.


    Die Raumdeckung läßt sich als Zwischenstufe zwischen dem gegner- und ballorientierten Spiel verstehen. Weil jedoch ein Teil des Raumes (die Höhe) fast gar nicht für die Offensive oder Defensive nutzen läßt, hat man sich dazu entschlossen, das System als ballorientiert zu bezeichnen. Zwar wird es heutzutage auch unter dem Synonym "Kette" verwandt, jedoch meint es nicht allein die Umstellung vom Abwehrspiel mit Libero, zum Abwehrspiel in einer Kette, sondern die Umstellung des gesamten Spielsystems mit ballorientierter Fokussierung, in der nicht Mann gegen Mann, sondern in jeweilgen Blöcken mit bzw. gegen den Ball agiert wird.


    Natürlich ist dies nur eine sehr oberflächliche Beschreibung, weshalb ich dir den Rat geben möchte, in der Fachliteratur mehr über die Details zu erfahren. Es wird dir für deine C-Lizenzausbildung, zu der ich dir sehr viel Erfolg wünsche, helfen dich in das Thema Taktik hinein zu finden. Denn das Thema Taktik bereits den angehenden C-Leistungstrainern erfahrungsgemäß das größte Kopfzerbrechen!

  • Ich habe mich in das Thema mit einer DVD von Ralf Peter (wurde ja schon genannt, wichtig gerade für die Individualtaktik) sowie über die Seite www.abwehrkette.de von Martin Hasenpflug eingearbeitet, der eigentlich ziemlich schnell zur (Gesamt-)Mannschaftstaktik übergeht und das Thema in mehreren Versuchen aufbereitet hat (in mehreren Einführungstrainingseinheiten, als "Supereinheit", in einem theoretischen Einführungsartikel sowie auf Youtube persönlich an der Taktiktafel).
    Nach meiner eigenen Erfahrung legt Hasenpflug die Ballorientierung aber gerade im Mittelfeld viel zu eng aus. Die ballorientierte Viererkettenbewegung kann nämlich im Mittelfeld durch das Spiel über den Dritten leicht ausgehebelt werden. Gerade beim Pressing ist eine gewisse Mannorientierung wichtig, weil es hier ja nicht um das Verteidigen des Tores, sondern um die aktive Balleroberung geht. Wenn man hier strikt ballorientiert verteidigt, bleiben genug Passwege offen, um im Mittelfeld leicht ausgespielt zu werden. Wenn das gegnerische Mittelfeld sich also viel bewegt und anbietet, muss der eigene Mittelfeldspieler zumindest in seiner Nähe bleiben, sonst läuft das Mittelfeldpressing und auch das ballorientierte Versperren des direkten Weges zum Tor mit einer Spielverlagerung ins Leere.
    Und wie man einer spielstarken Mannschaft mit mehr Mannorientierung den Schneid im Mittelfeld abkaufen kann, hat ein unsympathischer Klub aus Deutschlands Süden letzte Saison gegen Barcalona eindrucksvoll bewiesen. Da sind die Außenverteidiger ihrem Gegenspieler teilweise bis in die gegnerische Hälfte gefolgt und im Mann-gegen-Mann war Barca den Bauern dann unterlegen. Da wars Essig mit Messis falscher Neun und Überzahl in Ballnähe hat Barca so auch nie bekommen.
    Ich glaube also, dass in Zukunft situativ und gerade im Mittelfeld und Sturm mehr mannorientiert verteidigt wird und nur von der Viererabwehrkette die strenge Ballorientierung eingehalten wird, um eben direkte Torgefahr abzuwenden.
    just my two cents :P