Wie seriös ist das ?

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  • moin


    ich muß da nochmal konkret nachfragen: es gibt also landesverbände, wo ein spieler in einer saison in zwei verschiedenen VEREINEN offiziell in punktspielen spielen kann?????


    ich finde den gedanken zwar nicht in bezug auf die talentförderung interessant, aber sehr wohl in bezug auf die ganzen trennungskids, die ein wochenende hier und ein wochenende wo anders in der republik weilen müssen/dürfen. in einer anfrage an die fussballoffiziellen unseres landesverbandes hieß es, das es keinerlei zweitspielmöglichkeiten gäbe.
    nur trainingsvereinbarungen können zwischen verschiedenen vereinen getroffen werden.



    gruß

  • Ich habe jetzt hier nicht alles im Detail gelesen, darum hier nur mal schnell mein "Gefühl" dazu.
    Wenn sich dieses Thema "erst" mit 13 Jahren stellt, dürfte der Zug zum Profispieler, und damit zur wirklich professionellen Förderung eh schon abgefahren sein, respektive geht es hier - wie schon von anderen mehrfach erwähnt - wohl eher darum, dass ein mittelmässiger Verein hofft, seinen Kader mit deinem Sohn auffüllen zu können.
    Ich persönlich würde deinem Sohn raten, sofern er sich wohl fühlt und glaubt, sich im jetzigen Club entwicklen zu können, in diesem Club zu bleiben und die zwei Stunden Fahrzeit lieber auf dem Rasen als im Zugsabteil zu verbringen.
    Um es mit 13 noch schaffen zu können, muss dein Sohn einfach der mit Abstand überragendste Spieler seiner Mannschaft sein. Dann wird er, früher oder später weiterempfohlen oder einem "Scout" auffallen.
    Ist er das aber nicht, ist es jetzt wohl wichtiger, dass er sich jetzt auf Schule und Beruf konzentriert, um sich die Grundlage zu erarbeiten, ohne Stress dann wenigstens noch in der Freizeit Fussball spielen zu können.


    Noch eine Anmerkung: Ich persönlich kenne KEINEN Spitzenclub der nicht auf Schulnoten achtet ! Im Gegenteil - Topclubs wollen sich auf Fussball konzentrieren und können sich keine Sozialfälle mehr leisten.
    Da muss die Schule einfach locker laufen! Mit "Holprigkeiten" im CV wirds auch bei einem 13 Jährigen bei TopClubs eng! Ist neu, aber ist so !! - zum Glück !!

  • @Fussballbaron


    Also um meinen Sohn ging es dabei nicht, sondern um eine seltsame Regelung, in der sich Verantwortliche eines LZ ihre Arbeit leicht machen wollten. Die haben ihren Irrtum aber zwischenzeitlich eingesehen und wollen nun die Kaderstärken der LZ-Teams auf ein vernünftiges Maß reduzieren, sodass jeder Spieler die realistische Chance hat, mindestens jedes 2. Spiel eingesetzt zu werden. Es ist somit alles auf einen guten Weg gebracht! Vielen Dank für eure Meinungen dazu!


    Ein anderes Thema, was ebenfalls in den Bereich der Seriösität gehört ist die "seriöse Erfolgsprognose"! Selbstverständlich wollen die Profivereinen den Eltern von Talenten vorgaukeln, dass ihr Kind nur dann eine Chance hat, später einmal Profi zu werden, wenn es am besten bereits in der Pampas-Liga in ihren Verein wechselt! Wäre das so, dann hätten nicht immer mehr Spieler Berater, die sich für ihre Interessen einsetzen und dafür gutes Geld verdienen. Natürlich muß man auch hier zwischen seriösen und unseriösen Beratern unterscheiden, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.


    Wer meint, die Scouts der Vereine würden sich die Klinke in die Hand geben, wenn irgendwo im Dorfverein ein Talent nur darauf wartet, entdeckt zu werden, der irrt! Solche Legenden werden zwar gerne gebildet, aber selbst für einen Spieler aus der Landesauswahl heißt es Klinken beim Probetraining zu putzen. Über den dann anstehenden gnadenlosen Verdrängungskampf wurde an anderer Stelle bereits nachvollziehbar berichtet.


    Doch nach wie vor scheint es immer noch genug Leute zu geben, die sehr gerne davon träumen, dass ihr Kind mit dem Besuch des Stützpunkts oder eines LZ oder NLZ bereits die Vorstufe zum späteren Profifussball erreicht hat! Nein, wenn die Eltern des Kindes nicht einen guten Berater finden, dann ist die Chance trotz vorhandenen Ausnahmetalents einen seriösen Leistungsvertrag zu bekommen, sehr gering. Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel.


    Aber vielleicht ist die Welt ja noch in der Schweiz in Ordnung? In einem längeren Gespräch mit Verantwortlichen des Schweizer Nationalstabs zeigte mir zwar, dass ihr in mancher Hinsicht (z.B. Torwartrainerausbildung) weiter seit, aber dennoch sehr viele ausländische Spieler in der ersten Liga spielen, weil ein Teil vor dem 13. Lebensjahr entdeckten Ausnahmetalente schon wieder zuhause vor dem Fernseher sitzen! Nur sehr selten verläuft die fussballerische Entwicklung linear, auch ist die Ungeduld in den Vereinen sehr groß, weshalb so manch ein U 19 Spieler bereits ein Dutzend Vereine hinter sich hat. Das waren gewiss nicht immer lustige Zeiten!
    Deshalb kommen die größten Talente sehr selten ans Ziel, sondern die, die dem harten Fussballgeschäft die richtigen Ellenbogen haben und sich weder durch Verletzungen noch durch mehrfach abgegebene negative Erfolgsprognosen vom Weg abbringen lassen.

  • Da ich in halb Europa unterwegs bin und arbeite, gelten meine Aussagen nicht nur für die CH.


    "Scouts":
    Es stimmt dass "Scouts" - wer immer das jetzt auch sei - nicht in die "Dörfer" gehen. Aber sie sind oft an den überregionalen Turnieren, an denen Vereine, die dann mal was an ihren Jungen "verdienen" möchten, teilnehmen. Beispiel das int. U15 Turnier in Friedrichshafen oder das U12 Turnier in Weil am Rhein - all diese Herren mit Cams und Notizzetteln sind sicher nicht nur gekommen um Barca spielen zu sehen ;-).
    Zudem werden immer mehr Videos herumgeschickt (wir sind da noch meilenweit von den amerikanischen Verhältnissen entfernt, aber der Trend geht in die Richtung)!
    Fakt ist aber, dass in dem Moment, wo mal jemand im LZ - oder wie diese Selektionszentren in den verschiedenen Ländern auch heissen - vorbeikommen SOLLTE (was aber eher nicht wahrscheinlich ist), dann bekommt nur ein wirklich HERAUSRAGENDER Spieler seine Aufmerksamkeit (denn meistens sind diese Leute nicht nur zum "scouten" auf dem Stützpunkt). Ein Vorteil ist es, dass man seinen Namen schon in Presse, den neuen Medien und Statistiken stehen hat.


    "Spielerberater"
    Spielerberatung ist immer zuerst einmal ein Geschäft, dessen Ziel es ist, den Berater reich zu machen, und nicht den Spieler. Im Juniorenbereich sind das ganz windige Gesellen, mit denen ein Verein lieber nichts zu tun haben möchte - heisst im Klartext: wenn ein Berater sich für einen Jungen (aus welchen Gründen auch immer - denn verdienen wird er an ihm nicht viel) zu stark ins Zeug legt, ist die Karriere schneller am Arsch als der Junge "Vertrag" buchstabieren kann. Und zwar nicht nur bei einem Club, nein, das spricht sich ganz, ganz schnell rum - und wenn der Junge dann nicht wirklich zu den TopShots gehört, ist schnell mal Schluss mit Lustig - sowohl bei Clubs als auch beim Fussballverband !
    Andererseits findet so auch schon eine gewisse Bereinigung statt. Sozialkompetenz und ein gewisses geschäftliches Flair sind Voraussetzung für jede berufliche Karriere. Wer dann halt schon früh aufs falsche Pferd setzt, bekommt so einfach früher die Chance, es in einem anderen Beruf richtig zu machen.


    "Ellbogen"
    Ich bin nicht davon überzeugt dass Ellbogen matchentscheidend sind. Gerade in der Schweiz ist ein zu forsches Auftreten eher kontraproduktiv. Aus Sicht des Trainers sind Ellbogen Gift für die Mannschaft. Für mich z.B. zählt die individuelle Leistung genausoviel, wie das Mass, wie ein Spieler seinen Kollegen und seiner Mannschaft HELFEN kann.
    Wenn ich sehe, dass sich einer auf Kosten der anderen hochstrampelt, ist der schneller in einem Vieraugengespräch als er Zwinkern kann. Im Wiederholungsfall begleite ich ihn persönlich zum Spind um seine Sachen zu räumen !
    Ellbogen sind alte Schule. Potential kann sich nur in einem wohlwollenden, stressfreien Umfeld maximal entfalten. Wenn es ein Trainer nicht schafft, die Ellbogenkultur herauszunehmen, sollte sich vom Spitzenclub verabschieden. Denn es ist zuviel Geld im Spiel, als dass es sich ein Club leisten kann, Talente zu verlieren, nur weil gewisse Eltern, Spieler oder Trainer im Mittelalter stehen geblieben sind und damit Stress erzeugen bei dem niemand sein volles Potential entfalten kann!
    Was heute zählt ist Selbstmotivation und Resilience. Die Anforderungen sind im Spitzenfussball so hoch, dass Spieler nicht Berater brauchen um Verträge auszuhandeln, sondern LiveCoaches die ihnen zeigen, wie sie mit dem physischen und psychischen Leistungsdruck ohne wirklichen Erholungsphasen, mit der Parallelität von Pupertät, Schule und Sport und dem sozialen Spagat zwischen Verein, Elternhaus, Schule, Berufslehre und öffentlicher Wahrnehmung (die mit den sozialen Medien immer früher einsetzt -->Stichwort Medienkompetenz ) umgehen soll.
    Der Weg zum Profi sind mindests 6 bis 8 Jahre Powerplay ohne Unterbruch. Da braucht es mental Stärke und physische Robustheit, bei der es nicht genügt, sie in den Genen zu haben, sondern sie müssen von klein auf entwickelt werden. Da "Dorfvereine" diese menschliche Komponente in den seltensten Fällen fördern (können), ist die soziale Kompetenz der Familie absolut entscheidend, und bei den Top-Clubs zunehmend äusserst gewichtiger Faktor bei der Frühselektion.
    Dass gerade Kinder bildungsferner Familien da zunehmend auf der Strecke bleiben ist klar. Dass sie nach einem Abgang nicht verstehen warum - auch. Und deshalb erzählen sie sich dann die Mär von den Ellbogen. Weil diese Mär die einzige selbst erlebte Realität ist, die sie kennen.

  • @Fussballbaron


    Meine Erfahrungen stimmen im Großen und Ganzen mit deinen Aussagen überein. Ganz besonders mußte ich bei deinen Beschreibungen über die Video-Mitschnitte über vermeintliche Talente schmunzeln! Wenn ich diesen Mist unbedingt sehen will, dann kann ich mir das stundenlang über Youtoube anschauen!


    Sehr wichtig sind die Eltern als wirkliche Berater! Denn auf dem Weg zum Profi gibt es weitaus mehr Türen, die das junge Talent besser nicht aufmachen sollte, weil sich dahinter falsche Freunde verbergen!