Ehrgeiz Mädchen

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  • Hallo Forum,


    nachdem ich nun lange Zeit ein aktiver Unsichtbarer war, heißt über lange Zeit nur mitgelesen habe, trage ich nun auch mal meine Probleme vor ;)


    Ich brauche Rat.
    Ausgangslage: Trainer ich.
    A-Juniorinnen, letztes Jahr wurde die Mannschaft neugegründet.


    Torverhältniss letzte Saison: 4-117


    Stimmung ausgezeichnet (man glaubt es kaum ;)



    Mein Problem ist, die mangelnde Trainingsbeteiligung und der fehlende Ehrgeiz. Von ca 15 spielberechtigen Spielerinnen sind höchstens 6 beim Training.
    Ich versuche jetzt die Gradwanderung zu schaffen, einerseits diejenigen "auf den Pott zu setzen" um sie zu mehr Ehrgeiz anzuspornen, anderseits aber die Mädels nicht den Spass am Fußball zu nehmen.
    Die Pubertät spielt mir sicherlich nicht in die Hände, die Mädels haben sicherlich auch andere Dinge im Kopf als Fußball. Leider ist es aber so, dass ich selber dank Arbeit&eigene Fußballaktivität zu wenig Zeit habe, um die mangelde Einstellung zu ertragen. Anderseits fühle ich mich denen besonders verpflichtet, die einen Wahnsinnsehrgeiz an den Tag legen, aber mittlerweile sich langsam abwenden, da sie lieber in Mannschaften mit hohem Ehrgeiz spielen wollen.




    Was meint ihr?
    Grüße :thumbup:

  • Hallo, und willkommen im Kreis der Schreibenden :D


    Nun, bei dieser Problematik dürfte "Dazwischenhauen" wohl das einzige probate Mittel sein. Ganz gleich, ob dann weniger ehrgeizige Mädels danach angefressen sind? Warum? Ganz einfach. Ein Fussballteam ist eine Gemeinschaft. Und ich als Trainer kann es mitnichten verantworten, wenn einige "Larifari-Girlies" den Teamsport als "Langeweilekiller" sehen. Wenn ich kein Interesse habe, dann sollte ich es ganz bleiben lassen, und nicht zum Fussball gehen, weil es gerade "angesagt" ist.


    Ist ja wunderschön, wenn die Stimmung toll ist. Vielleicht ist sie aber auch ZU toll? Als Mitglied in einem Verein gehe ich Verpflichtungen ein. Im einer Vereinsmannschaft gehe ich überdies Verpflichtung gegenüber den Teamkollegen ein. Und diese Verpflichtung bzw. Verantwortung scheinen einige deiner holden Spielerdamen nicht zu "sehen".


    Ich für meinen Teil würde mit denen beim Training vor versammelter Mannschaft (brauchst ja niemanden persönlich ansprechen - die wissen schon, das sie gemeint sind!) Tacheles reden. Du als Trainer investierst Zeit, Geld, Nerven etc. Das Mindeste, was ich erwarten kann, ist ein Mindestmaß an Pflichtbewusstsein bei den Spielerinnen.

  • Hallo,


    im Mädchen-/Frauenfussball gilt die A-Jugend für die meisten Vereine als die Hobbyliga, in der sich die Spielerinnen herumtoben, die den Absprung von der B-Jugend in die Damenmannschaft nicht geschafft haben. Bei euch ist das ja etwas anderes, weil ihr die Mannschaft ja erst im vergangenen Jahr gegründet habt. Natürlich ist Fussball eine Mannschaftssportart, die man am besten dann betreiben kann, wenn möglichst alle Teammitglieder regelmäßig beim Training und den Spielen dabei sind. Offensichtlich haben die Mädchen Spaß an den Spielen, aber nicht so sehr beim Training. Strafgelder, "bei der Ehre packen", "dazwischen hauen", sind m.E. Behelfsmittel, die im Einzelfall helfen, aber auch genau das Umgekehrte bewirken können. Was euch vereint ist der Spaß am Fußball und der sollte im Mittelpunkt des Interesses auch beim Training stehen. Dabei ist Routine und Eintönigkeit der größte Feind. Wie wäre es, wenn du dir einmal Gedanken darüber machst, wie du dein Training etwas "aufpeppen" kannst. Dabei sollest du darauf achten, dass möglichst Alles (Aufwärmen, Haupt- und Schlußteil) mit Ball gemacht wird. Und das nicht deshalb, weil das Hobby der Mädchen Fußball (nicht Laufen, Turnen, Airobic ect.) ist, sondern weil sie eben gerne Spielen wollen. Übungen dazu gibts mittlerweile in großer Menge im Internet. Gerade bei Anfängerinnen darf man mit Lob nicht sparen. Das Erlebnis steht an höchster Stelle, Ergebnis scheint zweitrangig! Es wäre sonst schade, wenn die Mädchen nach der A-Jugend keinen Anschluß an eine Damenmannschaft finden, weil`s sportlich für die meisten nicht reicht.

  • Hallo,


    den Ausführungen von TW-Trainer kann ich nur beistimmen.
    Ich bin seid knapp 5 Jahren als Torwarttrainer im Mädchen-/Frauenfussball tätig. Viele machen immer den Fehler das sie Männer- und Frauenfussball gleichsetzten, das ist nicht der Fall. Im Frauenfussball zählt (bis zur Regionalliga) die Harmonie in einer Mannschaft. Gemäß dem Motto: Wenn wir gemeinsam Spaß haben dann kommt automatisch der Erfolg. Über dies Ausage läßt sich sicherlich diskutieren, keine Frage.
    Aber wenn man sein Training variiert, viel mit dem Ball arbeitet, den Mädels auch mal erklärt wo der Vorteil liegt wenn man von A nach B läuft.....
    Trainingsfaulheit, nicht erscheinen zum Training sind Dinge die ber auch angesprochen werden müssen. Konflikte in einem Team, gerade bei Frauen, enstehen schneller als man sich das denkt. Daher schreibe ich auch gerade meine Abschlußarbeit zum Thema "Mediation/Konfliktcoaching im Frauenfussball".


    viele Grüße
    stephan

  • Erst mal willkommen im Forum TWT-NRW!


    Es ist in der Tat so, wie du es sagt, das Harmoniebedürfnis ist bei den Mädchen und Frauen ungleich höher als im männlichen Bereich. Man möchte sich wohl sportlich messen, Leistungkritik wird aber schnell auch persönlich genommen Sportlicher Erfolg allein kann nur über eine bestimmte Zeit größere Disharmonien zwischen Spielerinnen und Trainern überdecken. Erst kürzlich ist eine norddeutsche Regionalligamannschaft nahezu sportlich zusammengebrochen, weil "es nicht mehr stimmte". Ich würde sogar bis in die 2. Bundesliga hinaufgehen, in denen der Grad der Harmonie entscheidend ist, ob man wechselt oder bleibt. Ausschlaggebend ist natürlich auch die Entfernung zum Heimatort, denn ein Umzug kommt nur im "passenden Alter" (Schule und Ausbildung fertig) infrage. Auch die Unterschiede in Erfahrung und persönlichen Interessen können nicht größer sein als im Frauenfussball. Hier treffen 15-16 jährige, pubertierende Mädchen auf Enddreißiger mit Familienanhang. Was alle vereint ist die Fazination und die Sprache des Fussballs.


    Die Trainingsquote ist meist ein recht guter Gradmesser dafür, wie wohl man sich im Team führt und wie eng die freundschaftlichen Kontakte geknüpft sind. Ist das Thema Homosexualität im Männersport auch heute noch sehr verpönt, wird im weiblichen Bereich mit gleichgeschlechtlichen Neigungen etwas offener umgegangen.


    Speziell auf die Torhüterinnen ist es auch wohl so, wie TWT-NRW sagt. Mit einem männlichen Keeper macht man Übungen, Standards und versucht über eine gewisse Routine der Bewegungsabläufe die Ausbildung zu optimieren. Leistungskritik vertragen die Keeper meist gut, selbst härtere Worte sind schon nach kurzer Zeit in Vergessenheit geraten. Eine Torhüterin will auch im Training ganz genau wissen, warum sie dieses oder jenes richtig ist und anderes falsch. Fehlen diese Hinweise, so erkennt man rasch die Halbherzigkeit in den Ausführungen. Und während die männlichen Keeper meist im technisch-taktischen Bereich schlampen, lassen sich über die veränderte Funktion - weg vom Fussballtrainer hin zum Fussball-Lehrer - beachtliche Fortschritte erziehen. Überzeugen durch Kompetenz ist der beste Weg zum Erfolg im Frauensport. Wer aber glaubt, als Torwarttrainer mit umfangreichen Erfahrungen aus dem männlichen Bereich gut gerüstet zu sein, um auch Frauen erfolgreich trainieren zu können, der irrt! Es ist ein Abenteuer, auf das man sich einlassen muss!


    Ich denke, du hast ein sehr komplexes Thema für deine Abschlußarbeit gewählt. Falls du sie veröffentlichen möchtest, stelle doch bitte einen Link dazu ins Forum. Deine Ergebnisse dürften wohl viele engagierte passiven und aktive Anhänger des Frauenfussballs interessieren!

  • .... darf man nicht unterschätzen!



    Wichtig ist, dass man weiß, warum die Beteiligung am Training so gering ist.




    A-Jugend (17/18 Jahre) bedeutet (heran-) erwachsene Menschen und die können ja durch Schule, Ausbildung, Studium etc. Probleme beim Tagesablauf haben, aber trotzdem Spass am Spiel haben.




    Ich würde immer erst das Gespräch suchen, vor der Mannschaft sowie auch im Einzelgespräch. Dann kann dieses Problem vielleicht schon besser zu ertragen sein, für alle :)






    mfg Thoddi

    Einmal editiert, zuletzt von Thoddi ()

  • TW-Trainer,


    ich muss am Montag die Inhalte bzw. den Aufbau meiner Arbeit präsentieren und werde sie Ende September abgeben. Das wird auch der Zeitpunkt sein das ich diese Arbeit veröffentlichen werde. Den Hinweis wo diese Arbeit nachzulesen ist lasse ich euch dann zukommen.


    Ich habe als Ausgangspunkt der Arbeit die Frage "Ist Harmonie in einer Mannschaft wichtiger als der Erfolg?", diese Frage habe ich Spielerinnen von der Kreisliga bis zu 1. Frauen Bundesliga gestellt. Einige Ausführungen waren sehr überraschend.


    Gerade im Mädchen- und Frauenfussball ist es so das die Spielerinnen eine sehr feine Antenne dafür haben das sie schnell feststellen können ob du als Trainer ein Schaumschläger bist oder nicht. Ich behaupte auch das jeder in der Lage ist ein Mädchen-/Frauenteam trainieren kann. Das hat auch mit dem Auftreten zu tun, die ersten Minuten einer Vorstellung entscheiden ob sie dich akzeptieren oder nicht.
    Man muss als Trainer in diesem Bereich für sich klarstellen das man kommunikativ vorgehen muss. Gerade wenn man mit Torhüterinnen arbeitet, und da hat TW-Trainer auch recht, ist es wichtig viel zu reden.


    Ein Grundproblem ist aber auch das talentierte Spielerinnen die man gerne verpflichten möchte den Verein nicht verlasen wollen weil ihre Freundin/Freundinnen dort spielen und die müßte man ja zurücklassen. Trotz den Erfolgen der Frauen- und U20 Nationalmannschaft ist es nicht einfacher geworden Mädchen für den erfolgsorientierten Fussball zu gewinnen.

  • Ich bin schon sehr gespannt auf die gesamte Arbeit. Weil Frauen besser wissen, wie Frauen ticken, sind deine Ergebnisse sicherlich sehr hilfreich für die männlichen Trainer im Mädchen- und Frauenfussball.



    Bei Torhüterinnen ist das auch noch wieder etwas ganz anderes: Bei den männlichen Kandidaten gibt es eine beachtliche Anzahl von fast talentfreien Keepern, die die Positon mit Freude und Leidenschaft ausfüllen. Bei den Mädels gibt es einen großen Mangel auf dieser Position, weil es schon ein Portion Mut dazu gehört, sich einem Schuß aus kurzer Distanz entgegen zu stellen, forsch in ein 1:1 Duell voran zu gehen oder sich ins Getümmel von eigenen und gegneriischen Spielerinnen zu wagen. Aus der geringen Auswahl der mutigen und talentierten Mädchen entwickelt sich ein Teil deshalb nicht weiter, weil er zu trainingsfaul ist oder aber während der Pubertät so stark zunimmt, dass es immer schwieriger wird, die Erdanziehungskraft zweck Fangen eines hohen Balles entscheidend zu überlisten. Dennoch gibt es bis in die Regionalliga hinein Torhüterinnen mit niedrigem Körperschwerpunkt. Das liegt m.E. in erster Linie daran, dass die Sprungkraft im Vergleich zu den männlichen Torraumathleten deutlich geringer ausfällt und es vielmehr auf ein exaktes, situationsbezogenes Stellungsspiel ankommt. Außerdem werden bei den Mädchen-/Frauen fast alle Tore aus kurzer Distanz mit dem Vollspann erzielt. Auch dies gilt es beim Trainingsschwerpunkt zu berücksichtigen.


    Deine Behauptung, jeder könne eine Mädchen-/Fussballmannschaft trainieren, sofern er nicht als "Macho" auftritt (sondern ggf. nach dem Prinzip: Zuckerbrot und Peitsche verfährt) verstehe ich allerdings nicht so ganz. Ist soziale Kompetenz wichtiger als Sportliche? Denn wäre der Schluß: mit dem Spaß kommt der Erfolg von ganz allein!

  • An alle Interessierten!



    schaut euch mal die Homepage von www.atsv-frauen.de an. Hier wird gerade darüber berichtet, dass Trainer und Teammanager zurückgetreten sind. Als Rücktrittsmotivation wird genannt, dass die bisherige Stamm-Torhüterin in die 2. Mannschaft verbannt wurde und sich ein Teil der Spielerinnen mit der Keeperin solidarisiert hat. In der Nachfolge sollen dann auch 5 - 5 Spielerinnen eigenständig auf Trainersuche gegangen sein.



    Desweiteren sollte man wissen, dass das Frauen-Team von Scharmbeckstotel seit mehreren Jahren die Niedersachsen-Oberliga West dominiert, aber nunmehr zum 2 ten Mal am Aufstieg zur Regionalliga gescheitert ist. Recherchiert man als Neutraler mal nach den Leistungen der Torhüterin, so stößt man auf gewisse Defizite, die gerade den Unterschied zum Rest der Mannschaft ausmachen. Bei der Recherche nach der neuen Torhüterin stößt man jedoch auf ein ganz anderes "Kaliber" (Ex-2.BuLi-Keeperin und 3. Nationalkeeperin im Jugendbereich). Über so einen Wechsel wären viele froh, nicht unbedingt im Frauenfussball. Da gehen die Uhren anders und der Sport gerät leicht zur Nebensache.

  • Hallo TW-Trainer,


    da gab es in meiner Aussage einen kleinen Schreibfehler. Ich wollte sagen das NICHT jeder eine Mädchen- und Frauenmannschaft trainieren kann.
    Sorry das ich mich da falsch ausgedrückt habe. Die soziale Kompetenz ist hier aber sehr wichtig.


    Das von dier beschriebene Szenario ist kein Einzelfall im Frauenfussball. Auch ich habe eine ähnliche Situation Anfang 2009 mitgemacht und wir haben damals in der 2.Bundesliga gespielt.
    Das sich ein Teil der Spielerinnen solidarisieren ist im Mädchen-/Frauenfussball kein Phänomen mehr, fast muss man sagen das dies an der Tagesordnung ist.