Was läuft ab wenn ein Kind gescoutet wird? Was hängt da alles dran? Welche Erfahrung habt ihr als Trainer oder gar Eltern oder gar Spieler damit? Was ist der Aufwand?

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  • Hier geht es beim Stützpunkt bis zum Ende der C. Danach ist eigentlich schluß. Er spielt B, er war nie beim Stützpunkt. Nun gibt es -für mich auch neu- die Regionalauswahl. Ein Dfb-Stützpunktkoordinator hat ein gutes Spiel gesehen, um einen ehemaligen Stützpunktspieler nachzusichten. Dabei sah er auch meinen Sohn, der ebenfalls ein starkes Spiel hinlegte. So kam das zustande. Darauf bilden wir uns nichts ein, ist für uns einfach nur ein Zusatztraining, mehr nicht und möchte ich nochmals deutlich sagen. Mich anmierten die Elterngespräche für diesen Thread. Man sagte mir, dass das vielfach so laufen würde, dass eben Spieler doch noch gesichtet würden, ...die man zuvor nie im Auge hatte. Hier scheint das -im kleinen Rahmen- auch der Fall gewesen zu sein. Mein Sohn explodiert fußballerisch seit der C -zweites Jahr- ....vorher war er immer oberer Durchschnitt, gut, ..aber unauffällig in der Masse. Heute sieht das echt anders aus. Gruß

  • Interessantes Thema.


    Ich habe von "Betroffenen" ähnliche Berichte gehört, wie Du. Hunderte oder gar tausende Kilometer an einem Wochenende zu fahren, ist da wohl nicht die Ausnahme.


    Einige Vereine sowohl aus D als auch aus NL holen die Kinder auch zum Training von Sammelpunkten ab. Speziell von Twente weiß ich, dass sie die Kinder auch weiterhin montags beim örtlichen DFB-Stützpunkt trainieren lassen.


    Ein wichtiger Unterschied besteht für mich darin, wann die Proficlubs mit all diesen Maßnahmen anfangen. Schaut Euch mal die Websites von F- oder E-Jugend-Mannschaften der Proficlubs an. Wenn man dann sieht, mit welcher Frequenz diese Mannschaften überregionale Turniere spielen, fragt man sich, ob die überhaupt noch ein Wochenende zu Hause verbringen. Ich dachte immer, dass der Fußball bei uns schon in großen Teilen den Familienterminkalender bestimmt. Aber wenn man ein Kind bei einem Proficlub hat,...


    Unser Proficlub in der Nachbarschaft wollte zu dieser Saison die D-Jugend auflösen. Bislang fängt man ohnehin erst mit der U13 an. Bei der U12 bildet man den Stützpunkt; die Spieler spielen aber weiter bei ihren Heimatvereinen.


    Das Vorhandensein eines NLZ beginnend mit spätestens der U13 ist aber wohl eine Lizenzauflage, so dass man diesen Weg nicht gehen konnte. Hätte ich durchaus sinnvoll gefunden. Erst ab der C-Jugend gibt es einen Spielbetrieb oberhalb der Kreisebene. Wenn die Spieler bis dahin in ihren Heimatvereinen spielen und parallel die DFB-Stützpunkt-Förderung erhalten, dürfte das die Kinder mindestens genauso weit bringen.

  • Hallo, habe das ganze Thema durchgelesen und finde es sehr spannend.
    Mein Sohn ist Jahrgang 2001. Er spielt schon immer einen Jahrgang höher, also momentan statt E 1 bei uns im Verein in der D 2.
    Hier fühlt er sich wohl, hat seine Freunde und viel Spaß. Erfolg ist auch da. Für einen Dorfverein spielen die Jungs ganz gut mit.


    Anscheinend hat er Talent (ja, ich habe es irgendwie geahnt!).
    Folgende Situation: ein Verein aus der momentane Spitzengruppe der zweiten Bundesliga ( 40 km entfernt) hat angefragt, ob er Interesse an einem Probetraining habe. Natürlich fühlt man sich geehrt. Ich gehe aber davon aus,dass es bessere Spieler wie ihn gibt.


    Frage ist nur, lasse ich ihn zu Probetraining, damit er mal schnuppert und sieht wie das läuft, oder erzähle ich es ihm gar nicht und sage einfach ab.


    Danke für euere Tipps


    balljunge

  • Ich persönlich würde mit meinem Kind dorthin fahren.
    Ihr werdet dort eine Einschätzung seiner momentanen Eignung erhalten und das kind wird sicher Spass am Training haben.
    Falls er dort nicht angenommen wird, wird er eventuell ein paar Tage traurig sein, dass aber auch nur dann, wenn du ihm sagst, dass er "zu schlecht" war.
    Ich war mit meinem Sohn, der Kreisauswahlspieler ist (für den Stützpunkt hat es, warum auch immer nicht gereicht) mal beim Scouting eines Bundesligisten. Er hatte da zwei Stunden Spass, wird wohl nun kein Profi werden und war zufrieden, dass er mit einem Profi und dem Vereinsmaskottchen ein Bild machen konnte.


    Meine Erfahrung als Auswahltrainer:
    Kinder stecken eine Ablehnung eher locker weg, gerade in dem Alter, bei den Eltern sieht es leider anders aus, da man durch diese Entscheidung ja den Weg des Kindes zum Multimillionär verbaut hat.


    Übrigens: Marcus Marin wurde vom DFB auch aus der Förderung geworfen, weil er zu klein war :)

  • Liebe Fussballfreunde und ganz besonders Eltern von Talenten,
    sobald das Kind ein neues Hobby gefunden hat, fühlen sich viele Eltern berufen danach zu schauen, ob es "den Ball häufiger und besser trifft" als die anderen Sportskameraden! Und beim ersten leisen Gefühl, der Sprößling könnte besonderes leisten wird bereits der Talentbegriff bemüht. Zum Ende der F-Jugend-Zeit kommt es dann meist zur ersten "Sichtung" der Kinder, die eine zeitlang auf die Stützpunkt-Auswahl vorbereitet werden. Danach folgt dann beim "Tag des Talents" eine weitere Sichtung und schließlich eine Endsichtung für den DFB-Stützpunkt. Die "besten 8 Spieler" werden dann im Winter zur Landes-Hallenmeisterschaft eingeladen. Hieraus wird dann eine erste Vorauswahl für die Verbandsauswahl getroffen. Einige Zeit später gibt es dann in Duisburg den Ländervergleich. Hier sitzt zum einen der DFB-Nachwuchstrainerstab und zum anderen Scouts aus den Bundesligen.


    Bei den Mädchen läuft es ähnlich. Aufgrund der geringeren Leistungsdichte trainieren sie aber zunächst gemeinsam mit den Jungen. Danach gibt es eine Förderung für die Kreisauswahl. Die "Besten" qualifizieren sich dann für die Teilbereichsauswahl, Bereichsauswahl und schließlich für die Verbandsauswahl. Auch hier gibts den Ländervergleich in Duisburg, wo die Experten aus dem obersten Leistungssegment ihre Auswahl treffen.


    Üblicherweise redet man von Talent, wenn ein Kind bereits über Fähigkeiten verfügt, die andere Kinder erst später besitzen. Von einer statischen Talentmessung spricht man, wenn zum Zeitpunkt X eine Messung von Talentfähigkeiten stattfindet, von einer dynamischen Messung, wenn über einen gewissen Zeitraum der Fortschritt der Fähigkeiten gemessen wird.


    OTTO hat mit seinen Ausführungen sehr gut beschrieben, was für die Eltern und Kinder an Zeiten und Entfernungen zumutbar ist.


    Soweit zum System, was regional auch etwas anders ablaufen kann, bzw. im Einzelfall auch andere Wege nehmen kann.


    Wenn man das ganze Selektionssystem mit Leben füllt, dann gibts nahezu in jeder Phase Sichtungs- wie auch Förderprobleme. So erfolgt die Zusammenstellung der förderungswürdigen Kinder immer auf Basis einer Mannschaftsstärke (weil Fussball ja eine Mannschaftssportart ist). Das Problem ist jedoch, das es in jedem Jahrgang 2 - 3 herausragende Spieler gibt. Den großen Rest findet man auch auf anderen Fussballplätzen. Weil aber das deutsche Förderprinzip so gestaltet ist, das man ja kein Talent übersehen möchte und man auch weiß, das sich bei der weiteren Entwicklung auch andere Spieler aus dem sportlichen Schattendasein emphorsteigen können, ist es eine Realität, mit der wir leben müssen. Je jünger ein Talent ist, je geringer ist eine Prognose möglich.


    Aufgrund der vielen Selektionsphasen läßt sich denken, das auf dem Weg dorthin viele vermeintliche Talente auf der Strecke bleiben. An dieser Stelle zu formulieren, es würde alles lauter oder unlauter ablaufen, würde des Pudelskern nicht treffen. Gerecht läuft die Auswahl fast immer, wenn die Sichter keine weiteren Interessen als die der Talentförderung im Sinn haben. Eigene Selektionsmaßstäbe gibt es jedoch, wenn das Entscheideramt mit einem Vereinsbonus verquickt ist. Gemeint ist: die Teilnahme an weiteren und höheren Auswahlteams ist mit einem Vereinswechsel verbunden.


    Zwar durfte ich den Weg einiger Talente eine zeitlang begleiten, von denen manche später in den Profibereich wechselten. Mir ist allerdings kein Fall bekannt, in der ein Talent dies ohne einen Vereinswechsel geschafft hätte. Weil der Druck zunimmt findet auch bei den "Verweigerern" eine Talentverschwendung statt, für die sich niemand verantwortlich fühlt. Die Frage, ob es das auch ohne Wechsel geschafft hätte, ist dabei von geringerer Bedeutung. Weitaus mehr interessiert die Frage, ob das Talent von den Verantwortlichen auch für die Landesauswahl oder Nationalmannschaft nominiert worden wäre, wenn es darauf bestanden hätte, weiterhin mit seinen Freunden im Dorfverein zu kicken, weil es erst nach der Jugendzeit eine Berufswahl treffen wollte! Wer sich mit Talentarbeit auseinandersetzt, kommt am Thema Berufswahl nicht vorbei! In keinem anderen Beruf wird eine so frühzeitige "Schmalspur-Ausrichtung" verlangt, wie beim Leistungssport und aufgrund seiner Medienpräsenz insbesondere dem Fussball!


    Deshalb möchte ich die Eltern, eindringlich davor warnen, nicht "Schwarzen Schafen", die es leider auch im Fussball reichlich gibt, auf den Leim zu gehen.


    Immer dann, wenn angeblich die Zeit zur Entscheidung drängt, sollte man besonders vorsichtig sein! Einen Königsweg gibt es leider nicht, so das sich jeder Fall nur individuell entscheiden läßt.


    Heutzutage findet meist ein Streit um die Talente über den Köpfen der Kinder und Eltern zwischen Heimat- und zukünftigen Verein statt. Jeder hat das Beste fürs Talent im Sinn. Leider geht es beim Austausch von allerlei Argumenten doch nur ums Erreichen der sportlichen Ziele im Verein.


    Talentförderung sollte sich jedoch über den gesamten Jugendzeitraum verantwortlich fühlen! Eine Förderentscheidung sollte deshab auch eine langfristige Entscheidung mit einem "guten Gewissen" sein. Das kann sie nach den heutigen Intransparenz für Eltern und Kind nicht!


    Für mich wäre es eine weiteres Merkmal für KIFU, wenn man neutrale Stellen einrichten würde, in denen unabhängig von Vereinsinteressen sportliche Talentprognosen abgegeben werden. Diese Stellen sollten dann auch gemeinsam mit den Eltern eine Talentberatung vornehmen, in dem sie die unterschiedlchen Möglichkeiten aufzeigen. Die Verbände und der DFB könnten dies sicherlich leisten, wenn es ihnen gelänge mit einem zusätzlichen Budget mehr Fachkräfte einzustellen, die dann aber keine weiteren Aufgaben im Verein übernehmen und deshalb von ihren Entscheidungen unabhängig wären. Das ist wichtig, dennn auch die Kinder können es sich nicht immer aussuchen und müssen eine Wahl haben!

  • Sehr schöner authentischer informativer Bericht von TW-Trainer! Aber auch unsere Geschichte ging weiter und endete dann schnell. Über das Warum möchte ich kurz berichten, weil ich finde, das es wichtig ist. Es ist nur ein kleines Beispiel, aber es sollte denen Unschlüssigen den Mut geben, auch Neinsagen zu können. Es gibt noch sehr viel mehr als Fußball im Leben.


    Was ich anfügen möchte, ...was bei diesem Thema ein wenig untergegangen ist ist.....


    -das das Talent den großen Willen und die Neugierde auf das große Neue und den großen Traum mitbringen sollte.


    Wer hier mit Bauchkneifen auf die große Wanderschaft geht oder von den Eltern gedrückt und vom neuen Verein gezogen wird....da sagt mir mein subjektives Gefühl, das das schnell zum scheitern verurteilt ist.


    Ohne des festen entschlossenen Willen geht nichts. Dieser Wille ist beim Spieler zu suchen. Hat er ihn nicht, gibt es viele Gründe dafür, warum er ihn nicht hat und dann sollte man verzichten!


    Mein Sohn ist mit der Regionalauswahl beim Deutschland - Italienspiel nur eingelaufen um die Werbung zu platzieren. Ich glaube 64000 Zuschauer. Er und drei weitere Spieler -so er- lagen mit 16 Jahren kurz zuvor auf dem Boden und mußten die Beine nach oben strecken. Denen war schlecht, Durchfallgefühl und Kreislaufschwierigkeiten.


    Das war für sie die große Bühne....sie/er konnte erahnen, was es bedeutet, als großer Star vor diesem Publikum einzulaufen. Auf der Rückfahrt sagte er, dass das ein toller geiler Tag war, aber er nicht mehr zum Training wolle, weil das für ihn nicht seine Welt sei. Die Förderung auch in dieser Regionalauswahl hat letztlich ein Ziel und das war nicht seins. Er ging unter meinem Druck noch einmal zum Training und dann kam das Ende. Nun spielt er in der Kreisliga A....selbst Angebote zu Probetrainings bei Landesligavereinen lehnte er ab. Er ärgert sich manchesmal über Mitspieler, die keinen sicheren Pass spielen können und nicht drei Aktionen vorwärts mitdenken können, aber damit lebt er....und....er fühlt sich pudelwohl. Auch dieses Beispiel ist ok und ich finde das ich es benennen sollte, denn es ist DAS Beispiel für wesentlich mehr Leute, die auf Wanderschaft gehen. Fazit der Aussage: Der absolute Wille und die große Neugierde sollte neben dem Talent vorhanden sein!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()