Andre
Erst einmal danke für Dein Statement. Ich hatte ja geschrieben, dass ich relativer Neuling bin. Insofern muss ich eben auch um Verzeihung bitten, wenn ich bisweilen mit Gedanken um die Ecke komme, die einigen von Euch antiquiert erscheinen. Hierzu vielleicht folgende Anmerkungen:
1. gehe ich davon aus, dass die Kinder zum Fußball kommen, weil sie es möchten und nicht weil sie jemand zwingt. Das versuche ich bei einem Neuling als erstes zu ergründen, warum er zum Fußball kommt. Davon hängt dann auch mein weiteres Integrationsverhalten ab. Wenn aber nun ein Kind mit jeder Faser seines Körpers erkennen lässt, dass es keine Lust auf Fußball bzw. Bewegungssport hat und es ihm sogar egal ist, wieviel Spielzeit er bekommt, sogar von selbst fragt, wann er endlich ausgewechselt wird, dann frage ich mich schon, warum ich hier nicht doch auch Unterschiede machen soll, zu anderen Kindern, die sich richtig für die Mannschaft einsetzen.
2. darf man nicht vergessen, dass es auch Kinder mit Ehrgeiz gibt, die eben auch mal gewinnen wollen. Wenn Du nun Spiel um Spiel verlierst, weil eben einige nicht verstehen, was Mannschaftssport bedeutet. Wenn die Kids sich montags in der Schule unterhalten und ein Kind eines anderen Vereines regelmäßig von Siegen berichtet und Kinder unserer Mannschaft nur von Niederlagen, dann möchte ich mal jemanden in diesem Forum sehen, der das nicht nachvollziehen kann. Ich vermittle meinem Sohn auch immer, dass Niederlagen kein Beinbruch sind. Meine erste Frage ist immer, hat es Dir Spaß gemacht, was er mittlerweile nicht mehr ausnahmslos bejaht. Es gibt Spiele und Erlebnisse, die hakt ein Kind eben nicht einfach so ab. Ich lasse die Runden direkt nach dem Spiel laufen und dann wird sofort wieder nach vorne gedacht und die Niederlage wird gar nicht weiter besprochen. Das Rundenlaufen habe ich bisher auch nur 1x machen lassen. Es dient eigentlich nur zur Abschreckung, da wir leider noch nie ein Spiel drehen konnten, nachdem wir zurücklagen. Wir kriegen ein Gegentor und schon verlieren die Jungs die Lust am Kämpfen. Gib mir doch mal einen Tip. Nicht immer gleich alles schwarz oder weiß sehen.
3. Eines möchte ich hier mal ganz klar hervorheben. ICH HABE KEINERLEI GEWINNDENKEN!!! Mein tollstes Erlebnis war, als wir in der Endrunde der Hallenbestenermittlung den letzten Platz belegt haben. Unsere Jungs haben gekämpft wie die Löwen und 2 Unentschieden herausgeholt. Den Rest verloren. Na und. Ich war so was von stolz auf den Einsatz der Jungs. Und keiner der Jungs war traurig oder so. Ich feue mich einfach am meisten, wenn sich alle für die Mannschaft einsetzen und kämpfen. Ob sie gewinnen oder verlieren ist doch egal. Auch die abfälligen Gesten anderer Trainer, wenn sie gegen uns spielen, sind mir egal. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man eben doch überlegt, den einsatzfreudigen Jungs mal einen Gefallen zu tun.
4. Bei mir im Training wird überhaupt kein Rundenlaufen gemacht. Nur als disziplinarische Maßnahme, wenn ich nach dem Pfiff mal wieder ewig warten musste, bis alle bei mir waren. Klappt gut, denn mittlerweile werden gar keine Runden mehr gelaufen, denn die Jungs sind beim Pfiff sofort da. Dieses Vorgehen findest Du antiquiert? Wie würdest Du denn das machen?
5. Ich veranstalte keine Angstmacherei. Wer bei uns spielt ob Training oder Wettspiel soll sich doch ausprobieren, dazu gehören auch Fehler. Ich will sogar dass Fehler gemacht werden, weil dann kann man darüber reden. Aber wer gar nichts macht, macht auch keine Fehler und wird sich folglich auch nie verbessern. Ich schimpfe auch nicht mit den Jungs. Machen wir uns nichts vor. Vieles was wir Trainer bewusst tun, kriegen die Kinder nicht mal im Ansatz mit. Beispiel: Vor längerer Zeit war die Disziplin im Training schlecht. Folglich sagte ich den Kindern, dass das Schlussspiel kürzer ausfällt und nur 5 min dauert. Ich hab sie dann doch 15 min spielen lassen, beim Abfpfiff haben sich alle beschwert, wie kurz das war. Ein anderes Mal konnte ich aus Zeitgründen nur 5 min spielen lassen. Den Kindern kam das Spiel vor wie 15 min.
Ich kann jedenfalls mit gutem Gewissen sagen, noch keine Kinderseele verletzt zu haben. Das zeigen mir die Reaktionen der Kinder und auch der Eltern.