Wenn die Kommunikation nicht stimmt

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  • Unser Sohn nun erstes Jahr im Herrenbereich und gleich mit seiner Mannschaft aufgestiegen.


    Die 1. Vertretung unseres Vereins spielt Regionalliag. Unser Sohn war auch schon dort und hat
    mehrere Probetrainings gemacht. Der 2. Trainer hatte ihn angefragt, ob er interesse hätte und
    er hat sich über das Angebot gefreut. Ging auch einige Male hin und dann hörte er auf einmal
    nichts mehr..... Nun hatte er Vertragsverhandlungen für die neue Saison mit dem Präsidenten
    und ihn gefragt, woran es gelegen hat, das er "aussortiert" wurde (so hat er sich natürlich nicht
    ausgedrückt, aber am Ende geht es ja darauf hinaus).
    Er wusste nicht wieso und wollte sich erkundigen um meinen Sohn dann zu informieren, meinte aber,
    das es dieses Saison bestimmt klappen würden....


    Ich hatte schon vorher mit Sohnemann gesprochen und gesagt, er soll doch den 2. Trainer der 1. mal
    Fragen, woran es gelegen hat, denn nur so kann er sich verbessern.
    Der Verein schreibt sich auf die Fahne auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, aber dazu muss ich doch
    auch so einen jungen Kerl anleiten und mit ihm reden, an was en gelgen hat.
    Ist nicht passiert.
    Ich hänge mich da nicht mehr rein, denn er ist nun alt genug, hat schließlich auch alleine verhandelt,
    aber es ärgert mich einwenig, wie man mit den jungen Spielern umgeht und sie so im ungewissen läßt.


    In den letzten Wochen hat Sohnemann einen ganz schönen selbstbewußtseins Sprung gemacht, ich denke
    deshalb hat er den Mut gefunden den Präsidenten darauf anzusprechen, denn mit den Trainern hat er
    keinen Kontakt im Moment, sind ja eh alle wegen Saisonende in Urlaub.


    Wie läuft das bei euren Verein ab. Ist da Kommunikation ein Thema

  • @MilkyWay


    Senioren-Regionalliga ist ein schwieriges Terrain. Dort tummeln sich "Feierabend-Fussballer in Spe" mit Vollprofis. Ferner ist es ein Tummelplatz für die NLZ-Spieler, die den Weg in den Profi-Fussball nicht geschafft haben und deshalb in den zweiten Mannschaften der Bundesligisten noch den letzten Schliff bekommen sollen.


    Natürlich möchte sich jeder Verein gern das Image verpassen, besonders interessant für den eigenen Nachwuchs zu sein. Die sind im Idealfall ja auch viel billiger als die "Wandervögel" in der Branche, deren Spielerberater dann am meisten Geld verdient, wenn er möglichst häufig und viel Transferprovision kassiert.


    Die Trainer stehen unter starkem Erfolgsdruck. Zwar wird immer erklärt, man wolle über Kontinuität zum Erfolg. Sie reagieren jedoch häufig schon, wenn die kurzfristigen Ziele (die meistens nicht mal realistisch sind) verfehlt werden.


    Für diese Trainer spielt es deshalb keine Rolle, ob ein Spieler 20 oder 30 Jahre alt ist. Er muß Woche für Woche seine Leistung abliefern. Dass es ein Talent eventuell mal schaffen könnte, dieses Argument nützt ihm wenig. Denn wie wollte er es dem Vorstand und den Sponsoren erklären, wenn es von den vielen Talenten aus dem eigenen Stall kaum jemand schafft, die gestandenen Spieler vom Stammplatz zu verdrängen? Nein, mit kurzfristigen Zielen geht man eher auf Nummer Sicher, als wenn man zu viel Zeit mit Experimenten verschwendet.


    Nur in der öffentlichen Medienberichterstattung klingt es allenfalls mal durch, dass man besonderen Wert auf die Nachwuchsarbeit legt. In der Realität besteht eine U 19 eines Bundesligisten aus den besten Talenten des In- und Auslands, die man für sich gewinnen konnte.


    Es geht schon hier um Geld, um viel Geld, weil die Kassen der Viertligisten kronisch leer sind! Denn alzuhäufig wird es mit der "Känguruh-Methode" (mit leerem Beutel große Sprünge machen)!


    Der Übergang vno den Junioren- in den Seniorenbereich ist sehr schwierig in Deutschland, weil der Konkurrenzdruck sehr groß ist und man fast ausschließlich kurzfristige Saisonziele im Visier hat. Selbst ehemalige Junioren-Nationalspieler stellen fest, dass sie dort keinen Nimbus bekommen, weil das früher Geleistete hier überhaupt nichts zählt!


    Ein Talent sollte jedoch deshalb nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern sich einen seriösen Spielerberater suchen und sein Glück dort suchen, wo er eine bessere Chance bekommt! Er muß sich darauf einstellen, dass er heute hier und morgen dort wohnt, sich rasch an eine neue Umgebung gewöhnt und sein Ehrgeiz nicht nach der ersten Trainerkritik erlehmt.


    Wenn ein Spieler "aussportiert" wird, dann hat es normalerweise zuvor im Training und den Spielanalysen bereits deutliche Worte über die Leistungsbeurteilung gegeben. Ein Problem kann jedoch immer dann auftreten, wenn man seine Leistung nicht gut einschätzen kann und darüberhinaus den Wink mit dem Zaunpfahl seiner Trainer mehr oder weniger ignoriert.


    Wenn eine Präsident oder Sportmanager zum Gespräch bittet, dann ist das schon mal ein positives Zeichen, es noch einmal zu probieren! Doch sollte man sich nichts vormachen! Wenn der Vertrag sehr erfolgsabhängig gestaltet ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, sich im Team der Zweiten wieder zu finden und nur bei besonders unglücklicher Verletzungsrate als gute Reserve gehandelt zu werden, weil man dem Verein fast nichts kostet.

  • In einigen Dingen die du beschreibst lese ich schon deutlich das Vorgehen unseres Vereins raus. Unser Sohnemann möchte spätestens in zwei Jahren, wenn er seiner Lehre abgeschlossen hat, andere Erfahrungen machen.
    Er möchte sich gerne ausprobieren, und ihm ist schon klar, das er dafür weg von zu Hause muss. Er hat auch schon öfter ziemlich frustriert angedeutet, das immer nur Versprechungen gemacht werden.


    Ich finde es eigentlich schade, das dieser Druck jetzt im Herrenbereich so extrem wird. Gerade in diesem Amateurbereich, aber du hast Recht, die Trainer fluktuation ist schon recht hoch bei uns. Ich bemängel halt, das die fehlende Kommunikation einen jungen Spieler in selbstzweifel bringt. Anfang des Jahres, als er die ersten Trainings in der 1. mitgemacht hat (parallel zu den Trainings der 2.) war er sehr motiviert, dann wurde er nicht mehr angefordert und er zweifelte an sich selbst, war im Bezug auf den Verein ziemlich demotiviert (wie gesagt, selbstzweifel, versprechungen usw. )
    Diesem Gefühlszustand , gerade bei jungen Spielern wie meinem Sohn, könnte man vorbeugen, wenn mann ihnen vermittelt, was besser werden muss. Wäre ja auch im interesse des Vereins. Wenn er immer von allen hört, er gehört in die 1. Mannschaft und dann läuft das so, ist es schon ziemlich verwirrend. Er war auch sehr unausgeglichen anfang des Jahres.


    Mittlerweile, da er auch mit der 2. aufgestiegen ist, sieht es ganz anders aus. Das spiegelt sich auch auf dem Platz wieder und auch in den Verhandlugen die er geführt hat. Er braucht einfach das positibe Feedback, wie jeder im Prinzip. Ich finde da trägt der Verein auch Verantwortung, und finde das sie mit dieser fehlenden Kommunikation die jungen Spieler ganz schön aus der Bahn werfen können.

  • @MilkyWay


    Nicht die Besten, sondern Diejenigen, die sich am schnellsten an die neue Situation anpassen können, dabei besonders frustresistend sind, schaffen es. Eine Portion Naivität, heute dies und morgen jenes zu glauben, gehört sicher ebenfalls dazu. Intelligenz gepaart mit einem Mangel an Lebenserfahrungen, sodass man sie leicht beeinflussen und steuern kann. Wer dumm Maul aufmacht und muckt, fliegt! Das gilt ganz besondes für die Masse der jungen Helden der Trainingsplätze. Wer seine Ansprüche durch für alle sichtbare Leistungssprünge anmeldet, der wird seine Chance im "Haifischbecken" bekommen. Deshalb ist es wichtig, dass man sich mit einem Fachmann (seriösen Spielerberater) trifft, um die Chancen im Markt stets aktuell auszuloten. Denn nicht nur der Verein, sondern auch der Spieler hat das Recht (Pflicht!) sich nach anderen und besseren Möglichkeiten umzuschauen.


    Du hast unter denen Beiträgen den Satz: "Bevor wir für einen Torwart 15 bis 20 Millionen Mark bezahlen, stelle ich mich selbst ins Tor. (Reiner Calmund)! Dieser Satz bringt genau das zum Ausdruck, wofür der Fussball im oberen Amateur- und Profifussball steht! Es sind einerseits Aussagen, von denen man meint, sie hätten Bedeutung für die Ewigkeit! Aber in Wirklichkeit sind es nur wage Behauptungen für die Zukunft, die nicht mehr als Versprechungen in die Zukunft sind.


    Die Frage, was für den Verein wichtig ist, definiert man nicht aus der Sicht junger Talente, solange es genug davon gut und solange das Budget auch den Einkauf von Spielern mit Profierfahrungen gibt. Spieler sind zu Ware degradiert, die man je nach Marktlage ein- oder verkauft! Mag hart klingen, aber es ist so, dann man auf dieser Ebene nichts mehr mit Vereinsidentifikation anfangen kann. Das mag allenfalls die Fans, die sich gerne Namen merken können, interessant sein. Aber auch die wollen letzendlich nur "Brot und Spiele"!