Beiträge von Eigengewächs

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    Aber haben wir nicht auch eine Verantwortung als Trainer den Kinder ggü. die uns bisweilen dazu zwingt, Kindern andere Freizeitaktivitäten ans Herz zu legen. Kinder sollen sich doch auch ausprobieren, vielleicht sind andere Sportarten ihrer Entwicklung viel dienlicher.
    Wenn ich den beiden Jungs sagen würde, Fußball ist nichts für Euch, wollt Ihr nicht lieber Sportart X machen, dann glaube ich nicht dass das zu einer Einsicht führt. Wenn ich den Eltern das sagen würde, könnten sie schon eher auf das Ergreifen anderer Sportarten einwirken. Womöglich ist ein Kind hierdurch auf Dauer zufriedener, anstatt dem sinnlosen Traum Fußballer zu werden nachzujagen.


    Wie gesagt, solange die Kids auch nur kleinste Fortschritte machen ist für mich alles i.O. Aber wenn wirklich gar nichts vorwärts geht, sollen wir es dann wirklich laufen lassen?

    Ich muss jetzt hier doch noch meinen Senf dazugeben. Dieses Thema ist für mich als relativer Neuling überaus interessant.


    Mein eigener Sohn spielt in der von mir trainierten Mannschaft. Noch kurz vor Ende des Bambinialters haben wir überlegt, ob Fußball wirklich das Richtige für ihn ist. Sein Spiel erinnerte (im Vergleich zu gleichaltrigen Jungs) eher an den Flug der Elfen o. ä. Irgendwann gabs dann aber den Knall im All und jetzt 2 Jahre später darf er beim DFB-Stützpunkt trainieren. Er ist begeistert an Fußball in jeder Form (TV, Playstation, Nintendo, in Echt in Schule und Hort usw.). Gelegentlich müssen wir ihn schon einbremsen, da es ja auch noch andere Dinge außer Fußball gibt.


    Dann sehe ich 2 andere Jungs in der Mannschaft. Der Eine will wirklich Fußball spielen. Aber er ist derart ungelenk, dass der Ball sein größter Feind ist. Er braucht nicht gefoult zu werden, er foult sich selbst. Er kann keine Liegestütze, Rumpfbeuge, Krebsgang, nicht mal rückwärts laufen geht. Das sehen auch die anderen Kinder der Mannschaft und sie sagen es ihm (nicht im Training aber in der Schule). Ich bemühe mich wirklich darauf zu achten, jede halbwegs gelungene Aktion der Kinder zu loben, aber hier geht so gut wie gar nichts.
    Der andere Junge ist koordinativ besser auf der Rolle, aber hier fehlt im Spiel einfach alles. Steht nur rum, geht in keinen Zweikampf, läuft bisweilen im Spiel ohne einen einzigen Ballkontakt dem Ball hinterher, wie ein Terrier einer Katze ohne jemals die Katze zu fangen. Aus Gesprächen mit seinen Eltern weiß ich, dass Fußball dort gar keine Rolle spielt und der Junge sich auch überhaupt nicht für Fußball interessiert. Er geht aber gerne zum Training, so die Eltern.


    Wir machen Breitensport, sicher, aber den ersten Jungen sehe ich eher beim Judo oder beim Karate und den zweiten eher im Bereich Leichtathletik. Ich vertrete jedoch die Auffassung, solange ein Kind Spaß an unserem Training und an den Spielen hat, soll es auch kommen. Was würdet Ihr tun bzw. was ist Eure Meinung hierzu?

    Andre


    :thumbup:


    Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Jungs wissen, was ein Wolf ist (kann man in der heutigen Super Mario-Zeit echt nicht voraussetzen). Mit Fantasie habe ich sowieso meine Probleme. Ich versuche da schon so einiges zu machen (z. B. Dribbeltore als Hexenwald), aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Praxistransfer noch ausbleibt.


    Punkt 1 und 2 Deiner Ausführung überzeugt mich total, bei Punkt 3 und 4 denke ich, dass zumindest unsere jüngeren Spieler des JG. 2004 Verständnisprobleme haben werden (da sind so 2-3 Jungs die nach 2 Jahren Training immer noch über den Ball stolpern - beschäftigen sich nach Aussage der Eltern aber auch außerhalb des Trainings nicht mit Fußball oder Sport). Aber Dein Vorschlag mit der Gesprächsrunde zum Herausarbeiten der Punkte klingt gut.


    Wie gesagt, bin ich oftmals von unserem Schlussspiel sehr angetan, dabei wird aber auch ohne jede Positionsvorgabe gespielt und der Torhüter wird nach 2 Minuten gewechselt. Es wäre ein großer Schritt, das in einem Wettkampfspiel auszuprobieren. Hierbei müsste ich aber in die Wolfsgeschichte einbauen, dass einer auf den hinter uns stehenden gegnerischen Angriffsspieler aufpasst.


    Wie würdest Du außerdem versuchen zu erklären, dass zum ballführenden Mitspieler Abstand gehalten wird? Teilweise stehen sich unsere Jungs nämlich selber im Weg. Freilaufen bzw. anspielbar sein habe ich einfach so erklärt, dass wenn die Kinder den ballführenden Mitspieler problemlos sehen können, ohne dass ein Gegner dazwischen steht, dann sind sie anspielbar. Mehr will ich hier gar nicht verlangen, oder hast Du vielleicht noch eine Idee?

    Heute -würde ich es anders machen- wenn ich eine F bedienen würde. Heute würde ich das Spiel der Minis, was für mich die gröbste Form des Verschiebens darstellt, über Spielformen versteckt und unangesprochen in "Bahnen" lenken....weg von der Manndeckung. Hierzu würde ich heute ein lockeres 3:3 angeben, ohne es abzufordern.

    Ich habe kürzlich mal recht unauffällig eine Videokamera hinter unser Tor gestellt. Als ich mir das Video dann mal in aller Ruhe angesehen habe, fiel mir auf, dass unsere 2 im Straufraum verbliebenen "Abwehrspieler" richtig toll in Richtung Ball verschoben haben. Irgendwie instinktiv haben Sie den Ball und den ballführenden Spieler so abgeschirmt, dass dieser nicht zum Mitspieler passen konnte. Die Gegentore fielen eigentlich nur, weil der Ball nicht energisch genug aus dem Strafraum gespielt wurde bzw. der Gegner schneller am abgespielten Ball war als wir.


    Das einzige Problem war nur, dass sich die beiden "Abwehrspieler" nicht in den Angriff einschalten wollten. Daran bin ich wohl nicht ganz unschuldig, da ich der hinteren Reihe in der letzten Saison erklärt habe, dass bei Ballgewinn der hintere Spieler natürlich nach vorne gehen und auch ein Tor schießen kann, aber wenigstens ein hinterer Spieler soll hinter dem letzten Gegner bleiben. Tja und dass beherzigen Sie jetzt. Die Geister die ich rief...


    Aber mich würde interessieren, wie locker bei Dir ein lockeres 3-3 aussieht?

    Warum ist das 2-2-2 Eurem 3-3 überlegen? Und wie sieht es aus, wenn Ihr in Ballbesitz seid? Man würde ja hoffen, dass die individuelle Technik deiner Jungs besser ist als die der Gegner, müssten deine Spieler dann nicht einige Gegenspieler ausdribbeln können?

    Die Gegner stehen beim 2-2-2 gestaffelt in der Tiefe. So tummeln sich meinetwegen deren Stürmer in unserem Strafraum, die beiden Mittelfeldspieler stehen vor dem Strafraum als Anspielstationen und die Abwehrspieler bleiben beide hinter unserem letzten Angriffsspieler. Wenn wir einen Ballgewinn z. B. in unserem Strafraum haben, so muss das Mittelfeld beim 3-3 vom ballführenden Spieler selbst überwunden werden, es steht niemand als Anspielpartner bereit, da ja alle unsere Jungs angreifen und verteidigen, d. h. es kommt selten vor, dass einer unserer Jungs auf einen Konter wartet (das können nur unsere 2 Ältesten von denen aber einer zur Zeit länger erkrankt ist).


    Und gerade beim Dribbeln gehe ich doch auch ein wenig taktisch vor. Ich bin ehrlich und sage nicht einfach, Ihr drei spielt vorne und Ihr drei hinten, ich gebe schon auch noch die Seiten vor. Wir haben nämlich Links- und Rechtsfüßer in der Mannschaft. Linksfüßer spielen bei mir häufig auf der linken und Rechtsfüßer auf der rechten Seite, so dass der Ball idR mit dem gegnerabgewandten Fuß geführt wird. So möchte ich den Jungs ohne dass sie es merken schon einen kleinen Vorteil verschaffen. Ob es was bringt?


    Unsere Tore entstehen zu über 90% aus Einzelaktionen (Dribbling vors gegnerische Tor, Abziehen von der Mittellinie o. ä.). Wir machen im Training häufig Spielformen mit Zweikampf. Dribbeln und 1:1 sind die größte Stärke unserer Mannschaft. Passspiel üben wir schon mal im 2:2 oder 3:3. Da habe ich mir einige Spielformen beim DFB-Stützpunkt abgeschaut. Von unserem freien Schlusspiel bin ich mitunter sehr begeistert, da die Jungs hier selbst oftmals ein Passspiel untereinander einfordern, nur im Wettspiel am WE funktioniert das nicht so richtig. Ich will hier auch keinen Druck aufbauen.


    Wenn wir jetzt einen Ballgewinn haben und einer unserer Jungs dribbelt aufs gegnerische Tor, so wird er gleich von den 2 gegnerischen Verteidigern aufs Korn genommen. Diese verzögern unseren Vorstoß soweit, bis noch ein weiterer Gegner dazu kommt und wir den Ball verlieren. Danach folgt wieder schnelles Passpiel über den verbleibenden Mittelfeldspieler und der Ball ist wieder in unserem Strafraum.


    Ich sehe es auch eigentlich nicht ein, die Spielklasse zu wechseln. Der Verein und ich haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Letzten Endes waren es die Jungs selbst, die mit ihrer tollen Entwicklung in der letzten Saison die Antwort gegeben haben. Das wir eine schwere Saison haben würden, war allen klar, aber dass es so krass kommt, hätte ich mir nicht träumen lassen. Sicher hätten wir in der Kreisklasse bleiben können, wären womöglich zum Seriensieger gegen jüngere und schwächere Mannschaften avanciert, aber es sollte doch nicht ums gewinnen sondern um die Entwicklung der Kinder gehen.

    Ich hatte ja bemerkt, dass wir eine stetige Entwicklung wollten. Die F-Kreisklasse findet bei uns ausschließlich in Turnierform auf Viertelfeld statt. Als "Einstiegsdroge" für die Kinder eine tolle Sache. Üblicherweise spielt hier der jüngere F-Jahrgang. Wenn wir hier noch eine Saison gespielt hätten, wären wir dann nahtlos in die E-Jugend-Kreisliga gegangen und hätten den totalen Einbruch erlebt. Im Übrigen spielen wir fast gegen die gleichen Mannschaften wie in der letzten Saison, nur dass diese Mannschaften sich mit übrig gebliebenen Spielern der zuvor F1-Mannschaft verstärken konnten. Wir hatten und haben nur eine F-Jugend.


    Um noch einmal auf vorherige Beiträge einzugehen. Was würdet Ihr denn machen, wenn Ihr gegen Mannschaften spielen müsstet, die 2-2-2 spielen, bei denen jeder Spieler fest auf eine Position festgelegt ist, immer der gleiche Torhüter und sogar der Kapitän immer der gleiche ist (es wurde schon von einem 7jährigen behauptet, dass er Führungsqualitäten hätte). Würdet Ihr darauf eingehen oder die Philosophie des Kinderfußballs zu 100% weiter umsetzen?

    Nach langem Mitlesen im Forum habe ich mich nun dazu entschlossen, aktiv zu werden. Von daher, erst einmal Hallo an alle Forumsmitglieder.


    Ich bin seit ca. einem Jahr Trainer einer F-Jugendmannschaft in einem Dorfverein. Bis auf 1-2 Jahre als Kind habe ich selbst nie Fußball gespielt, habe also außer aus dem Fernsehen keine Erfahrungen. Trainer bin ich nur geworden, weil mein Sohn in der Mannschaft ist und der vorherige Trainer (dessen Co ich vorher war) sich für die Mannschaft vorsichtig gesagt, kein Bein ausgerissen hat.


    In der vergangenen Saison haben wir als F-Jugend in der Kreisklasse gespielt und uns zum Saisonende von einer absoluten Verlierermannschaft zu einem doch ernst zu nehmenden Gegner verbessert. Um eine stetige Entwicklung zu gewährleisten haben wir die Mannschaft diese Saison in der F-Kreisliga gemeldet. Die ersten 3 Spiele gingen dabei allesamt deutlich verloren. Egal ob starker oder schwacher Gegner, wir hatten nichts entgegenzusetzen. Und die wirklich starken Gegner kommen erst noch.


    Ich bin nach einer kurzen Phase zum Beginn meiner Tätigkeit, in der ich den Kindern "Fußball beibringen wollte" :O , schon seit längerem total der grundlegenden Philosophie des DFB und eigentlich ja auch dieses Forums verfallen. Auch der Erwerb meiner Trainerlizenz hat hier sicherlich einen Anteil daran.


    Was mir bei unseren Spielen auffällt: 95% unserer Gegner scheinen taktisches Vorgehen zu ihrer Doktrin erhoben zu haben. Die Aufstellung besteht meistens in einem 2-2-2. Das habe ich letztens auch mal versucht und bin grandios gescheitert. Unsere Kinder verstehen gar nicht, wozu ein Mittelfeld überhaupt da sein soll. Bis ich dieses Thema den Kindern sinnvoll erklärt habe , ist das Training zu Ende. Also lasse ich es. Wir spielen jetzt wieder 3-3.


    Mit meinem Vorgehen den Ausbildungsinhalten des DFB für F-Junioren folgend ist aktuell kein Erfolgserlebnis für unsere Mannschaft in Sicht. Unsere Gegner ziehen bereits ein Passspiel in der Breite und in der Tiefe auf, sind darauf gedrillt auf jeden Fehler den einer unserer Jungs macht zu lauern. Es werden Flanken geschlagen und Flügelwechsel vollzogen. Manchmal glaube ich, ich sitze vor dem Fernseher, so gut spielen diese Mannschaften. Aber alle diese Spielzüge sind gruppentaktische Verhaltensweisen, die ja eigentlich in dieser Altersklasse noch nicht vermittelt werden sollen. Mittlerweile kriege ich lauter "tolle" Ratschläge von den Eltern der Kinder ("Dein Sohn muss als Libero spielen, das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock." oder "Du musst jedem eine feste Position zuweisen, sonst wird das nichts.").


    Unser Fußballkreis liegt im Osten Deutschlands, wahrscheinlich sind die Ideale des Kinderfußballs hier noch nicht so richtig angekommen. Jedenfalls haben unsere Leistungsträger keine Lust mehr auf neue Klatschen (z. B. 0:16) und die schwächeren haben auch keine Lust mehr, weil sie sich von den besseren anhören müssen, dass sie doch auch mal einen ordentlichen Pass wie die Gegner spielen sollen. Die Schwächeren stellen bisweilen ihre Spielbeteiligung auf dem Platz sogar ein und stehen nur noch rum. Die Mannschaft scheint kurz vor dem Zerbrechen zu stehen. Mit dem Grundsatz des Tore schießen und Tore verhindern brauche ich den Jungs gar nicht mehr kommen. Wir hatten sogar schon über die Zeit mehrere Austritte zu verzeichnen. Diese Jungs spielen jetzt bei den besagten Gegnern und sind natürlich glücklich und zufrieden, endlich gewinnen zu können.


    Fazit: Die Grundsätze des Kinderfußballs sind absolut richtig. Doch was hilft es, wenn man weit und breit der Einzige ist, der diese umsetzt. Und gerade talentierte Kinder haben auch Ehrgeiz zu gewinnen. Wie soll man diese Kids richtig bei der Stange halten. Btw. solche Rudelbildungen wie in den beiden Youtube-Videos gibt es bei keinem unserer Gegner zu sehen, eher bei uns. Dazu bemerken "gegnerische" Eltern, dass wir ja gar nicht Fußball spielen können. :thumbdown: