C-Jugend Verhalten Training und Spiel gegensätzlich

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  • Hallo Zusammen!
    Nachdem ich jetzt nur als stiller Leser hier unterwegs war, muss ich jetzt selber um Rat fragen.
    Vorabinfo:
    Ich habe diese Saison eine C-Jugend übernommen. Die Jungs sind gemischter Jahrgang (einige sogar noch D-Jugend), eher spielschwach, am Ende letzter Saison vom C1-Trainer aussortiert (kann nichts, Holzbein etc.).
    Die, die letzte Saison schon gespielt haben, spielten dank des Trainers sturr "mannorientiert" (da, die 7, das ist dein Mann und wenn der zur Toilette geht, gehst du mit!)
    Jetzt spielen wir auf Normalfeld, mehr Spieler, mehr Platz.
    Ich habe jetzt seit Monaten versucht, von Spielerorientiert auf Raumorientiert umzustellen.
    Aber:
    In den Trainingseinheiten sieht es mittlerweile nach Fußball aus und offensichtlich wird im Großen und Ganze das Verhalten in der Vier er Kette verstanden, das Verschieben auch, Doppeln genau so!
    Sobald ich aber im Abschlussspiel "freies Spiel" ohne besondere Regeln Ansage oder eben bei den Meisterschaftsspielen ist alles trainierte wie weg geblasen.
    Die Verteidiger fangen am eigenen Strafraum an, nach Balleroberung, 1 x 1 nach vorne dribbeln zu wollen, verlieren dan Ball und Gegentor.
    Bei gegnerischem Ballbesitz wird schon im Mittelfeld wie wild auf den Gegenspieler mit Ball gestürmt, aber immer schön einer nach dem anderen. Der Gegenspieler dribbelt wie durch Slalomstangen und Tor.
    Bisher 4 Spiele und alle zu 0 bzw. zweimal mit einem Tor für uns (aus Standardsituation heraus) verloren mit 8 bis 14 Gegentoren.
    Ich bin mittlerweile etwas ratlos.
    Vielleicht hat ja jemand eine Idee.

  • Hallo Thomas!
    Du hast schon mal den großen Vorteil, dass du die Fehler siehst! Das ist doch schon mal was!


    Ein wesentliches Problem bei der Vermittlung der ballorieniterten Mannschaftstaktik ist, dass man nicht genug Spieler im Training hat, um dort mannschaftstaktische Übungen zu machen. Aber zum Erlernen einiger Elemente braucht es das gar nicht!


    Hier mal die Beschreibung einer Übung: Angriff gegen Abwehr


    1. Positioniere 4 Hütchen ca. 6 m vor dem 16-er so, dass untereinander gleiche Breitenabstände und die äußeren Hütchen in Höhe der äußeren 16-er Linie liegen.
    2. positioniere nun deine 4 Abwehrspieler an je einem Hütchen
    3. die Angreifer und Mittelfeldspiler positionieren sich an der Mittellinie


    Stell dich nun hinter deine Kette und lass die am Mittelfeld positionierten Spieler die Übung starten, indem sie mit dem Ball der 4-er Kette entgegen gehen. Nun dirigierst du die Kette, in dem du richtige Aktionen lobst und falsche korrigierst.


    Häufige "Anfängerfehler sind":
    Ballnaher Abwehrspieler
    1. löst sich zu früh aus der Kette
    2. löst sich gar nicht aus der Kette
    3. attackiert frontal, statt nach außen abzudrängen


    Ballferne Abwehrspieler
    1. bleiben stehen, statt Position zum Ball hin zu verschieben
    2. lösen sich zu früh, attackieren


    Die Abwehr wird nach ca. 10 - 15 Minuten die einfachen Dinge so gut beherrschen, dass der Torwart Langeweile bekommt, weil er kaum etwas auf den Kasten kriegt. Deshalb bittest du ihn, nunmehr verstärkt darauf zu achten, ob seine Vorderleute alles richtig machen und ggf. zu korrigieren. So kannst du gleichzeitig kontrollieren, ob auch er das taktische Stellungspiel seiner Vorderleute verstanden hat.


    Irgendwann brauchen auch die Angreifer deine Unterstützung. Denn wenn sie nicht erkennen, dass man eine Kette nur mit entsprechendem Tempo überwinden kann, wird sich dort irgendwann die Verzweiflung breit machen.


    Also den Schwierigkeitsgrad immer abwechselnd erhöhen, damit auch die Herausforderungen für jede Position angepaßt wird.


    Es macht keinen Sinn, alle möglichen Fehler vorher zu erklären, sondern zunächst nur dort korrigierend einzugreifen, wo etwas grundsätzlich noch nicht verstanden wurde. Außerdem hört dir sowieso nach dem 3. Satz kaum noch jemand aufmerksam zu.


    Diese Übungen: Angriff gegen Abwehr kannst du variieren. Denn sobald die Angreifer ein paar Lösungen für erfolgreiche Paßstaffetten gefunden haben, stellst du noch zwei 6-er davor.
    Nun kannst du daraus Spielformen gestalten. z.B. indem du an den Außenbahnen 2 kleine Kontertore aufstellst. Weile die Kontertore ja außen stehen, soll dorthin der eroberte Ball gepaßt werden, wo ein Mitspieler diesen Paß erläuft und mit Torerfolg abschließt.


    Achte auch hierbei nur erst einmal auf die grundsätzlichen Dinge und korrigere erst, wenn du dir sicher bist, dass sie es noch nicht verstehen. Sonst bringst du die Jungs nur durcheinander.


    Natürlich braucht es auch seine Zeit, bevor du die im Training vermittelten Individual- und Gruppentaktiken auch im Spiel siehst. Denn es ist schon eine sehr radikale Umstellung, nicht mehr sofort den ballführenden Gegner überall auf dem Feld zu attackieren, sondern sich zunächst einmal fallen zu lassen und erst im eigenen Drittel Fehlpässe zu provozieren.


    Natürlich sollten die technischen Defizite mittrainiert werden. Ein abwechselungsreicher Mix mit aus Einzel-, Partner- und Gruppenübungen, Spielformen und Abschlußspielen mit Provokationsregeln deines Schwerpunktthemas können das Spiel deiner Jungs bereichern.


    Dennoch wird es eine ganze Zeit dauern, bis ausreichendes Verständnis vorhanden ist. Ob und wie gut sie es denn auf den Rasen zaubern können, dass ist dann eine andere Sache. Denn hier spielt ja immer auch die Gegnerstärke eine entscheidende Rolle.

  • Vielleicht verbinden deine Spieler die wohl isolierten Trainingssituation noch nicht mit dem Spiel an sich, weswegen sie es im Abschlussspiel (noch) nicht anwenden? Also sowas wie fehlender Transfer?
    Wenn ich weiß: Übung ist 1-1 mach ich das. Wenn im Abschlussspiel jetzt auf einmal 14 Spieler auf dem Feld rumlaufen, muss ich mein geübtes 1-1 aufs Spiel übertragen. Das scheint ja nicht zu klappen.