Eine Frage an die alten Hasen, was hat sich in den letzten 20-30 Jahre verändert

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  • Eine Frage an die alten Hasen.

    Was hat sich in den letzten 20 Jahre verändert, gutes, schlechtes usw…. in folgenden Bereichen:


    Kleidung im Fußball (z.B. kurze Hosen früher kürzer)?

    Waren Trainer früher lauter, kolerisch?

    Wurde intensiver Siege in der Umkleide gefeiert?

    Finanzielle Lage der Vereine?

    Qualität der Sportplätze?

    Anzahl von Turniere und Fahrwege?

    Ausstattung der Umkleiden und sanitären Einrichtungen?

    War war früher an den Trainingseinheiten schlechter?

    Was war früher an den Trainingseinheiten besser?

    Ist es heute schwieriger mit Kinder und Jugendlichen umzugehen auch aus Angst in den Verdacht der sexuellen Missbrauch zu kommen?

    Waren die Schiedsrichter früher strenger?

    War früher duschen nach dem Training und Spiel üblicher?

    Gab es früher mehr Alkohol im Jugendbereich?


    Danke für Eure Antworten!

  • Na, dann will ich mal den Anfang machen!


    Es ist zwar schon ziemlich lange her, als ich meine Fußballschuhe an den Nagel gehängt habe, aber an manches kann ich mich noch erinnern.

    Im nachfolgenden beschreibe ich die Zustände in einem Dorf-Fußballverein.


    Ich kam als 9-Jähriger in die C2 des Dorfvereins. Darunter gab es noch nichts.

    Anfangs hatten wir auch noch kein Training. Das gab es erst, als ich mit 11 Jahren in die C 1 kam.

    Da bekam ich zum ersten mal ein Trikot mit Rückennummer, worauf ich mächtig stolz war

    Die Trikot, Hosen und Stutzen mußte man zum Waschen mit nach Hause nehmen.

    Weil es noch keine Umkleide-Räume gab, kam man mit den Sachen zum Training.

    Wenn Spiele waren, mußte man sich entweder am Platz oder in irgendwelchen Saälen von Gaststätten umziehen.

    Zu den Auswärtsspielen der Nachbarvereine fuhr man mit dem Rad, sonst brachte uns der Bulli vom örtlichen KFZ-Händler.

    Die Rasenplätze von damals kann man nicht unbedingt mit den heutigen vergleichen.

    Weil damals noch im Winter durchgespielt wurde, waren gefrorene Maulwurfshügel, über die man. ggf. rutschte besonders gefürchtet. Hatte man bei Frosttemperaturen in den Anfangsminuten gleich einen harten Ball abbekommen, dann konnte man den Abdruck auch noch nach dem Spiel sehen.

    Warm machen gabs damals auch nicht! Da lief halt jeder irgendwie ein bißchen herum und versuchte einen der wenigen Bälle aufs Tor zu schießen.

    Nicht die Regel, aber in Ausnahmen ging es auch rauh zu! Einmal bekamen wir 14 - 15 Jährigen einen Schnaps vor dem Spiel bei eisigen Temperaturen. Ein andermal verteilte der gegnerische Trainer nach dem Sieg Zigaretten an seine C-Jugend. Ein besonders fanatischer Pfarrer rannte sogar mal mit dem Regenschirm hinter einem unserer Spieler her, der zuvor seinen Gegner gefoult hatte.

    Während dieser Zeit habe ich hauptsächlich von den älteren Kindern auf dem Bolzplatz Fußballspielen gelernt

    Unsere Trainer waren zumeist Lehrer. Das waren absolute Autoritätspersonen, die noch mit der "wilhelminischen Erziehungsmethode" arbeiteten. D.h. wenn man "frech" zu ihnen war, gab es eine Backpfeife.

    Ahnung von Fußball hatte nur einer der Lehrer, der schon während der NS-Zeit Erwachsenen-Mannschaften trainiert hatte.

    Das Thema Talentsichtung ist schnell abgehakt. Damals gab es noch Vorspiele von Schülermannschaften vor den eigentlichen Senioren-Spielen. Da hatten wir dann ein Pokalspiel bei einem großen Verein. Weil wir gar keine Zuschauer kannten, fühlten wir uns davon besonders angesprochen. Das Spiel endete überraschend mit 4 : 0. Anschließend kam der gegnerische Trainer zu uns in die Kabine und zeigte auf 3 Spieler, die er zum Wechsel in seinen Verein aufforderte. Ich war einer von ihnen. Als ich es Zuhause meinen Eltern erzählte, kam sofort die Frage: "wie willst du denn dahin zum Training und den Spielen kommen?" Damit war das Thema durch.

    Mit 15 kam ich in die A-Jugend. Nicht, weil ich so gut war, sondern weil es keine B-Jugend gab

    Das erste Jahr war nicht so lustig für mich. Insbesondere, wenn man es mit Manndeckern zu tun hatte, die zwei Köpfe größer waren. Das zweite Jahr machte mehr Spaß. Dann bekam ich Wachstumsstörungen. Weil die Gelenke nicht so schnell mitwuchsen, bekam ich vom Sportarzt (damals mußte man da 1 x jährlich hin) Sportverbot. Ich wuchs in dieser Zeit 11 cm. Hatte ich zuvor von meiner Schnelligkeit profitiert, bekam ich koordinativ erst mal nix mehr auf die Kette.

    Später als Student hab ich dann noch an Hochschulmeisterschaften teilgenommen. Allerdings hatten wir da gegen den Fachbereich Sport nicht den Hauch einer Chance. Da hab ich dann gemerkt, dass es die jüngeren doch besser können und das es Zeit wird, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.

    Wie die meisten von euch bin ich über das eigene Kind zum zweiten Mal zum Fußball bekommen. Allerdings haben sich unsere Wege in der C-Jugend getrennt, als er in der Bezirksliga blieb, ich hin höhere Ligen wechselte. Anfangs hat er es mir ein wenig übel genommen. Als er aber die Förderung der ersten Nationalkeeperin mitbekam, hat er sich mit mir gefreut.


    So, das wars! Jetzt sind die anderen dran!

  • Was hat sich in den letzten 20 Jahre verändert, gutes, schlechtes usw…. in folgenden Bereichen:


    Kleidung im Fußball (z.B. kurze Hosen früher kürzer)?
    ja, Vereine hatten nur einen Ballraum+ Materialraum. Mehr als 2-3 Bälle hatte keine Mannschaft und ein paar Hütchen.

    Waren Trainer früher lauter, kolerisch? ich hatte mal laute mal leise Trainer.
    Jedoch in Bremen hatten die meisten ein Stock im A. und zum Lachen sind die in Keller gegangen, eher so wie Thomas Schaaf Typen. Wurde intensiver Siege in der Umkleide gefeiert?
    Nein, Siege wurden zwar gefeiert. Mann bekam in der Vereinskneipe mal ein Moorwasser oder Vita Malz und die schmeckte richtig gut.

    Finanzielle Lage der Vereine? - Schon damals in den 80/90iger hat mein Vater 80 DM bezahlt. Die Vereine haben sich mehr Zuschüsse erhalten als heute und es gab ein Platzwart der sich um alles gekümmert hat.

    Qualität der Sportplätze? - Entweder Tennenplatz oder Rasenplatz im Sommer. Im Winter hatten wir auch genug Hallenzeiten von Dezember bis Anfang März und 1 Training draussen.

    Anzahl von Turniere und Fahrwege? ja, auch weitere FS-Spiele wurden organisiert und Turniere oder Trainingscamp in Schullandheim.

    Ausstattung der Umkleiden und sanitären Einrichtungen?
    Ja, duschen war Pflicht ab der C-Jugend. Umkleidekabinen waren ganz ok.

    War war früher an den Trainingseinheiten schlechter?
    Nein würde ich nicht sagen. Die Trainer haben sich voll viel Mühe gegeben mit den wenigen Material was Sie zur Verfügung hatten. Spielen stand jedoch im Vordergrund. heute machen die ja schon in der E oder F-Jugend professionelles Training im Bereich Koordination, Spielformen (Small Sided Games) -

    Was war früher an den Trainingseinheiten besser? Die Kids waren konzentrierter würde ich sagen oder haben sich weniger getraut dem trainer zu wiedersprechen.

    Ist es heute schwieriger mit Kinder und Jugendlichen umzugehen auch aus Angst in den Verdacht der sexuellen Missbrauch zu kommen?
    Keine AHnung, das war nie Thema weder Zu hause noch im Verein. Jedoch waren die Trainer so unterschiedlich wie heute. Heute muss man denke ich schon einiges beachten als Trainer und hat auf Jedenfall mehr Verantwortung gegenüber den Kids.

    Waren die Schiedsrichter früher strenger?
    Es gab kaum junge Schiedsrichter, die meisten waren schon im gesetzten Alter. Ich habe mal einen Spieler im Strafraum gesäbelt, weil er zu lange und theatralisch nicht auf das leere Tore geschossen hat. Da hat er mich 5 Min rausgestellt. Ansonsten wurde auch nicht viel gemeckert beim Spiel, man hat das akzeptiert was der Schiri gepfiffen hat.

    War früher duschen nach dem Training und Spiel üblicher? ja, ab der C-Jugend.

    Gab es früher mehr Alkohol im Jugendbereich? Alkohol und Zigaretten waren verboten. Nur im Vereinsheim habe ich die Papas mal ein Bier trinken sehen.