Hallo,
Anfang Oktober habe ich meine C-Lizenz Leistungsfußball Prüfung mit dem Thema "Verbesserung des Abwehrverhaltens im Strafraum". Leider habe ich dazu aber noch keine passende Literatur, also auch keine Übungs- oder Spielformen oder Erklärungen gefunden...
Kann mir jemand helfen?
Prüfung C-Lizenz Leistungsfußball. Thema "Verbesserung des Abwehrverhaltens im Strafraum"
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Abwehrverhalten im Strafraum?
Kommt ja eigentlich nur bei Standardsituationen vor oder wenn der Gegner flankt oder den Ball nach Innen spielt, oder?
Wahrscheinlich musst du dir eine passende Spielform/Situation zusammenbauen. -
Normalerweise heißt es ja: "16-er ist die Grenze" bei vielen Standards und du darfst nun darüber schreiben, was so im 16-er los ist! Der Strafraum ist doch überhaupt der interessanteste und spannendste Bereich im Spielfeld! Vielleicht ist es hilfreich, wenn du das Thema in 3 Bereiche gliederst:
a. Standardsituationen (Freistöße direkt/indirekt, Ecken)
b. taktisches 1 : 1 Verhalten offensiv (wie zum Torabschluß kommen) und defensiv (z.B. zwecks Vermeidung von "11-ern")
c. situatiatives Torwartverhalten bei StrafraumsituationenDazu fällit dir bestimmt was ein, denn darüber könnte man ganze Bücher schreiben!
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Ich würde direkte Freistöße und das offensive 1:1 (Thema ist ja Abwehrverhalten) ausklammern und den Torwart nur am Rande erwähnen.
Im Mittelpunkt stehen wohl das Stellungsspiel der Verteidiger (Manndeckung, innere Linie, Körperkontakt, Zustellen der Passwege vor dem Tor) und ihre Laufwege (z.B. frühes Zurücklaufen bei Freistößen oder tief stehen und rauslaufen, Torschuss verhindern oder Querpass zustellen, wann rausrücken und attackieren, wie lange warten, etc.).
Eine mögliche Trainingsform wäre z.B. ein 3:4 im Strafraum mit einem zusätzlichen Angreifer, der außen durchgebrochen ist und nun entweder flankt, quer spielt oder in den Strafraum dribbelt. Bei den Zahlenverhältnissen müsste man schauen, was da realistisch ist, aber Angreifer im Strafraum in Unterzahl macht auf jeden Fall Sinn, glaube ich.
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Würde mich mal interessieren, ob es eine passende Übung gibt?
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Deine Inhaltshinweise gehören auf jeden Fall zum Thema Abwehrverhalten im Strafraum. Den Keeper allerdings bei den torendscheidenden Situationen außen vorzulassen halte ich gerade für die Leistungsprüfung für einen Problem! Allerdings muß ich dir widerum recht geben, das dasThema: situatiatives TW-Verhalten viele Mannschaftstrainer überfordert. Jedoch versucht man aktuell sich im Leistungsbereich zumindest am Rande damit zu beschäftigen. Gerade, weil häufig Diskussionen darüber entbrennen, in welchen Situationen der TW zum Ball gehen soll und wann er sich eher passiv verhält, gibt es Klärungsbedarf. Denn der moderne Keeper ist ein Torraumspieler, was sich von den Aufgaben her als eine Mischung zwischen dem alten Libero und dem Torwart beschreiben läßt.
Auch erlebt man häufig, das Torleute verunsichert einige Schritte vor, manchmal sogar verbunden mit dem Kommando "Leo", dann aber wieder zurück gehen. War der Keeper bei den früher getretenen "Bananenflanken" noch in der absoluten Pflicht diese Bälle herunter zu pflücken, werden die Ecken heutzutage plazierter mit deutlich mehr Druck getreten und stellen deshalb eine wesentlich schwierigere Aufgabe dar.
Ferner genügt es nicht zu wissen, dass der Verteidiger die innere Linie zu beachten hat, um dem Angreifer den Torabschluß zu erschweren. Es gehört ebenfalls dazu, das der Keeper permanent sein Stellungsspiel anpaßt, um den nicht zugestellten Bereich der Torfläche besser abdecken zu können.
Schließlich ist das unterschiedliche TW-Verhalten in den 1 : 1 Situationen zu beschreiben. Wann verhält sich der Keeper passiv, wann setzt er den Angreifer unter Abschlußdruck und verhält sich aktiv? Wie ist seine Körperpositionierung in mittlerer Distanz (3 - 5 m) und wie in der finalen 1 : 1 Situation (ca. 1,5 m)? Worin besteht die Anpassung der Körperposition bei flachen und halbhohen Torabschlußversuchen der Angreifer. Wie verhält sich der Keeper beim 2 : 1?
Für einen TW-Keeper mag dies ein noch grobes Raster für den Einstieg ins Thema: "Verbesserung des Abwehrverhaltens im Strafraum" sein. Für einen Mannschaftstrainer ist es jedoch wichtig, zumindest ein allgemeines Verständnis für seinen "letzten Verteidiger" und "ersten Angreifer" zu entwickeln, denn der steht nunmal auf der "Kommandobrücke", steuert dabei seine Vorderleute für den entscheidenden Moment und ist zur Stelle, wenn dem Gegner der Durchbruch gelungen ist. Gerade in der Ausbildung für den Leistungssportbereich kann man nicht sagen: "mich interessieren nur die 10 Feldspieler, um den Torwart kümmert sich ein Anderer"! Denn spätestens bei der anschließenden Analyse sollte er Fehlerbilder bzw. Fehlerketten erkennen und beschreiben können. Hierzu zählt auch, in welcher Weise der TW bessere Chancen zur Torverhinderung gehabt hätte.
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b. taktisches 1 : 1 Verhalten offensiv (wie zum Torabschluß kommen) und defensiv (z.B. zwecks Vermeidung von "11-ern")
Beim taktischen 1:1 in der Defensive ist es ebenfalls ein Thema, ob der Abwehrende den ballführenden Gegner weit vorm Tor (was wohl nicht zu deinem Thema passt) stellt oder ob er es nahe vor dem Tor macht. Ist die Aktion weiter vorm Tor, macht er ggf. durch sichelförmiges Rückwärtslaufen die Seite auf, um diese anzubieten (Vorstufe zum Ballablaufen). Das "sichelförmige Rückwärtslaufen zum Öffnen/Anbieten einer Seite fällt natürlich nahe vor dem Tor weg (sonst schießt der Gegner auf das Tor;-)).
Deshalb glaube ich, dass das -Wie gehe ich an den ballführenden Gegner heran...nahe vorm Tor- hier ein Element der Übung sein könnte.
Ferner möchte ich anmerken, dass der Fragende eine Prüfung für den Leistungsschein C anstrebt. Mir ist bekannt, dass dort unterschieden wird, zwischen Jugend.- und Erwachsenenfußball...so habe ich es irgendwo gelesen.
Aus diesem Grunde steht für mich die Frage im Raum, ob hier ein Unterschied zu beachten wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass keine mannschaftstaktischen Dinge einfließen sollten. Sollte das so nicht stimmen, müßte das dann eventuell auch mitbedacht werden.
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Mir fiel da noch etwas ein.
Es gab mal hier im Forum den Hinweis -ich glaube von Chris kam das damals- dass es eine Option ist, den Strafraum bei z.B. Ecken für die Abwehrenden in Rechtecke aufzuteilen. Jeder Spieler war für sein zugeteiltes Rechteck zuständig und man bildete dann -ich glaube zwei Ketten in diesem Raum, die im Prinzip wie bei einer doppelten Viererkette verteidigten. Die Ketten standen alternierend bzw. versetzt, so dass jeder Einschußweg so zu sagen, zugestellt bzw. so zugestellt war, dass die Wahrscheinlichkeit des Durchkommens des Balls auf ein Minimum herab gesetzt war.
Also wie gesagt, ...nur so ein Gedanke. Hier in einem Training hinzuleiten....dürfte wohl nur mit Spielern gehen, die das Verteidigen im Raum bereits deutlich beherrschen.
Ein weiterer Gedanke wäre auch das Antizipieren. Hierbei wäre für mich der Gedanke vordergründig, dass der einzelne Abwehrende sich taktisch (bei einer Manndeckung) hinter den Mann stellt, dass er nach innen dicht macht (Stellung) + dass er -über ein gutes Timing- die richtige Sekunde fühlt, um den Gegenspieler mittels gutem Antritt zur schnellen Balleroberung umläuft und den Ball klärt (Fuß oder Kopf). Hierfür gäbe es einige Übungen zu finden, die dieses Thema beinhalten.
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Deine Anmerkungen gehören nach meiner Meinung ebenfalls zum Thema.
Kann sein, das Chris seinerzeit ebenfalls auf die Variante der Raumzuordnung bei Ecken oder Freistößen in Grundliniennähe hingewiesen hatte. Auch ich hatte es erwähnt in Bezug auf die Besonderheiten des Leistungsfussballs im Mädchen- und Frauenbereich. Dort wird sich gerne mal beim Kopfballspiel "gedrückt"! Wenn dann niemand zum Abwehr-Kopfball gegangen ist, hört man, jemand anderes sei doch für die Angreiferin X zuständig gewesen. Um taktische Klarheit bei solchen Standards zu schaffen, kann man jeder Abwehrspielerin ein Planquadrat zuweisen.
Natürlich läßt sich die Variante einer Raumzuordnung auch allgemein trainieren, denn sie bietet den Vorteil, das man sich vorrangig auf den Ballabwehr konzentriert und es egal ist, welcher Angreifer ebenfalls versucht an den Ball zu kommen. Hat sich allerdings der Gegner darauf eingestellt, so wird er versuchen, den Freistoß/Eckball ins Planquadrat des schwächsten Anwehrspielers zu spielen oder gleich mehrere Angreifer in ein gegnerisches Planquadrat zu stellen. Deshalb ist es nicht nur wichtig für die Abwehr, alle Planqudrate im 16-er zu besetzen, sondern seine besten Abwehrrecken im Zentrum, von wo aus die größte Gefahr lauert, zu besetzen.
Letzteres gilt aber auch bei der gegnerorientierten Zuordnung bei den Standards im eigenen Strafraum.
