Neue Spielerin sieht sich als Star

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  • Als Trainer einer erfolgreichen, homogenen B-Mädchenmannschaft (Verbandsliga) habe ich ein gedankliches Problem mit einer neuen Spielerin. Von der Qualität her könnte sie uns noch weiter nach vorne bringen.

    Bisher hat sie in einem Verein gespielt in dem sie der "Star" war. Dort hat sie im Sturm den Alleinunterhalter, recht erfolgreich, gespielt.

    Unsere Stärke liegt allerdings darin, das wir den Gegener durch unser Pass- und Kombinationspiel schlecht aussehen lassen. Da alle Tore schießen können sind wir für den Gegner sehr schwer zu berechnen bzw. alle Offensivkräfte schießen Tore. Sie allerdings spielt egoistisch, gibt den Ball kaum ab und wurstelt sich möglichst bis zum Torschuß durch. Der eigene Torhunger ist riesig. Das sie dabei den Spielfluß stört bzw. die anderen Spielerinnen verärgert ist offensichtlich.

    In persönlichen Gesprächen habe ich ihr mehrfach erklärt, das sie sich dem Spielsystem mehr anpassen muß, ansonsten werde ich sie nicht mehr in der Offensive einsetzen bzw. ganz aus dem Spiel herausnehmen. Beides ist inzwischen passiert.
    Mitlerweile habe ich das Gefühl sie hat zum Teil blockiert und in ihrer Spielweise verunsichert ist. Sie hat kaum noch Laufbereitschaft und vernachlässig völlig die Deckungsarbeit.

    Da sie ein wirkliches Talent ist, möchte ich an ihr festhalten, auch wenn die Mannschaft davon nicht wirklich begeistert ist.

    Wir würdet ihr die Blockade bei ihr lösen und bei der Mannschaft die bereits vorhandene Negativeinstellung aufheben ?

    www.bcefferen.mx35.de

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

    • Offizieller Beitrag

    Das wird richtig schwer. Hier bestehen gleich zwei große Probleme.

    1. Die Spielerin wird in der Mannschaft nicht akzeptiert. Löst Du dieses Problem nicht, hat sie keine Zukunft im Team.
    2. Es ist nichts ungewöhnliches, in einer Mannschaft der „Superstar“ zu sein. Beim Wechsel in ein stärkeres Team gibt es dann plötzlich mehrfache Konkurrenz. Dies kannst Du häufig auch in Auswahlmannschaften beobachten. Viele Spielerinnen haben damit Probleme. Hinzu kommt, in einer Vereinsmannschaft, dass bestehende Hierarchien gestört werden. Einige im Team fürchten um ihre Position (sozial und auf dem Feld), insbesondere wenn eine sehr gute Spielerin hinzukommt.

    Was kann man unternehmen?
    Zu 1. Warum akzeptiert das Team das Mädchen nicht? Hat dies persönliche Gründe oder bezieht sich die Abneigung nur auf ihre „Art“ Fußball zu spielen? Ersteres ist nur schwer zu ändern, ist aber häufig nicht der Abneigungsgrund. Sollte es so sein, hilft nur der Kontakt der Spielerin zum Team außerhalb des Fußballplatzes, um sich zu beschnuppern. Hier ist bereits der Trainer gefragt, der solche Treffen entsprechend organisieren und begleiten muss, damit überhaupt eine Kontaktaufnahme und gemeinsame Gespräche stattfinden.
    Die „Art“ Fußball zu spielen siehe unter Punkt 2.

    Zu 2. Anstatt dies Mädchen immer wieder zu kritisieren, solltest Du es vor dem Team schützen und keinesfalls öffentlich angreifen. Erkläre dem Team die Situation, in der sich die neue Spielerin befindet und das die Mannschaft die Aufgabe hat, das Mädchen fußballerisch zu integrieren. Nehmt sie in Eure Mitte und bringt sie auf die richtige Spur.
    Mag sich vielleicht komisch anhören, aber denke an die Situation des Mädchens: Sie war der „Superstar“ und möchte, bei Ballbesitz, immer Wunderdinge zeigen, damit die Mannschaft und insbesondere die Leistungsträger sie akzeptieren. Nehme ihr diesen Druck.

    Versuche im Training Übungen mit 3er oder 4er Gruppen anzubieten, die schwer durchzuführen sind und lasse diese Gruppen den reibungslosen Ablauf der Übungen allein erarbeiten. Dadurch rücken die Mädchen dichter zusammen, deshalb wähle die Zusammenstellung der Gruppe, in der der „Superstar“ trainiert, sorgfältig aus. Vielleicht bekommt sie dadurch schneller Kontakt, denn gemeinsame Erfolgserlebnisse schweißen zusammen
    Beobachte den „Superstar“. Wie ist ihr Verhalten in der Gruppe?


    Ich kann mich auch völlig täuschen, denn ich kenne das Mädchen nicht.

  • Menschlich ist sie gut integriert. Sie hat regelmäßigen, privaten Kontakt mir den meisten anderen Spielerinnen. In diesem Bereich läuft es recht gut.

    Das Problem entsteht nur bei Spielen. Selbst beim Training kombiniert sie mit den anderen das es richtig Spaß macht zuzuschauen. Ansonsten würde ich nicht so an ihr festhalten wollen. Ich weiß genau sie kann es. Das ganze ist eine Kopfsache. Die Frage ist nur wann es "klick" bei ihr macht.

    Die Konkurenzsituation halte ich für nicht ausschlaggebend, da sich alle Spielerinnen selbst recht gut einschätzen können und wir als wirkliches Team auftreten (Das gilt auch für alle Neuzugänge) .
    Es ist einfach ärgerlich für die anderen Spielerinnen wenn sie bei bei besten Chancen in denen sie freistehen nicht angespielt werden. Sobald der sogenannte "Star" die anderen wieder mitspielen läßt, ist das Problem gelöst. 8)


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  • Im Spitzenspiel unserer Staffel hat es zum erstenmal "Klick" bei meinem Problemkind gemacht.

    Gegen einen an diesem Tag spielerisch und technisch überlegenen Gegner, konnten wir Auswärts, nur dank schneller Kombinationen nach einem 0:1 Rückstand bestehen.
    Ich kann es immer noch nicht richtig glauben. Sie spielte einwandfrei mit allen anderen Spielerinnen zusammen Und siehe da sie schoß zwei wundervolle Tore zum 2:1. Beim zweiten Treffer hob sie den Ball geschickt über die gegnerische Torfrau (in der letzten Miunte).

    Der schönste Moment war, als sie sich jeweils bei ihren Mitspielerinnen für die guten Zuspiele bedankte und sich alle gemeinsam freuten.

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