Gerade wenn man eine leistungsschwächere Gruppe hat, wobei es für mich in der F/E Jugend nur ganz wenige wirklich leistungstarke gibt, also wirklich Mannschaften die wenige Fehler begehen, liegen die Probleme oft deutlich zu Tage.
Wir haben da zwei, drei in der Gruppe, die wirklich leistungsstark sind. Bei zwei der drei Vereine, denen diese Mannschaften angehören, weiß ich, dass die Spieler dieser Spitzenmannschaften in den letzten paar Jahren noch bei anderen Vereinen spielten... Zwei meiner besten Spieler aus den letzten Jahren spielen bspw. auch in einer dieser Truppen. Aber du hast schon Recht, der Normalfall ist das nicht, die typischen und nicht handverlesenen und aus Abwerbungen bestehenden Teams machen alle genügend Fehler.
Fehler finden ist oft nicht schwer. Ich denke wir Trainer sehen auch oft das negative im Überfluss (daher finde ichs toll das du gerade etwas von guten Szenen schreibst, die gehen für mich nämlich eher unter).
Wieder bin ich voll bei dir. Wobei gerade dafür ab und an eine Aufzeichnung richtig gut ist. Wenn so ein Spiel nämlich mal den Bach runter geht, dann wird es ja oft gegen Ende immer schlimmer, so dass am Ende die Enttäuschung und der Frust überwiegen. Und ich denke, es sollte einem Trainer auch zugestanden sein, auch mal enttäuscht zu sein. Natürlich darf er es nicht an den Kindern auslassen, er muss weiterhin das Vorbild sein, dazu gehört aber auch, dass man mit Enttäuschungen offen umgeht, dass man also bspw. es schon sagt, wenn ein Spiel leider nicht so toll war. Wie man es genau machen sollte, ist defintiv alters- und situationsabhängig, da ist der Pädagoge im Trainer gefragt.
Schwierig finde ich als Trainer, wenn so ein Spiel dem eigenen Team aus den Händen gleitet und die Negativspirale beginnt, den Wald noch vor lauter Bäumen zu sehen. Wenn man in dem Moment aufhören würde, hätte man wohl die wesentlichen Fehler alle schon gesehen. Sind es dann aber noch füfnzehn bis zwanzig intensive Minuten zu spielen, so sind die Eindrücke nach deren Ablaufen doch deutlich getrübter. Zumal es während des Spiels ja auch nicht immer so eindeutig zu erkennen ist, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem das Spiel abrutscht. Und natürlich versucht man ja auch gerade dann möglichst intensiv, dem entgegen zu wirken, was wiederum auch der sachlichen Beobachtung nicht gerade dienlich ist -- wohlgemerkt alles altersgerecht, bevor fussiball jetzt hier en Choleriker wittert...
Wirklich schwierig ist es diese Fehler einzuordnen und nach Wichtigkeit zu sortieren, und diese dann im Training auch entsprechend zu bearbeiten. Hierzu, so ist meine grundlegende Meinung, bedarf es keines Videomitschnitts, dass sollte im Vermögen der Trainer liegen so etwas auch während des Spiels zu erkennen. Wobei ich in den unteren Jahrgängen bis einschließlich D-Jugend sowieso nicht viel davon halt, Trainingsinhalte auf Fehleranalysen zu gründen.
Da sind wir einer Meinung. Tatsächlich hatte ich auch zu keinem Zeitpunkt geschrieben, dass ich das tue -- so verstehe ich dich jetzt auch nicht --, oder, dass ich systematisch Videoanalyse betreibe. Das hat mir fussiball (wenn ich mich recht entsinne, ich bitte um Verzeihung, falls meine Erinnerung da trügt) in den Mund gelegt. Ich hatte lediglich gesagt, dass man mittels Filmmaterials sehr gut Fehler erkennen kann. Was man damit anfängt ist eine ganz andere Frage. Und mehrfach habe ich auch angemerkt, dass ich in diesem konkreten Fall lediglich Fehler, die zu unserem, unabhängig von diesem Spiel gewählten, aktuellen Schwerpunkt passen, als für das Training relevant heraus greife.
Die Frage die ich mir halt bei Videoaufzeichnungen stelle ist folgende: wenn ich als Trainer manche Situationen nicht in "Echtzeit" bewerten und analysieren kann, ist das dann etwas, das ich von den Kids erwarten kann?
Oft nicht, manchmal schon. Wobei: "erwarten" ist hier nicht der richtige Begriff. Ich hoffe, dass die Kids so manche Situation erkennen können, ich erwarte es nur in sehr klaren Situationen, wie z.B. die des in der Nähe der Mittllinie befindlichen Defensivspielers, der einen Gegenspieler aus seinem Sichtfeld heraus einfach hinter sich weg wandern lässt, ohne eine Reaktion zu zeigen. Das habe ich dann als Trainer evtl. nicht gesehen, weil das Spielgeschehen sich ganz vorne abspielt, dann der Ballverlust und der lange Ball der Gegner in den Angriff kommt. Oder der schnelle Vorstoß. Da kann ich als Trainer dann nicht mehr erkennen, wie die Situation an der Mittellinie ist. Der Spieler, der sich dort die ganze Zeit aufhielt, schon.
Aber du hast Recht, solche Situationen gibt es nicht sonderlich oft. Und da sie sich durchaus auch mal wiederholen, kann man als Trainer versuchen, bewusst darauf zu achten, wenn es anfängt, wieder danach zu riechen. Im Video sieht man es aber auch.
Bin ich vollkommen bei dir und von taktischen Fesseln habe ich denke ich auch nichts gesagt. Nur auch diese taktischen Inhalte sind doch tw sehr einfach gehalten, so dass ich denke, das grobe Fehler einem Trainer aus dem normalen Spiel heraus auffallen sollten.
Vollkommen richtig. Dennoch sieht man sie auch im Mitschnitt. Nicht nur, aber auch dort. Mehr wollte ich nicht sagen, diese groben Fehler betreffend.
Wenn ich aber noch einen Versuch unternehmen darf, zu erklären, was ich mit den anderen Fehlern meine: es gibt Gegentore, da meint der überraschte Zuschauer z.B. gesehen zu haben, dass die Abwehr gepennt hat, der Treffer geht eindeutig auf ihre Kappe. Guckt man sich das aber später mal genauer an, dann stellt man wieder z.B. fest, dass die Abwehr auf verlorenem Posten stand, weil sich alle Stürmer vorne links geballt haben, eine riesige Lücke im Mittelfeld gelassen haben, leichtfertig und eigensinnig den Ball verloren und die Abwehr dann alleine gegen vier Angreifer ließen. Das klingt jetzt hier wie eine ganz eindeutige Situation, die man erkennen müsste, sie sind es aber nicht immer..
Besonders im Gedächtnis bleiben dabei natürlich immer Gegentore. Sie sind oft genug nicht repräsentativ, aber haben eine inhärent stärkere Haftkraft, behaupte mir da keiner das Gegenteil. Da habe ich schon oft genug erlebt, dass ich über die Gründe für ein Gegentor durchaus anderer Meinung war als Zuschauer.
Wichtig ist für mich persönlich das grobe Verhalten. Macht meine Mannschaft in Situation X über das Spiel gesehen mehr richtig als falsch.
Hmm.. sind es aber nicht in diesem Alter meistens individuelle Fehler und weniger Fehler der Mannschaft als Gesamtheit? Oder du meinst hier weniger eine spezifische Situation in einem speziellen Spiel als eine allgemeine Situation wie z.B. "Ball wurde hinten am Flügel erobert".
Die Frage ist für mich auch, was ist ein Fehler? Falsches Verhalten ist für mich in den meisten Fällen kein Fehler, sondern einfach Teil eines Lernprozesses. Zum Fehler wird es erst, wenn ich sicher weis, dass die Spieler es eigentlich verstanden haben und eigentlich in der Lage sind, es umsetzen zu können.
Natürlich, eine bestimmte Verhaltensweise ist erst dann ein Fehler, wenn der Spieler eigentlich wissen müsste, wie er sich besser verhielte. Wobei ich jedem Spieler es zunächst einmal zugute halte, wenn er überhaupt agiert oder reagiert, damit versucht er schon mal was, das ist nie ein Fehler. Wenn seine Re- bzw. Aktion dann suboptimal ist, kann man daran arbeiten.
Ich denke wir sind da auch nicht weit auseinander. Meine Kritik sollte auch nur ein Hinweis darauf sein, dass man bei Videoaufzeichnungen vorsichtig sein sollte, die Situationen immer richtig einordnen muss, und sehr vorsichtig sein sollte seine Trainingsinhalte auf diese Fehleranalysen zu stützen. tobn ich denke meine Befürchtungen sind bei dir nicht der Fall, es war eher allgemein gehalten.
Da bin ich auch völlig bei dir.